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Wo Erkrankungen oder schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen die Körperwahrnehmung stören und die verbale Kommunikation verhindern, kann die Basal-Stimulation häufig die Distanz überwinden und Vertrauen schaffen. Denn diese Methode, die in der Pflege häufig zur Anwendung kommt, stellt einen Kontakt über alle Sinne des Körpers her.
Wie sie funktioniert und welche Möglichkeiten sie bietet, schildert dieser Artikel.
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Was ist Basale Stimulation in der Pflege?
Die Basale Stimulation ist eine non-verbale Form der Kontaktaufnahme. Sie adressiert die Sinne des Menschen durch das Erzeugen von gezielten Reizen, die Betroffene bewusst oder unbewusst registrieren oder erwidern. So wird die Wahrnehmung des eigenen Körpers in seiner Gestalt gefördert und die Grenzen zur Umgebung gewinnen wieder mehr Kontur. Gleichzeitig entstehen neue Berührungspunkte mit dem Umfeld.
Je nach Krankheitsbild und Ziel der Behandlung kommen verschiedene Stimulationswege in Betracht, die man miteinander kombinieren kann. Der Behandler entwickelt für jeden Betroffenen ein individuelles Konzept.
Herkunft und Ursprung
Vor knapp drei Jahrzehnten passte die Pflegewissenschaftlerin Christel Bienstein das ursprünglich aus der Pädagogik stammende Konzept der Basal-Stimulation von Andreas Fröhlich an die Pflege an. Dort hat es sich seither zunehmend als erfolgreiche Behandlungsmethode etabliert. Interessierte Pflegekräfte können die Techniken der Basalen Stimulation in einer entsprechenden Weiterbildung erlernen.
Basale Stimulation – Ziele und Einsatzbereiche
Basalstimulation dient zunächst einmal der Schaffung eines zwischenmenschlichen Kontaktes. Darauf aufbauend soll sie den Betroffenen helfen, sich mitzuteilen und die Bedürfnisse und Emotionen zu vermitteln.
10 Zentrale Lebensthemen
Basal-Stimulation zielt auf zehn verschiedene Lebensthemen ab, die je nach Betroffenem mehr oder weniger im Fokus stehen können. Insbesondere bei Babys und Kindern sind das Entdecken der Welt und die eigene Entwicklung in dieser ein ebenso wichtiger Aspekt wie die Erfahrung der Außenwelt und das Spüren des eigenen Lebens.
Menschen im mittleren oder fortgeschrittenen Lebensalter vermissen oft das Gefühl, das Leben selbst gestalten, Selbstbestimmung erfahren und einen eigenen Rhythmus entwickeln zu können. Für alle Betroffenen dürften das Erleben von Sicherheit und Vertrauen genauso essenziell sein wie das Aufnehmen von Beziehungen und das Erleben von Begegnungen.
Vor allem sehr empfindsame und spirituelle Menschen vermissen bei körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung oft den Sinn und die Bedeutung des Lebens. Der letzte Aspekt der Lebensthemen ist die Erhaltung des Lebens und die Entwicklung im Allgemeinen und betrifft wiederum die meisten Menschen.
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Basale Stimulation – Methoden
Je nach Behandlungsziel kommt die Basale Stimulation auf verschiedenen Wegen zum Einsatz. So spricht man bei der somatischen Stimulation die Körperoberfläche, also die Haut und das Unterhautgewebe, durch Druck, Temperatur und verschiedene Texturen von Waschlappen und andere Pflegemitteln an. Auch die tägliche Körperpflege ist in gewissem Maße Teil dieser Methode. Dies kann um eine Vibrationskomponente, sofern die Betroffenen dies als angenehm empfinden. Die vestibuläre Stimulation aktiviert das Gleichgewichtsorgan und kann durch Lageänderungen oder schaukelnde Bewegungen erfolgen. Die genannten Methoden werden auch als Grundelemente zusammengefasst.
Dem gegenüber gibt es einige Aufbauelemente, die gezielter auf die Persönlichkeit der Betroffenen ausgerichtet werden. Dazu gehört die taktil-haptische Stimulation, bei der verschiedene Oberflächen oder Strukturen in die Hände der Betroffenen gegeben werden. So kommt es zu einem wortwörtlichen „Erfassen“ des Gegenstandes und der Situation.
Weitere aufbauende Methoden zur visuellen, also das optische System adressierenden, Stimulation arbeiten mit Licht, Formen und Farben in einer an die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Betroffenen angepassten Intensität und Darstellung. Entsprechend zielt die akustische Stimulation auf das Hören ab. Die olfaktorische Stimulation soll den Geruchsinn anregen und arbeitet unter anderem mit Parfüm und anderen Gerüchen, die der Person aus ihrer Vergangenheit vertraut sind. Dabei kommen, wie auch bei der gustatorischen Stimulation für den Geschmacksinn, Lebensmittel und Gewürze zum Einsatz, die Erinnerungen an gerne verzehrte Speisen wecken.
