
Nach wie vor hat das Coronavirus die Welt und damit auch den beruflichen Alltag der in der Pflege Beschäftigten fest im Griff. Schätzungen zufolge soll es aktuell über 150 Millionen Infizierte auf dem Globus geben. Zum Glück verläuft die Erkrankung in der Mehrzahl der Fälle glimpflich, doch bei vielen Menschen leider nicht. Krankenhäuser sind weltweit besonders stark durch Corona-Patienten belastet, in einigen schwer getroffenen Ländern wie Indien oder Brasilien reichen die Kapazitäten nicht mehr aus. Pflegekräfte in Kliniken, aber auch in Alters-, Pflege- und Reha-Einrichtungen sind extrem gefordert. Corona hat globale Auswirkungen auf die Pflege.
Nicht nur in Deutschland ist der Pflegeberuf durch ein schlechtes Image belastet und erscheint vielen unattraktiv. Das galt schon vor Corona. Schwierige Arbeitsbedingungen, mangelnde Aufstiegschancen, fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und schlechte Bezahlung sind nicht nur bei uns ein Hinderungsgrund, sich für eine Ausbildung als Pflegefachkraft zu entscheiden. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Zwänge in vielen Krankenhäusern und Einrichtungen, die vielerorts zur Beschränkung der Pflegekapazitäten auf das absolut Notwendige geführt haben. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO fehlten bereits vor einem Jahr, als die Pandemie voll zum Ausbruch kam, weltweit rund sechs Millionen Pflegekräfte.
Pflege: Mehr Bewerbungen durch Corona
Interessanterweise hat das Corona-Geschehen den Pflegeberufen zunächst mehr Zulauf beschert. Der internationale Pflegeverband International Council of Nurses (ICN) in Genf, der weltweit 130 Pflegeverbände mit 27 Millionen Mitgliedern repräsentiert, berichtet von einem spürbaren Bewerbungsanstieg im Zuge der Krise. Rund ein Drittel der ICN-Mitgliedsverbände haben dies gemeldet. Dazu mag nicht nur die deutlich positivere öffentliche Wahrnehmung beigetragen haben. Litt der Pflegeberuf zuvor unter seinem schlechten Ruf – nach dem Motto “Essen austeilen, Bettpfannen leeren, Hintern abwischen”-, war plötzlich von den Corona-Heldinnen und -Helden die Rede.
Gerade in wohlhabenderen Staaten wurden zusätzliche materielle Anreize geschaffen, um das Interesse am Pflegeberuf zu erhöhen. In Deutschland sollte zum Beispiel bereits vor der Pandemie das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz die Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Pflegekräften verbessern. Mit Maßnahmen wie Corona-Prämien wurden und werden darüber hinaus besondere Belastungen bei Pflegetätigkeiten im Pandemie-Kontext entgolten. Diese Einmalzahlungen können allerdings nicht das Problem unzureichender Vergütung lösen.
Ernüchterung nach der ersten Begeisterung
Die neue Begeisterung für den Pflegeberuf ist inzwischen vielerorts Ernüchterung gewichen. Der harte Pflegealltag zehrt die Motivation schnell auf. Unter den Arbeitsbedingungen in Zeiten des Coronavirus gilt das in besonderer Weise. Laut ICN sind in fast jedem fünften Land Tendenzen festzustellen, wegen der Corona-Bedingungen den Pflegeberuf wieder aufzugeben. In Deutschland sind Medienberichten zufolge bereits im vergangenen Jahr Tausende von Pflegekräften aus ihrem Beruf ausgeschieden. Alleine zwischen April und Juli 2020 sank die Zahl der Pflegenden hierzulande um 9.000. Hinzu kommen hohe Abbruchquoten in der Ausbildung, so dass wenig Hoffnung besteht, Personalverluste durch Nachwuchs ausgleichen zu können. Das gilt umso mehr, als wegen der Corona-Maßnahmen die Ausbildung häufig nicht so ablaufen konnte und kann wie eigentlich vorgesehen. Folge: Es dauert länger bis zum Abschluss und beruflichen Einsatz.
Neben der hohen Arbeitsbelastung, die Corona nochmals verstärkt hat, ist es Angst vor Ansteckung, die viele bezüglich der weiteren Berufsausübung nachdenklich werden lässt. Hier besteht immerhin die Hoffnung, dass durch die inzwischen verfügbaren Impfstoffe das Krankheitsrisiko nachhaltig gemindert wird. Dass die Ansteckungsgefahr real ist, beweisen die Zahlen. Seit Corona im letzten Jahr Krankenhäuser und weitere Einrichtungen erreichte, haben sich alleine in Deutschland mehr als 60.000 Pflegekräfte mit dem Virus infiziert und über 100 sind an der Krankheit gestorben – und das trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen und Schutzvorkehrungen. Weltweit soll das Virus bisher mehr als 3.000 Opfer unter Pflegekräften gefordert haben. Es ist leider davon auszugehen, dass es noch mehr werden. Bis das Impfen weltweit Wirkung entfaltet, wird es noch dauern.
Nicht zu unterschätzen ist auch die psychische Belastung durch Betreuung und Pflege von Corona-Kranken. Es ist nicht nur der Stress und die Hektik des Pflegealltags, die durch die Pandemie noch verstärkt wird. Häufig schlägt sich das erlebte Leiden und Sterben der Intensivkranken auf die persönliche Verfassung nieder. Überlastung, das Gefühl des Scheiterns angesichts des oft vergeblichen Bemühens und die eigene Angst bilden eine gefährliche Mischung, die Spuren in der Psyche hinterlässt. Dass der Wunsch besteht, sich nach einer beruflichen Alternative für Pflegekräfte umzusehen, ist daher verständlich.
Pflege: Verstärkte Suche nach Fachkräften im Ausland
Um akute Lücken in der Pflege zu schließen, betreiben gerade wohlhabendere Länder inzwischen aktives Personalmarketing außerhalb der eigenen Landesgrenzen und Abwerbung von Pflegekräften im Ausland. Der ICN sieht solche Maßnahmen kritisch. Unterversorgung mag damit in reicheren Regionen der Welt gemildert werden, dafür verschärft sich der Personalmangel in den ärmeren Ländern. Er ist laut ICN nicht selten noch akuter als in den reichen Staaten.
Bestehende Ungleichgewichte in der weltweiten Pflegeversorgung werden so noch ausgeprägter. Anstatt “Pflegekräfte-Import” zu betreiben, solle man mehr in Ausbildung und bessere Pflegebedingungen im eigenen Land investieren, so der ICN. Bis solche Maßnahmen wirken, braucht es allerdings Zeit – Zeit, die kaum zur Verfügung steht. Der ICN-Appell dürfte daher wenig Gehör finden.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
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