Eine Fachweiterbildung in der Pflege bietet eine Möglichkeit, die eigenen Kompetenzen zu vertiefen, zu erweitern oder zu ergänzen. Vor allem soziodemographische Veränderungen beeinflussen die Anforderungen an den Pflegeberuf stetig. Die Grundausbildung in der Pflege schafft für diese Entwicklungen zwar die nötige Basis, die kontinuierliche Weiterentwicklung macht die Bereitschaft zur Weiterbildung und zum lebenslangen Lernen dennoch bedeutsam. Wer sein Fachwissen erweitern und sich neue Karriereperspektiven eröffnen will, ist mit einer Fachweiterbildung gut beraten. Im folgenden Artikel werden Formen verschiedener Weiterbildungsmöglichkeiten präsentiert.
Warum eine Fachweiterbildung?
Wer die beispielsweise eine Ausbildung zum/-r examinierten Pflegefachkraft, als Altenpfleger/in, als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in oder als Hebamme bzw. Entbindungspfleger erfolgreich abgeschlossen hat und im besten Fall schon einige Jahre Berufserfahrung mitbringt, ist für eine Fort- oder Weiterbildung im pflegerischen Bereich qualifiziert. Zwar bietet sich für die jeweiligen Fachkräfte auch ein Studium an, dieses ist meist jedoch weniger praxisorientiert.
Arten der Fortbildung für Pflegekräfte
Fortbildungen dienen genaugenommen dem Erhalt des aktuellen Stands und der „beruflichen Handlungsfähigkeit“. Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) definiert vier Arten der Fortbildung. Die Erhaltungsfortbildung dient primär der Auffrischung von vorhandenem Wissen. Während bei der Anpassungsfortbildung der eigene fachliche Stand neuen Gegebenheiten angepasst wird, können bei der Erweiterungsfortbildung durchaus Qualifikationen ausgebaut und neue Bereiche erschlossen werden. Die letzte Form bildet die Aufstiegsfortbildung, bei der der Grundstein für einen beruflichen Aufstieg – meistens im Zusammenhang mit mehr Verantwortung – gesetzt wird.
Pro und Contra Fachweiterbildung
Die Weiterbildung soll hingegen die berufliche Handlungskompetenz erweitern. Sie wird von zertifizierten Weiterbildungsträgern durchgeführt und die erfolgreiche Teilnahme wird mit einem Zertifikat bescheinigt. Die erworbenen Berufsbezeichnungen durch Weiterbildungsgänge der Pflegekammer sind geschützt. Der große Vorteil einer Fachweiterbildung im pflegerischen Bereich ist, dass kein Studium abgeschlossen werden muss. Der erworbene Abschluss kann hingegen teilweise oder gleichgestellt zu einem Studienabschluss gewertet werden. Weiterbildungsgänge sind oft kürzer, bringen weniger Kosten mit sich und sind näher an der beruflichen Praxis. Wichtig ist, einen seriösen Anbieter zu finden.
Auf der anderen Seite sind Weiterbildungen – anders als klassische Berufsausbildungen – nicht durch bundeseinheitliche Vorgaben reguliert. Zwar bieten Einrichtungen „Bildungsurlaub“ für die Teilnahme an Weiterbildungsgängen an, meistens aber nur im begrenzten Maße und im Sinne der aktuellen beruflichen Situation. Des Weiteren lässt sich unter Pflegefachkräften eine Motivationshürde erkennen: Durch hohe Arbeitsbelastung und viele Überstunden ist das Interesse daran, sich auch in der Freizeit mit Fachwissen zu beschäftigen, bei vielen gering.
Natürlich fallen für Lehrgänge, Prüfungen, Arbeitsmaterial und Fahrten Kosten an. Mit etwas Glück übernimmt diese der Arbeitgeber ganz oder zumindest teilweise. Wer eine berufsbegleitende Fachweiterbildung anstrebt, kann sich über das fortlaufende Gehalt finanzieren. Weiterhin gibt es auch Möglichkeiten, finanzielle Entlastung zu erhalten – etwa durch Aufstiegs-BAföG oder andere staatliche Fördermittel. Im Allgemeinen ist eine Fachweiterbildung eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern, neue berufliche Möglichkeiten zu erschließen und sich in bestimmten Fachgebieten zu spezialisieren. Im Folgenden sind beliebte Weiterbildungsgänge näher beschrieben.
Fachkrankenpfleger/in Intensivpflege/Anästhesie
Die Aufgaben von Fachkrankenpflegern/-innen Intensivpflege/Anästhesie sind stark davon abhängig, ob man ist der Anästhesie oder Intensivmedizin arbeitet. In der Intensivmedizin nehmen die Betreuung der Patienten/-innen und vor allem die Überwachung von Vitalfunktionen eine dominante Rolle ein. In der Anästhesie bestimmen hingegen vor allem die Vor- und Nachbehandlung von Narkosen sowie die Betreuung und Dokumentation der Narkosebehandlungen den Arbeitsalltag.
