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Gewalt in der Pflege ist ein ernstes und oft tabuisiertes Thema, das in der Gesellschaft zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnt. Die Pflege älterer, kranker oder behinderter Menschen erfordert ein hohes Maß an Empathie, Geduld, Verständnis, hohe Belastbarkeit und Stressresistenz. Leider kommt es jedoch immer wieder zu Situationen, in denen Pflegekräfte Gewalt gegenüber den Pflegebedürftigen ausüben. Auch andersherum kommt es im Pflegealltag immer wieder zu Übergriffen gegen medizinisches Personal.
Um dieser Problematik entgegenzuwirken, sind Präventionsmaßnahmen und eine Sensibilisierung aller Beteiligten notwendig. In diesem Kontext sollen in diesem Text die verschiedenen Formen von Gewalt in der Pflege, die möglichen Ursachen und die Präventionsmöglichkeiten näher beleuchtet werden.
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Was ist Gewalt in der Pflege?
Gewalt in der Pflege ist ein Sammelbegriff für alle Formen von Übergriffen, die in der Betreuung von pflegebedürftigen Personen auftreten können. Dabei kann es sich um körperliche Gewalt wie Schläge, Tritte oder unangemessene körperliche Restriktionen handeln, aber auch um psychische Gewalt wie zum Beispiel Mobbing, Beleidigungen, Vernachlässigung oder Isolation. Auch sexuelle Gewalt, die sich durch unangemessene Berührungen oder sexuelle Handlungen äußert, ist eine Form von Gewalt in der Pflege.
Gewalt in der Pflege – Betroffene
Die Betroffenen von Gewalt in der Pflege sind entweder pflegebedürftige Personen, z.B. ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sowie Menschen, die aufgrund von Unfällen oder Krankheiten vorübergehend auf Hilfe angewiesen sind. Aber auch Pflegekräfte selbst können Opfer von Gewalt in der Pflege werden, beispielsweise durch Angriffe von Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen. Zudem können auch Angehörige von Pflegebedürftigen Täter/innen sein, beispielsweise durch Vernachlässigung oder Überforderung. Genauso kann es unter Kollegen/-innen zu Übergriffen jeglicher Art kommen.
Gewalt gegen Pflegebedürftige
Gewalt gegen Pflegebedürftige äußert sich meist durch verbale oder nonverbale Übergriffe, die auf die Psyche der Pflegebedürftigen abzielen (z.B. Einschüchterungen, Demütigungen, Bedrohungen, Ignorieren). Auch körperliche Übergriffe wie Schlagen, Treten, Festhalten oder Einsperren können auftreten – das Gegenteil ist Vernachlässigung. Sexuelle Gewalt äußert sich in Form von unangemessenen sexuellen Handlungen oder Berührungen, aber auch übergriffigen Kommentaren. Nicht zuletzt ist auch finanzielle Ausbeutung eine Form von Gewalt gegen Pflegebedürftige, wie z.B. durch Diebstahl, Unterschlagung oder Betrug.
Gewalt zwischen Pflegebedürftigen
Gewalt zwischen Pflegebedürftigen ist eine Form von Gewalt in der Pflege, die oft weniger beachtet wird. Dabei kann es sich um körperliche oder verbale Übergriffe handeln, die von anderen Pflegebedürftigen ausgehen und sowohl körperliche als auch verbale Übergriffe umfassen können. Die Ursachen von Gewalt zwischen Pflegebedürftigen können vielfältig sein. Häufig spielen Faktoren wie kognitive Einschränkungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Demenz eine Rolle. Auch Konkurrenz- oder Rivalitätsverhältnisse innerhalb von Pflegegruppen können zu Aggressionen und Gewalt führen.
Gewalt gegen Pflegekräfte
Zu den Formen der Gewalt gegen Pflegekräfte zählen beispielsweise körperliche Übergriffe wie Schläge, Tritte oder Bisse, aber auch verbale Übergriffe wie Beschimpfungen oder Bedrohungen. Auch sexuelle Übergriffe können vorkommen. Gewalt gegen Pflegekräfte hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Personen selbst, sondern kann auch Auswirkungen auf die Qualität der Pflege haben. Pflegekräfte, die Gewalt erfahren haben, können in ihrem Beruf stark belastet sein und ihre Arbeit eventuell nicht mehr ausüben. Auch die Beziehung zwischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen kann durch Gewalt stark gestört werden.
