
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist in vollem Gange. Zu den wichtigsten Anwendungen in der Telematikinfrastruktur (TI) wird künftig das elektronische Rezept (E-Rezept) gehören. Seit dem 1.Januar 2022 löst es das bisher rosafarbene Papierrezept ab. Doch wie funktioniert das E-Rezept eigentlich und welche Vorteile bietet es Versicherungsnehmerinnen und -nehmern?
E-Rezept – Definition
Zum neuen Jahr trat das elektronische Rezept in Kraft. Es soll das bisher gängige Papierrezept ablösen. Weitere Anwendungen wie die Verordnung digitaler Gesundheitsanwendungen, von Heil- oder Hilfsmitteln oder häuslicher Krankenpflege sollen in den nächsten Jahren folgen.
Seit Juli 2021 findet das elektronische Rezept bereits in der Zukunftsregion Digitale Gesundheit (ZDG) Berlin und Brandenburg Anwendung. Patienten, Ärzte und Apotheken erprobten gemeinsam mit ihren Softwarepartnern, Rezeptabrechnungsstellen sowie der AOK Nordost die Digitalisierung ärztlicher Verordnungen. Dabei ging es vor allem darum, zu untersuchen, welche Kriterien für eine breite Akzeptanz des E-Rezeptes von Bedeutung sind.
Bis 1. Januar stand es Apotheken, Patienten und Ärzten noch frei, ob sie das E-Rezept nutzen möchten. Seitdem sieht der Gesetzgeber jedoch die verpflichtende Umstellung auf E-Rezepte vor. So soll das elektronische Rezept künftig sowohl in Online-Apotheken, als auch in örtlichen Apotheken eingelöst werden können.
Für wen gilt die Regelung?
Die Regelung gilt seit dem 1. Januar 2022 verpflichtend für alle gesetzlich Krankenversicherten und Vertragsärzte. Auch Privatversicherte können künftig ihre Verordnung per E-Rezept erhalten – allerdings steht hier der genaue Startermin noch nicht fest.
E-Rezept – Funktionen
Im Rahmen der Sprechstunde erstellt der/die behandelnde Arzt/Ärztin wie gewohnt ein Rezept im Praxisverwaltungssystem. Dieses enthält einen Rezept-Code, ähnlich einem QR-Code, der direkt zu einer App auf dem Smartphone des Patienten geschickt werden kann. Der Patient kann mittels der App auf dem Smartphone (beispielsweise der E-Rezept Gematik) auf das ausgestellte Rezept zugreifen. Die App kann von allen Smartphone-Nutzern bundesweit heruntergeladen werden und erfordert ein Handy mit mindestens iOS-14-Betriebssystem oder Android 7. Die App ist krankenkassenindividuell.
Zudem brauchen die E-Rezept-Nutzer eine elektronische Gesundheitskarte mit kontaktloser Verbindungsmöglichkeit (NFC-Schnittstelle) und einen persönlichen Pin. Karte und Pin können bei der Krankenkasse angefordert werden. Der Patient kann nach Erhalt des E-Rezepts entscheiden, ob er es digital via App an eine Vor-Ort- oder Online-Apotheke seiner Wahl schicken möchte. S wird das Medikament dort vorab bereitgestellt.
Möglich ist auch, dass Patientinnen und Patienten den Code des E-Rezepts auf dem Smartphone direkt in der Apotheke vorzeigen, wo dieser eingescannt und bearbeitet werden kann.
Benötige ich ein Smartphone?
Wer ein Rezept aus Papier bevorzugt, kann es sich in der Arztpraxis wie gewohnt ausgedruckt mitnehmen. Der Zettel ist nicht mehr rosafarben wie früher, enthält aber alle wichtigen Informationen zur Verordnung und einen Rezeptcode. Ein Papierausdruck des Datamatrix-Codes zum E-Rezept ist jedoch ausschließlich auf Wunsch des Patienten erforderlich.
Da der Ausdruck kein rechtsgültiges Dokument ist, ist keine Unterschrift der Ärztin oder des Arztes notwendig. Der Ausdruck ermöglicht dem Apotheker den Zugriff auf das E-Rezept. Das Fachpersonal in der Apotheke scannt den Rezeptcode ab und der Versicherungsnehmer kann das Medikament mitnehmen oder bestellen.