Voraussetzungen und Weiterbildung
Neben der abgeschlossenen Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder in der Altenpflege wird für die Fachweiterbildung ein Maß an Berufserfahrung gefordert, meist über den Zeitraum von etwa sechs Monaten. Die Fachweiterbildung teilt sich in einen etwa 780 Stunden langen theoretischen Teil sowie einen Praxisanteil, der etwa 1.200 Stunden umfasst. Der Blockunterricht vermittelt Wissen über Atmung und Beatmung, Trachealkanülen-, Notfall- und Entwöhnungsmanagement. Praktische Lehrgänge finden beispielsweise in OP-Trakten, auf Intensiv- oder Dialysestationen statt. Die Weiterbildung endet mit einer Facharbeit und einer Prüfung, bestehend aus einem mündlichen und einem praktischen Teil. Die Kosten betragen je nach Weiterbildungseinrichtung zwischen 5.300 Euro und 6.950 Euro.
Einsatzorte und Gehalt
Die Einsatzorte als Fachkrankenpfleger/in Intensivpflege/Anästhesie sind vielfältig. So kann man neben Kliniken und Krankenhäusern auch in Facharztpraxen, bei ambulanten Pflegediensten oder Gesundheitszentren arbeiten und Patienten/-innen zu Hause betreuen. Mit einem Bruttogehalt von 4.101 Euro befindet sich der Verdienst als Fachkrankenpfleger/in Intensivpflege/Anästhesie im gehobeneren Bereich. Auch die Weiterbildungsmöglichkeiten zur weiteren Vertiefung des Fachwissens sind vielfältig.
Fachkrankenpfleger/in Operations-/Endoskopiedienst
Zu den Verantwortungen nach einer Weiterbildung zum/-r Fachkrankenpfleger/in Operations-/Endoskopiedienst gehören vor allem die Betreuung von Patienten/-innen vor, während und nach Operations- und endoskopischen Eingriffen. Sie bereiten Instrumente, Geräte und andere Materialien vor und unterstützen das Operationsteam bei Eingriffen.
Voraussetzungen und Weiterbildung
Die Grundvoraussetzung für die Fachweiterbildung ist in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung im Pflegebereich, meist in Verknüpfung mit zweijähriger Berufserfahrung. Neben beruflichen Qualitäten sind in diesem anspruchsvollen Arbeitsbereich aber auch psychische und physische Gesundheit sowie Einfühlungsvermögen von größter Wichtigkeit.
Die meist zweijährige Fachweiterbildung kann berufsbegleitend abgelegt werden. Sie besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Während sich ersterer meist mit den pflegerelevanten Kenntnissen und dem Fachwissen für Operations- und endoskopischer Pflege befasst, findet die Praxis direkt in Krankenhäusern statt. Je nach Weiterbildungseinrichtung fallen Kosten für Prüfungen und Lehrgänge von bis zu 7.600 Euro an.
Einsatzorte und Gehalt
Neben Krankenhäusern, Kurzzeitpflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten eröffnet sich Fachkrankenpflegern/-innen die Möglichkeit, für Gesundheitszentren und Fachärzte/-ärztinnen, die Endoskopien durchführen, zu arbeiten. Je nach Bundesland, Alter und Einrichtung fällt das Gehalt von Fachkrankenpflegern/-innen Operations-/Endoskopiedienst unterschiedlich aus. Durchschnittlich liegt das Bruttogehalt mit 4.101 Euro im oberen Bereich der medizinischen Ausbildungsberufe.
Praxisanleiter/in
Die Qualität der praktischen Ausbildung in pflegerischen Berufen steht und fällt mit der Arbeit der Praxisanleiter/in. Sie stehen nicht nur den Auszubildenden als Ansprechpartner/in zur Verfügung, sondern sind für die Einarbeitung, Koordination und Bewertung wichtig.
Voraussetzungen und Weiterbildung
Neben der Grundausbildung im pflegerischen Gesundheitsbereich setzen viele Weiterbildungseinrichtungen eine ein- bis zweijährige Berufserfahrung für die Weiterbildung voraus. Wer zudem Talent für Kommunikation und Spaß an der Ausbildung mitbringt, eignet sich für die Aufgaben des/-r Praxisanleiter/in besonders gut. Die Weiterbildung umfasst etwa 200 bis 300 Stunden und dauert berufsbegleitend um die sechs Monate. Für Prüfungen und Lehrveranstaltungen können Kosten zwischen 1.700 und 3.000 Euro anfallen. Zu den Themen der Unterrichtsstunden gehören unter anderem Methodik und Didaktik der Anleitung, Grundlagen der ethischen Entscheidungsfindung und der Pflegeprozess.
