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Die aseptische Wunde, die dem Begriff entsprechend keimfrei ist, gehört zu einer der vier klassischen Wundkontaminationsklassen. Diese spielt vor allem für eine erfolgreiche und zielgerichtete Wundversorgung bei dem/-r Patienten/-in eine wichtige Rolle. Hierdurch ist es dem Pflegepersonal in ärztlichen Praxen und Krankenhäusern möglich, auf die vorliegende Wunde individuell zu reagieren und diese entsprechend zu behandeln. Ziel der Behandlung einer aseptischen Wunde ist es dabei, Keime weiterhin fernzuhalten und somit den aseptischen Zustand weiterhin zu gewährleisten.
Der folgende Artikel beleuchtet daher genauer, was eine aseptische Wunde ist, wodurch sich diese von anderen Wunden unterscheidet und wie diese behandelt wird.
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Aseptische Wunde – Definition
Eine aseptische Wunde bezeichnet in der Fachterminologie eine „saubere“ Wunde. In der Regel sind diese vollständig beziehungsweise größtenteils keimfrei und demnach aseptisch. Aus diesem Grund definiert man eine aseptische Wunde als frei von mikrobakterieller Besiedlung und ohne entzündliche Stellen. Eine solche Wunde kann beispielsweise durch einen aseptischen Eingriff, wie eine Operation oder Punktion, entstehen. Im Anschluss wird diese Wunde dann primär verschlossen. Das kann unter anderem mit Hilfe von Klammern oder Nähten erfolgen.
Der Ort der Operationswunde spielt dabei zusätzlich eine entscheidende Rolle. So zählen Wunden in Körpergebieten mit höherer Infektionsgefahr, wie dem Genitalbereich oder dem Anus, häufig in die Kategorie der „bedingt aseptischen Wunden“. Denn diese sind zwar meist klinisch sauber, dennoch aber leicht kontaminiert.
Einfluss des Kontaminationsgrades
Der Grad der Kontamination, also der Verschmutzung einer Wunde, ist ausschlaggebend für die Unterteilung verschiedener Wundgruppen. Diese Einteilung hat dabei auch auf den späteren Behandlungsverlauf einen Einfluss. So spricht man zum Beispiel bei einer keimbesiedelten Wunde von einer septischen Wunde. Das Ziel der Wundbehandlung und des Verbandswechsels einer septischen Wunde ist demnach die Bekämpfung vorhandener Keime. Die Versorgung aseptischer Wunden dient hierbei dazu, Keime von der Wunde fernzuhalten.
Aseptische Wunde – Behandlung
Für die Behandlung aseptischer Wunden gibt es klare Vorschriften und Vorgaben. Diese erleichtern es den Pflegefachkräften eine einheitliche und der Wunde angemessenen Versorgung zu gewährleisten. Auf diese Weise ist es daher möglich, dass Risiko einer Infektion mit Keimen deutlich zu reduzieren. Damit die aseptische Wunde auch tatsächlich keimfrei bleibt, müssen stets die grundsätzlichen Hygienevorschriften beachtet, ein korrekter Verbandswechsel vorgenommen und die Regeln der Wunddokumentation beachtet werden. Die folgenden Abschnitte stellen daher die allgemeinen Hygiene- und Reinigungsgrundsätze dar und können als detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung dienen.
Allgemeine Hygienegrundsätze
Die Beachtung allgemeiner Hygienegrundsätze gilt grundsätzlich für alle Menschen, ist allerdings von Fachkräften im Gesundheitswesen sowie Personen, die pflegend tätig sind, besonders zu beachten. Dabei ist neben Desinfektionsmaßnahmen, auch die Basishygiene nicht zu vernachlässigen. Zu dieser zählt das Verwenden von Einmal-Handtüchern, auch beim Husten und Niesen, beziehungsweise das Niesen oder Husten in die Ellenbeuge. Des Weiteren ist eine sorgfältige Handhygiene unverzichtbar, beim Versuch die Übertragung von Keimen zu vermeiden.
