
Der Einsatz von ätherischen Ölen in der Pflege erfreut sich immer größerer Beliebtheit, denn die Aromapflege führt nicht nur nachweislich zu positiven Effekten wie geringeren Schmerzen und gesteigertem Wohlbefinden, die Pflanzenessenzen stellen auch eine duftende Möglichkeit dar, Patienten und Pflegekräften etwas Gutes zu tun. Doch woher stammt die Aromapflege und wie kann sie im klinisch-pflegerischen Alltag angewendet werden?
Was ist Aromapflege?
Die Aromapflege ist eine aus der Aromatherapie abgeleitete Pflegeanwendung, welche sich gezielt naturbelassener ätherischer Öle, Pflegeöle und Pflanzenwässern bedient und in der Gesundheits- und Krankenpflege zunehmend als ergänzende Pflegemethode eingesetzt wird. Entgegen vieler Annahmen, ist die Wirksamkeit ätherischer Öle mittlerweile sogar durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt.
Ätherische Öle sind pflanzliche Duftstoffe, welche mittels Wasserdampfdestillation oder Kaltpressung aus den Wurzeln, Blüten, Blättern, Zweigen, Früchten oder Ästen der Pflanzen gewonnen werden und Einfluss auf Körper Geist und Seele nehmen sollen. Die stark duftenden Substanzen wirken einerseits über die Haut, indem sie dem Körper durch einreiben oder Kompressionen zugeführt werden. Andererseits entfalten ätherische Öle ihre Wirkung über den Geruchssinn, indem sie über die Nase aufgenommen werden und das limbische System im Gehirn beeinflussen, welches für das Gefühls- und Triebleben sowie alle damit zusammenhängenden Organfunktionen verantwortlich ist.
Die Aromapflege stellt eine ganzheitlich orientiere, ergänzende Pflegemaßnahme dar, von deren positiven Effekten sowohl die Pflegebedürftigen, als auch das Pflegepersonal selbst profitiert. Ziel der Aromapflege ist es, körperliche Beschwerden zu lindern, Befindlichkeitsstörungen zu harmonisieren, und dass allgemeine Wohlbefinden sowie die Lebensqualität eines jeden Patienten zu steigern.
Herkunft der Aromapflege
Die Anwendung ätherischer Öle ist sicher keine Erfindung der Neuzeit. Das Wissen um die gesundheitsfördernde, wohltuende und lindernde Wirkung ätherischer Öle, welche aus Pflanzen gewonnen werden, ist den Menschen schon seit Jahrhunderten weltweit bekannt. Es gibt keinen eindeutigen Hinweis darauf, wo in der Welt die Aromapflege ihren Ursprung hatte, aber sie wurde im Laufe der Geschichte in vielen verschiedenen Kulturen eingesetzt. Schon die alten Ägypter, Chinesen und Römer sowie Heilkundige und Priester verwendeten die duftenden Pflanzenessenzen aufgrund ihres angenehmen Geruchs sowie zu medizinischen und kosmetischen Zwecken. Die Namensquelle der Aromatherapie stammt von dem französischen Chemiker René-Maurice Gattefossé aus dem Jahre 1937. Als dieser 1910 eine Verbrennung erlitt, entdeckte er die schmerzlindernde und beruhigende Wirkung des Lavendelöls.
Unterschied Aromatherapie und Aromapflege
Ziel der Aromatherapie ist die Erhaltung der Gesundheit, Linderung von Beschwerden und Heilung von Krankheiten. Sie wird deshalb von einem Arzt angeordnet und darf lediglich von Ärzten und Heilpraktikern ausgeübt werden. Die Aromapflege hingegen dient der Erhaltung der Gesundheit und Linderung von Beschwerden als begleitende Maßnahme zu bestehenden Therapien. Sie darf im Gegensatz zur Aromatherapie auch von dafür ausgebildeten oder angelernten Pflegefachkräften praktiziert werden, insofern Patient und Arbeitgeber damit einverstanden sind. Einen weiteren Unterschied stellen die verwendeten Dosierungen dar. Während in der Aromatherapie höhere Dosierungen verwendet werden, kommt die Aromapflege mit niedrigeren Mengen aus.
