Hygiene ist im Krankenhausalltag von großer Bedeutung – zum eigenen Schutz und dem der Patientinnen und Patienten. Der Begriff Hygiene stammt aus dem griechischen Wort hygieina und bedeutet übersetzt Gesundheit. Unter dem Begriff Hygiene versteht man die Gesamtheit aller Maßnahmen, die ergriffen werden, um die Erhaltung und Hebung des Gesundheitszustandes sowie die Verhütung, Ausbreitung und Bekämpfung von Krankheiten garantieren zu können.
Die Einhaltung allgemeiner hygienischer Grundprinzipien zur Vermeidung von Keimverschleppung ist vor allem im Gesundheitswesen obligat. In Abhängigkeit vom Tätigkeitsbereich (Krankenhaus, Pflegeheim, stationäre Langzeitversorgung, ambulante Pflege) können die allgemeinen hygienischen Grundprinzipien variieren.
Wie werden Krankheitserreger übertragen?
Krankheitserreger können unter anderem über folgende Mechanismen übertragen werden:
- von Gegenständen/Oberflächen
- von Mensch zu Mensch
Die Krankheitserreger, die sich auf Gegenständen/Oberflächen befinden, können zum Menschen über die Hände gelangen: Grippeviren können 24 Stunden auf Gegenständen/Oberflächen überleben, Bakterien sogar bis zu einem Jahr. Die Übertragung von Mensch zu Mensch kann entweder über die Hände, durch Händeschütteln, erfolgen oder über die Atemwege durch Tröpfcheninfektion (Sprechen, Niesen, Husten).
Hygiene-, Reinigungs- und Desinfektionspläne in medizinischen Einrichtungen
Damit die Anforderungen an die Hygiene optimal umgesetzt werden können, gibt es in medizinischen Einrichtungen Hygienepläne, die ebenfalls Reinigungs- und Desinfektionspläne enthalten. Für die Erstellung von Hygiene-, Reinigungs- und Desinfektionsplänen sind Hygienefachkräfte in Zusammenarbeit mit weiteren Personen, wie zum Beispiel der Hygienekommission und der Pflegedienstleitung, zuständig.
Der Hygiene-, Reinigungs- und Desinfektionsplan ist als eine verbindliche Richtlinie zu betrachten – alle beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung sind zur Einhaltung der Hygiene durch konkrete Anweisungen zu Reinigung und Desinfektion verpflichtet. Folgende Inhalte eines Hygiene-, Reinigungs- und Desinfektionsplans werden festgehalten:
- Gegenstand/Maßnahme: Was wird gereinigt bzw. desinfiziert?
- Produkt/ Verfahren: Womit wird gereinigt bzw. desinfiziert?
- Ausführung: Wie wird das Produkt angewendet? Was ist bei der Durchführung zu beachten? Wie lange ist die Einwirkzeit?
- Häufigkeit: Wann wird gereinigt bzw. desinfiziert?
- Verantwortlichkeit: Wer reinigt bzw. desinfiziert?
Desinfektion im Klinikalltag
Der Begriff Desinfektion beschreibt die Reduktion der Keimbelastung von Gegenständen, Flächen, Haut, Schleimhaut und Wunden mit der Intention die Infektionsgefahr zu eliminieren (Antisepsis). Durch gezielte Anwendung von Desinfektionsmitteln werden die Keime reduziert, nicht aber vollständig entfernt, sprich durch Desinfektion erreicht man keine Keimfreiheit (im Vergleich zur Sterilisation). Desinfektionsmittel können unterschiedlich wirksam sein: Desinfektionsmittel mit dem Begriff „viruzid“ richten sich speziell gegen Viren, „bakterizid“ speziell gegen Bakterien und „fungizid“ speziell gegen Pilze.
