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Eine große Gruppe von Patienten/-innen muss in regelmäßigen Abständen ihren Blutzucker messen. Die Gründe dafür können verschieden sein. Am häufigsten wird die Blutzuckermessung jedoch von Diabetikern/-innen durchgeführt. Der Blutzuckerwert gibt dabei an, wieviel Glukose im Blut zum Messzeitpunkt gelöst ist. Diese gelangt über die Nahrungsaufnahme in den Körper und wird dort während des Verdauungsprozesses aufgenommen. Die meisten Körperzellen nehmen dann mithilfe von Insulin – einem Hormon, der Bauchspeicheldrüse – die Glukose auf und wandeln sie in Energie um.
Wie die Messung genau erfolgen kann, was dabei zu beachten ist und wie die Blutzuckerwerte zu interpretieren sind, klärt dieser Artikel.
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Blutzucker messen – Gründe
Zu den Gründen für die Messung des Blutzuckers gehört eine Erkrankung im Zusammenhang mit Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2. Patienten/-innen die daran leiden, müssen je nach Schweregrad regelmäßig den Blutzucker messen. Beim Diabetes mellitus haben die Körperzellen Schwierigkeiten die Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Zum einen kann hier eine gestörte Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse dazu führen, dass sich die Glukose im Blut anreichert. In diesem Fall spricht man vom Diabetes Typ 1. Hiervon sind häufig jüngere Patienten/-innen betroffen.
Die zweite Variante betrifft eher ältere Menschen, die durch falsche oder ungesunde Lebensgewohnheiten eine Insulinresistenz (Diabetes Typ 2) entwickelt haben. In diesem Fall funktioniert die Insulinproduktion in der Regel normal, aber die Zellen reagieren weniger empfindlich auf das Hormon. Auch hier verlangsamt sich die Glukoseaufnahme so stark, dass der Blutzucker steigt.
Der Blutzuckerwert ist daher wichtig, um die Therapie bedarfsgerecht durchzuführen, anzupassen oder auf ihren Erfolg hin zu kontrollieren.
Blutzucker messen – Arten
Es gibt verschiedene Arten wie Patienten/-innen den Blutzucker messen können. Die einzelnen Messmethoden unterscheiden sich sowohl in der Durchführung als auch in den jeweiligen Vor- und Nachteilen. In den nachfolgenden Abschnitten werden daher die verschiedenen Varianten genauer erläutert, die zum Teil auch selbstständig angewendet werden können.
Bestimmung aus dem Blutplasma
Die Blutzuckermessung aus dem Blutplasma erfolgt in der Regel bei einem/-r Arzt/Ärztin oder im Krankenhaus, da die Herstellung von Blutplasma nicht ganz einfach ist. Hierfür werden besondere Entnahmeröhrchen verwendet, die durch Zusatzstoffe im Röhrchen eine Verfälschung des Blutzuckerwertes verhindern. Die Messung wird außerhalb von Check-Up-Untersuchungen dann durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Glukose-Stoffwechselstörung besteht.
Bestimmung aus dem Vollblut
Die Bestimmung des Blutzuckers aus dem Vollblut ist, im Gegensatz zur oben genannten Methode, auch dazu geeignet, von Patienten/-innen zu Hause durchgeführt zu werden. Dafür wird mit einer Lanzette ins Ohrläppchen oder in die Fingerbeere eingestochen und ein Bluttropfen gewonnen. Dieser wird auf einen Teststreifen aufgetragen und im zugehörigen Messgerät verarbeitet. Innerhalb weniger Minuten steht dann der momentane Blutzuckerwert zur Verfügung. Dieses Verfahren funktioniert schnell und weitgehend komplikationslos.
Blutzucker messen ohne stechen
Eine Blutzuckermessung ohne stechen ist, im Gegensatz zur herkömmlichen Messung aus dem Vollblut, die aufgrund der häufigen Durchführung zu zerstochenen Fingerbeeren oder Ohrläppchen führt, eine andere Messmethode. Hierfür gibt es derzeit zwei Systeme. Gemeinsam ist beiden Verfahren ein am Oberarm platzierter Sensor. Unterschieden wird hierbei das Continuous Glucose Monitoring (CGM) vom Flash Glucose Monitoring (FGM).
