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Viele Patienten/-innen müssen regelmäßig ihren Blutdruck messen, denn laut der Hochdruckliga haben 25 Millionen Menschen, also jeder Dritte, Bluthochdruck. Jedoch können auch andere Krankheiten den Blutdruck beeinflussen und ein Grund dafür sein, um diesen regelmäßig zu kontrollieren. Welche Methoden dazu angewendet werden können, welche Normalwerte gelten und wie die Messung jeweils durchgeführt wird, klärt dieser Beitrag.
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Blutdruck messen – Wann erfolgt die Messung?
Die Blutdruckmessung wird häufig in Routineuntersuchungen durchgeführt. Patienten/-innen mit einem zu hohen Blutdruck (Hypertonie) oder einem zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) sollten aber auch regelmäßig ihren Blutdruck messen oder messen lassen. Symptome, die für einen hohen oder niedrigen Blutdruck sprechen, können zum Beispiel Kreislaufprobleme, Nasenbluten, Schwindel oder Ohnmacht sein. Unbehandelter Bluthochdruck kann dabei zu irreparablen Organschäden und Folgeerkrankungen führen. Ein zu niedriger Blutdruck hat zwar keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, er kann jedoch zu Müdigkeit und Schwindel führen.
Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion, Nierenerkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Herzerkrankungen müssen ebenfalls regelmäßig ihren Blutdruck messen oder messen lassen, da diese Erkrankungen den Blutdruck beeinflussen können.
Blutdruck messen – Methoden
Es gibt verschiedene Methoden, mit der man den Blutdruck messen kann. Die indirekte Methode ist hierbei die gängigste Methode. Sie ist schmerzfrei und bringt keine Risiken mit sich. Außerdem können Patienten/-innen sie mithilfe eines Messgerätes zu Hause selbst durchführen. Die direkte Methode ist dagegen etwas risikoreicher und kann nur von Ärzten/Ärztinnen durchgeführt werden. Die Langzeitblutdruckmessung eignet sich insbesondere für die Diagnose außergewöhnlicher Werte, zum Beispiel stark schwankenden Werten innerhalb des Tages oder der Nacht.
Indirekte Methode
Bei der indirekten Methode nach Riva-Rocci wird der Blutdruck mit einer Blutdruckmanschette gemessen. Ärzte/Ärztinnen oder auch Medizinische Fachangestellte können diese Methode manuell durchführen. Das heißt sie Pumpen die Blutdruckmanschette manuell auf, lassen die Luft wieder ab und notieren in den richtigen Momenten den systolischen und diastolischen Wert.
Weiterhin gibt es batteriebetriebene Geräte, die den Blutdruck messen und die Patienten/-innen selbst bedienen können. Dabei pumpt das Messgerät die Manschette automatisch auf, registriert die Schwingungen der pulsierenden Schlagader, errechnet somit die Werte und zeigt diese auf einem Monitor an. Eine regelmäßige Selbstmessung ist empfehlenswert, da sie Hinweise auf hypertoniebedingte Organschäden, zum Beispiel einen krankhaft vergrößerten Herzmuskel, liefert. Bringt man die notierten Werte der Messungen zum Arztbesuch mit, können diese korrekt interpretiert werden.
Direkte Methode
Die direkte Blutdruckmessung, auch blutige oder invasive Messung genannt, findet über einen Katheter in einer Schlagader statt. Diese Methode ist insbesondere während großen Operationen oder im Rahmen einer intensivmedizinischen Überwachung üblich. Denn im Gegensatz zur indirekten Methode, liefert die direkte Methode genauere Blutdruckwerte und ist somit verlässlicher. Sie bringt jedoch ebenso Risiken mit sich, zum Beispiel einen Arterienverschluss mit Minderversorgung des Gewebes, eine Blutung aus der Kanüle, Nachblutungen aus der Einstichstelle, nach der Entfernung des Katheters oder eine Infektion.
Für die direkte Methode wird eine Kanüle in eine Schlagader gestochen, zum Beispiel am Arm oder in der Leiste, und an einen Schlauch angeschlossen, der mit Kochsalzlösung gefüllt ist. Mithilfe der Flüssigkeit wird die Blutdruckwelle in ein Gerät, den Druckwandler, weitergeleitet. Somit wird das mechanische Signal der Druckwelle in ein elektrisches umgewandelt. Dieses zeigt auf einem Monitor die Blutdruckwerte an. Zusätzlich wird der Verlauf der einzelnen Pulswellen angezeigt. Damit können Ärzte/Ärztinnen Rückschlüsse auf Herz- und Gefäßfunktionen oder den Flüssigkeitshaushalt ziehen.
Langzeitblutdruckmessung
Die Langzeitblutdruckmessung erfolgt über 24 Stunden und wird daher auch 24-Stunden-Blutdruckmessung genannt. Diese Art von Blutdruckmessung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf stark schwankende Werte besteht, zum Beispiel während des Schlafes. Die Langzeitmessung ermöglicht die exakte Diagnose einer Hochdruckerkrankung, zum Beispiel einer „maskierten“ Hypertonie, auch Praxisnormotonie genannt. Das bedeutet, dass die Blutdruckwerte in der Arztpraxis vollkommen in Ordnung sein können, jedoch während des Tages, am Arbeitsplatz oder in der Nacht erhöht sind.