Einsatzorte und Gehalt
Nach der Weiterbildung können die Fachkräfte überall arbeiten, wo pflegerisches Personal ausgebildet wird. Das Gehalt von Praxisanleitern/-innen liegt mit 4.465 Euro brutto im pflegerischen Bereich recht hoch, verglichen mit Ausbildungsleitern anderer Berufsgruppen jedoch circa 500 Euro unter dem Durchschnitt. Mit vertiefenden Weiterbildungen oder einem Studium können die Gehaltsaussichten weiter erhöht werden.
Stationsleitung
Zu den Aufgaben von Stationsleitern/-innen gehört eine Mischung aus pflegerischen und leitenden Tätigkeiten. Sie sind Führungskräfte auf höherer mittlerer Ebene und übernehmen dementsprechend je nach Größe der Einrichtung Aufgaben der Qualitätskontrolle, Vermittlung, Öffentlichkeitsarbeit und der wissenschaftlichen Weiterentwicklung.
Voraussetzungen und Weiterbildung
Die wichtigste formale Voraussetzung für die Fachweiterbildung ist die zweijährige Berufserfahrung, die selbst mit einem Studiums-Abschluss unverzichtbar ist. Manche Weiterbildungsstätten fordern zudem Erfahrungen mit Führungstätigkeiten, wie dem Erstellen eines Dienstplans. Führungsqualitäten wie Durchsetzungsvermögen, Organisationstalent und Selbstbewusstsein sowie wirtschaftliches Verständnis sind nicht weniger wichtig. Die Kosten für die Weiterbildung sind mit rund 500 Euro überschaubar. Der Lehrgang vermittelt Kenntnisse zu den Themen Recht, Sozial- und Pflegewissenschaften sowie Wirtschaft.
Einsatzorte und Gehalt
Grundsätzlich können Stationsleitungen in jedem pflegerischen Bereich arbeiten, wobei der Bedarf in größeren Einrichtungen meist höher ist. Eine Besonderheit an der Weiterbildung ist, dass die Fachkräfte auch eine Niederlassung gründen und beispielsweise ihren eigenen ambulanten Pflegedienst führen können. Je nach Einrichtung und Bundesland variiert das Gehalt als Stationsleitung zwischen 2.738 und 4.376 Euro.
Study Nurse
Die Qualitätssicherung spielt bei klinischen Studien eine besonders große Rolle. Nach der Fachweiterbildung zur Study Nurse leistet man dazu einen wichtigen Beitrag und agiert als Bindeglied zwischen verschiedenen für die Studien bedeutsamen Gruppen. Study Nurses, auch Studienassistenten/-innen genannt, begleiten Studien von der Vorbereitung über die Durchführung bis zur Nachbereitung.
Voraussetzungen und Weiterbildung
Die beruflichen Voraussetzungen für Study Nurses sind je nach Einrichtung variabel. Meist wird eine Grundausbildung im Gesundheitsbereich gefordert. Persönliche Skills, zu denen Professionalität, strukturiertes und genaues Arbeiten, sowie ein Talent für Organisation gehören, sind dafür umso wichtiger. Auch die Dauer der Fachweiterbildung ist unterschiedlich. Inhaltlich werden vor allem Grundvoraussetzungen für Studien, regulatorische und klinische Grundlagen sowie die Organisation und Qualitätssicherung behandelt. Die Kosten können zwischen 1.200 Euro und 2.400 Euro liegen.
Einsatzorte und Gehalt
Die Einsatzorte von Studienassistenten/-innen sind besonders vielfältig. So arbeiten sie meist in Prüfzentren im Bereich Pharmazie oder Medizin. Auch Forschungsinstitute und Studiengruppen stellen Study Nurses ein. Durchschnittlich verdient man mit 3.751 Euro gut, der tatsächliche Lohn ist allerdings stark von der Einrichtung abhängig.
Passende Stellenangebote in der Pflege
Wer auf der Suche nach passenden Stellenangeboten in der Pflege ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl an Jobs als Fachkrankenpfleger/in, Stellen für Altenpfleger/innen sowie Stellenangebote in der Krankenpflege.
1. refa.de/newsticker/918-fort-oder-weiterbildung (Abrufdatum 17.05.2022)
2. www.relias.de/blog/fortbildungen-fuer-pflegefachkraefte-aber-welches-format (Abrufdatum 17.05.2022)
3. ratgeber-umschulung.de/gesundheit/op-pfleger-op-schwester/ (Abrufdatum 19.05.2022)
4. dggp-online.de/weiterbildungen/pflege/intensivpflege-und-anaesthesie/ (Abrufdatum 19.05.2022)
5. bildungsrat-pflege.de/wp-content/uploads/2014/10/mwbo_pflb_27-01-2020.pdf (Abrufdatum 19.05.2022)