Nachteile der Messung ohne stechen
Ein entscheidender Nachteil beider Methoden ist, dass es teilweise zu sehr hohen Abweichungen bei den Messergebnissen kommen kann. Patienten/-innen mit Blutzuckerspitzen (sehr hohen oder sehr niedrigen Werten), profitieren daher eher nicht von diesen Verfahren und sollten weiterhin die herkömmliche Messung durchführen.
Blutzucker messen – Anleitung
Als allgemeine Anleitung können Patienten/-innen, die regelmäßig den Blutzucker messen müssen, konkrete Punkte vor und während der Durchführung beachten. Festzuhalten ist hierbei insgesamt, dass es keine pauschalen Angaben darüber gibt, wann und wie oft Diabetiker/innen den Blutzucker messen müssen. Dies hängt oft vom Schweregrad der Krankheit, dem eingesetzten Therapiekonzept und der Schwankungsbreite der Werte ab. Grundsätzlich bietet es sich jedoch an, die Blutzuckerwerte vor der Einnahme von Mahlzeiten zu bestimmen.
Wichtig ist darüber hinaus die Hygiene. Zuckerreste an den Fingern können beispielsweise sehr leicht die Messresultate beeinflussen. Das Händewaschen mit warmem Wasser hilft gleichzeitig bei einer besseren Durchblutung, was die Blutprobengewinnung erleichtert. Anschließend erfolgt an abgetrockneten Händen die Handdesinfektion. Bereits verwendete Einstichlanzetten sollten ebenfalls grundsätzlich verworfen und nicht wiederverwendet werden.
Benötigte Materialien
Für die Messung des Blutzuckers werden unabhängig von der Durchführung folgende Materialien benötigt:
- Hautdesinfektionsmittel
- Blutzuckermessgerät
- Blutzuckerteststreifen
- Einstichlanzette
- Wundschnellverband, Pflaster
- Dokumentationsmaterial
Für die Fremdmessung sollten außerdem Einmalhandschuhe, ein Abwurfbehälter und keimarme Tupfer bereitgestellt werden.
Selbstmessung
Bei der Selbstmessung führt der/die Patient/in die Blutzuckermessung aus dem Vollblut selbstständig durch. Die Einstichlanzette wird dabei nach der Handdesinfektion seitlich an der Fingerbeere aufgesetzt und ausgelöst (bei automatischen Modellen) oder kurz und schnell eingestochen. Durch leichtes Ausstreichen von der Handfläche in Richtung der Einstichstelle fließt ein Bluttropfen heraus, der dann auf den Teststreifen aufgetragen wird. Die meisten Messgeräte erkennen den Bluttropfen automatisch und führen die Messung durch, wenn ausreichend viel Blut vom Teststreifen aufgesogen wurde.
Der nun auf dem Gerät angegebene Wert, wird dokumentiert. Durch leichten Druck auf die Einstichstelle kann die Blutung wieder gestoppt werden. Patienten/-innen mit Durchblutungsstörungen oder der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, sollten etwas länger auf die Einstichstelle drücken, da die Blutgerinnung langsamer einsetzt. Zur Dokumentation der Werte können Patienten/-innen kleine Heftchen verwenden, die von Hausärzten/-innen oder Diabetologen/-innen extra ausgegeben werden.
Fremdmessung
Der Ablauf der Blutzuckermessung unterscheidet sich auch bei der Fremdmessung nicht wesentlich. Fachkräfte wie Medizinische Fachangestellte sollten dabei folgende Schritte beachten:
1. Bereitstellung der benötigten Materialien.
2. Information des/-r Patienten/-in über die Durchführung der Blutzuckermessung.
3. Handdesinfektion und anziehen der Einmalhandschuhe durch die Medizinische Fachangestellte.
4. Einstecken des Teststreifens in den Steckplatz des Messgerätes. Hierbei Codenummer auf dem Display mit den Angaben der Teststreifenverpackung vergleichen bzw. Teststreifencode eingeben.
