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Inhaltsverzeichnis
Einen Betreuungsschein machen – das ist für Menschen eine Option, die als Quereinsteiger/innen in der Pflege ohne viel vorherige Erfahrung tätig werden wollen. Betreuungskräfte und Alltagsbegleiter/innen nach § 43b, 53b SGB XI und §45b SGB XI unterstützen Pflegekräfte, indem sie den zusätzlichen Beaufsichtigungs- und Beschäftigungsbedarf pflegebedürftiger Menschen auffangen. Damit tragen sie dazu bei, deren Lebensqualität zu steigern. Doch wie lange dauert der Erwerb des Betreuungsscheins und wie viel verdienen Betreuungskräfte? Antworten auf diese Fragen und einen Überblick zum Thema liefert der folgende Artikel.
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Betreuungsschein – Definition
Um als Betreuungskraft bzw. als Betreuungsassistent/in tätig werden zu können, ist jedoch der Erwerb des Betreuungsscheins und somit eine Berufsausbildung bzw. Weiterbildung notwendig. Pflegebedürftige Menschen benötigen nicht nur eine besondere physische und medizinische, sondern auch eine spezielle psychische, seelische und soziale Betreuung. Dass diese in Zeiten von verstärkten eng getakteten Pflegeplänen und starkem Personalmangel oft zu kurz kommt, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Betreuungskräfte nach § 43b, 53b SGB XI und §45b SGB XI sorgen für die zusätzliche Betreuung und Aktivierung pflegebedürftiger Menschen.
Sie lesen, basteln, singen und malen auch mit den Pflegebedürftigen. Außerdem kochen und backen sie für sie und mit ihnen, besuchen gemeinsam kulturelle Veranstaltungen oder unternehmen andere Freizeitaktivitäten wie Spaziergänge und Ausflüge mit ihnen. Betreuungskräfte sollen durch ihre Anwesenheit Unterstützung im Alltag geben, Ängste nehmen sowie Sicherheit und Orientierung vermitteln.
Ausbildung Betreuungskraft nach § 43b, 53b SGB XI (vormals § 87 b)
Der Beruf der Betreuungskraft bzw. der Alltagsbegleiter/in eignet sich vor allem für Menschen, die Interesse am Bereich der Betreuung haben, aber über keine spezielle therapeutische oder pflegerische Ausbildung verfügen. Die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43b, 53b SGB XI (vormals § 87 b), soll es den angehenden Betreuungskräften in relativ kurzer Zeit ermöglichen, sich für eine Tätigkeit in der Pflege von Senioren, Demenzkranken oder Menschen mit geistiger Behinderung zu qualifizieren.
Der Lehrgang an sich ist keine Berufsausbildung, bietet jedoch die notwendigen Voraussetzungen, um als Betreuungsassistent/in ohne wesentliche Vorerfahrung in Pflegeeinrichtungen verschiedenster Art tätig werden zu können. Ausbilden lassen kann man sich sowohl bei privaten Bildungsanbietern als auch bei verschiedenen Wohlfahrtsverbänden.
Weiterbildung nach §45b SGB XI
Neben der Weiterbildung zur Betreuungskraft nach § 43b gibt es noch die gleichnamige Weiterbildung nach § 45b. Die Weiterbildung zur Betreuungskraft nach §45b SGB XI ist auch als kleiner Betreuungsschein oder Basisqualifikation zur Betreuungskraft bzw. zum/r Alltagsbegleiter/in bekannt. Auch hier werden ungelernte Teilnehmer/innen auf eine Tätigkeit als Betreuungskraft/Alltagsbegleiter/in in Pflegeeinrichtungen vorbereitet. Allerdings handelt es sich bei der Weiterbildung nach §45b SGB XI um eine wesentlich einfachere Qualifizierungsmaßnahme, die in kürzerer Zeit mit weniger Aufwand stattfindet. Aufgrund dessen können Absolventen/-innen auch nur sehr einfache Tätigkeiten übernehmen.
Zudem ist die Chance auf eine Festanstellung mit der Ausbildung nach § 43b, 53b SGB XI (vormals § 87 b) wesentlich größer und das Aufgabenspektrum ist vielfältiger.
Betreuungsschein machen – Voraussetzungen
Zu den Zugangsvoraussetzungen, um einen Betreuungsschein machen zu dürfen, zählt in den meisten Fällen ein vorgeschriebenes Mindestalter von 16 oder 18 Jahren. Zudem können die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und der Nachweis guter Deutschkenntnisse gefordert werden. Da sich die Weiterbildung nicht an examinierte Pflegefachkräfte richtet, gehört eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht zu den notwendigen Zulassungsvoraussetzungen.