Für die Messung tragen Patienten/-innen 24 Stunden lang ein tragbares Blutdruckmessgerät. Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist dafür nicht notwendig. Das Blutdruckmessgerät misst in regelmäßigen Abständen, alle 15 bis 30 Minuten, automatisch den Blutdruck. Die Werte werden dabei automatisch im Gerät abgespeichert, sodass der/die Arzt/Ärztin diese am nächsten Tag auswerten kann. Um Besonderheiten feststellen zu können, sollten Patienten/-innen außerdem notieren, was sie zu welchen Zeiten gemacht haben, zum Beispiel Sport, schlafen oder mögliche Stresssituationen. Somit können außergewöhnliche Werte den gegebenen Umständen zugeschrieben werden.
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Blutdruck messen – Werte
Die Einheit, in welcher der Blutdruck gemessen wird, ist Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Dabei wird der systolische und diastolische Wert gemessen und folgendermaßen angegeben: Systole/Diastole, zum Beispiel 140/90 mmHg. Gesprochen wird dies Systole zu Diastole, also 140 zu 90. Je nach Alter bestehen unterschiedliche Idealwerte, aber auch bestimmte Krankheiten können diese fördern.
Systole
Der systolische Blutdruck beschreibt den höheren Druck, der entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht. Bei einer gesunden erwachsenen Person sollte der systolische Blutdruck nicht über 140 mmHg liegen. Personen, die über 80 Jahre alt sind oder besonders gebrechlich, sollten einen systolischen Wert von 140 bis 150 mmHg haben. Personen mit einer Nierenerkrankung und Eiweiß in Urin sollten einen Wert von unter 130 mmHg haben. Weiterhin gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So ist für Frauen ein Wert von 100 mmHg zu niedrig. Bei Männern gilt dies bereits für einen Wert von unter 110 mmHg.
Diastole
Der diastolische Blutdruck ist der niedrige Druck, welcher besteht, wenn das Herz erschlafft. Bei einer gesunden erwachsenen Person sollte der diastolische Blutdruck nicht höher als 90 mmHg sein. Der Optimalwert liegt bei unter 80 mmHg. Für Menschen mit Diabetes mellitus gilt ein diastolischer Wert von 80 bis 85 als ideal.
Idealbereiche
Der Normalbereich eines Erwachsenen liegt unter 140 mmHg zu 90 mmHg (Systole zu Diastole). Ideal sind Werte von unter 120 mmHg zu unter 80 mmHg, wie in folgender Tabelle zu sehen ist:
Blutdruckart | Systolisch mmHg | Dystolisch mmHg |
Optimal | < 120 | < 80 |
Normal | 120 – 129 | 80 – 84 |
Hochnormal | 130 – 139 | 85 – 89 |
Hypertonie Grad 1 | 140 – 159 | 90 – 99 |
Hypertonie Grad 2 | 160 – 179 | 100 – 109 |
Hypertonie Grad 3 | > = 180 | > = 110 |
Isolierte systolische Hypertonie | > = 140 | < 90 |
Weiterhin unterscheiden sich die Idealwerte nach Alter. So ist bei Kindern ein niedrigerer Blutdruck normal, während bei älteren Personen ein höher Blutdruck im Normalbereich liegt.
Alter | Blutdruck mmHg |
Neugeborene | 60 / 40 |
Säuglinge | 80 / 60 |
Kleinkinder | 95 / 60 |
Schulkinder | 100 / 60 |
Jugendliche | 110 / 70 |
Erwachsene | 120 / 80 |
ältere Personen | 150 / 90 |
Blutdruck messen – Ablauf
Der Ablauf der Blutdruckmessung unterscheidet sich je nachdem, wer die Messung durchführt und welche Methode angewendet wird. Bei der manuellen Messung legt man dem/der sitzenden Patienten/-in eine luftleere Blutdruckmanschette um den Oberarm, pumpt diese auf und legt ein Stethoskop mittig auf die Ellenbeuge auf. Es wird gepumpt bis der Druck der Manschette die Arterie abdrückt und somit größer ist als der arterielle Druck. In diesem Moment sind keine Strömungsgeräusche in der Ellenbeuge zu hören. Daraufhin wird die Luft aus der Manschette gelassen.
Unterschreitet der Druck der Manschette den arteriellen Druck, kann das Blut wieder durch die Arterie fließen. Die Schlagader weitet sich beim Druckablassen nur langsam, daher treten bei einer verengten Arterie Blutströmungsgeräusche auf, auch Korotkow-Geräusche genannt. Wenn diese Geräusche beginnen, notiert man den systolischen Blutdruck. Beim weiteren Luftablassen sind die Geräusche nicht mehr zu hören, dieser Moment markiert den diastolischen Wert.
