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Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann sowohl Krankheiten vorbeugen als auch dazu beitragen, den Heilungsprozess bei Krankheiten unterstützen. Besonders hilfreich ist das für geschwächte Patienten/-innen mit schwerwiegenden Krankheiten und langem stationären Krankenhausaufenthalt. Doch es kommt auf die richtigen Lebensmittel an. Sonst kann sich das Krankenhaus-Essen schlimmstenfalls sogar negativ auf den Heilungsprozess auswirken. Mehr zum Thema Krankenhaus-Essen und dessen Einfluss im folgenden Beitrag.
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Krankenhaus-Essen: Kostengünstig, trostlos und schlecht
In vielen Krankenhäusern schenkt man der genauen Zusammensetzung bei der Ernährung der Patienten/-innen wenig Beachtung. In vielen Fällen geben sie sogar immer weniger Geld für das Essen ihrer Patienten/-innen aus. Das belegt eine Analyse des Deutschen Krankenhausinstituts, über die das ARD-Mittagsmagazin berichtete. Der Analyse zufolge geben Krankenhäuser – im Vergleich zu vor einigen Jahren – derzeit neun Prozent weniger für Mahlzeiten ihrer Patienten/-innen aus.
Während man im Jahr 2005 noch 4,45 Euro pro Tag und pro Person für Lebensmittel berechnete, gaben die Krankenhäuser im Jahr 2018 durchschnittlich 3,84 Euro pro Tag und pro Person für den Lebensmitteleinkauf aus. Damit es möglichst günstig bleibt, beziehen viele Krankenhäuser das Essen mittlerweile von Caterern oder konzerneigenen Großküchen aus Massenproduktion. Darunter leidet mitunter auch die Qualität. Die Fertiggerichte, häufig aus Tiefkühlkost, weisen einen viel zu hohen Salzgehalt auf und enthalten kaum Vitamine und andere Nährstoffe. Bemängelt wird auch, dass es an bundesweit einheitlichen verbindlichen Standards für Krankenhausessen fehle und nur selten eine Überprüfung der Qualität stattfinde.
Die Effort-Studie: Individuelle Kost, bessere Heilung
Wie wichtig Ernährung bei der Genesung im Krankenhaus ist, hat die sogenannte Effort-Studie, eine Studie aus der Schweiz mit über 2.000 Patienten/-innen, deutlich machen können. Für die im Fachjournal The Lancet publizierte Untersuchung hatte die Forschergruppe im Zeitraum 2014 bis 2018 an acht Kliniken in der Schweiz eine Interventionsstudie durchgeführt: Eine Hälfte des Patientenkollektivs erhielt die übliche Krankenhauskost, während die andere Hälfte eine durch Ernährungsfachleute gezielte Ernährung erhielt. Dabei stimmte man die Speisen auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten/-innen ab. Man berücksichtigte insbesondere die Kalorienmenge, den Eiweißanteil und den Nährstoffgehalt. Das Ergebnis: Wer individuelle Kost erhielt, hatte deutlich seltener Komplikationen. Die Todesrate war in dieser Gruppe sogar 27 Prozent niedriger.
Zusammenfassend belegen die Ergebnisse dieser Studie, dass bei schlechter Ernährung
- das Risiko steigt, an einer Erkrankung zu versterben
- es mehr Komplikationen während einer Operation und postoperativ gibt
- Patienten/-innen länger intensivmedizinisch behandelt werden müssen
- die Wundheilung schlechter ist
- Patienten/-innen langsamer wieder fit werden und öfter erneut ins Krankenhaus müssen
Mangelernährung im Krankenhaus
Entscheidend für eine gesunde Ernährung sind die Nährstoffe, die im Krankenhaus-Essen oftmals fehlen. Es kommt auch häufig vor, dass Menschen bereits mit Mangelerscheinungen im Krankenhaus aufgenommen werden. Das Tückische daran: Die Mangelernährung ist nicht immer sichtbar – fehlende Nährstoffe, fehlende Muskelmasse und mangelnde wichtige Körpereiweiße sind auch bei Übergewicht häufige Erscheinungen.
Es bedarf einer routinemäßigen ernährungsmedizinischen Befragung und Untersuchung durch spezielle Ernährungsteams in Krankenhäusern, um mangelernährte Patienten/-innen identifizieren zu können. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich diese Mangelernährung im Krankenhaus weiter verstärken kann. Die Folgen: Erhöhte Anfälligkeit für Infekte und eine schlechtere Wundheilung. Eine auf den/die Patienten/-in individuell abgestimmte Ernährung könnte dieser Mangelernährung entgegenwirken und eine Versorgung mit fehlenden Vitaminen, Eiweißen und Spurenelementen gewährleisten.
Der Koalitionsvertrag des Ampelbündnisses thematisiert die Problematik der Mangelernährung in Krankenhäusern nicht. Auf Anfrage teilte Maria Klein-Schmeink, die stellvertretender Fraktionschefin der Grünen, im Bundestag, mit: „Die Umsetzung und die entsprechende Finanzierung der Verbesserung von Ernährung im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen wurden nicht konkret vereinbart. Diese Fragen werden im Zuge der Ernährungsstrategie behandelt werden.“ Angekündigt ist eine solche Ernährungsstrategie bis 2023.
Gesunde Ernährung und der Einfluss auf die Genesung
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann sowohl Krankheiten vorbeugen als auch dazu beitragen, den Heilungsprozess bei Krankheiten zu unterstützen. Demnach sollte es selbstverständlich sein, dass auch Krankenhaus-Essen angeboten wird, das gesundheitsförderlich ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung veröffentlichte Standards für die Verpflegung in Krankenhäusern (DGE-Qualitätsstandards) mit dem Ziel, die Verpflegungsverantwortlichen dabei zu unterstützen, in Kliniken eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Verpflegung anzubieten.
Die ernüchternde Erkenntnis: Derweilen richten sich nur vier Prozent der Kliniken nach diesen Standards. Dies ist ein weiterer Anknüpfungspunkt im Koalitionsvertrag: Die Koalition möchte die Qualitätsstandards der DGE als Standard etablieren. Derzeit steht noch aus, ob die Ampel die Empfehlungen für eine ausgewogene Kost in Krankenhäusern auch zur gesetzlichen Pflicht erklären möchte.
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1. DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kliniken, www.station-ernaehrung.de (Abrufdatum: 06.06.2022)
2. Erschreckender Trend: Krankenhausessen immer schlechter?, www.morgenpost.de (Abrufdatum: 06.06.2022)
3. www.deutschlandfunkkultur.de/klinik-essen-macht-krank-100.html (Abrufdatum: 06.06.2022)