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Das Bobath-Konzept wurde in den 1940er-Jahren von der deutschen Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Ehemann, dem britischen Neurologen Dr. Karel Bobath entwickelt. Neurologische Erkrankungen und Störungen können verschiedene körperliche Prozesse, wie beispielsweise das Bewegungssystem stark beeinflussen. Aus diesem Grund gibt es verschiedene therapeutische Methoden, welche der Rehabilitation der betroffenen neurologischen Vorgänge dienen.
Doch wo setzt das Bobath-Konzept genau an und welche Ziele verfolgt es dabei? Wie kann es in der Praxis sinnvoll umgesetzt werden und wie läuft das Ganze dann ab? Auf diese und weitere Fragen bietet der folgende Text Antworten.
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Was ist das Bobath-Konzept?
Das Bobath-Konzept ist eine weltweit anerkannte therapeutische Methode zur Rehabilitation von Patienten/-innen mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Das allgemeine Ziel ist dabei die Wiedererlangung der motorischen Funktionen sowie eine grundlegende Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass sich das umfassende Bewegungskonzept seit seiner Entstehung in den 1940er-Jahren als bedeutende Behandlungsphilosophie weiterentwickelt hat. Das bedeutet unter anderem, dass es mittlerweile diverse Therapiemethoden und Ansätze gibt, welche ähnliche Ziele verfolgen oder dem Bobath-Konzept zugeschrieben werden.
Bobath-Konzept – Ziele und Grundprinzipien
Grundsätzlich basiert das Bobath-Konzept auf der Erkenntnis, dass das zentrale Nervensystem eine hohe Plastizität aufweist. Infolgedessen ist dieses in der Lage, sich anzupassen, zu regenerieren und neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen herzustellen. Ziel des Konzeptes ist es, diese Fähigkeit des Nervensystems zu nutzen und mit immer wiederkehrenden Bewegungsübungen zu kombinieren. Hierdurch versucht man, das neuromuskuläre System zu stimulieren, die Bewegungskontrolle zu verbessern und neue Verknüpfungen herzustellen. Auf diese Weise können die intakten Hirnareale dann die Funktionen der geschädigten Bereiche übernehmen.
Darüber hinaus will man mithilfe der Therapie Sekundärveränderungen, wie beispielsweise Gelenkversteifungen, vermeiden. Die meisten Therapeuten/-innen verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz, welcher nicht nur die motorischen Aspekte, sondern auch die Wahrnehmung und das Gleichgewicht sowie die Haltung und die Bewegungsmuster der betroffenen Personen berücksichtigt. Das erwünschte Ziel bleibt dabei stets die Verbesserung der Lebensqualität und die Fähigkeit, den Alltag so selbstständig wie möglich meistern zu können.
Um das Bobath-Konzept erfolgreich anwenden zu können, müssen die behandelnden Therapeuten/-innen und Ärzte/-innen darüber hinaus einige wichtige Grundprinzipen beachten. So spielt die Individualisierung der Therapie in diesem Kontext beispielsweise eine wichtige Rolle. Denn alle Patienten/-innen müssen in erster Linie als Einzelperson betrachtet und die Behandlung an die spezifischen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ziele angepasst werden. Zudem ist wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten/-innen aufzubauen und diese zu ermutigen, aktiv an der Behandlung teilzunehmen.
Ein weiteres Grundprinzip des Bobath-Konzeptes ist die Wiederherstellung der sensomotorischen Kontrolle. Durch gezielte Stimulation und Wahrnehmungstraining sollen die Nervenzellen neue Verbindungen knüpfen und somit eine bessere Bewegungsfähigkeit herstellen.
Vojta-Therapie
Neben dem Bobath-Konzept arbeitet auch die Vojta-Therapie daran, die Beweglichkeit von Patienten/-innen zu verbessern. Hier gehen Therapeuten/-innen gezielt Probleme an, die durch neurologische Entwicklungsstörungen entstehen, wie beispielsweise Muskelspasmen. Die Therapie zielt darauf ab, natürliche Reflexmuster durch bestimmte Bewegungen zu aktivieren. Ähnlich wie beim Bobath-Konzept geht man also davon aus, dass sich der Körper so weit regenerieren kann, dass er gewisse Bewegungsmuster verinnerlicht und sich anpasst.
Wer wendet das Bobath-Konzept an?
