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Die Hormonersatztherapie bietet in den Wechseljahren eine Möglichkeit, typische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Osteoporose vorzubeugen. Doch die Anwendung ist umstritten: Nutzen und Risiken dieser Behandlung sollten individuell abgewogen werden.
Alle wichtigen Details zur Hormonersatztherapie finden sich in diesem Artikel.
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Hormonersatztherapie – Definition
Die Hormonersatztherapie (HET oder HRT nach dem Englischen “Hormone Replacement Therapy”) ist eine medizinische Behandlung, die eingesetzt wird, um hormonelle Ungleichgewichte oder Hormonmangel auszugleichen.
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Die meisten kennen die HET vermutlich im gynäkologischen Zusammenhang, zur Verminderung der Symptome der Wechseljahre oder bei Ovarektomie (Entfernung der Eierstöcke). Tatsächlich kann sie aber beispielsweise auch im Rahmen der geschlechtsangleichenden Therapie bei Inter- oder Transgenderpersonen eingesetzt werden.
Außerdem gibt es auch eine Hormonersatztherapie, die bei Abfall der Androgenkonzentration im Alter von Personen mit männlichen Geschlechtsorganen und Hormonen eingesetzt wird – die folgenden Absätze beziehen sich allerdings auf die Anwendung von weiblichen Hormonersatzpräparaten.
Symptome der Wechseljahre
Die Wechseljahre (oder Klimakterium) gehen mit verschiedenen typischen Symptomen einher, bei denen man als Verursacher vor allem den schwankenden Östrogenspiegel vermutet.
Dieser verursacht bei vielen Personen Ein- und Durchschlafstörungen, Erschöpfung am Tag und Hitzewallungen im Sinne von starken Schweißausbrüchen mit anschließendem Frösteln. Außerdem kann es zu Konzentrationsschwierigkeiten oder auch psychischen Symptomen wie Depression oder Ängsten kommen.
Durch den Abfall von Testosteron im Alter können ebenfalls Symptome im Sinne von Leistungsminderung und verminderter Libido auftreten – von Wechseljahren spricht man hier allerdings nicht.
Hormonersatztherapie – Präparate und Wirkung
Sinn der Hormonersatztherapie ist, die natürliche Konzentration der Geschlechtshormone aufrecht zu erhalten. Da Östrogen (bzw. die Gruppe Estrogene) für die meisten Symptome verantwortlich ist, liegt der Fokus der Therapie vor allem darauf (Mittel der Wahl ist Estradiolvalerat).
Sie werden in der Regel bei erhaltenem Uterus mit einem Gestagenpräparat ergänzt, das die Schleimhauthypertrophie durch Östrogen und das damit zusammenhängende Risiko von Endometriumkarzinomen senken soll. Entsprechend werden die Präparate sequentiell verabreicht – ähnlich wie bei hormonellen Verhütungsmitteln (beispielsweise der Minipille).
- Bei der Zyklisch-sequentiellen Kombination verabreicht man zwei Wochen Estrogene, gefolgt von einer Woche Gestagenen und einer Woche Therapiepause, in der es zu einer Abbruchblutung kommt.
- Bei der kontinuierlichen Hormongabe gibt man entweder vier Wochen lang Estrogene und Gestagene zusammen oder letztere nur die letzten 14 Tage. Zwischenblutungen können vor allem bei der gemeinsamen Gabe auftreten.
- Nach Hysterektomie (Entfernung des Uterus) bevorzugt man die reine Gabe von Estradiolvalerat.
Zusätzlich zu diesen Anwendungen mit systemischer Auswirkung, kann man Estrogene (vor allem Estradiol) auch topisch (lokal auf der (Schleim-)Haut) direkt im Genitalbereich anwenden. Das kommt typischerweise bei Personen zum Einsatz, die im oder nach Klimakterium unter vaginaler Trockenheit oder rezidivierenden vaginalen Entzündungen oder anderen urigenitalen Symptomen leiden.
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Hormonersatztherapie – Vorteile und Nutzen
Die Vorteile der Hormonersatztherapie sind vielfältig und gehen über die alleinige Symptomreduzierung hinaus. Sie kann beispielsweise die Behandlung von postmenopausaler Osteoporose begünstigen oder bei vorzeitiger Ovarialinsuffizienz (Symptomausfall) zum Einsatz kommen. Neben diesen offiziellen Indikationen gibt es aber noch weitere Einsatzgebiete in der Behandlung und Prävention, die die folgende Tabelle beschreibt:
Kategorie | Indikation/Anwendung |
derzeitige offizielle Indikationen (Beipackzettel) |
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kurative Anwendungsgebiete |
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präventive Anwendungsgebiete |
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Vermutlich präventive Anwendung |
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Quelle: Checkliste Gynäkologie (Thieme, 2022)
Estrogene erzeugen einen besseren Erhalt der Endothelfunktion (innere Auskleidung der Blutgefäße), senken das LDL Cholesterin und können damit das Risiko einer koronaren Herzkrankheit (KHK) reduzieren. In der Kombination mit Gestagenen kann diese präventive Wirkung aber wieder umgekehrt werden.
Insgesamt gilt die Hormonersatztherapie als effektivste Methode in der Behandlung der Wechseljahre – die aber schlicht nicht jeder benötigt. Man geht davon aus, dass bei etwa 20 bis 30 Prozent der Personen mit Klimakterium ein behandlungswürdiger Leidensdruck besteht.