Viele Anbieter erwarten jedoch, dass die Interessenten/-innen zumindest durch Praktika bereits erste Eindrücke aus dem Bereich der Pflege gesammelt haben. Andere nutzen wiederum institutsinterne Tests oder ein Gespräch, um die Eignung ihrer Bewerber/innen zu prüfen. Je nach Institut kann es zudem möglich sein, dass ein Hauptschulabschluss verlangt wird. Zu den persönlichen Voraussetzungen zählen ein hohes Maß an Motivation für soziale und pflegerische Tätigkeiten, Wertschätzung für ältere Menschen, Geduld, gute kommunikative Fähigkeiten sowie Zuverlässigkeit, Einfühlungsvermögen und Sorgfalt.
Ausbildungsplätze als Pflegefachfrau / Pflegefachmann
Betreuungsschein machen – Inhalt
Während der Lehrgang für Betreuungskräfte nach §45b SGB XI lediglich das Basiswissen vermittelt, umfasst die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43B, 53B SGB XI deutlich tiefgreifendere Kenntnisse. Zum Basiswissen zählen Grundkenntnisse über Krankheits- und Behinderungsbilder und den Umgang mit Personen der jeweiligen Zielgruppe, rechtliche Rahmenbedingungen, Grund- und Notfallwissen (kein Erste Hilfe Kurs), häusliche Alltagsbegleitung, individuelle Beschäftigungsangebote, sowie die Erweiterung von Kommunikations-, Handlungs- und Reflexionskompetenz.
Bei der weitergreifenden Ausbildung zur Betreuungskraft stehen neben der Lehre von Erkrankungen im Alter Themen wie Psychologie, Kommunikation, Biografiearbeit, Stress- und Konfliktlösung, Freizeitgestaltung, Bewegungsübungen, Grundkenntnisse der Hauswirtschaft, Ernährung, Pflege und Pflegedokumentation, Hygiene, sowie rechtliche Aspekte auf dem Lehrplan.
Betreuungsschein machen – Ablauf
Die Weiterbildung zur Betreuungskraft nach § 43B, 53B SGB XI unterteilt sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil, wobei letzterer aus einem sogenannten Orientierungspraktikum (ca. eine Woche) und einem Betreuungspraktikum (ca. zwei Wochen) besteht. Abgeschlossen wird der Lehrgang durch eine schriftliche und eine praktische Prüfung. Die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43B, 53B SGB XI kann sowohl in Voll- als auch in Teilzeit absolviert werden. Während die Ausbildung in Vollzeit weniger Zeit beansprucht, bietet der Lehrgang in Teilzeit die Möglichkeit, parallel zum Unterricht zu arbeiten.
Eine weitere Möglichkeit bieten Fernlehrgänge. Hier rufen Teilnehmer/innen die Lehrgangsinhalte online ab und bearbeiten diese zeitlich und räumlich flexibel im Selbststudium. Bei dem Qualifizierungskurs für Betreuungskräfte nach §45b SGB XI verhält es sich ähnlich wie bei der Weiterbildung zur Betreuungskraft nach § 43B, 53B SGB XI. Auch die sogenannte „Basisqualifizierung“ kann via Fernlehrgang oder vor Ort gemacht werden. In der Regel umfasst der Lehrgang für Betreuungskräfte nach §45b SGB XI jedoch kein Orientierungspraktikum.
Eine Frage des Geldes
Gerade, wenn man während der Ausbildung zur Betreuungskraft nicht auf ein Gehalt verzichten will, bietet es sich an, diese in Teilzeit zu absolvieren. So erhält man weiterhin einen Monatslohn und der Übergang von der alten zur neuen Tätigkeit gestaltet sich weniger abrupt.
Betreuungsschein machen – Dauer
Nach den bundesweit einheitlichen Richtlinien sollte die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43b, 53c SGB XI mindestens 160 – 240 Unterrichtsstunden umfassen. Je nach Anbieter und Organisationsform können sich diese aber auf eine Dauer von zehn Wochen bis zwölf Monate erstrecken. Der Zeitraum kann jedoch entsprechend der Institution variieren und ist abhängig davon, ob der/die Teilnehmer/in die Ausbildung in Voll- oder Teilzeit ausübt. Die Basisqualifikation zur Betreuungskraft nach §45b SGB XI umfasst lediglich 30 bis 40 Unterrichtseinheiten. Bei einigen Institutionen kann der Lehrgang so bereits innerhalb einer Woche abgeschlossen werden.
Betreuungsschein machen – Kosten
Sowohl die Ausbildung nach § 43b, 53b SGB XI als auch die Basisqualifikation nach §45b SGB XI sind kostenpflichtig und werden nicht vergütet. Die Kosten der Ausbildungen variieren jedoch von Institution zu Institution. Während die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43b, 53b SGB XI mit durchschnittlich 1.000 bis 1.500 Euro zu Buche schlägt, kann die Basisqualifikation nach §45b SGB XI bereits für 250 bis 400 Euro absolviert werden.
Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Kosten erstattet zu bekommen. Die Arbeitsagentur ist in diesem Fall ein guter Ansprechpartner. Eventuell übernimmt sie die Kosten über einen Bildungsgutschein. In einigen Fällen kann ein Fernstudium sogar von der Steuer abgesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die Kostenübernahme durch den zukünftigen Arbeitgeber dar. Dieser erhält durch die Ausbildung seines/r Mitarbeiter/in einen Mehrwert und erklärt sich vielleicht bereit, die Kosten der Weiterbildung zu tragen. Zudem lohnt es sich, zu vergleichen und sich im Vorfeld über die Kosten und Zahlungsmethoden zu informieren. In vielen Fällen bieten die Institutionen auch Ratenzahlungen an.
Aufgaben als Betreuungskraft
Betreuungskräfte kümmern sich aufmerksam um pflegebedürftige Menschen. Zu ihren Aufgaben gehören weniger die klassischen pflegerischen Tätigkeiten, sondern vielmehr die betreuenden Elemente der Pflege. Sie sind in erster Linie für Betreuungs- und Aktivierungsmaßnahmen zuständig, die der Steigerung des psychischen Wohlbefindens der Patienten/-innen dienen. Zu ihren täglichen Aufgaben Aufgaben von Alltagsbegleitern/-innen gehört das Malen, Basteln, Singen, Vorlesen sowie handwerkliches Arbeiten, Spazierengehen oder die Begleitung bei Arztbesuchen.
Ihr Ziel ist es, den Patienten/-innen durch die zusätzliche Betreuung Zuwendung entgegenzubringen. Auch wollen sie ihnen ein Gefühl der Wertschätzung vermitteln und ihnen eine aktive Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben ermöglichen. Während Betreuungskräfte nach §45b SGB XI lediglich im häuslichen Bereich tätig werden dürfen, können Betreuungskräfte mit der Qualifikation nach § 43b, 53c SGB XI auch in stationären Einrichtungen arbeiten und zudem umfangreichere Aufgaben übernehmen. Es kommt also bei der Wahl des Lehrganges auch darauf an, welche Tätigkeiten man später genau nachgehen möchte.
Gehalt als Betreuungskraft
Betreuungskräfte nach § 43b, 53b SGB XI verdienen seit dem 01.April 2022 mindestens den Pflege-Mindestlohn von 13,20 Euro je Stunde. Bei einer Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden im Pflegebereich kommen die Betreuungskräfte somit auf ein monatliches Grundgehalt von 2.012 Euro brutto ausgehend von 160 Arbeitsstunden im Monat. Das Gehalt der Betreuungskräfte kann jedoch entsprechend der Einrichtungsart stark variieren.
Während kirchlich und öffentlich geführte Einrichtungen und Träger einheitlich nach Tarifverträgen vergüten, kann das Gehalt bei privaten Einrichtungen deutlich niedriger ausfallen. Außerdem können Betreuungskräfte mit der Qualifikation nach § 43b, 53c SGB XI auch in stationären Einrichtungen tätig sein und zudem umfangreichere Aufgaben übernehmen. Jedoch führen Betreuungskräfte nach §45b SGB XI lediglich im häuslichen Bereich Tätigkeiten aus und machen den Beruf der Betreuungskraft häufig auf Minijob-Basis.
Passende Stellenangebote als Betreuungskraft
Wer aktuell noch auf der Suche nach passenden Stellenangeboten im Bereich Medizin ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl. Hier gibt es beispielsweise zahlreiche Betreuungskraft-Stellenengebote, Jobs für Alltagsbegleiter/innen sowie Stellen in der Altenpflege allgemein.
Häufige Fragen
- Wie lange dauert die Umschulung zur Betreuungskraft?
- Was kostet die Ausbildung zur Betreuungskraft?
- Wie kann ich mich als Betreuungskraft selbstständig machen?
- Wie viel verdient man als Betreuungskraft?
Während die Basisqualifikation zur Betreuungskraft bereits innerhalb einer Woche erworben werden kann, umfasst die Umschulung zur Betreuungskraft nach § 43b, 53c SGB XI in der Regel einen Zeitraum von drei bis zwölf Monaten.
Für die Basisqualifikation verlangen die meisten Anbieter zwischen 250 und 400 Euro. Die Ausbildung zur Betreuungskraft nach § 43b, 53c SGB XI ist mit 1.000 bis 1.500 Euro deutlich teurer, bietet den Teilnehmern/-innen jedoch auch eine höhere Qualifikation.
Um sich als Betreuungskraft selbstständig machen zu dürfen, benötigt man keinen speziellen Schulabschluss. Der Beruf bietet daher optimale Voraussetzungen für Quereinsteiger/innen. Die Betreuungskräfte müssen lediglich über die offizielle Erlaubnis verfügen, nach § 43b, 53c SGB XI und §45b SGB XI als Betreuungskraft arbeiten zu dürfen.
Bei einer Vollzeitstelle mit 40 Stunden pro Woche kommt eine Betreuungskraft auf ein durchschnittliches monatliches Gehalt von 2.012 Euro brutto.