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Die Funktionspflege ist ein Pflegesystem in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die hierzulande vor allem in den 1970er-Jahren regelmäßig Anwendung fand und auch heute noch in vielen Einrichtungen genutzt wird. Wenngleich komplexere Pflegesysteme mittlerweile die Versorgung der Pflegebedürftigen bestimmen, so kann sie eine sinnvolle Ergänzung der Betreuung bieten. Dieser Artikel erklärt die Arbeitsweise in der Funktionspflege und erläutert Stärken und Schwächen des Modells.
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Funktionspflege – Definition
Die Funktionspflege ist ein seit langem existierendes Prinzip der Pflege und wurde zur Anwendung in Einrichtungen der Krankenversorgung und in der stationären Altenpflege entwickelt. Funktionelle Pflege zeichnet sich durch eine Zergliederung der Tätigkeiten und Zuständigkeiten der Mitarbeitenden aus. Diese übernehmen jeweils einzelne Aufgaben, beispielsweise die Erfassung der Vitalwerte oder die Unterstützung bei der Körperpflege, die sie bei allen Patienten oder Bewohnern in einem Bereich der Einrichtung ausführen, ohne dabei auf individuelle Aspekte der Versorgung oder andere Tätigkeitsbereiche einzugehen.
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Unterschied zur Bezugspflege
Die Funktionspflege steht im starken Gegensatz zur Bezugspflege, bei der eine pflege- oder unterstützungsbedürftige Person über die gesamte Zeit von derselben Person oder einem engen Kreis von Pflegenden betreut wird.
Funktionspflege – Zielsetzung
Die Betreuung in Form der Funktionspflege kommt häufig zum Einsatz, wenn große Unterschiede in der beruflichen Qualifikation der Mitarbeiter bestehen. Das Ziel ist es hierbei, weniger gut ausgebildete und somit auch geringer entlohnte Arbeitskräfte die einfachen Routinearbeiten durchführen zu lassen, damit die hochqualifizierten und teuren Arbeitskräfte effizienter einsetzbar werden und zielgerichtet arbeiten können.
Funktionspflege – Methodik
Bei der Konzeption der Funktionspflege werden die anfallenden Arbeiten in der entsprechenden Einrichtung in einzelne Themenfelder untergliedert und dann den zur Verfügung stehenden Mitarbeitern zugeordnet. Inwieweit die Tätigkeiten aufgespalten werden, ist dabei von der Personalstärke und der Anzahl der durchzuführenden Tätigkeiten abhängig. So kann beispielsweise in einem Haus das Austeilen des Essens mit der Gabe der Medikamente kombiniert werden, während letztere in einer anderen Einrichtung mit der Erhebung der Vitalwerte verbunden wird.
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Funktionspflege – Vorteile und Nachteile
Vorteile der Funktionspflege sind die einfache Umsetzbarkeit und das schnelle Gewinnen von Kompetenzen in klar abgesteckten Tätigkeitsfeldern. So können auch Hilfskräfte oder Mitarbeiter in Ausbildung, die noch keine vollumfängliche Pflege übernehmen können, einen Versorgungsbereich abdecken. Gleichzeitig erhalten die gut ausgebildeten Pflegefachkräfte die benötigten Informationen, um die komplexeren Bereiche der Pflege abzudecken. Gerade in einer Situation des Pflegepersonalmangels kann die Funktionspflege eine wichtige Säule für die Aufrechterhaltung der Versorgung bedeuten. Sie kann den wenigen examinierten Kräften „den Rücken freihalten“ und diese entlasten.
