Vor der Corona-Krise konnte beobachtet werden, dass die Zahl der Pflegekräfte in Deutschland gestiegen ist. Doch die Pandemie hat, wie es scheint, genau zum Gegenteil geführt: Seitdem gibt es hierzulande in den Krankenhäusern und im Bereich der Altenpflege rund 9.000 weniger Pflegekräfte, wie es die Bundesagentur für Arbeit ermittelt hat. Das macht einen Rückgang von etwa 0,5 Prozent aus. Vor allem im klinischen Bereich wird er besonders deutlich. Doch wie kam es zu diesem enormen Pflegenotstand und wie kann das Problem gelöst werden?
Zuletzt arbeiten noch 1,8 Millionen Beschäftigte in der Pflege
Seit dem Beginn der Corona-Krise hat Deutschland laut der Daten der Bundesagentur für Arbeit im Pflegebereich scheinbar Tausende Mitarbeiter verloren und gerade in dieser wichtigen Zeit ist das natürlich ein herber Verlust. Der Rückgang soll insbesondere Kliniken und den Altenpflege-Bereich in allen Bundesländern betreffen. Bei Ersterem soll der Personalrückgang in Bremen am stärksten sein. Danach folgen Sachsen-Anhalt, Thüringen, das Saarland und Rheinland-Pfalz. In Hessen gab es in der Altenpflege den größten Einbruch, gefolgt von Bremen, Bayern und Hamburg. Der Verlustzahlen betrugen von April bis Juli 2020 mehr als 9.000 Pflegekräfte. Zuletzt waren hierzulande etwa 1,8 Millionen Pflegekräfte beschäftigt. So ist der Pflegenotstand in Deutschland inzwischen gravierend.
Belastungen der Pflegekräfte steigen weiter an
Vor 25 Jahren gab es rund 4.000 Krankenhäuser, doch im Laufe der Jahre wurde ungefähr die Hälfte davon geschlossen. Zudem beträgt die Zahl der gekürzten Stellen im Pflegebereich etwa 50.000. Das Problem ist, dass sich an der Anzahl der Behandlungsfälle nichts verändert hat. Ganz im Gegenteil: Sie stiegen um rund 25 Prozent an. Weniger Personal muss also mehr Arbeit verrichten. Der Druck ist damit erheblich gestiegen. So wundert es nicht, dass etwa 300.000 Pflegekräfte seitdem ihrem Beruf den Rücken gekehrt haben.
Aktuell bemängeln viele Pflegekräfte zudem mangelnden Schutz vor dem Coronavirus an ihrem Arbeitsplatz und dass Versprechen aus der Politik nicht eingehalten worden seien. Beschäftigte hätten teilweise trotz Vorerkrankungen und höheren Alters wie gewohnt weiterarbeiten müssen. Es ist sogar die Rede davon, dass Infizierte trotzdem ihren Dienst hätten versehen müssen, da sie nicht abkömmlich gewesen seien.
Mangel an Pflegekräften soll noch wachsen
Eine Studie des BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) kam zu dem Schluss, dass es 2035 in den Gesundheits- und Pflegeberufen einen Mangel von circa 270.000 Fachkräften geben könnte. In der Studie der Bertelsmann Stiftung werden sogar Zahlen von 500.000 Vollzeitkräften genannt, da es aufgrund des steigenden Lebensalters mehr Pflegebedürftige geben wird. Viele Beschäftigte haben angegeben, dass sie nicht abgeneigt sind, wieder in den Pflegeberuf zurückzukehren, wenn sich an den Arbeitsbedingungen einiges verändert. Dazu gehören folgende Faktoren:
- angemessene Bezahlung
- bessere Arbeitszeiten
- ausreichend Erholungsphasen
- Respekt und Wertschätzung gegenüber der Arbeit
Doch dass es diesbezüglich Veränderungen geben könnte, davon zeigt sich derzeit noch nicht viel. Die Ursachen werden aktuell nicht bekämpft. Seit Beginn der Pandemie gab es eine einmalige Zahlung an Beschäftigte in der Pflege, doch das wird den Pflegenotstand nicht ausgleichen, zumal nicht jede Pflegekraft bei der Ausschüttung der Corona-Pflegeprämie anspruchsberechtig war. Stattdessen wird versucht, in anderen Ländern wie Mexiko Beschäftigte im Pflegebereich abzuwerben. Bleibt die Frage: Fehlen sie dann nicht dort? So kann diese Lösung nicht zufriedenstellend sein.
Kündigungswelle erwartet
Gesundheitsexperten rechnen mit einer wahren Kündigungswelle nach dem Ende der Pandemie. Aus Pflichtgefühl machten zur Zeit noch viele der erschöpften Pfleger und Krankenschwestern weiter, spielten aber bereits mit dem Gedanken, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, sobald sich die Lage etwas beruhigt hat, heißt es in Befragungen. Allgemein fühlten sich die Krankenpfleger von der Politik im Stich gelassen und der Frust sei hoch. Laut einer Umfrage überlegt gerade sogar jeder Dritte, den Beruf zu wechseln.
Veränderungen notwendig
Der Verlust von 9.000 Pflegekräften ist sehr ernst zu nehmen, denn gerade in diesen Zeiten werden sie mehr denn je benötigt. Wenn sich an dem schwerwiegenden Problem, das früher oder später jeden einzelnen von uns betreffen kann, etwas ändern soll, sind erhebliche Veränderungen bei den Arbeitsbedingungen notwendig. Nur so kann die bedarfsgerechte Versorgung sichergestellt werden.
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