Der Deutsche Pflegerat (DPR) ruft dazu auf, bei der Interpretation von Pflege-Statistiken Vorsicht walten zu lassen. Vielfach würden Zahlen falsch ausgelegt oder die Datenlage sei zu ungenau, um exakte Aussagen zu treffen. Die Datenerhebung und -analyse müssten daher dringend verbessert werden.
Keine Unterscheidung zwischen Pflegefachpersonen und Pflegeassistenten
Mit seiner Kritik bezieht sich der DPR unter anderem auf Daten, welche die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Mai 2020 veröffentlicht hat. In der Meldung war davon die Rede, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Pflegeberufen von Oktober 2019 bis Oktober 2020 gestiegen sei. Trotz Corona-Pandemie seien im Oktober 2020 rund 43.300 mehr Personen in Pflegeberufen tätig gewesen als im Vorjahr. Insgesamt zählte die BA etwa 1,77 Millionen Pflegepersonen.
Der Deutsche Pflegerat ruft nun dazu auf, derartige Statistiken stets sorgfältig zu prüfen und in einen Kontext zu stellen. Eine genauere Detailkenntnis würde die Erfolgsmeldung der BA relativieren. So lassen die Berufe-Kennziffern der BA zum Beispiel keine Unterscheidung zwischen Pflegefachkräften und Pflegeassistenten zu. Ob die Zahl der Fachkräfte gestiegen ist oder die Zahl der Assistentinnen und Assistenten, lasse sich daher aus den Daten allein nicht ableiten.
Nur grobe Unterscheidung zwischen Vollzeit und Teilzeit
Weiterhin kritisiert der Deutsche Pflegerat, dass die BA-Daten nur sehr grob zwischen Vollzeit und Teilzeit unterscheiden. Als Teilzeit würde jede Stelle gewertet, bei der die Arbeitszeit unterhalb der einer Vollzeitstelle liegt. In den Teilzeitbereich fallen damit sowohl Beschäftigte, die fünf Stunden pro Woche arbeiten, als auch Pflegepersonen, die 35 Stunden pro Woche tätig sind.
In der BA-Statistik ist weiterhin von “Köpfen” die Rede, deren Zahl in den Krankenhäusern um 18.500 zugenommen habe. Dem DPR sind diese Angaben zu ungenau. Der Zuwachs könnte zum Beispiel auch durch Verschiebungen im Teilzeitbereich zustande kommen, während sich im Vollzeitbereich tatsächlich ein Stellenminus ergebe. Aus den vorliegenden Daten ließe sich diese Frage nicht klären.
Datenlage habe zu wenig Aussagekraft
Die BA kommt zu dem Schluss, dass die Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen trotz Corona-Pandemie gestiegen ist. Angesichts der Rückmeldungen aus der Pflege, die beim DPR eingehen, sowie aufgrund von Umfragen hält der Zusammenschluss aus 16 Pflegeverbänden diese Aussage nicht für realistisch. Derartige Erfolgsmeldungen seien der Politik am Ende einer Legislaturperiode zwar willkommen, allerdings nicht sehr aussagekräftig. Statt sich auf die Statistiken zu verlassen, fordert der Deutsche Pflegerat daher, die Arbeitsbedingungen zu ändern. Außerdem müsse sich die Datenlage zu Pflegeberufen verbessern. Vor allem Pflegekammern können dem DPR zufolge einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
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