
Inhaltsverzeichnis
Das Entlassmanagement müssen Krankenhäuser immer dann organisieren, wenn Patienten/-innen nach einer stationären Behandlung in den ambulanten Bereich wechseln sollen. Aber was ist Entlassmanagement genau und wie funktioniert es? Was ist der Nutzen und welche Ziele verfolgt man mit dem Entlassmanagement? Wissenswertes zum Thema gibt es im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Entlassmanagement?
Unter dem Begriff Entlassmanagement versteht man ein auf den/die Patienten/-in individuell abgestimmtes Versorgungsmanagenent mit dem Ziel, eine lückenlose Versorgung nach Entlassung aus dem Krankenhaus sicherzustellen. Der Paragraph 39 Absatz 1a des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) verpflichtet Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen dazu, ein effektives Entlassmanagement zu organisieren. Zudem müssen sie den Übergang in die Anschlussversorgung zu unterstützen, damit man Versorgungslücken vermeiden kann.
Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG 2015) hat das Entlassmanagement reformiert und die bisher begrenzten Möglichkeiten der Krankenhäuser erweitert: Krankenhausärzte/-ärztinnen können zukünftig u.a. ambulante Leistungen verordnen. Anhand eines sogenannten Entlassplans sind alle im Anschluss an eine voll- und teilstationäre sowie stationsäquivalente Krankenhausbehandlung erforderlichen Maßnahmen schriftlich festzulegen und zu organisieren.
Regelung der Details im Rahmenvertrag
In einem Rahmenvertrag sind die Details des Entlassmanagements festgelegt. Diesen haben die KBV, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, und der GKV-Spitzenverband im Oktober 2016 abgeschlossen. Aus der Fassung der 8. Änderungsvereinbarung vom 01.03.2022 des 14-seitigen Rahmenvertrags kann man weitere wissenswerte Informationen entnehmen.
Entlassmanagement – Nutzen und Ziele
Ein effektives Entlassmanagement, auch Überleitungsmanagement genannt, ist wichtig und hat zum Ziel, dass der Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich ohne Versorgungslücken stattfindet. Hierdurch lassen sich mangelnde oder unkoordinierte Anschlussbehandlungen vermeiden. Außderm kann man so die weitergehende medizinische, rehabilitative oder pflegerische Versorgung für die betroffenen Patienten/-innen nach einem Krankenhausaufenthalt garantieren. Hierzu zählt auch eine sichere und strukturierte Weitergabe von versorgungsrelevanten Informationen.
Im Rahmenvertrag unter § 2 Zielsetzung Abs. 2 steht: „Der Patient und seine Bedürfnisse stehen im Zentrum der Bemühungen aller an der Versorgung beteiligten Personen. Das Entlassmanagement erfolgt patientenindividuell, ressourcen- und teilhabeorientiert und trägt in enger Abstimmung mit dem Patienten und – sofern erforderlich – dessen gesetzlichem Vertreter/Betreuer dem individuellen Hilfe- und Unterstützungsbedarf des Patienten Rechnung.“
Entlassmanagement – Handlungsschritte
Direkt im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung bis zur Weiterbehandlung durch eine/n ambulante/n Haus- oder Facharzt/-ärztin können die folgenden genannten Leistungen – in § 92 Abs. 1 S.2 Nr. 6 SGB V – verordnet werden: Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmittel, Krankenhausbehandlung, häusliche Krankenpflege und Soziotherapie. Die Verordnung ist für einen begrenzten Zeitraum möglich und zur Überbrückung vorgesehen. Darüber hinaus darf das ärztliche Personal auch eine Arbeitsunfähigkeit (AU) feststellen und eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen.
