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Eine Aspirationsprophylaxe verhindert, dass sich ein pflegebedürftiger Patient verschluckt. Dies kann im Pflegealltag häufig auftreten, weswegen man bestmöglich vorbeugen sollte. Welche Maßnahmen dafür geeignet sind und angewendet werden, sowie das Vorgehen im akuten Fall, ist ausführlich in diesem Artikel geschildert.
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Aspirationsprophylaxe – Definition
Alle pflegerischen und ärztlichen Maßnahmen, die eine Aspiration vermeiden beziehungsweise vorbeugen, zählen zur Aspirationsprophylaxe. Grob gesagt, werden alle Handlungen darunter verstanden, die dem Verschlucken vorbeugen. Das können etwa Handgriffe oder bestimmte Vorbereitungen bei der Nahrungsanreichung sein.
Was ist Aspiration?
Aus dem lateinischen aspirare übersetzt ("Luft aushauchen"), wird allgemein das Eindringen von Erbrochenem oder Inhalt des Magens, Flüssigkeiten aus dem Mundraum wie Speichel oder Blut oder von Fremdkörpern in die Atemwege verstanden. Sie kann vorwiegend während des Einatmens durch gestörte oder nicht vorhandene Schutzreflexe passieren, was vor allem bei pflegebedürftigen Patienten mit verminderter Vigilanz und einer Schluckstörung der Fall ist. Gesunde und wache Patienten schützen sich vor einer Aspiration mittels dem Husten- und Schluckreflex.
Aspiration – Risiken
Bestimmte Patientengruppen sind besonders gefährdet für eine Aspiration. Dazu zählen ältere Patienten, die zudem auch bettlägerig sind. Bei ihnen ist der Hustenreflex nicht mehr gut genug ausgeprägt, der eigentlich das Verschlucken verhindern soll. Verschluckt sich ein gesunder Mensch, so registrieren Hustenrezeptoren in den oberen oder unteren Atemwegen die Reizung und informieren über den Nervus vagus den Hirnstamm. Dieser sorgt für ein Husten, das im Regelfall den Fremdkörper wieder nach oben befördert. Dieser Reflex ist bei diversen Personen entweder durch Alter, Erkrankung mit folgender Muskelschwäche oder anderen motorischen und neurologischen Einschränkungen beeinflusst und nicht genug ausgeprägt.
Zusätzlich riskant ist eine vorliegende Schluckstörung. Der Schluckakt läuft nur teilweise willentlich ab, der Großteil erfolgt unbewusst und autonom. Besonders Störungen der zweiten Phase des Schluckakts führen zu einer Aspiration. Der Muskel der Speiseröhre (Ösophagus) öffnet sich nur langsam, wodurch sich die Flüssigkeit oder Nahrungsbrei zurück staut und in die unverschlossene Luftröhre gelangt. Der Muskel funktioniert normalerweise wie ein Schienenschalter des Zuges und kann entscheiden, ob Luft in die Luftröhre oder Nahrung in die Speiseröhre geleitet wird. Dieses System ist gestört.
Aspiration – Symptome
Symptomatisch präsentiert sich eine Aspiration während der Nahrungsaufnahme. Es kommt zum Verschlucken, Husten, Würgen, Ausspucken der Nahrung und im schlimmsten Fall auch zu einer Aspirationspneumonie, wo ein Fremdkörper eine Lungenentzündung verursacht.
Vor dem Essen oder Trinken können sich auch Symptome zeigen. Haben Patienten bereits längere Zeit mit Problemen beim Schlucken zu kämpfen und häufig Schmerzen, Atemnot oder Angst in diesem Zusammenhang, können dies Hinweise auf eine bisher nicht erkannte Problematik mit Aspiration sein. Aspiration kann nicht nur auffällig sein, sondern auch still auftreten, wobei teilweise weder Patient noch Pflege oder Betreuung sie mitbekommen. Das Husten oder Würgen bleibt aus, sodass der Fremdkörper in der Lunge verbleibt und dort eine Lungenentzündung oder Schmerzen auslösen kann.
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Aspirationsprophylaxe – Maßnahmen
Die prophylaktischen Maßnahmen lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen. So können Handgriffe und Stimulationen, überwachte Nahrungsverabreichung, eine bestimmte Kostform oder auch eine Stärkung der Kaumuskulatur und der mimischen Muskulatur einer Aspiration vorbeugen.
Für die Kostform eignen sich breiige Speisen und teilweise angedickte Nahrung. Flüssigkeiten können vom Patienten schlechter kontrolliert werden und sind so zu risikobehaftet. Die Konsistenzanpassung ist ein wichtiges Konzept im Zuge der Therapie. Zu Beginn kann meist nur dickflüssige Nahrung gegessen werden, mit zunehmender Besserung sind immer flüssigere Nahrungsmittel möglich. Auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung ist immer zu achten, sodass keine Mangelerscheinungen auftreten.
Aktive Bewegungsübungen stärken die Muskulatur zum Kauen und die mimische Muskulatur. Patienten können diese Übungen täglich einbauen, um wieder selbstständiger zu werden. Dazu zählen das Backen aufblasen, Lippen spitzen, Zunge herausstrecken und Bewegungen mit dem Kiefer.