In einer zunehmend alternden Bevölkerung, in der herausfordernde Krankheitsbilder und Demenzerkrankungen gehäuft auftreten, birgt die Funktionspflege viele Gefahren. So bringt der ständige Wechsel der betreuenden Personen eine Unruhe in die Situation. Vor allem auf Menschen mit einem eingeschränkten Gedächtnis und Orientierungsstörung kann dies sehr verstörend wirken. Auch ist gerade bei diesen Patienten oder Pflegeheimbewohnern häufig kein standardisiertes Schema möglich. Das liegt daran, dass es jeden Tag zu Abweichungen in der persönlichen Verfassung und den Bedürfnissen kommen kann. Die Funktionspflege kann diesen individuellen Anforderungen kaum Rechnung tragen, da starre Vorgaben zum Erfüllen der jeweiligen Aufgaben und enge zeitliche Korridore erforderlich sind.
Ein weiterer Nachteil ist die steigende Anzahl von Übergabesituationen und das damit verbundene Risiko für Fehler und Informationsverlust. Pflegende, denen der vollständige Überblick über die Pflegebedürftigen fehlt, können unter Umständen die erhobenen Daten und Werte nicht in den Kontext bringen und bemerken Auffälligkeiten erst spät, während ein Bezugsbetreuer viel eher auf solche Abweichungen aufmerksam würde. Auch bleibt die Weiterentwicklung der Pflegekräfte oft aus, denn sie bleiben stets fokussiert auf einen kleinen Tätigkeitsbereich und lernen nicht, ihren Blickwinkel zu erweitern und auch komplexere Betreuungen zu planen und durchzuführen.
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Häufige Fragen
- Was ist Funktionspflege einfach erklärt?
- Was sind die Nachteile von Funktionspflege?
- Was sind die Vorteile der Funktionspflege?
- Was ist der Unterschied zwischen Funktionspflege und Bezugspflege?
Funktionspflege ist eine Form der Pflege, bei der die Versorgung der pflegebedürftigen Person in einzelne Aufgabenbereiche untergliedert wird, die dann von verschiedenen Personen übernommen werden. Sie lenkt damit den Fokus weg von der ganzheitlichen Betrachtung der Pflegebedürftigen.
Ein großer Nachteil der Funktionspflege ist der Verlust der Übersicht und der Kontrolle über den Pflegeprozess. Die gesammelten Informationen werden zwar an zentraler Stelle von einer examinierten Pflegekraft gebündelt, diese ist jedoch nicht mehr oder nur selten „am Bett“ präsent. Zudem bedeutet Funktionspflege eine starke Einschränkung der Entwicklungsfähigkeit einzelner Pflegender, da diese nur noch ihren Bereich abdecken, aber die Pflege in ihrer Gesamtheit aus den Augen verlieren. Für Patienten und Pflegeheimbewohner entsteht ein Verlust von Nähe und Persönlichkeit in der Pflege. Sie begegnen zwar vielen Personen oberflächlich, jedoch begleitet sie keine davon in ihrer ganzen Persönlichkeit und Entwicklung.
Vorteile der Funktionspflege sind die klare Untergliederung der Aufgaben, die schnell zu erlernen und durch die Routine einfach durchzuführen sind. So lassen sich die einzelnen Arbeiten an die Ausbildungstiefe der Mitarbeiter anpassen und hoch qualifizierte, teure Arbeitskräfte können sich auf die komplexeren Tätigkeitsbereiche fokussieren.
Während bei der Bezugspflege eine ganzheitliche Versorgung und Betreuung der Pflegebedürftigen durch wenige, zugeordnete Betreuer erfolgt, legt die Funktionspflege den Fokus auf einzelne Bereiche der Versorgung und verteilt diese Tätigkeiten auf viele Personen. Dabei geht der Überblick der Mitarbeiter an der Basis ein Stück weit verloren, während die zentral arbeitenden Kräfte zwar alle Informationen erhalten, jedoch nicht mehr im direkten Kontakt zu den Pflegebedürftigen stehen.
- Funktionspflege. In: C. e. Karmann, Stationen organisieren: Ein Praxisleitfaden für Führungskräfte in der Pflege (S. 44-46). Thieme 2020.