Registriert die Pflegekraft bei der Anwendung einer Methode der Basalen Stimulation eine Reaktion des Betroffenen, so erwidert sie diese, etwa durch die Berührung einer gehobenen Hand. Reagiert derjenige abwehrend, so bricht sie den Reiz ab oder verändert ihn, bis sich eine zustimmende Geste oder Mimik und Entspannung einstellt. Durch die gemeinsame Arbeit der Pflege und der Betroffenen merken diese, dass ihre Antwort verstanden wurde und sie sich auf diesem Wege verständigen können.
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Basale Stimulation – Qualifikation
Wer die Basale Stimulation praktisch anwenden möchte, kann die Methoden durch einen Basiskurs und den anschließenden Aufbaukurs kennenlernen und erste Techniken anwenden. Beide Kurse erstrecken sich nur über wenige Tage. Eine tiefgründigere Weiterbildung zum Praxisbegleiter Basale Stimulation vermittelt über die Dauer eines Jahres in 540 Stunden Unterricht und Eigenstudium alle wichtigen Kenntnisse. Dazu gehören sowohl die theoretischen als auch die praktischen Grundlagen, die zur Anwendung der Methode, zur Durchführung eigener Kurse in Basal-Stimulation und zur Begleitung von Pflegenden befähigen.
Basale Stimulation – Anwendung
Anwendungsgebiete für die Basale Stimulation sind verschiedene Krankheitsbilder, die das Nervensystem beeinträchtigen. Darunter leiden das Gedächtnis, die Wahrnehmung und die Kommunikation. Dies können neurodegenerative Krankheiten mit zunehmender Zerstörung der Nervenstrukturen sein, beispielsweise Demenzerkrankungen und Multiple Sklerose, oder auch ein Schlaganfall.
Auch in der Palliativpflege kommt Basal-Stimulation zum Einsatz und hilft, Ängste bei den Betroffenen abzubauen und mit dem Leben in Kontakt zu bleiben. Ein weiterer Einsatzbereich, in dem oft eine sehr gute Reizantwort erzielt wird, ist die Betreuung von Frühgeborenen. Diese nehmen beispielsweise den Geruch der Mutter wahr oder greifen gerne nach Strukturen, die sich ähnlich anfühlen wie die Nabelschnur.
Basale Stimulation für Angehörige
Basale Stimulation bietet auch Angehörigen viele Möglichkeiten, das Empfinden und die Wahrnehmung der Betroffenen zu verbessern. Sie können der Pflegekraft berichten, was die gepflegte Person gerne gegessen, welche Musik sie gemocht hat oder ob sie gerne Massagen mochte. Diese und viele weitere wichtige Informationen, helfen dabei, die zur Basal-Stimulation anzuwenden. Auch können sie, nach entsprechender Rücksprache, viele Methoden wie das Befeuchten des Mundes oder Einreibungen oft selbst durchführen.
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Häufige Fragen
- Was sind die Ziele der Basalen Stimulation in der Pflege?
- Warum basale Stimulation bei Demenz?
- Wer darf basale Stimulation durchführen?
- Woher stammt das Konzept der basalen Stimulation?
Das Ziel der Basalen Stimulation ist die Befähigung der Betroffenen, wieder mit der Umwelt in Kontakt zu treten, sich selbst zu erleben und wahrzunehmen. Dabei sind sowohl motorische als auch geistige Aspekte wichtig. Die Zielsetzung der Maßnahme wird stets in einer individuellen Planung festgelegt und an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst.
Basale Stimulation kann gerade bei der Demenz helfen, die Betroffenen wieder ein Stück weit ins Bewusstsein zurückzuholen. Hier sind vor allem Geschmacksreize, Gerüche und Klänge der Vergangenheit gute Möglichkeiten, Erinnerungen wiederzubeleben und so Momente der Klarheit und des Erkennens zu erzielen.
Basale Stimulation erfordert Kenntnisse der Techniken und Methoden, die in entsprechenden Einführungs- und Aufbaukursen vermittelt werden. Wer die Methode weiter lehren möchte, muss eine einjährige Weiterbildung zum Praxisbegleiter Basale Stimulation absolvieren.
Das Konzept der Basalen Stimulation stammt ursprünglich aus der Pädagogik und wurde in Grundzügen von Andreas Fröhlich entwickelt. In den 90er-Jahren wurde die Methode von der Pflegewissenschaftlerin Christel Bienstein angepasst und hat sich seither zunehmend in der Pflege durchgesetzt.