Anwendung von Aromapflege
Die Aromapflege kann sowohl in allen Bereichen der stationären, als auch in der ambulanten Pflege ein wertvoller Begleiter sein, denn die Anwendungsbereiche sind vielseitig. Falls möglich, sollte individuell mit der pflegebedürftigen Person besprochen werden, was im Rahmen der Aromapflege bewirkt werden soll. So wirken Kamille oder Pfefferminz schmerzstillend, Mandarine und Rose können stimmungsaufhellend wirken, Nelken und Salbei wird hingegen eine antibiotische und desinfizierende Wirkung zugeschrieben.
Des Weiteren sollten Patienten oder deren Angehörige vor der Anwendung von ätherischen Ölen unbedingt nach Allergien gefragt werden. Die Anwendungsmöglichkeiten sind auch im Bereich der Pflege vielseitig. Die wohl am weitesten Verbeitete ist die Raumaromatisierung mit Hilfe von Duftlampen oder auch Aerosolgeräten. So kann einerseits der Raumduft verbessert werden, andererseits kann die Luft in den Krankenzimmern desinfiziert werden. Die Anwendung der ätherischen Öle als Mund- oder Rachenspülung eignet sich aufgrund der antikbakteriellen Wirkung besonders, um Keime und Pilze abzutöten.
Auch die Einreibung oder Massage stellt eine weitere Anwendungsmöglichkeit der Aromapflege dar und bietet sich vor allem bei Muskelverspannungen oder Gelenkschmerzen an und lässt sich auch an einzelnen Körperteilen wie Händen, Füßen, Nacken oder Rücken durchführen. Besonders beliebt ist die Anwendung der Aromapflege in Voll- oder Teilbädern. Hier wird die Pflanzenessenz gleich doppelt vom Körper aufgenommen: Einerseits über Atemwege und über den Geruchsinn, anderseits werden die Öle von der Haut aufgenommen und wirken auf den Organismus.
Wirkungsweise von Aromapflege
Ätherische Öle können auf verschiedene Weisen in den Körper gelangen um ihre Wirkung zu entfalten. Die bedeutendsten sind jedoch mittels des Geruchssinns sowie über die Haut. Gelangen die Pflanzenessenzen mittels der Nase (beispielsweise durch Inhalation) in den Körper des Patienten, so dringen sie über die Schleimhäute vor zu den darin enthaltenen Riechzellen. Von dort aus gelangen die Duftinformationen ins limbische System des Mittelhirns. Diese Gehirnregion ist vor allem für Gefühlsreaktionen auf Umwelteinflüsse verantwortlich und steht in enger Beziehung zur Hormonproduktion sowie zum Immunsystem.
Auch die Arbeit des vegetativen Nervensystems, welches vor allem für Atmung, Schlaf, Kreislauf und Ausscheidung zuständig ist, wird von hieraus gesteuert und kann mittels ätherischer Öle positiv beeinflusst werden. Des Weiteren können die Öle mittels der Haut in den Körper des Menschen gelangen. Dies kann beispielsweise über Massagen, oder auch Einreibungen erfolgen. Ein wesentliches Merkmal der Pflanzenessenzen ist es, dass deren chemische Zusammensetzung besonders gut dafür geeignet ist, durch die Zellmembranen und die Haut hindurchzugehen um anschließend mittels der Blutbahn zu den Organen des Körpers zu gelangen. Dort können die ätherischen Öle schlussendlich ihre Wirkung entfalten.
Wer darf die Aromapflege ausüben?