Verschiedene medizinische und therapeutische Fachkräfte des Gesundheitswesens können das Bobath-Konzept verwenden. Voraussetzung ist hierbei jedoch eine spezielle Ausbildung und Zertifizierung in dieser Therapiemethode. Primär wenden jedoch Physiotherapeuten/-innen und Ergotherapeuten/-innen sowie teilweise Logopäden/-innen das Behandlungskonzept an.
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Bobath-Konzept – Anwendungsbereich und Zielgruppen
Das Bobath-Konzept findet bei einer ganzen Reihe an neurologischen Erkrankungen und Störungen des Bewegungssystems Anwendung. Es kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sinnvoll sein, wobei es immer ganzheitlich ausgerichtet und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein sollte.
Es gibt einige typische Krankheitsbilder, welche eine Behandlung nach dem Bobath-Konzept nahelegen. Die nachfolgende Tabelle stellt diese vor.
Krankheitsbild | Ziel |
Nach einem Schlaganfall | Ziel ist es, die motorischen Funktionen wiederherzustellen, Bewegungsmuster zu normalisieren und die Unabhängigkeit im Alltag zu verbessern |
Menschen mit zerebraler Lähmung | Kinder und Erwachsene mit zerebraler Lähmung profitieren von der gezielten Stimulation des neuromuskulären Systems, um ihre Bewegungskontrolle und ihre Fähigkeit zur Selbstversorgung zu verbessern |
Multiple Sklerose | Ziel ist es, die Mobilität, das Gleichgewicht und die Muskelkontrolle zu fördern |
Traumatische Hirnverletzungen | Ziel ist es, die motorischen Funktionen und die Lebensqualität wiederherzustellen |
Lagerung nach Bobath
Die Lagerung nach Bobath ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie und dient primär dazu, eine optimale Ausgangsposition für die Patienten/-innen zu schaffen, um eine bessere Kontrolle über die eigenen Bewegungen zu ermöglichen. Je nach Bedürfnis der betroffenen Person, können die Therapeuten/-innen den Fokus dabei auf eine symmetrische Ausrichtung des Körpers, eine Entlastung oder die Neutralstellung der Gelenke achten. Hierzu stehen ihnen verschiedene Stützen und Hilfen zur Verfügung, welche eine stabile und komfortable Position für die Patienten/-innen gewährleisten sollen. Infrage kommen diesbezüglich unter anderem Rollen und Kissen, aber auch Keile und Gurte.
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Transfer und Mobilisation nach Bobath
Auch der Transfer und die Mobilisation nach Bobath sind entscheidende Grundpfeiler des Konzeptes. Diese konzentrieren sich darauf, den sicheren und effizienten Wechsel von einer Position zur anderen zu erleichtern und die motorischen Fähigkeiten der Patienten/-innen entsprechend zu fördern.
Dabei ist es wichtig, die Betroffenen so aktiv wie möglich in den Positionswechsel mit einzubeziehen. Je nach physischem Zustand der Person kann man zunächst mit einfachen unterstützenden Übungen, wie beispielsweise dem Aufsetzen im Bett, beginnen und sich daraufhin steigern. Grundsätzlich unterscheidet man dann zwei primäre Therapietechniken – den tiefen Transfer und den hohen Transfer.
• Der tiefe Transfer: Patient/-in kann noch nicht eigenständig stehen
• Der hohe Transfer: Patient/-in kann bereits sicher stehen
Waschung nach Bobath
Eine weitere Technik dieser Behandlungsmethode ist die Waschung nach Bobath. Diese soll dabei helfen, die sensorische Wahrnehmung sowie die Durchblutung der Haut zu verbessern. Hierzu wendet man bei der Waschung der Patienten/-innen sanfte Berührungen und Massagebewegungen an, welche die Haut stimulieren sollen. Die Waschung nach Bobath ist in der Regel Bestandteil einer umfassenden Behandlungssitzung und sollte immer auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele der Betroffenen angepasst werden. Dabei ist insbesondere auf die folgenden Grundsätze zu achten:
• Weitestgehende Selbstständigkeit der Patienten/-innen
• Vorgehen stets von der gesunden zur kranken Seite hin
• Bewusstes und aktives Wahrnehmen der betroffenen Körperpartien
• Ausführliches Aufklären über die einzelnen Schritte
Bobath-Konzept – Übungen
Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl an Übungen, die im Zusammenhang mit dem Bobath-Konzept bei betroffenen Personen durchgeführt werden können. Dabei sollte man sich jedoch stets an den Möglichkeiten und Wünschen der jeweiligen Patienten/-innen orientieren und nicht blind an Bewegungsabläufen festhalten. Welche Möglichkeiten es hierbei im Allgemeinen gibt, verrät die folgende Tabelle:
Übungen | Beispiele |
Aktive Bewegungsübungen | das Heben von Armen und Beinen, das Drehen im Bett, das Sitzen und Aufstehen oder das Gehen |
Gleichgewichtsübungen | das Stehen auf einem Bein, das Verlagern des Körpergewichts oder das Üben von Gleichgewichtsreaktionen |
Koordinationsübungen | das Greifen und Loslassen von Gegenständen, das Ausführen von Bewegungen mit beiden Armen oder Beinen gleichzeitig oder das Durchführen von koordinierten Bewegungsabläufen |
Transferübungen | vom Sitzen zum Stehen oder vom Liegen zum Sitzen |
Bobath-Konzept – Schlüsselpunkte
Zusammenfassend lassen sich einige wichtige Schlüsselpunkte im Zusammenhang mit dem Bobath-Konzept festhalten. Die folgende Auflistung nennt noch einmal einige von diesen.