Häufiges und mindestens 30-sekündiges Händewaschen beim Betreten und Verlassen eines Haushaltes sowie nach Kontakt zu Patienten und Patientinnen, ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Zudem sollte es vermieden werden, mit ungewaschenen Händen das Gesicht und insbesondere die Schleimhäute im Gesichtsbereich zu berühren. Bei der aseptischen Wundversorgung kommen darüber hinaus weitere Aspekte wie das Tragen von einem Mund-Nasen-Schutz und sterilen Handschuhen sowie bei Bedarf eines Schutzkittels hinzu.
Vorbereitung
Im Rahmen des Verbandswechsels einer aseptischen Wunde sind sowohl das Material als auch der/die Patient/in vorzubereiten. Bei der Vorbereitung des Materials sollte man zunächst alle wichtigen Materialien auf einer passenden Oberfläche, wie beispielsweise einem Tablett oder der Ablage von einem Verbandswagen, bereitstellen. Dabei muss man alle Unterlagen, mit denen die Materialien in Kontakt kommen, zuvor mit einem Flächendesinfektionsmittel behandeln. Es sollte zudem dafür gesorgt werden, dass eine passende Entsorgungsmöglichkeit für die benutzten Materialien zur Verfügung steht.
Ein wichtiger Schritt der Vorbereitung ist es außerdem, den/die Patienten/-in über den Zweck und die Vorgehensweise bei der Wundversorgung zu informieren. Die zuständige Pflegefachkraft sollte hierbei auch auf Ängste und Sorgen reagieren und diese mit der betroffenen Person besprechen. Weiterhin ist der/die Patient/in so schmerzfrei zu positionieren, dass die Wunde frei zugänglich ist. Bevor es dann zum Verbandswechsel kommt, ist die Schutzkleidung anzuziehen. Anschließend erfolgt die hygienische Händedesinfektion. Nach abwarten der Einwirkzeit kann man unsterile Einweghandschuhe anziehen und mit der Prozedur beginnen.
Reinigung
Je nach ärztlicher Verordnung erfolgt die Reinigung der aseptischen Wunde auf unterschiedliche Art und Weise. In der Regel findet die Wundreinigung während des Verbandswechsels statt. Dabei ist es wichtig, die bereits erwähnte Handhygiene vor dem Kontakt mit Patienten/-innen vorzunehmen. Zum Waschen der Hände kommt hierbei auch die Handdesinfektion hinzu. Außerdem sollte man Wunden niemals mit den bloßen Händen versorgen. Daher müssen Pflegefachkräfte hierbei unbedingt mit Schutzhandschuhen arbeiten. Die Wunde reinigt man dann im Anschluss meist mit einer Kochsalzlösung.
Darüber hinaus sollte bei der Reinigung einer aseptischen Wunde darauf geachtet werden, dass die Fenster geschlossen sind und sich möglichst wenig Personen im Raum aufhalten. Auf diese Weise minimiert man das Risiko einer Keimübertragung. Um eine möglichst schnelle und problemlose Wundheilung zu sichern, ist es sinnvoll, den/die Patienten/-in mit einzubeziehen. Hierzu sind aufklärende Flyer und Gespräche sowie eine Demonstration der Prozedur dienlich. Dies ermöglicht es Patienten/-innen eigenständig die Reinigung und Wundversorgung durchzuführen und die Heilung positiv zu beeinflussen.
Verband und Verbandswechsel
Beim Anlegen und Wechseln des Verbands einer aseptischen Wunde ist es entscheidend, dass das Pflegepersonal alle wichtigen Schritte berücksichtigt und diese sorgfältig abarbeitet. Dabei umfassen die einzelnen Vorgänge in der Regel die folgenden Bestandteile:
- Abnahme des alten Wundverbandes: Verband und Verbandfixierung werden nun bis auf die, die Wunde bedeckende Kompresse, abgenommen und direkt entsorgt. Die Wundkompresse kann nun mit einer Pinzette vorsichtig abgetragen werden. Sollte dies nicht einfach funktionieren, kann eine Kochsalzlösung hilfreich sein, um Wundauflagen zu lösen. Nach der Abnahme wird die Wundauflage gemeinsam mit den Einweghandschuhen entsorgt.