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Gewalt in der Pflege – Formen
Es gibt verschiedene Formen von Gewalt in der Pflege, die unterschiedliche Auswirkungen auf die betroffenen Personen haben können. Sie tritt in den folgenden Formen auf: verbale bzw. psychische Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Vernachlässigung und finanzielle Ausnutzung. Wie sich diese Arten im Detail äußern, ist in den folgenden Abschnitten aufgeführt.
Verbale/Psychische Gewalt
Verbale oder psychische Gewalt in der Pflege bezieht sich auf den Einsatz von Worten oder nonverbalen Mitteln, um die betroffene Person zu manipulieren, zu erniedrigen oder zu bedrohen, z.B. durch:
- Beleidigungen und Beschimpfungen: Pflegebedürftige können aufgrund ihres Alters oder ihrer Krankheit verletzlich sein. Beleidigungen oder Beschimpfungen sind daher besonders schmerzhaft und demütigend.
- Ignorieren: Pflegekräfte können Pflegebedürftige ignorieren, indem sie sich weigern, mit ihnen zu sprechen oder auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
- Bedrohungen: Patienten/-innen können Pflegekräfte bedrohen, indem sie ihnen mit Strafen drohen oder sie einschüchtern.
- Einschränkung der Entscheidungsfreiheit: Pflegekräfte können Pflegebedürftige dazu zwingen, Dinge zu tun oder zu akzeptieren, die sie nicht wollen. Dadurch wird ihre Entscheidungsfreiheit eingeschränkt.
- Isolation: Pflegekräfte können Pflegebedürftige von anderen Menschen isolieren, indem sie ihnen den Kontakt zu Freunden und Familie verwehren.
Körperliche Gewalt
Körperliche Gewalt in der Pflege bezieht sich auf die Verwendung von physischer Kraft oder Gewalt, um eine Person zu verletzen oder zu kontrollieren, z.B. durch:
- Schlagen, Treten oder Stoßen: Patienten/-innen können Pflegekräfte schlagen, treten oder stoßen, um sie zu kontrollieren oder zu bestrafen.
- Festhalten: Patienten/-innen können Pflegekräfte festhalten, um sie zu immobilisieren oder zu disziplinieren.
- Einsperren: Pflegekräfte können Pflegebedürftige einsperren oder ihnen die Freiheit nehmen, um sie zu kontrollieren oder zu bestrafen.
- Zwangsmedikation: Pflegekräfte können Pflegebedürftige mit Medikamenten sedieren, um sie zu kontrollieren oder zu beruhigen.
- Unangemessene körperliche Restriktion: Pflegekräfte können Pflegebedürftige auf unangemessene Weise mit Fixierungen oder Gurten fixieren.
Sexuelle Gewalt
Sexuelle Gewalt in der Pflege bezieht sich auf jede sexuelle Handlung, die gegen den Willen einer Person stattfindet, oder auf sexuelle Belästigung, die von jemandem gegenüber einer anderen Person ausgeübt wird, z.B.:
- Unangemessene Berührungen: Patienten/-innen können Pflegekräfte unangemessen berühren, einschließlich Berührungen an intimen Stellen.
- Sexuelle Übergriffe: Patienten/-innen können Pflegekräfte sexuell angreifen oder missbrauchen.
- Zwang zur sexuellen Handlung: Pflegekräfte können Pflegebedürftige zwingen, sexuelle Handlungen auszuführen.
- Sexuelle Belästigung: Patienten/-innen können Pflegekräfte sexuell belästigen, indem sie sexuell explizite Kommentare oder anzügliche Gesten machen.
- Erzwungene Nacktheit: Pflegekräfte können Pflegebedürftige zwingen, nackt zu sein oder sich auszuziehen, obwohl dies für die Pflege nicht erforderlich ist.
