In Zeiten der Corona-Krise ist es essenziell, die regulären Pflegekräfte, welche sich im Dauereinsatz befinden, zu entlasten. Denn der Personalbedarf steigt in den Versorgungseinrichtungen stetig an. Engpässe sind zu erwarten und deuten sich bereits schon an. Manche freiwillige Pflegekräfte stehen lediglich ein paar Tage zur Verfügung, weil sie in ihrem regulären Beruf ausgelastet sind. Doch andere könnten wochenlang Pflegedienste übernehmen – beispielsweise, weil sie in Kurzarbeit sind.
Bundesländer rufen Freiwillige auf
In anderen Ländern wie Großbritannien baten zahlreiche Freiwillige ihre Hilfe bei der Unterstützung des staatlichen Gesundheitsdienstes National Health Services (NHS) an. Auch in Deutschland möchten nun die Bundesländer sie sogenannte “stille Reserve” aktivieren, um einer drohenden Überlastung gegenzuwirken.
Die Pflegekammern in Rheinland-Pfalz, Niedersachen und Schleswig-Holstein rufen deswegen Freiwillige auf, sich über eine E-Mail-Adresse zu melden. Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern gründete demgegenüber eine Plattform.
Niedersachsen: Aufruf bringt zahlreiche Freiwillige
Seit dem 24. März besitzt die Pflegekammer Niedersachsen ein zentrales Melderegister und ordnet die Anfragen, um die Daten jederzeit an die regionalen Krisenzentren weiterzuleiten. Innerhalb einer Woche meldeten sich schon 100 Freiwillige mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse.
Um sich anmelden zu können, sind pflegefachliche Qualifikationen, die berufliche Vorerfahrung, das regionale Einsatzgebiet, Alter und Mobilität von Bedeutung. Ebenso nimmt die Pflegekammer telefonische Anfragen auf, welche sie in eine Datenbank einfügt.
Bayern: Entwicklung einer Plattform
Das Bundesland Bayern entwickelte eine Online-Plattform, auf welcher eine Anmeldung möglich ist. Fachkräfte, welche eine absolvierte Ausbildung im Pflege- und Gesundheitsbereich haben, momentan allerdings nicht in ihrem Ausbildungsberuf tätig sind, sind gefragt.
Ein Einsatz ist auch dann möglich, wenn es sich um nun inaktive Pflegefachkräfte für die Pflege, beispielsweise Notfallsanitäter oder Operationstechnische Assistenten, handelt.
Sollte man sich in einem Arbeitsverhältnis außerhalb des Bereiches der Pflege und Gesundheitsversorgung befinden, kann man sich nichtsdestotrotz einbringen. Gegenüber dem Arbeitgeber haben diese Personen dann einen Anspruch auf Freistellung von ihrer Arbeitstätigkeit und Entgeltfortzahlung.
Bertelsmann-Stiftung ruft bundesweite Plattform ins Leben
Hierneben entwickelte die Bertelsmann-Stiftung eine Online-Plattform namens #pflegereserve für ganz Deutschland. Es handelt sich dabei um eine Initiative aus der Zivilgesellschaft, unterstützt vom Deutschen Pflegerat, der neuen Bundespflegekammer sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen.
Neben dem Zusammenbringen von Helfenden möchte die Plattform darüber hinaus medizinische bzw. pflegerische Einrichtungen miteinander verbinden. Bereits zwei Wochen nach dem Start meldeten sich schon 1.000 Interessierte.
Startup “Medwing” eröffnet Online-Portal
Das Startup “Medwing” möchte im Rahmen einer Online-Plattform namens “Wir wollen helfen” medizinisch und pflegerisch inaktives Personal wieder mit den Krankenhäusern koppeln. Im Zuge dessen liegt das Ziel erstmals darin, einen “Bereitschaftspool” zu erstellen, wobei sich auf die Unterstützung der Krankenhäuser konzentriert wird.
Medwing fokussiert sich auf die Entlastung von Kliniken, welche hilfsbereite BewerberInnen im Überfluss haben. Da oftmals keine Kapazitäten für die Sichtung von Bewerbung, Organisation von Vorstellungsgesprächen und Einsatzkoordinierung vorhanden seien, übernimmt die Personalvermittlung den Bewerbungsprozess. Damit einher geht die Prüfung der Bewerbungsunterlagen und das Führen von Telefongesprächen.
Ist ein/e Kandidat/in vielversprechend, gibt Medwing das Profil an das Krankenhaus weiter, welches Pflegepersonal bedarf. Der Fokus liegt hierbei auf Kliniken mit Intensivbetten- und Beatmungskapazitäten, welche elementar für die Corona-Notversorgung sind. Innerhalb der ersten sieben Tage erfolgte eine Registrierung von über 7.000 Personen bundesweit.
Online-Plattform bringt Freiwillige und Einrichtungen zusammen, www.sozialministerium.baden-wuerttemberg.de (Abrufdatum: 22.04.2020)
Pflegepool für Bayern, www.vdpb-bayern.de (Abrufdatum: 22.04.2020)