5. Handdesinfektion der gewählten Einstichstelle bei dem/-r Patienten/-in.
6. Aufstecken einer neuen Lanzette auf die Einstichhilfe.
7. Kurzer und ausreichend tiefer Einstich am seitlichen Rand der Fingerbeere mithilfe der Lanzette.
8. Verwerfen des ersten Bluttropfens und auffangen des neuen Tropfens mit dem Teststreifen.
9. Ergebnis wird im Display angezeigt und kann dokumentiert werden.
10. Wunde mit Tupfer zusammendrücken und anschließend verbinden.
11. Fachgerechte Entsorgung der Lanzette und weiterer Einweg-Hilfsmittel.
Blutzucker messen – Fehlerquellen
Abhängig von der für die Blutzuckermessung gewählten Messmethode, gibt es verschiedene Fehlerquellen. Bei der Blutentnahme zur Messung des Blutzuckerwertes in der Arztpraxis ist es sehr wichtig, welches Entnahmeröhrchen gewählt wird, um eine Verfälschung zu vermeiden.
Weiterhin ist Blutzucker messen ohne Stechen für Betroffene zwar sehr komfortabel, kann aber zu erheblichen Abweichungen bei den Ergebnissen führen. Hierdurch können gefährliche Stoffwechsellagen entstehen, weshalb dies eher für Patienten mit stabilen Werten geeignet ist.
Auch der Messzeitpunkt kann zu Fehlinterpretationen führen, da verschiedene Ereignisse, wie beispielsweise die Nahrungsaufnahme, zu starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels führen können. Eine Messung sollte daher entweder vor der Mahlzeit oder mindestens 90 bis 120 Minuten danach erfolgen. Ebenfalls können Sport, der Hormonhaushalt, einige Medikamente oder bestimmte Krankheiten den Blutzuckerwert verändern. Deswegen sollten Messung und Blutabnahme in der Regel im nüchternen Zustand erfolgen.
Blutzucker messen – Blutzuckerwerte
Nicht jeder erhöhte Blutzuckerwert führt sofort zur Diagnose „Diabetes mellitus“. Es existieren Grenzwerte für alle Altersklassen, die nicht über- oder unterschritten werden sollten. Die untenstehende Tabelle gibt hierzu eine Übersicht.
Ausprägungsform | Nüchternblutzucker | Blutzucker, zwei Stunden nach Essensaufnahme | Langzeitzucker-Wert (HbA1c-Wert) |
Kein Diabetes | < 100 mg/dl oder < 5,6 mmol/l | < 140 mg/dl oder < 7,8 mmol/l | < 5,7 % oder < 39 mmol/l |
Prädiabetes | 100–125 mg/dl oder 5,6–6,9 mmol/l | 140–199 mg/dl oder 7,8–11,0 mmol/l | 5,7 – < 6,5 % oder 39 – < 48 mmol/l |
Diabetes mellitus | ≥ 126 mg/dl oder ≥ 7,0 mmol/l | ≥ 200 mg/dl oder ≥ 11,1 mmol/l | ≥ 6,5 % oder ≥ 48 mmol/l |
Von einem gesunden Glukose-Stoffwechsel spricht man dabei, wenn der Blutzucker nüchtern nicht über 5,6 mmol/l und zwei Stunden nach einer Mahlzeit nicht höher als 7,8 mmol/l liegt. Abweichungen können auf einen Prädiabetes mellitus hinweisen, der eine Vorstufe des Diabetes Typ 2 ist.
Abweichende Werte gelten für den Schwangerschaftsdiabetes. Dieser wird diagnostiziert, wenn der Nüchternblutzucker ≥ 5,1mmol/l (92 mg/dl) liegt. Beträgt der Wert eine Stunde nach dem Essen ≥ 10,0 mmol/l (180 mg/dl) oder zwei Stunden nach dem Essen ≥ 8,5 mmol/l (153 mg/dl), besteht ebenfalls der Verdacht auf einen Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes).
Unterzucker
Gefährlich wird es, wenn der Blutzuckerwert entgleist. Zu einer Unterzuckerung kommt es häufig, wenn eine Behandlung mit blutzuckersenkenden Medikamenten stattfindet, gleichzeitig aber nicht ausreichend viel Glukose dem Körper zugeführt wird. Von einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) spricht man, wenn der Blutzuckerwert unter einen Wert von 3,3 mmol/l (60 mg/dl) sinkt.
