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Im Sommer wurde von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bekannt gegeben, dass in Deutschland das Modell “Gesundheitskiosk” etabliert werden soll. Insgesamt sollen dafür 1.000 Gesundheitskioske neu entstehen. Ziel ist es, mit diesen Zentren bestehende Lücken im Gesundheitssystem zu schließen und auch die medizinische Versorgung in sozial schwächeren oder ländlichen Regionen zu garantieren. Doch was genau ist ein Gesundheitskiosk und was kann man sich darunter vorstellen? Dazu mehr in diesem Artikel.
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Gesundheitskiosk – Definition
Bei den Gesundheitskiosken handelt es sich um Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger, die sie niederschwellig und oft ohne Termin aufsuchen können. Der Name „Gesundheitskiosk“ wurde dabei in Anlehnung an ein ähnliches Modell in Finnland gewählt, die sogenannten „Terveyskioski“. Die Planung sieht einen Kiosk für etwa 80.000 Bürger/innen vor, wodurch die angestrebte Gesamtzahl von 1.000 Kiosken in Deutschland zustande kommt. Sie sollen vor allem in sozialen Brennpunkten oder auch unterversorgten ländlichen Gebieten errichtet werden. Da hierdurch verschiedene Zielgruppen mit jeweiligen Bedürfnissen und Problemen adressieret werden, unterscheidet sich das Angebot je nach Standort.
Politischer Hintergrund
Die ambulante medizinische Versorgung in Deutschland zeigt in vor allem in ländlichen Gebieten sowie sogenannten sozialen Brennpunkten immer mehr Lücken auf, die nun mit dem Modell der Gesundheitskioske abgepuffert werden sollen. Seit 2017 gibt es in Hamburg erste Pilotprojekte. Diese sind in den Stadtteilen Billstedt und Horn im Einsatz und haben nach Analysen der Universität Hamburg zu einer geringeren Anzahl an – mitunter sehr teuren – Besuchen in Notaufnahmen und stattdessen einer besseren Wahrnehmung der Präventionsangebote geführt. Durch die Übernahme basismedizinscher Vorsorgeuntersuchungen sollen die Kassenärzte/-innen entlastet und so eine bessere medizinische Versorgung gewährleistet werden.
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es Gegenwind von den gesetzlichen Krankenkassen: Diese sollen etwa 75 Prozent der entstehenden Kosten tragen, was nach Einschätzung der Leitungen der Krankenkassen finanziell zurzeit nicht tragbar wäre. Auch die kassenärztlichen Vereinigungen stehen dem ganzen gespalten gegenüber: Die Berliner Vereinigung kritisiert einerseits die Entstehung von Doppelstrukturen, andererseits weist sie auf den bereits bestehenden Fachkräftemangel in Arztpraxen hin.
Durch die entstehenden Stellen in den Gesundheitskiosken würde die Situation noch weiter verschärft werden. Die kassenärztliche Vereinigung Nordrhein steht dem ganzen positiver gegenüber und begrüßt die Übernahme der Lücken in der Versorgung. Gerade die Mangelware Zeit könne in Gesundheitskiosken besser bedient werden.
Modell Community Health Nursing
Neben den Gesundheitskiosken gibt es in Deutschland auch den Versuch, den Beruf der Community Health Nurse, in Deutschland zu etablieren, wie es in anderen Ländern in Europa bereits praktisch ist. Als Community Health Nurse hat man erweiterte Kompetenzen bei medizinischen Behandlungen und kann so vor allem im ländlichen Raum, wo Ärztemangel herrscht, ausgelastete Ärzte/-innen entlasten. Trotzdem sollen diese die gängigen Arztpraxen nicht ersetzen. Es gibt weiterhin zahlreiche Behandlungen, die nur ärztliches Personal durchführen darf.
Gesundheitskiosk – Aufgaben und Nutzen
Als zentrale Probleme haben sich im ländlichen Raum die geringe Zahl an Hausärzten/-innen herauskristallisiert, in ärmeren Stadtteilen und sozialen Brennpunkten zeigt sich andererseits eine Sprachbarriere und eine fehlende Kenntnis des ambulanten Gesundheitssystems. Durch den Ärztemangel, der in beiden Regionen herrscht, kommt es teilweise zu sehr langen Wartezeiten, was dazu führt, dass Vorsorgetermine wie zur Blutdruckeinstellung nicht wahrgenommen werden und beispielsweise ein Schlaganfall die Folge ist. Gesundheitskioske sollen im präventiven Bereich wirken und durch mehrsprachige Beratungsangebote und Vorsorgetermine den Ausbruch von Folgeerscheinungen verhindern.
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Leistungen
Typische Beispiele für Aufgaben, die in Gesundheitskiosken übernommen werden, sind Blutdruckmessungen, Blutzuckermessungen, Verbandswechsel, subkutane Injektionen und Wundversorgung. Gleichzeitig sollen nicht nur klassisch medizinische Aufgaben übernommen werden, sondern auch organisatorische Probleme wie die Vermittlung von medizinischen Leistungen oder die Koordinierung der Behandlung.