Hormonersatztherapie – Risiken und Nebenwirkungen
Auch bei der Hormonersatztherapie können natürlich viele unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die meisten sind dabei – wie bei den gewünschten Effekten auch – auf die Östrogenwirkung zurückzuführen. Hormone dieser Klasse führen unter anderem zu:
- vaginalen Zwischenblutungen
- Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation)
- Gewichtszunahme und Ödeme (Wassereinlagerung) durch Wasserretention
- Kopfschmerzen
- depressive Verstimmungen
- Spannungsgefühl der Brüste
Darüber hinaus haben Estrogene eine thromboembolische Wirkung, können also vor allem venöser Thrombenbildung führen. Um das Risiko und die Belastung der Leber zu minimieren, wendet man sie heutzutage vor allem transdermal (mit Pflaster oder Gels) an. Dadurch wird der „First-Pass-Effekt“ (Passage der Leber vor systemischer Verteilung) umgangen.
Dennoch ist das Thromboserisiko vor allem im ersten Jahr der HET vermutlich erhöht. Gestagene werden nicht durch die Haut, sondern oral oder per intrauteriner Spirale appliziert.
Hormonersatz und Brustkrebsrisiko
Der aktuelle Konsens zur Hormonersatztherapie ist, dass die positiven Effekte (Senkung der Fälle von Darmkrebs, Diabetes und Knochenbrüchen) die negativen (Risikoerhöhung von Brustkrebs, Endometriumkarzinomen und Thromboembolien) aufwiegen.
Abzuwägen ist, dass die Lebensqualität durch die verminderten Symptome deutlich steigt. Eine individualisierte Therapie für Therapiebedürftige mit sorgfältiger Abwägung von Indikationen und Kontraindikationen steht im Mittelpunkt. Insgesamt gilt, dass sie mehr Nutzen als Risiken bringt.
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Hormonersatztherapie – Alternativen
Neben der klassischen Hormonersatztherapie gibt es verschiedene Alternativen, um Symptome hormoneller Veränderungen, wie in der Menopause, zu lindern. Medikamentös kann man Beschwerden auch symptomatisch behandeln, beispielsweise nicht-hormonelle Medikamente wie Antidepressiva (z. B. SSRIs oder SNRIs) oder Clonidin bei Hitzewallungen oder Schlafstörungen.
Die postmenopausale Osteoporose soll sogar zunächst mit Antiosteoporotika behandelt werden. In gynäkologischer Absprache können auch Alternative Ansätze zur Symptommilderung angewandt werden. Pflanzliche Präparate, insbesondere solche mit Phytoöstrogenen wie Soja-Isoflavonen oder Rotklee, können bei leichten bis moderaten Beschwerden hilfreich sein.
Auch pflanzliche Arzneimittel wie Traubensilberkerze (Cimicifuga) werden häufig eingesetzt. Lebensstiländerungen, einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, einer ausgewogenen Ernährung und Stressmanagement, spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität.
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Häufige Fragen
- Wie lange braucht eine Hormonersatztherapie, bis sie wirkt?
- Welche Nebenwirkungen hat Hormonersatztherapie?
- Was ist eine bioidentische Hormonersatztherapie?
- Verhindert eine Hormonersatztherapie Osteoporose?
Die Wirkung einer Hormonersatztherapie setzt meist innerhalb weniger Wochen ein. Viele Personen spüren eine deutliche Besserung nach etwa zwei bis vier Wochen. Für die vollständige Wirkung, etwa bei Knochenschutz, kann es jedoch Monate dauern.
Die Hormonersatztherapie kann Nebenwirkungen wie Brustspannen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Gewichtszunahme verursachen. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und möglicherweise Brustkrebs, abhängig von Hormonart, Dosis und Dauer der Anwendung. Individuelle Risiken sollten vor Beginn der Therapie ärztlich abgeklärt werden.
Die bioidentische Hormonersatztherapie verwendet Hormone, die in ihrer chemischen Struktur den natürlichen, körpereigenen Hormonen entsprechen. Diese Hormone, wie bioidentisches Östrogen oder Progesteron, werden meist aus pflanzlichen Quellen wie Soja oder Yamswurzel hergestellt und so verarbeitet, dass sie identisch mit den menschlichen Hormonen sind. Ziel ist es, eine bessere Verträglichkeit und geringere Nebenwirkungen im Vergleich zu synthetischen Hormonen zu bieten. Bioidentische Hormone können in verschiedenen Formen verabreicht werden, z. B. als Cremes, Gele, Pflaster oder Kapseln, und die Therapie wird oft individuell angepasst.
Ja, eine Hormonersatztherapie kann Osteoporose verhindern oder verlangsamen. Insbesondere Östrogene wirken knochenschützend, da sie den Abbau von Knochensubstanz hemmen und die Knochendichte erhalten. Menschen in den Wechseljahren, deren Östrogenspiegel sinkt, profitieren davon, da das Risiko für Knochenbrüche, insbesondere an Hüfte, Wirbelsäule und Handgelenk, reduziert wird. Die Wirkung ist jedoch meist auf die Dauer der HET begrenzt, und nach dem Absetzen kann der Knochenschutz nachlassen. Sie sollte daher sorgfältig abgewogen und auf individuelle Risikofaktoren abgestimmt werden.
- Rahn et al.: Vaginal estrogen for genitourinary syn- drome of menopause: a systematic review, erschien in: Obstetrics & Gynecology, 2014
- Fehn et al., Checkliste Gynäkologie, Thieme (Verlag), 1. Auflage, 2022
- Harper-Harrison et al., Hormone Replacement Therapy, StatPearls Publishing, 2024
- Herdegen et al., Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2024