E-Rezepte – Besonderheiten und Vorteile
Das neue E-Rezept erleichtert den Versicherten viele Arzt- und Apothekengänge. So stellen verlorene Rezeptzettel kein Hindernis mehr dar, denn die App speichert alle E-Rezepte sicher ab. Des Weiteren ist für Folgerezepte im selben Abrechnungsquartal kein Arztbesuch mehr nötig. Die Praxis kann das Folgerezept theoretisch direkt digital auf die App übermitteln.
Auch gehören lange Wartezeiten der Vergangenheit an: Versicherte können das E-Rezept einfach an ihre Wunschapotheke senden und erfahren ob das Medikament vorrätig ist oder bestellt werden muss, auch die Lieferung des Medikaments ist möglich. Zusätzlich lässt sich mittels des E-Rezeptes auch die Abholung von Medikamenten für pflegebedürftige Angehörige problemlos umsetzen. Mit der E-Rezept-App können die verschriebenen Medikamente für Angehörige oder Nachbarn abgeholt werden, wenn letztere ebenfalls eine elektronische Gesundheitskarte mit Pin haben.
Besonderheiten und Vorteile des E-Rezepts für Praxen
Aber auch für Praxen bringt die Anwendung des elektronischen Rezeptes viele Vorteile mit sich: So kann das E-Rezept mittels weniger Mausklicks im Praxisverwaltungssystem erstellt werden und wird anschließend digital an den Patienten übermittelt. Händische Unterschriften zur Unterzeichnung von Rezepten entfallen somit und sparen nicht nur und Zeit, sondern auch Wege innerhalb der Praxis ein.
Des Weiteren können Medizinische Fachangestellte mittels des E-Rezepts und dem E-Medikationsplan unmittelbar auf wichtige Informationen zur Medikation des Patienten zugreifen. Um eine bestmögliche integrative Versorgung zu gewährleisten, können die Informationen auch auf die elektronische Patientenakte übertragen werden. Zusätzlich komplettiert das E-Rezept gerade in pandemischen Zeiten die digitale Sprechstunde per Telefon oder Video. Auch Folgerezepte können ohne physischen Arztbesuch ausgestellt werden. Das schützt sowohl das Praxisteam als auch die Patienten.
E-Rezept – Datensicherheit und Datenschutz
Die Daten des E-Rezepts werden zentral auf Servern der Telematikinfrastruktur (TI) gespeichert. Die Übertragung des E-Rezeptes erfolgt verschlüsselt von der Arztpraxis zu einem zentralen Dienst, wird dort verschlüsselt gespeichert, verarbeitet und wieder verschlüsselt von der Apotheke abgerufen. Ergo: Von der Arztpraxis bis in die Apotheke werden E-Rezepte bei der digitalen Übertragung mehrfach verschlüsselt und sicher gespeichert. Damit sind sie vor unbefugtem Zugriff geschützt. Nur wer im Besitz des Rezeptcodes für ein E-Rezept ist, kann es auch abrufen: Das ist neben der ausstellenden Arztpraxis und der Apotheke, bei der das Rezept eingelöst wird, nur der Versicherungsnehmer. Zudem kann dieser den Rezeptcode natürlich an eine Person seiner Wahl zur Abholung des Medikaments weitergeben.
Passende Stellenangebote für Medizinische Fachangestellte
Wer aktuell noch nach einer Stelle im medizinischen Bereich sucht, findet bei uns zahlreiche Angebote, darunter auch viele Jobs für Medizinische Fachangestellte (MFA).
1. Elektronisches Rezept (E-Rezept), aerztekammer-bw.de (Abrufdatum: 19.12.2021)
2. www.gematik.de/anwendungen/e-rezept (Abrufdatum: 19.12.2021)
3. E-Rezept und Patienten-App, abda.de (Abrufdatum: 19.12.2021)
4. Das E-Rezept kommt!, bundesgesundheitsministerium.de (Abrufdatum: 19.12.2021)