Grundsätzlich darf die Aromapflege im Gegensatz vor Aromatherapie, welche ausschließlich von Ärzten und Heilpraktikern ausgeübt werden darf, von Pflege- und Betreuungskräften aller Art, beispielsweise aus ambulanten, teilstationären sowie stationären Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern praktiziert werden. Auch Heilpraktiker, sowie Heilpraktiker für Psychotherapie, Physiotherapeuten, Masseure, Hebammen, Gesundheitsberater, Wellnessberater, Fitness- und Wellnesstrainer oder Entspannungstherapeuten dürfen mit den Pflanzenessenzen arbeiten. Wenn die Aromapflege im Klinikalltag Anwendung finden sollte, ist es jedoch von oberster Priorität, mit nachvollziehbaren Kenntnissen ausgestattet zu sein, um adäquate Anweisungen geben und treffen zu können.
Dies bedeutet im Endeffekt, dass die Fachkräfte der Pflegebrache über eine Weiterbildung im Bereich der Aromapflege verfügen sollten um diese Fachgerecht praktizieren zu können. Eine solche Weiterbildung kann sowohl berufsbegleitend, als auch per in Blockveranstaltungen oder mittels Fernlehrgang absolviert werden und umfasst neben den Grundsagen der Aromapflege auch Inhalte über die Anwendung ätherischer Öle. Ziel der Weiterbildung, welche eine durchschnittliche Dauer von rund 160 Unterrichtseinheiten umfasst, ist es Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Heilpflanzenkunde und der Aromapflege zu vermitteln. Die Absolventen sollten nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung in der Lage sein, die Pflanzenessenzen auf verschiedene Weisen anzuwenden und Kenntnisse darüber besitzen, welche Öle bei welchen Erkrankungen sinnvoll sind und zu welchen Nebenwirkungen es unter Umständen kommen kann.
Aromapflege in der Praxis
Neben dem behandelnden Arzt können auch andere Berufsgruppen wie Altenpfleger/innen oder Physiotherapeut/innen im Rahmen ihrer jeweiligen beruflichen Expertise die Aromapflege einsetzen. Wie Studien belegen, können ätherische Öle nicht nur Schmerzzustände lindern, sondern auch das Wohlbefinden verbessern und die Lebensqualität steigern. Im Rahmen der Pflege können ätherischen Öle beispielsweise eingesetzt werden, um die Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Übelkeit oder Erbrechen zu lindern. Des Weiteren können die Öle in Salben eingearbeitet werden, um Hautirritationen oder Muskel- und Gelenkschmerzen zu lindern. Leidet ein Patient an Schlaflosigkeit, so sind Lavendel oder Bergamotte-Öl die Mittel der Wahl. Auch Wickel finden in der Pflege häufig Anwendung: Entsprechend des Krankheitsbildes, können die ätherischen Öle auf die Innenseite der Wickel aufgetragen werden, welche dann warm, kühl oder gar trocken zu Verwendung kommen. Durch die Wickelschichten kann das ätherische Öl nicht so leicht nach außen dringen und wirkt somit nachhaltig und lange über die Haut ein.
Obwohl die Aromapflege einfach umzusetzen ist, lässt sie sich in vielen Fällen aufgrund von Zeitdruck und Personalmangel schlecht als pflegerisches Konzept im Alltag der Einrichtungen integrieren. Aufgrund dessen ist es ratsam, wenn sich die Einrichtungen zunächst auf eine geringe Anzahl von ätherischen Ölen zu beschränken. Dies bietet den Vorteil, dass das Pflegepersonal mit den Inhaltsstoffen, Indikationen und Kontraindikationen der jeweiligen Öle vertraut ist und diese gezielt anwenden kann. Die begrenzte Anzahl an Substanzen ermöglicht es den Beschäftigten, im stressigen Pflegealltag einen besseren Überblick zu behalten. Auch die Einführung einer klaren Verfahrensanweisung in Form eines schriftlich ausgearbeiteten Plans zur praktischen Durchführung der Aromapflege verschafft den Pflegern Sicherheit und sorgt für ein einheitliches Vorgehen im Rahmen der Aromapflege.
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