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Der neu entwickelte Body Roundness Index (BRI) könnte in Zukunft den weit verbreiteten Body Mass Index (BMI) ablösen. Doch was steckt hinter der neuen Methode zur Einschätzung des Körperfetts und wie lässt sie sich berechnen?
Antworten auf diese Fragen gibt dieser Artikel. Außerdem diskutiert er kritisch, ob der BRI eine bessere Alternative darstellt und wie aussagekräftig er ist.
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Body Roundness Index – Definition
Der Body Roundness Index, abgekürzt BRI, ist eine mathematische Möglichkeit, die Fettverteilung und besonders das viszerale Fett um die inneren Organe zu erfassen. Dabei misst man den Umfang der Taille und die Körpergröße, um diese Werte im Anschluss in eine Formel einzusetzen. Dadurch kann man die Rundheit des Körpers bewerten. Zusammengefasst gibt der endgültige Wert darüber Ausschluss, wie ähnlich der Körper einer perfekten Kugel ist. Je höher der Wert, desto runder ist die Form.
Die Formel für den BRI lautet wie folgt:
364.2 − 365.5 × √(1 − [Taillenumfang in Zentimetern / 2π]² / [0.5 × Körpergröße in Zentimetern]²)
Die schwierige Berechnung erleichtern Online-Angebote, bei denen man lediglich die zwei Variablen eingeben muss. Ansonsten muss man auf den Taschenrechner zurückgreifen.
Der BRI einer Person kann von 1 bis 16 reichen, wobei die meisten Menschen zwischen 1 und 10 liegen. Studien zeigen, dass Personen mit einem BRI von 6,9 und höher eine deutlich gesteigertes Gesamtsterberisiko haben. Durch die momentan geringe Verbreitung des BRIs konnte allerdings noch keine eindeutige und klinisch untersuchte Skala zur Einschätzung hinterlegt werden. Die Werte dienen deshalb eher als Orientierungswerte.Skala des Body Roundness Index
Unterschiede zwischen BMI und BRI
Zwischen den beiden Maßen gibt es grundlegende Unterschiede. Der BMI wird mittels des Körpergewichts in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern bestimmt. Der BRI hingegen benutzt das Körpergewicht nicht.
Auch das Ziel der beiden Indices ist verschieden. Während der BRI die Fettverteilung im Fokus sieht, kategorisiert der BMI eine Person in Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas. Durch den Body Roundness Index ist eine viel genauere Einschätzung des viszeralen Fetts und dementsprechend des Risikos für Krankheiten wie einen Herzinfarkt oder Diabetes möglich.
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Gleichzeitig unterlag der BMI in den letzten Jahren immer wieder Kritik, da er einige Schwächen aufweist. Da er nur das Körpergewicht im Gesamten nutzt, nimmt er keine Rücksicht in der Unterscheidung zwischen Muskelmasse und Fett und der genauen Fettverteilung (subkutan oder visceral).
Außerdem spielt der genetisch determinierte Körpertyp keine Rolle für den Index und er ist nur für den Durchschnitt der Menschen annähernd genau. Bei einem Spitzensportler mit viel Muskelmasse und dadurch viel Gewicht fällt der BMI entsprechend fälschlicherweise zu hoch aus. Deshalb kommt es hier ab und an zu einer Fehleinschätzung des Gesundheitszustands.
Body Roundness Index – Ursprung und Trend
Im Jahr 2013 veröffentlichte die Mathematikerin Diana Thomas gemeinsam mit ihren Kollegen ihre Erkenntnisse über den Body Roundness Index, nachdem sie dafür mehrere Datenbanken von Studien durchforscht hatten. Sie versuchten, die körperliche Rundheit als Größe greifbar zu machen. Ihr Ziel – eine genaue Methode zur Einordnung des Gesundheitsrisikos, die die Schwächen des BMIs umgeht.
Doch der BMI ist aufgrund seiner Einfachheit nicht so schnell zu vertreiben. Dennoch fordern besonders die Fachrichtungen der Adipositasforschung, Kardiologie und Endokrinologie eine vermehrte Nutzung des BRIs.
Body Roundness Index – Studienergebnisse
Mittlerweile existieren immer mehr Studien, die die Vorzüge des Body Roundness Index hervorheben und nachweisen konnten. Sie bestätigen, dass der BRI sich gut zur Abschätzung von Krankheitsrisiken eignen könnte.
Eine im Juni 2024 veröffentlichte chinesische Studie unter Dr. Xlaqlan Zhang untersuchte die Frage, wie der BRI mit der Gesamtmortalität von US-Amerikanern im Erwachsenenalter zusammenhängt. Dabei stellten sie fest, dass die Assoziation U-förmig verläuft. Das bedeutet, dass sowohl Personen mit einem sehr geringen BRI, also auch Personen mit einem sehr hohen BRI ein erhöhtes Sterberisiko aufwiesen. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass der BRI ein besseres Messinstrument der Gesamtmortalität darstellen könnte.
Weiterhin publizierte das Journal of the American Heart Association im September dieses Jahres eine Studie, die den Zusammenhang des Body Roundness Index mit kardiovaskulären Erkrankungen erforschte. Dafür nahmen sie als longitudinale Kohortengruppe Teilnehmer der China Health and Retirement Longitudinal Study, bei denen wiederholt der BRI bemessen und berechnet wurde. Man fand heraus, dass ein höherer BRI mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einhergeht. Deshalb schlussfolgerten die Forscher, dass der BRI als prädikativer Faktor für solche Ereignisse mit eingeschlossen werden kann.
Body Roundness Index – Eine gute Alternative?
Bisher stellt sich der Body Roundness Index als sehr aussagekräftig und hilfreich dar. Aber ist das wirklich der Fall? Der große Vorteil des BMIs ist und bleibt seine einfache Berechnung, die beim BRI deutlich komplizierter ausfällt. In großen Teilen wird vermutlich also der BMI das Maß bleiben, zumindest in der nahen Zukunft.
Dennoch sollte man den Nutzen des BRIs nicht unterschätzen, denn er greift genau die Schwächen des Body Mass Index auf, die in der heutigen Gesellschaft essentiell sind. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes sind weit verbreitet und nehmen immer mehr zu. Der BRI bietet eine solide erforschte Möglichkeit zur Einschätzung des Krankheitsrisikos.
Besonders der Augenmerk auf das viszerale Fett ist dabei von hoher Bedeutung. Er kann den Menschen helfen, ein gesünderes Leben zu führen und chronischen, potentiell tödlichen Krankheiten vorzubeugen.
Body Roundness Index – Fazit
Der BMI bleibt vermutlich noch für einige Zeit fester Bestandteil der modernen Medizin, da er eine schnelle und simple Einordnung des Patienten erlaubt. Der Body Roundness Index erfährt im Moment jedoch Aufwind und immer mehr Fachbereiche beschäftigen sich eingehender mit dem Thema. Besonders für Patienten mit sehr viel oder sehr wenig viszeralem Fett kann die Einbringung des BRIs von Vorteil sein. Im Moment ist nicht absehbar, ob der BRI den Body Mass Index ersetzen wird und kann, oder ob er wie andere Messungen viel eher eine sinnvolle Ergänzung darstellt.
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- Man Yang et. al., Cardiovascular Disease: Evidence From the China Health and Retirement Longitudinal Study, Journal of the American Heart Association, https://doi.org/... , (Abrufdatum: 07.11.2024)