Im Pilotprojekt in Hamburg hat man die Erfahrung gemacht, dass in Regionen mit einem hohen Ausländeranteil die Sprachbarriere eine der größten Hürden für eine gute medizinische Versorgung ist. Dolmetscher/innen helfen, diese zu überwinden und können dabei gleichzeitig auf andere Angebote des öffentlichen Gesundheitssystems aufmerksam machen.
Gesundheitskiosk – Berufe
Vom Bundesgesundheitsministerium sind für die Leitung bzw. die Mitarbeit im Gesundheitskiosk bisher vor allem examinierte Pflegefachkräfte gewählt worden. Perspektivisch wird jedoch von einer Bandbreite an Gesundheitsberufen gesprochen, etwa Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpfleger/innen, Altenpfleger/innen und Pflegefachfrauen/Pflegefachmänner. Das Stichwort ist dabei Community Health Nursing, also der Einsatz von Pflegekräften außerhalb von akutmedizinischen Einrichtungen und stattdessen in Gemeinschaftseinrichtungen, um beispielweise durch Vorsorgeprogramme den Ausbruch von Volkskrankheiten zu verhindern.
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Gesundheitskiosk – Vorkommen
Außer dem Pilotprojekt Gesundheitskiosk in Hamburg Billstedt/Horn werden in ganz Deutschland zunehmend mehr und mehr dieser Zentren in Betrieb genommen. Die Planung für neue Standorte ist dabei zwischen den Kommunen und den Krankenkassen angepeilt, um so die bedürftigsten Regionen zu identifizieren, oft sind dies besonders arme Stadtviertel oder sehr abgelegene Regionen.
In Hamburg ist ein neuer Kiosk im Stadtteil Lurup für 2023 geplant. Aber auch im Westen Deutschlands sind Gesundheitskioske auf dem Vormarsch, in Aachen gibt es das Angebot und auch in Essen sind bereits zwei, in Altessen und Katernberg, geöffnet. Im klassischen Problemviertel Köln-Chorweiler wird der nach kölscher Art in „die Kümmerei“ umgetaufte Kiosk viel genutzt.
Seit November 2022 gibt es in Thüringen den ersten Gesundheitskiosk. Anders ist hier jedoch die Zielgruppe: Im Gegensatz zu den oben genannten Standpunkten sind hier vor allem ältere Menschen im Fokus, die wegen der Entfernung auf dem Land Schwierigkeiten haben, ihre Arzttermine wahrzunehmen. Die in Thüringen gesammelten Erfahrungen werden bald auf andere ländliche Regionen übertragen werden können.
Gesundheitskiosk – Zukunftsaussichten
Bis die geplanten 1.000 Gesundheitskioske in Deutschland eröffnet sind, ist noch ein weiter Weg zu beschreiten. Durch die regional sehr unterschiedlichen Bedürfnisse tritt auch das Problem der Finanzierung mehr hervor, da viele der Leistungen im Gesundheitskiosk schwer abrechenbar sind. Lange Beratungsgespräche sind nur schwer zu vergüten, weshalb die Techniker, die Barmer und die DAK aus der Finanzierung des Hamburger Gesundheitskiosks ausgestiegen sind.
Trotz der Vision, das Gesundheitssystem zu entlasten, fehlen noch die organisatorischen Strukturen, um die Kioske angemessen finanzieren zu können. Wenn diese jedoch geschaffen werden, steckt großes Potential in ihnen.
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Häufige Fragen
- Was ist ein Gesundheitskiosk?
- Was macht der Gesundheitskiosk?
- Wer arbeitet im Gesundheitskiosk?
- Wie viele Gesundheitskioske sind geplant?
Ein Gesundheitskiosk ist eine niedrigschwellige medizinische Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, das die bestehenden ambulanten Strukturen im Gesundheitssystem ergänzen soll.
Im Gesundheitskiosk können einerseits Beratungen und Schulungen zu Gesundheitsfragen durchgeführt werden, andererseits bieten sie auch basismedizinische Untersuchungen an. Ihr Aufgabengebiet ist also vor allem die Prävention von Krankheiten.
Da sich Gesundheitskioske am jeweiligen Bedarf ihrer Region orientieren, werden jeweils andere Schwerpunkte gesetzt. Beispiele für vertretene Berufsgruppen sind Krankenpfleger/innen, Dolmetscher/innen, Altenpfleger/innen und medizinische Fachangestellte.
Das erklärte Ziel ist, in Deutschland 1.000 Gesundheitskioske zu errichten.
- Gesundheitskiosk, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abrufdatum: 20.12.2022)
- Erste Hilfe am Kiosk, https://www.tagesschau.de/... (Abrufdatum: 20.12.2022)