Blutdruckmessung
Die Blutdruckmessung wird von Ärzten/Ärztinnen durchgeführt. In Arztpraxen beispielsweise können aber auch Medizinische Fachangestellte den Blutdruck von Patienten/-innen messen.
Misst der/die Patient/in den Blutdruck mit einem Messgerät zu Hause selbst, wird empfohlen, zweimal täglich – morgens und abends – zu messen. Die regelmäßige Messung zu bestimmten Zeiten ermöglicht dabei eine bessere Vergleichbarkeit. Wer blutdrucksenkende Medikamente einnimmt, sollte die Messung vor der Tabletteneinnahme durchführen.
Die Messung erfolgt im Sitzen im Ruhezustand. Dabei sollte man entspannt auf dem Stuhl sitzen, mit beiden Füßen auf dem Boden und an der Stuhllehne angelehnt. Die Manschette wird je nach Gerät entweder am Oberarm oder am Handgelenk angelegt. Empfohlen wird zwei Messungen im Abstand von einer Minute durchzuführen. Aufgeschrieben wird der zweite Messwert. Dafür eignet sich ein Blutdruckpass oder auch eine App, sodass der/die Arzt/Ärztin beim nächsten Besuch die Werte vergleichen und auswerten kann.
Wichtige Tipps
Wichtig ist, dass der Blutdruck nicht in einem gestressten Zustand und nicht in Eile gemessen wird. Dafür sollte man sich drei bis fünf Minuten vor der Messung bereits hinsetzen und entspannen. Hierzu gehört es ebenfalls nicht zu telefonieren, Nachrichten zu tippen oder fernzusehen. Im Allgemeinen sollte man die körperliche Belastung rund 30 Minuten vor der Messung vermeiden, da dies die Werte verfälschen kann.
Weiterhin sollte sichergestellt sein, dass die Manschette zu Beginn der Messung wirklich luftleer und richtig angelegt ist. Das heißt sie sollte nicht zu fest und nicht zu locker anliegen. Außerdem sollte sie immer auf Herzhöhe angelegt werden. Wer die Manschette am Handgelenk umlegt, kann dieses zum Beispiel auf ein Kissen legen, damit es sich auf Herzhöhe befindet. Außerdem sollte der Arm leicht gebeugt sein, dafür genügt es schon, wenn dieser entspannt auf dem Tisch liegt. Während der Messung sollte man möglichst ruhig bleiben und keine Bewegung durchführen.
Blutdruckmessgeräte
Die meisten Geräte zeigen nicht nur den Blutdruck, sondern auch den Puls an. Es ist empfehlenswert, diesen ebenfalls zu notieren.
Fehlerquellen
Um Fehlerquellen zu vermeiden, sollte man zunächst auf ein Messgerät mit offiziellem Prüfsiegel achten. Da viele Messgeräte ungenaue Werte generieren, bietet das Siegel eine Garantie für eine gewisse Messgenauigkeit. Weiterhin sollte man die richtige Manschettengröße beachten. Eine zu schmale Manschette misst falsch hohe Werte, eine zu breite Manschette misst falsch niedrige Werte. Liegt diese falsch an, zum Beispiel zu eng, kann dies ebenfalls zu Werten führen, die nicht korrekt sind. Daher ist es wichtig, die Manschette auf der nackten Haut anzulegen.
Eine weitere Fehlerquelle kann gegeben sein, wenn die Blutdruckmessung nicht in Ruhe erfolgt oder die Manschette nicht auf Herzhöhe liegt. Wird die Blutdruckmessung von einem/-r Arzt/Ärztin durchgeführt, können Fehler darin liegen, dass das Stethoskop zu stark aufgedrückt, die Manschette nicht stark genug aufgepumpt wird oder störende Geräusche im Behandlungsraum dazu führen, dass die Strömungsgeräusche nicht richtig erkannt werden.
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Häufige Fragen
- Welcher Blutdruck ist ab 60 Jahren normal?
- Wann ist der Blutdruck zu hoch?
- Wie hoch sollte der diastolische Wert sein?
- Wie niedrig darf der systolische Blutdruckwert sein?
Bei älteren Menschen ist ein etwas höherer Blutdruck normal. Bei Personen ab 50/60 Jahren liegt so ein Blutdruck von 150/90 mmHg im Normalbereich.
Ein Blutdruck von über 140 (systolisch) zu 90 (diastolisch) ist bei erwachsenen Personen in die Kategorie Hypertonie Grad 1 einzuordnen und somit zu hoch.
Idealerweise liegt der diastolische Wert bei unter 80 mmHg. Bis zu 89 mmHg liegt allerdings noch im Normalbereich.
Ein systolischer Blutdruck sollte bei Frauen nicht unter 100 mmHg liegen, bei Männern ist ein Wert von unter 110 mmHg bereits zu niedrig.
1. Blutdruck Normalwerte, www.blutdruckdaten.de/lexikon (Abrufdatum: 24.08.2022)
2. Normale Blutdruckwerte, aktiia.com/de/normale-blutdruckwerte-je-nach-alter (Abrufdatum: 24.08.2022)