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Vernachlässigung
Vernachlässigung in der Pflege bezieht sich auf eine Form der Gewalt, bei der Pflegebedürftige nicht angemessen versorgt oder unterstützt werden, z.B. durch:
- Mangelnde Hygiene: Pflegekräfte kümmern sich nicht um die körperliche Hygiene von Pflegebedürftigen, wie z.B. Baden oder Duschen.
- Mangelnde Ernährung: Pflegekräfte ernähren Pflegebedürftige nicht ausreichend oder bieten ihnen keine ausgewogene Ernährung.
- Medizinische Versorgung: Pflegekräfte stellen die notwendige medizinische Versorgung für Pflegebedürftige nicht sicher oder verhindern, dass sie die erforderlichen Medikamente einnehmen.
- Soziale Isolation: Pflegekräfte isolieren Pflegebedürftige von sozialen Interaktionen.
- Mangelnde Unterstützung: Pflegekräfte bieten Pflegebedürftigen keine angemessene Unterstützung bei der Mobilität oder der Bewältigung von täglichen Aktivitäten.
Finanzielle Ausnutzung
Finanzielle Ausnutzung in der Pflege bezieht sich auf den Missbrauch von Finanzmitteln oder Eigentum von Pflegebedürftigen durch Pflegekräfte oder andere Personen, die für sie sorgen, z.B. durch:
- Diebstahl von Geld oder Eigentum: Pflegekräfte stehlen Geld oder Eigentum von Pflegebedürftigen, einschließlich Bargeld, Schmuck oder andere Wertgegenstände.
- Missbrauch von Kreditkarten: Pflegekräfte nutzen Kreditkarten von Pflegebedürftigen, um persönliche Einkäufe zu tätigen oder Konten zu leeren.
- Fälschung von Unterschriften: Pflegekräfte fälschen die Unterschrift von Pflegebedürftigen, um Zugang zu deren Finanzmitteln zu erhalten.
- Ausnutzung von Vollmachten: Pflegekräfte nutzen ihre Vollmacht aus, um finanzielle Transaktionen ohne Zustimmung von Pflegebedürftigen durchzuführen.
Gewalt in der Pflege – Gründe
Es gibt viele Gründe, warum Gewalt in der Pflege auftreten kann. Dabei sollte jedoch betont werden, dass die Nennung von Gründen keine Entschuldigung für Gewalt in der Pflege ist. Pflegebedürftige wie Pflegekräfte haben verschiedene Gründe für ihre Aggressionen. In den folgenden Abschnitten gibt es dazu detaillierte Beschreibungen.
Gründe bei Patienten/-innen
Gewalt in der Pflege gegenüber Pflegekräften kann aus verschiedenen Gründen auftreten. Am häufigsten sind Demenz und Verhaltensprobleme. Menschen mit Demenz oder kognitiven Beeinträchtigungen können Verhaltensprobleme haben, die zu einer verstärkten Ausübung von Gewalt führen. Oftmals fühlen sich solche Patienten/-innen bedroht, sind verwirrt oder desorientiert und wenden daher Gewalt an, um ihre Pflegekräfte, die sie als Bedrohung wahrnehmen, abzuwehren.
Auch Frustration mit der eigenen Hilflosigkeit ist ein Faktor. Patienten/-innen können sich aufgrund von Frustration und Depression aufgrund der Tatsache, dass die eigenen Kräfte nachlassen und der Körper nicht mehr so funktioniert wie er einmal funktioniert hat, aggressiv verhalten. Viele schwierige oder unkooperative Pflegebedürftige suchen sich über Gewalttätigkeiten ein Ventil für ihren Frust.
Hinzu kommen Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede. Pflegekräfte und Pflegebedürftige können aus verschiedenen Kulturen und Sprachgruppen stammen, was die Kommunikation erschweren und zu Konflikten führen kann. Nicht zuletzt spielen auch persönliche Probleme mit hinein wie z.B. Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder psychische Erkrankungen.
