
Beschäftige in medizinischen Berufen, darunter auch Pflegekräfte, infizieren sich im Beruf besonders häufig mit COVID-19. Das geht aus den Meldungen an die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen hervor. Bis zum 1. Juni 2021 sind bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege insgesamt 96.442 Anzeigen eingegangen, die einen Verdacht auf eine berufsbedingte Ansteckung mit COVID-19 melden.
Zwei Drittel aller Fälle entfallen auf medizinische und soziale Berufe
COVID-19 ist mittlerweile die häufigste Berufserkrankung in Deutschland. Wie die Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGVU) zeigen, verzeichneten die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen 2021 allein in den ersten fünf Monaten fast 64.000 anerkannte Corona-Infektionen. Üblicherweise meldet die DGVU nur rund 35.000 anerkannte Berufserkrankungen pro Jahr. Seit Beginn der Pandemie wurden sogar fast 160.000 berufsbedingte Corona-Erkrankungen angezeigt. Die Hälfte der Fälle wurde als Berufskrankheit anerkannt.
Besonders häufig betroffen sind Beschäftigte in medizinischen Berufen. Obwohl sie bei der Arbeit Schutzausrüstung tragen und bevorzugt geimpft wurden, sind sie einem höheren Risiko ausgesetzt. So entfallen zwei Drittel aller anerkannten Fälle auf die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege.
Pflegekräfte und Krankenhauspersonal besonders häufig betroffen
Die Auswertung der Meldungen zeigt: Vor allem Pflegefachkräfte, Ärztinnen und Ärzte haben sich bei der Arbeit mit Corona infiziert. Allen Maßnahmen zum Trotz waren sie augenscheinlich nur unzureichend geschützt. So gingen bis zum 1. Juni 2021 bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege zum Beispiel 37.784 Meldungen über eine Corona-Infektion von Beschäftigten aus der Pflege ein. Das entspricht 39 Prozent aller gemeldeten Fälle. 23.969 Meldungen (63 Prozent) wurden als Berufskrankheit anerkannt. Das Klinikpersonal meldete 34.703 Fälle, was 36 Prozent aller Meldungen entspricht. Die Berufsgenossenschaft erkannte 24.636 Meldungen (71 Prozent) als Berufskrankheit an.
Wird die Corona-Infektion als Berufskrankheit anerkannt, übernimmt die Unfallversicherung die Leistungen. Dazu gehören die Zahlung von Pflegegeld, Erwerbsminderungsrente sowie die Kostenübernahme von Behandlungen und Rehabilitation. In der Regel fallen die Leistungen der Unfallversicherung finanziell und qualitativ höher aus als Leistungen der Krankenkasse. Was die Vielzahl der anerkannten Corona-Fälle für die Unfallversicherung bedeutet, lässt sich aktuell noch nicht absehen.
Wann kann Corona als Berufskrankheit geltend gemacht werden?
Nicht jeder Arbeitnehmer kann eine Corona-Infektion als Berufskrankheit anmelden. Die gesetzliche Regelung sieht dies nur für bestimmte Berufsgruppen vor:
- Beschäftigte im Gesundheitsdienst, zum Beispiel in Krankenhäusern, Arztpraxen, im Rettungsdienst, in Apotheken oder Rehabilitationseinrichtungen
- Beschäftigte in der Wohlfahrtspflege, etwa in der Kinder-, Jugend-, Familien- und Altenhilfe, in der Suchthilfe oder in der Hilfe für behinderte und psychisch erkrankte Menschen
- Beschäftigte in medizinischen und wissenschaftlichen Laboratorien
- Beschäftigte in Einrichtungen mit besonderen Infektionsgefahren, etwa Friseure, Kosmetiker und Tätowierer
Darüber hinaus müssen nach einer COVID-19 Infektion zumindest geringfügige klinische Symptome auftreten. Zeigen sich Gesundheitsschäden erst später und in Folge der Infektion, ist eine Anerkennung als Berufskrankheit auch zu diesem Zeitpunkt noch möglich.
Corona-Infektion als Arbeitsunfall
Ob eine Corona-Infektion als Berufskrankheit anerkannt wird, hängt unter anderem vom Arbeitgeber ab. Pflegekräfte haben recht gute Chancen auf eine Anerkennung. Gleiches gilt für Erzieherinnen und Erzieher, die in der Wohlfahrtspflege arbeiten, beispielsweise bei einem kirchlichen Träger wie der Caritas. Eine Erzieherin, die in einer staatlichen Kita arbeitet, kann höchstens versuchen, die Infektion als Arbeitsunfall anerkennen zu lassen.
Für die Anerkennung als Arbeitsunfall gelten allerdings strengere Voraussetzungen. Die Infektion muss sich so zweifelsfrei auf die jeweilige versicherte Tätigkeit zurückführen lassen. Zudem muss nachweislich ein intensiver Kontakt mit einer infektiösen Person stattgefunden haben. Die Intensität des Kontaktes wird anhand der Dauer und der örtlichen Nähe bemessen. Als intensiv bezeichnet die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel einen Kontakt bei einer Entfernung von weniger als anderthalb bis zwei Metern und über eine Dauer von mindestens 15 Minuten. Bei geringerer Entfernung kann auch ein kürzerer Kontakt als intensiv gelten, bei längerer Kontaktzeit ist eine Anerkennung eventuell auch bei größerer Entfernung zur infektiösen Person möglich.
Als Arbeitsunfall gilt die Infektion auch, wenn der Kontakt mit der infektiösen Person auf dem Weg zur Arbeit oder auf dem Heimweg stattgefunden hat. Kann kein intensiver Kontakt mit einer infektiösen Person festgestellt werden, besteht eine Chance auf Anerkennung, wenn im unmittelbaren Tätigkeitsfeld des Betroffenen eine größere Anzahl von Infektionen aufgetreten ist.
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