- Wunduntersuchung: Die frei gelegte aseptische Wunde kann jetzt nach pathologischen, also krankhaften Veränderungen untersucht werden. Wichtig ist dabei, dass zuvor eine erneute Handdesinfektion stattfindet. Pflegefachkräfte sollten hierbei auf Rötungen, Schwellungen, Hämatome, sprich Blutansammlungen und Sekretion, dem Austritt von Wundflüssigkeit, achten. Sollte ein Infektionsverdacht bestehen, muss ein/e Arzt/Ärztin informiert und gegebenenfalls ein Wundabstrich entnommen werden.
- Wundreinigung: Vor der Reinigung der Wunde sollte die Fachkraft sterile Einweghandschuhe anziehen, vor allem dann, wenn direkter Wundkontakt nicht ausgeschlossen werden kann. Danach wird die Wunde von innen nach außen mit einer sterilen Pinzette und in Kochsalzlösung getränkten Tupfern gereinigt. Sollte es ärztlich angeordnet sein, kann die Wunde auch mit einem Wunddesinfektionsmittel behandelt werden. Bei aseptischen Wunden ist dies in der Regel jedoch nicht nötig und schadet im Gegenteil möglicherweise sogar. Grundsätzlich entscheidet jedoch der Zustand der Wunde, welche Schritte zu ergreifen sind.
- Verschließen der Wunde: Im Anschluss kann man die aseptische Wunde, je nach Heilungsgrad, entweder offenlassen oder einen neuen Verband anbringen. Man bringt den/die Patienten/-in danach wieder in eine komfortable Position. Der Verbandswechsel ist abgeschlossen.
Aseptische Wunde – Wunddokumentation
Im Anschluss an die Behandlung der aseptischen Wunde erfolgt die Wunddokumentation. Der Leitspruch der medizinischen Dokumentation lautet dabei im Allgemeinen: „Was nicht dokumentiert ist, gilt als nicht gemacht“. Dieses Motto zeigt, wie wichtig eine vollständige Dokumentation für einen reibungslosen Ablauf ist. Die Wunddokumentation kann hierbei, je nach Einrichtung, sowohl in Papierform als auch digital erfolgen. Eine schriftliche Dokumentation ist jedoch in jedem Falle aus haftungsrechtlichen Gründen gesetzlich vorgeschrieben. Um diesen Ansprüchen nachkommen zu können, ist eine entsprechende fachliche Kompetenz der ausführenden Fachkraft eine Voraussetzung.
Jederzeit zu dokumentieren sind dabei die Länge und Breite der Wunde, deren Oberflächenbeschaffenheit sowie die Beschaffenheit des Wundrandes. Zudem kann auch ein Bericht über die Tiefe und den Geruch der Wunde geführt werden. Eine weitere Möglichkeit im Rahmen der Dokumentation ist die Fotodokumentation, die eine realistische Abbildung der Wunde und des Heilungsverlaufs bietet. Findet die untersuchende Person Auffälligkeiten oder es besteht der Verdacht auf eine Infektion, sollte diese das ebenfalls detailliert dokumentieren. Um zu wissen, wie sich eine Wunde im Verlauf verändert, ob eine Heilung stattfindet oder es zu Schwierigkeiten kommt, ist eine ausführlich Wunddokumentation daher unerlässlich.
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- Rechtsdepesche, Hygienischer Verbandwechsel, https://www.rechtsdepesche.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Lebenshilfe Augsburg, Grundsätzliche Hygienemaßnahmen, https://www.lebenshilfe-augsburg.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Hygienetipps, https://www.infektionsschutz.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Stiftung ZQP, Tipps zur Hygiene für Pflegende, https://www.pflege-praevention.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Pflegebox, Wundversorgung, https://pflegebox.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Mölnlycke, Möglichkeiten der Wundreinigung, https://www.molnlycke.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Mölnlycke, Wunddokumentation, https://www.molnlycke.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)
- Draco, Wunddokumentation, https://www.draco.de/... (Abrufdatum: 27.09.2022)