Gründe bei Pflegekräften
Ein Hauptgrund für Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen ist Personalmangel. Dieser kann dazu führen, dass Pflegekräfte überlastet, gestresst und nicht in der Lage sind, angemessene Pflege zu bieten. Auch mangelnde Ausbildung und Unterstützung sind ein Faktor, denn Pflegekräfte benötigen eine angemessene Ausbildung und Unterstützung, um die Fähigkeiten zu erwerben, die für die Pflege von älteren und pflegebedürftigen Menschen erforderlich sind. Wenn Pflegekräfte nicht über ausreichende Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, können sie überfordert sein und zu Gewalt greifen.
Auch Frustration und Stress spielen eine Rolle. Pflegekräfte können aufgrund von Stress und Frustrationen oder wegen der hohen Arbeitsbelastung und der schwierigen Umstände in der Pflegebranche Gewalt ausüben. In der Pflege gibt es auch oft ein Machtungleichgewicht zwischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen. Dieses Ungleichgewicht kann dazu führen, dass Pflegekräfte ihre Macht missbrauchen. Nicht zuletzt können auch Pflegekräfte persönliche Probleme haben, die zu Gewalt führen können, wie z.B. Alkohol- oder Drogenmissbrauch oder psychische Erkrankungen.
Gewalt in der Pflege – Folgen
Gewalt in der Pflege kann sowohl für Pflegebedürftige als auch für Pflegekräfte schwerwiegende Folgen haben.
Zu den Folgen von Gewalt in der Pflege gehören physische Verletzungen (z.B. Prellungen, Schnitte, Knochenbrüche, Verbrennungen), psychische Probleme (z.B. Angst, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörung, psychischen Probleme), Vertrauensverlust und eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Zu den Folgen für Pflegekräfte gehören außerdem berufliche Konsequenzen (z.B. Verschlechterung des Arbeitsumfelds, sofern die Gewalt von ihnen ausgegangen ist: Disziplinarmaßnahmen, strafrechtliche Konsequenzen, Kündigung).
Gewalt in der Pflege – Was Betroffene tun können
Wenn jemand von Gewalt in der Pflege betroffen ist, ist der wichtigste Schritt, sich jemandem anzuvertrauen und mit ihm/ihr über die Situation zu sprechen. Das kann ein Familienmitglied, ein/e Freund/in, ein/e Arzt/Ärztin, ein/e Anwalt/Anwältin oder eine Beratungsstelle sein. Wer den Verdacht hat, dass Gewalt angewendet wird, sollte dies außerdem entweder bei der Einrichtung oder der Polizei melden und den Pflegedienst wechseln oder das Pflegeheim verlassen, bzw. den/die Vorgesetzte/n bitten, den/die Patienten/in nicht mehr behandeln zu müssen. Es gibt auch verschiedene Organisationen und Stellen, die Unterstützung und Hilfe bei Gewalt in der Pflege anbieten. Dazu gehören z.B. Beratungsstellen, Pflegeberater/innen, Pflegekassen oder Opferschutzorganisationen wie Der Weiße Ring.
Was Arbeitgeber tun können
Werden Arbeitgeber darüber informiert, dass es beispielsweise zu Gewalt gegen Pflegekräfte gekommen ist, können sie verschiedene Maßnahmen ergreifen, um ihre Mitarbeiter/innen zu schützen. Dazu zählen beispielsweise vermehrte Überwachung, Schulung sowie psychologische Unterstützung. Gewalt gegen Pflegekräfte ist auch in Kliniken eine Straftat und muss als solche behandelt werden.
Gewalt in der Pflege – Prävention
Es gibt verschiedene Präventionsmaßnahmen, die helfen können, Gewalt in der Pflege zu verhindern. Dabei ist aber wichtig, dass diese Präventionsmaßnahmen regelmäßig überprüft werden.
Pflegekräfte sollten regelmäßig geschult werden, um für das Thema Gewalt in der Pflege sensibilisiert zu sein. Sie sollten lernen, wie sie sich verhalten können, wenn sie Gewalt erfahren oder wie sie angemessen mit Patienten/-innen umgehen. Es sollte ein Beschwerdemanagement eingerichtet werden, damit Betroffene ihre Beschwerden oder Verdachtsmomente melden können. Dadurch können Probleme frühzeitig erkannt und Maßnahmen ergriffen werden, um Gewalt in der Pflege zu verhindern – sowohl auf Seiten der Pflegebedürftigen als auch auf Seiten des medizinischen Personals.