Welche ambulanten Leistungen Krankenhausärzte/-ärztinnen zukünftig außerdem im Entlassmanagement verordnen dürfen, ist hier auf einen Blick aufgelistet:
- Verordnung von Arzneimitteln regulär mit der kleinsten Packungsgröße (während der Coronavirus-Pandemie bis zur größten Packungsgröße)
- Heilmittel-Verordnung für bis zu sieben Kalendertage
- Hilfsmittel-Verordnung für bis zu sieben Kalendertage
- Häusliche Krankenpflege-Verordnung für die bis zu sieben Kalendertage
- Krankenbeförderung: Entlassfahrt
- Soziotherapie-Verordnung für bis zu sieben Kalendertage
- SAPV-Verordnung ist in der Regel längstens für sieben Tage
Darüber hinaus können sie Kurzzeitpflege nach § 42 SGB XI und Haushaltshilfe nach § 38 SGB V verordnen. Wichtig ist, dass Ärzte/Ärztinnen sowohl Arzt- auch als Betriebsstättennummern (BSNR) im Entlassmanagement verwenden, um nachvollziehen zu können, welche/r Arzt/Ärztin eine bestimmte Leistung verordnet hat.
Vorgehen nach einem erfolgreichen Entlassmanagement
Ein erfolgreiches Enlassmanagement setzt voraus, dass im Entlassbrief folgende erforderliche Informationen für die Weiterbehandlung und Anschlussversorgung des/der Patienten/-in angegeben werden:
- Patientenstammdaten, Aufnahme- und Entlassdatum
- Name des/der behandelnden Krankenhausarztes/-ärztin und Telefonnummer für Rückfragen
- Kennzeichnung „vorläufiger“ oder „endgültiger“ Entlassbrief
- Grund der Einweisung
- Diagnosen (Haupt- und Nebendiagnosen) einschließlich Infektionen oder Besiedelungen durch multiresistente Erreger
- Entlassungsbefund
- Epikrise (Anamnese, Diagnostik, Therapien inkl. Prozeduren)
- Weiteres Prozedere/Empfehlungen
- Arzneimittel und Medikationsplan (§ 8 Abs. 3a Arzneimittel- Richtlinie) sowie Information über mitgegebene Arzneimittel
- alle veranlassten Leistungen (inklusive nach § 39 Absatz 1a Satz 7, § 33a, § 37b und § 92 Absatz 1 Satz 2 Nummern 6 und 12 SGB V) und Information über die Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit
- Nachfolgende Versorgungseinrichtung
- Mitgegebene Befunde
Der/die Patient/-in kann nach einem stationären Krankenhausaufenthalt reibungslos ohne Versorgungslücke in den ambulanten Bereich übergeben werden. So können sich Konsultation bei Hausarzt und/oder Facharzt/-ärztin oder eine rehabilitative Versorgung anschließen.
Entlassmanagement – Herausforderungen
Einer Pressemitteilung des Marburger Bunds zufolge erfordert das neue Entlassmanagement – nach Berechnungen der DKG – bundesweit jährlich 100.000 ärztliche Arbeitstage mehr. Im Hinblick auf die neuen Regeln zum Entlassmanagement und die nun weiter ausgedehnten Möglichkeiten der Verordnungen für Krankenhausärzte/-ärztinnen seien kapazitative Ressourcen in Krankenhäusern nicht vorgesehen.
Die folgliche Konsequenz: die Reduktion der Zeit für die Patientenversorgung, damit die Umsetzung der Anforderungen an das Entlassmanagement gelingen kann. Die Herausforderungen können besser gemeistert werden, wenn Krankenhäusern bereits digitale Lösungen eingeführt haben: Routinetätigkeiten können sich automatisieren und Dokumentationspflichten lassen sich unsichtbar im Hintergrund erfüllen, wodurch damit auch das Entlassmanagement mit einbezogen werden kann.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer aktuell noch nach passenden Stellenangeboten im Bereich Pflege sucht, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl, beispielsweise Jobs für Krankenpfleger/innen, Stellenangebote für Altenpfleger/innen und Kinderkrankenpflege-Jobs.
1. www.kbv.de/media/sp/Verordnen_im_Rahmen_des_Entlassmanagements.pdf (Abrufdatum: 09.07.2022)
2. www.kbv.de/html/entlassmanagement.php (Abrufdatum: 09.07.2022)
3. www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/entlassmanagement.html (Abrufdatum: 09.07.2022)