Zu den Symptomen zählen eine schnelle Herzfrequenz, Kaltschweißigkeit, Verwirrtheit, Blässe, Kopfschmerzen und körperliche Unruhe. In diesem Fall muss dringend Glukose zugeführt werden, um eine lebensbedrohliche Hypoglykämie zu verhindern. Eine Unterzuckerung kann dabei zum medizinischen Notfall werden! Auch der übermäßige Genuss von Alkohol oder ungewöhnlich hohe körperliche Belastungen können bei Diabetikern/-innen beispielsweise zu einer gefährlichen Unterzuckerung führen.
Überzucker
Im Gegensatz zur Unterzuckerung, kann der Blutzucker auch nach oben entgleisen und zu einer hyperglykämischen Stoffwechsellage (Überzuckerung) führen. Häufig passiert dies bei Typ-1-Diabetikern/-innen, bei denen die Diagnose noch nicht gestellt wurde.
Ein Anzeichen für eine Überzuckerung ist massiver Durst. Die hohe Flüssigkeitszufuhr führt in der Folge zu häufigem Wasserlassen. Es kommt weiterhin zu ungewollter Gewichtsabnahme binnen weniger Wochen, da die Zellen die Glukose nicht aus dem Blut aufnehmen können. Müdigkeit und Schwäche sind die Folge. Neben gastrointestinalen Beschwerden, die den Magen-Darm-Bereich betreffen, werden oft auch eine erhöhte Infektneigung sowie Konzentrations- und Sehstörungen beobachtet.
Die Maximalform der Überzuckerung ist das hyperglykämische Koma (Coma diabeticum). Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall!
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Häufige Fragen
- Wie hoch darf der Blutzucker bei älteren Menschen ab 60 Jahren sein?
- Wann sollte Zucker gemessen werden?
- Was gilt als Normalwert beim Blutzucker?
- Wie hoch muss der Nüchternzucker sein?
Grundsätzlich gelten für ältere Patienten/-innen die oben genannten Grenzwerte beim Blutzuckerspiegel. In bestimmten Fällen kann allerdings eine weniger strenge Einstellung des Blutzuckerspiegels sinnvoll sein. Beispielsweise bei Patienten/-innen mit eingeschränkten körperlichen oder geistigen Fähigkeiten. Hier kann ein etwas erhöhter Blutzuckerspiegel toleriert werden, um gefährliche Unterzuckerungen zu vermeiden. Die genauen Werte sind immer individuell mit dem/-r behandelnden Arzt/Ärztin zu besprechen.
Wer seinen Blutzucker regelmäßig messen muss, sollte dies in der Regel vor der Einnahme von Mahlzeiten durchführen. Ist dies einmal nicht möglich, sollten mindestens 90 bis 120 Minuten nach einer Mahlzeit vergehen. Bei Anzeichen einer Über- oder Unterzuckerung sollte der Blutzucker unverzüglich gemessen werden, um eine Therapie oder die Verständigung von Rettungskräften nicht zu verzögern.
Bei gesunden Personen sind Schwankungen des Blutzuckerwertes genauso normal, wie bei Erkrankten. Normalerweise liegt abhängig von der Nahrungsaufnahme ein Wert zwischen 60 bis 140 mg/dl (3,3 – 7,8 mmol/l) vor. Werte unter- oder oberhalb dieses Referenzbereichs sollten ärztlich abgeklärt werden.
- Pflege Wissen, Blutzuckermessung, Blutzuckerabweichungen, https://www.altenpflegeschueler.de/... (Abrufdatum: 12.10.2022)
- Virtuelle San-Arena Erlangen, Blutzuckerschnelltest, https://www.san-erlangen.de/... (Abrufdatum: 12.10.2022)
- Stada, Blutzuckerspiegel, https://www.diabetes.stada/... (Abrufdatum: 12.10.2022)
- Patienten-Praxis, Richtig Blutzucker messen, https://www.patienten-praxis.com/... (Abrufdatum: 12.10.2022)
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