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Inhaltsverzeichnis
Während sich die grundlegende Blutzusammensetzung bei allen Menschen gleicht, unterscheiden sich die roten Blutkörperchen der einzelnen Individuen, wodurch verschiedene Blutgruppen entstehen. Der folgende Artikel erläutert, was die einzelnen Blutgruppen ausmacht, und zeigt deren aktuelle Verteilung in Deutschland auf.
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Was sind Blutgruppen?
Blutgruppen fassen die wesentlichen Eigenschaften der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verschiedener Personen zu Kollektiven zusammen. Grundsätzlich besitzen alle roten Blutkörperchen innerhalb eines Menschen auf ihrer Zelloberfläche den gleichen Überzug von Eiweißen (Proteinen). Dabei bilden sie unter anderem Antigene aus, die für ihre Erkennung erforderlich sind. Gleichzeitig werden freie Antikörper im Blutplasma produziert, die fremde Zellen angreifen.
Wenn die wichtigsten Antigene mit denen auf den roten Blutkörperchen eines anderen Individuums übereinstimmen, kann man Blut erfolgreich mittels einer Blutspende von einer auf die andere Person übertragen.
Neben den Hauptblutgruppen, die sich auf die wichtigsten Antigene fokussieren, gibt es weitere Untergruppen, die das Blut weiter individualisieren und eine Verträglichkeit oder Unverträglichkeit im Rahmen einer Blutspende ausmachen können.
Blutgruppen-Systeme
Aufgrund der Verteilung in der Gesellschaft und der schwerwiegenden Komplikationen im Falle einer nicht-passenden Bluttransfusion sind vor allem zwei Systeme zur Erfassung der Blutgruppen relevant: das AB0- und das Rhesus-System. Was sie voneinander unterscheidet, zeigen die folgenden Abschnitte.
Das AB0-System
Das AB0-System umfasst die Blutgruppen A, B, AB und 0. Dabei finden sich auf der Oberfläche roter Blutkörperchen von Personen mit der Blutgruppe A Antigene vom Typ A. Im Blutplasma dieser Personen liegen Antikörper vor, die sich gegen Blutgruppe B richten. Bei Blutgruppe B verhält es sich entsprechend gegenteilig: Die roten Blutkörperchen sind mit Antigen B ausgestattet, im Plasma finden sich Antikörper gegen Blutgruppe A. Bei Blutgruppe AB sind beide Antigene A und B auf der Zelloberfläche vorhanden, dafür befinden sich im Blut keine Antikörper. Schließlich weist Blutgruppe 0 keine Oberflächenantigene auf, jedoch Antikörper gegen Blutgruppe A, B und somit auch AB.
Der Rhesusfaktor
Ein weiteres wichtiges Antigen auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen ist Antigen D, das auch als Rhesusfaktor bezeichnet wird. Der weitaus überwiegende Anteil der Menschen ist Rhesusfaktor-positiv, weist also Antigen D auf. Der entsprechende Vermerk bei der Angabe der Blutgruppe ist in diesem Fall meist „Rh positiv“ oder nur „positiv“. Bei Fehlen des Antigens spricht man von „Rh negativ“.
Weitere Blutgruppensysteme
Insgesamt existieren derzeit 36 Blutgruppensysteme, die jedoch meist keine Auswirkung auf Transfusionen haben. Lediglich beim Vorliegen von Antikörpern im Empfängerblut gegen die wichtigsten Untergruppen Kell, Duffy und Kidd könnte es zu schweren Transfusionsreaktionen kommen. Um diese auszuschließen, führt man vor jeder Transfusion (bei Notfällen nach der Transfusion) sowohl einen Antikörper-Suchtest als auch eine Kreuzprobe durch. Dabei werden im Labor rote Blutkörperchen aus dem Spenderkonzentrat mit dem Empfängerblut gemischt, um die Verträglichkeit nachzuweisen.
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Blutgruppen-Verteilung
Mit einem Anteil von 43 bzw. 41 Prozent machen die Blutgruppen A und 0 den weitaus größten Teil der Blutgruppen in Deutschland aus. Die übrigen Anteile betreffen Blutgruppe B mit einem Prozentanteil von elf und Blutgruppe AB. Diese weisen gerade einmal fünf Prozent der Bevölkerung auf.
Der Rhesus-Status ist bei etwa 85 Prozent der Europäer und Amerikaner und sogar bei fast 100 Prozent der Afrikaner, Asiaten und der Indigenen Bevölkerung positiv.
Kompatibilität der Blutgruppen
Die Blutgruppen spielen eine entscheidende Rolle bei der Blutspende. Die Antikörper im Empfängerblut können auf das Antigen an den Spender-Blutkörperchen reagieren und hierdurch eine schwere Transfusionsreaktion auslösen. Das fremde Blut wird in diesen Fällen vom Empfängerkörper aufgelöst. Daraus können Symptome wie Fieber und Schüttelfrost bis hin zum Herz-Kreislauf-Schock, einem Zusammenbruch der Gerinnung und schwerste Nierenschäden folgen. Im schlimmsten Fall endet eine Transfusionsreaktion tödlich.