• Die Fähigkeit zur Regenerierung des zentralen Nervensystems bildet den grundlegenden Ansatz für das Bobath-Konzept
• Das Bobath-Konzept ist eine weltweit anerkannte Form der Therapie, die der Rehabilitation von Personen mit neurologischen Erkrankungen und Störungen des Bewegungssystems dient
• Die Patienten/-innen sollen so weit wie möglich selbstständig bleiben und dementsprechend aktiv an der Behandlung teilnehmen
Wo kann man das Bobath-Konzept erlernen?
Das Erlernen des Bobath-Konzeptes erfordert eine spezielle Ausbildung und Schulung durch qualifizierte Fachkräfte. Eine entsprechende Vorbildung zur medizinischen Fachkraft ist ebenfalls Voraussetzung. Möglich ist eine Weiterbildung im Bobath-Konzept in verschiedenen Bildungseinrichtungen, wie Bobath-Zentren, Universitäten und Fachhochschulen sowie bei Bundesverbänden.
Bobath-Konzept – Tipps für pflegende Angehörige
Wer Angehörige nach dem Bobath-Konzept pflegen möchte, muss ein paar wichtige Punkte beachten. So ist es sinnvoll, die betroffene Person so weit wie möglich in Entscheidungen mit einzubeziehen und über alle Vorgänge aufzuklären. Dabei sollte die Eigenständigkeit der Angehörigen immer weitestgehend bewahrt und gefördert werden. Darüber hinaus ist es für die pflegenden Angehörigen sinnvoll, sich eng mit den Physiotherapeuten/-innen abzusprechen, um die Situation richtig einordnen zu können.
Stellenangebote für Therapeuten/-innen
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Häufige Fragen
- Was ist das Bobath-Konzept kurz erklärt?
- Was ist das Ziel des Bobath-Konzepts?
- Wer hat das Bobath-Konzept entwickelt?
- Welche Schwerpunkte hat das Bobath-Konzept?
Das Bobath-Konzept ist eine renommierte therapeutische Methode, die zur Rehabilitation von Menschen mit neurologischen Erkrankungen, welche das Bewegungssystem betreffen, eingesetzt wird. Das Ganze basiert dabei auf der Annahme, dass das zentrale Nervensystem des menschlichen Körpers dazu in der Lage ist, sich selbst zu regenerieren und neue Verknüpfungen herzustellen.
Aufgrund der Fähigkeit des Nervensystems, sich anzupassen und zu entwickeln, erhofft man sich durch die regelmäßige Wiederholung verschiedener Übungen eine verbesserte Mobilität. Ziel des Bobath-Konzeptes ist demnach die Förderung der Beweglichkeit und Selbstständigkeit im Alltag.
Das Bobath-Konzept wurde in den 1940e-r Jahren von der Physiotherapeutin Berta Bobath und ihrem Ehemann, dem britischen Neurologen Dr. Karel Bobath entwickelt.
Die Schwerpunkte des Bobath-Konzeptes liegen in der ganzheitlichen Behandlung neurologischer Erkrankungen, welche das Bewegungssystem beeinträchtigen. Dabei spielen die folgenden Grundprinzipien eine wichtige Rolle:
• Sensomotorische Kontrolle
• Haltungskontrolle und Gleichgewicht
• Bewegungsmuster und -koordination
• Aktive Teilnahme der Patienten/-innen
• Individualisierung
- Bobath-Therapie, https://www.physio-deutschland.de/... (Abrufdatum: 31.05.2023)