Die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme ist ein weiterer essentieller Bestandteil der Prophylaxe. Nach entsprechender Vorbereitung hilft die Pflegekraft dem Patienten, angemessen große Speisestücke zu sich zu nehmen und ihn zur Nahrungsaufnahme zu motivieren. Sie kontrolliert den Schluckvorgang und kann ihn im Zweifel durch Streichen über den Kehlkopf aktivieren. Um Reflux zu verhindern, sollte der Patient nach Nahrungsaufnahme noch etwa zwanzig Minuten in sitzender Position verbringen.
Aspirationsprophylaxe – Fallbeispiel
Wie handelt eine Pflegekraft im Notfall? Folgende Situation spielt sich ab: Sie sind eine erfahrene Altenpflegerin und reichen einem bettlägerigen Bewohner mit Zustand nach einem Schlaganfall und dadurch bedingter Schluckstörungen Essen an. Plötzlich fängt er stark an zu husten und zu würgen. Sie erkennen die Notfallsituation und bleiben ruhig und bedacht.
Im ersten Schritt versuchen Sie, den Bewohner durch eine Lagerung des Oberkörpers nach vorne zum Husten zu bringen. Dafür setzen Sie sich seitlich aufs Bett, stützen mit einem Arm den nach vorne gebeugten Oberkörper und schlagen mit dem anderen fünf Mal kräftig zwischen die Schulterblätter. Wenn dies nicht die gewünschte Besserung bringt, alarmieren Sie den zuständigen Arzt und legen den Oberkörper des Patienten über die Bettkannte und wiederholen den Vorgang.
Leidet der Bewohner noch immer unter Luftnot, muss eine Inspektion des Mundraumes und anschließend eventuell eine endotracheale Absaugung der Atemwege erfolgen. Als Ultima Ratio kann der Heimlich-Handgriff eingesetzt werden.
Absaugen der Atemwege und Heimlich-Handgriff
Diese Maßnahmen finden ihre Anwendung in Notfallsituationen einer Aspiration. Besonders auf Intensivstation oder bei hochgradig gefährdeten Patienten muss am Krankenbett stets ein einsatzfähiges Absauggerät zur Verfügung stehen, um schnell eingreifen zu können.
Der Heimlich-Handgriff sorgt mittels Druck im Oberbauch dafür, dass das Zwerchfell kontrahiert und somit einen Hustenreflex simuliert. Dafür stellt sich die Pflegekraft hinter den Patienten, legt den Daumen unterhalb des Brustbeins auf und umschließt die Hand mit der anderen. Mit beiden Armen führt sie jetzt maximal fünf Oberbauchkompressionen auf. Diese Methode sollte nur im äußersten Notfall verwendet werden, da sie zu schweren inneren Verletzungen führen kann.
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Häufige Fragen
- Was ist das Ziel der Aspirationsprophylaxe?
- Welche Maßnahmen gehören zur Aspirationsprophylaxe?
- Warum Aspirationsprophylaxe bei Parkinson?
Das Ziel einer Aspirationsprophylaxe ist ein Verschlucken von Flüssigkeiten oder Nahrung bestmöglich zu verhindern. Das ist besonders bei älteren, pflegebedürftigen Menschen und Patienten mit neurologischen oder muskulären Einschränkungen wichtig. Ihr Schluckakt und Hustenreiz ist gestört, sodass die Nahrung nicht mehr absolut sicher in die Speiseröhre gelangt und so in die Atemwege geleitet wird. Mit der Prophylaxe sollen schlimmere Erkrankungen wie beispielswiese eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) verhindert werden.
Zu den Maßnahmen der Aspirationsprophylaxe zählt vorwiegend die kontrollierte und überwachte Nahrungsaufnahme durch geschultes Pflege- und Betreuungspersonal, in Kombination mit Handgriffen, die den Schluckreflex auslösen und die richtige Darbietungs- und Kostform des Essens. So ist das Mischen von verschiedene Konsistenzen sowie das Anbieten saurer Nahrungsmittel nicht sinnvoll. Vorzuziehen sind breiige Nahrungsmittel und ungesüßter Tee. Auch eine Stärkung der Kau- und Schluckmuskulatur ist besonders hilfreich, um das Risiko einer Aspiration zu vermindern.
Beim idiopathischen Parkinsonsyndrom tritt als Spätsymptom bei etwa 70 bis 80 Prozent der Betroffenen eine Dysphagie auf, eine Schluckstörung. Kommt es zu einer Aspiration, kann diese zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen. Das vermehrte Auftreten von Atemwegsinfektionen, Dehydration oder Malnutrition (zu wenig Flüssigkeit und Nahrung), bedingt durch die Schluckstörung, führt zu einer hohen Sterblichkeitsrate innerhalb der nächsten zwei Jahre nach Auftreten der Dysphagie. Um diese Erkrankungen zu minimieren und dem Patienten damit eine möglichst gute und lange Lebenszeit zu ermöglichen, ist die Aspirationsprophylaxe essentiell.
- Röpke K., Pflegehilfe und Pflegeassistenz : Grundlagen und Praxis für Kranken- und Altenpflege, 1. Auflage 2018, Kohlhammer Verlag
- Schellenberg M et. al., Pflegewissen Pneumologie, 2. Auflage, Springer
- Dysphagie beim Morbus Parkinson, https://www.universimed.com/... , (Abrufdatum: 21.06.2024)
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