Bei der Bluttransfusion werden rote Blutkörperchen (die Erythrozyten mit den daran befindlichen Antigenen) in den Spenderorganismus übertragen, jedoch nicht das Blutplasma mit den Antikörpern des Spenders. Es muss also gewährleistet sein, dass die Antikörper im Blut des empfangenden Organismus nicht auf das Antigen an den Spender-Erythrozyten reagieren.
Bedside-Test
Beim bedside-Test wird unmittelbar vor der Transfusion am Patientenbett Blut des Empfängers auf ein Testkärtchen getropft, das mit Antikörpern gegen die Blutgruppen A und B ausgestattet ist. Anhand der eintretenden Gerinnung kann die Blutgruppe nach AB0-Schema abgelesen werden. Der Test ist die letzte Möglichkeit zum Ausschluss einer AB0-Fehltransfusion und bei jeder Transfusion bzw. Transfusionsserie, auch im Notfall, vorgeschrieben. Er gilt nur für die durchführende Person in der aktuellen Dienstschicht und für maximal 24 Stunden. Bei Personalwechsel oder neuer Schicht muss man ihn wiederholen.
Daher können Menschen mit der Blutgruppe A, also Antigen A und Antikörper B, nur Blut der Gruppen A oder 0 erhalten, die ebenfalls nur Antigen A bzw. gar kein Antigen auf den Zellen vorweist. Bei Blutgruppe B sind entsprechend Gruppe B und 0 geeignete Spender. Die Empfänger-Blutgruppe AB besitzt keine Antikörper und ist mit Spenderblut aller Blutgruppen kompatibel. Die Antikörper der Blutgruppe 0 greifen alle Blutgruppen außer Blutgruppe 0 an.
Menschen mit positivem Rhesusfaktor-Status können sowohl Rhesus-positives als auch Rhesus-negatives Blut erhalten. Bei Rhesus-Negativität im Empfängerorganismus sollte aber kein Rhesus-positives Blut transfundiert werden, da sich sonst Antikörper bilden, die bei einer erneuten Blutübertragung das Spenderblut angreifen. Entsprechend kann ein Mensch der Blutgruppe AB Rh-positiv als Universalempfänger Blut aller Gruppen erhalten, während bei Blutgruppe 0 Rh-negativ das Blut allen anderen Blutgruppen gespendet werden kann (Universalspender).
Blutgruppenunverträglichkeit in der Schwangerschaft
Besitzt das Kind eine andere Blutgruppe als die austragende Mutter, so kann es vorkommen, dass das mütterliche Blut die Blutzellen des Kindes zerstört. Dies ist vor allem relevant bei Müttern, die Rhesus-negativ sind und mehrfach Rhesus-positive Kinder bekommen. Kommt die Mutter bei der ersten Geburt mit dem Blut des Kindes in Kontakt, so bildet sie Antikörper aus, die während der zweiten Schwangerschaft das fremde Blut erkennen und zerstören. Daher erhalten Rhesus-negative Mütter im Rahmen der Geburt eine Prophylaxe, die eine Antikörper-Bildung verhindert.
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Häufige Fragen
- Was sind Antikörper bei Blutgruppen?
- Wie ist die prozentuale Verteilung der Blutgruppen in Deutschland?
- Welche Blutgruppen gibt es (Rhesusfaktor)?
- Wie funktioniert ein Blutgruppen-Schnelltest aus der Apotheke?
Antikörper bei Blutgruppen sind kleine Eiweißpartikel im Blutplasma, die rote Blutkörperchen einer fremden Blutgruppe erkennen und zerstören, sobald diese in den Organismus eindringen. Bei einer Bluttransfusion mit nicht geeignetem Blut lösen sie eine mitunter schwere Transfusionsreaktion aus, bei der ein Großteil des Blutes aufgelöst wird (Hämolyse). Dies kann vom Kreislaufschock, einem Nierenversagen und einem Zusammenbruch der Blutgerinnung bis hin zum Tod führen.
Den überwiegenden Anteil der Blutgruppen nach dem AB0-System machen in Deutschland die Blutgruppen 0 mit 43 Prozent und A mit 41 Prozent aus. Die übrigen 16 Prozent bilden Blutgruppe B (elf Prozent) und Blutgruppe AB (fünf Prozent). 85 Prozent der Bevölkerung weist einen Rhesus-positiven Status auf, der Rest ist Rhesus-negativ.
Es gibt derzeit 36 verschiedene Blutgruppensysteme, wobei die mit Abstand größte Relevanz dem AB0- und dem Rhesus-System zufallen. Innerhalb dieser werden die Blutgruppen A, B, AB und 0 jeweils mit der Eigenschaft Rhesusfaktor-positiv oder Rhesusfaktor-negativ unterschieden.
Bei einem Blutgruppen-Schnelltest aus der Apotheke werden meist wenige Tropfen des eigenen Bluts auf eine Testkarte getropft. Diese besitzt mehrere Felder, auf denen sich Antikörper gegen die Blutgruppen sowie den Rhesusfaktor befinden. Je nach Ergebnis der Gerinnung auf den einzelnen Feldern kann man dann auf die Blutgruppe und den Rhesus-Status schließen.