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sollten über ihre Rechte und Ansprüche aufgeklärt werden. Es sollte Transparenz herrschen bezüglich der Leistungen und Kosten der Pflege, um finanzielle Ausnutzung zu verhindern. Sie sollten außerdem Unterstützung und Beratung erhalten, um Überforderung und Konflikte zu vermeiden. Durch regelmäßige Beobachtungen und Gespräche mit Pflegebedürftigen können Anzeichen von Gewalt schnell erkannt und Maßnahmen ergriffen werden, um die Betroffenen zu schützen. Genauso sind regelmäßige Gesprächsangebote für Pflegekräfte sinnvoll.
Hilfetelefone für Frauen und Männer
Wer Gewalt erlebt hat und sich jemandem anvertrauen will, kann das auch außerhalb des Arbeitsplatzes oder des Freundeskreises tun und sich beispielsweise an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen oder das Hilfetelefon Gewalt an Männern wenden.
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Häufige Fragen
- Welche Formen von Gewalt in der Pflege unterscheidet man?
- Was ist strukturelle Gewalt in der Pflege?
- Was ist sexualisierte Gewalt in der Pflege?
- Was ist der Grund für Gewalt in der Pflege?
Man unterscheidet die folgenden Formen von Gewalt in der Pflege: verbale bzw. psychische Gewalt, körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Vernachlässigung und finanzielle Ausnutzung. Diese Formen von Gewalt können entweder einzeln auftreten oder in einer Kombination von mehreren Gewaltarten und von beiden Seiten ausgehen, d.h. von Pflegekräften genauso wie von Pflegebedürftigen.
Strukturelle Gewalt in der Pflege bezieht sich auf gesellschaftliche und institutionelle Bedingungen, die zu ungleichen Machtverhältnissen und systematischer Benachteiligung von Pflegebedürftigen führen. Hierbei geht es nicht um eine unmittelbare, individuelle Handlung von Pflegekräften, sondern um strukturelle Faktoren wie beispielsweise fehlende Ressourcen, schlechte Arbeitsbedingungen und mangelnde personelle Ausstattung in der Pflege. Diese Faktoren können dazu führen, dass Pflegebedürftige nicht angemessen versorgt und behandelt werden, was zu körperlicher, psychischer oder finanzieller Gewalt führen kann.
Sexualisierte Gewalt in der Pflege bezieht sich auf ungewollte sexuelle Handlungen oder Annäherungsversuche. Dabei können sowohl körperliche als auch verbale Übergriffe stattfinden, die von Berührungen bis hin zur Vergewaltigung reichen können. Sexualisierte Gewalt in der Pflege ist ein schwerwiegender Verstoß gegen die Würde und Selbstbestimmung und kann zu schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen führen. Personen, die Opfer sexualisierter Gewalt werden, können ein hohes Maß an Scham, Angst, Verletzlichkeit und Isolation empfinden und ihr Vertrauen insgesamt verlieren.
Es gibt verschiedene Gründe, die zu Gewalt in der Pflege führen können. Ein wichtiger Faktor sind die Arbeitsbedingungen und der Zeitdruck, unter dem Pflegekräfte arbeiten. Wenn Pflegekräfte überlastet sind, kann es zu Frustration und Überforderung kommen, was sich in Form von Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen oder anderen Pflegekräften äußern kann.
Auch mangelnde Ausbildung und Qualifikationen sowie eine fehlende Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Pflegebedürftigen können dazu beitragen, dass Gewalt in der Pflege auftritt. Eine unzureichende Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Pflegebedürftigen und deren Angehörigen kann ebenfalls ein Faktor sein.
- Gewalt in der Pflege, https://www.wegweiser-demenz.de/... (Abrufdatum: 25.04.2023)
- Beratung pflegender Angehöriger, https://www.wegweiser-demenz.de/... (Abrufdatum: 25.04.2023)