Desinfektionsmittelspender im Krankenhaus
Desinfektionsspender sollten prinzipiell immer gut erreichbar sein. In vielen Krankenhäusern sind Desinfektionsmittelspender im Ein- bzw. Ausgangsbereich einer Tür sowie in Patientenzimmern festmontiert angebracht. Mit dem Ellenbogen lassen sich die Desinfektionsmittelspender bedienen. In der ambulanten Pflege muss man auf Kitteltaschenflaschen oder auf mobile Spender zurückgreifen und sollte nach Möglichkeit regelmäßig deren Oberflächen desinfizieren, da die Kitteltasche potenziell kontaminiert ist.
Händedesinfektionsmittel und Hautpflege
Die tägliche mehrmalige Nutzung von Händedesinfektionsmitteln ist im Allgemeinen, wenn keine Allergie gegen das Desinfektionsmittel vorliegt, nicht hautschädigend und insgesamt gut verträglich. Durch das Desinfektionsmittel wird der Haut, im Gegensatz zur Seife, nur geringfügig Fett und Wasser entzogen. Häufiges Händewaschen belastet die Haut mehr. In Händedesinfektionsmitteln sind nämlich rückfettende Substanzen enthalten, die einer Austrocknung der Haut entgegenwirken. Aus diesem Grund wird das Desinfektionsmittel nicht abgespült, damit die Fette auf der Haut bleiben.
Die wichtigsten Hygieneregeln im Krankenhaus: Wann ist eine Händedesinfektion notwendig?
Das Desinfizieren der Hände kann als Problemfeld der Hygiene genannt werden, wenn diese nicht richtig und/oder nicht zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird. Eine Händedesinfektion kann eine Übertragung von pathogenen Erregern unterbinden und die Entstehung nosokomialer Infektionen verhindern.
Aber in welcher Situation ist eine Händedesinfektion notwendig, damit von keinem Risiko einer Übertragung ausgegangen werden kann? Aus dem Alltag der Patientenversorgung werden klar definierte Situationen genannt. Vereinfacht können folgende fünf Indikationsgruppen für eine Händedesinfektion aufgeführt werden:
- vor Patientenkontakt
- vor aseptischen Tätigkeiten (z.B. Entnahme von Utensilien aus dem Pflegewagen, Diskonnektieren einer Infusion)
- nach Kontakt mit potentiell infektiösem Material (z.B. Blut, Urin, Kot)
- nach Patientenkontakt (z.B. nach der Körperpflege oder nach dem Ausziehen der Handschuhe)
- nach Kontakt mit der direkten Patientenumgebung (nach Kontakt mit Oberflächen in der unmittelbaren Umgebung des Patienten, z.B. Nachttisch, Patientenbett)
Dieses Modell ist und sollte in allen Bereichen des Gesundheitswesens angewendet werden, denn eine Händedesinfektion ist weder eine Option noch eine Sache der Gelegenheit.
Händehygiene: Händewaschen
Händewaschen reduziert zwar die Keimbelastung, ist allerdings im Vergleich zu einer Händedesinfektion nicht so effektiv im Klinikalltag. Aus diesem Grund ist die hygienische Händedesinfektion der Waschung vorzuziehen. Folgende Situationen, in denen Händewaschen trotz allem angebracht ist, können unter anderem genannt werden:
- bei Verschmutzung und Verunreinigung
- vor Dienstbeginn und nach Dienstende
- nach dem Toilettengang
- vor der Ausgabe und Zubereitung von Speisen
- Im Anschluss daran erfolgt die Händedesinfektion.
Fünf Regeln für richtiges Händewaschen
Auch sollten folgende Regeln für richtiges Händewaschen beachtet werden:
- Hände richtig nass machen
- Hände vollständig einseifen
- 30 Sekunden Zeit für das Einschäumen Zeit nehmen: auch die Bereiche zwischen den Fingern und an den Fingerspitzen berücksichtigen
- Seifenschaum vollständig abspülen
- Hände mit einem Einmalhandtuch/Papiertuch abtrocknen und das Handtuch/Papiertuch in den Abfall entsorgen
Darüber hinaus ist die Verwendung von Flüssigseife aus Spendern zum Waschen der Hände zu bevorzugen, anstatt Stückseife zu verwenden.
Händehygiene: Ringe, Armbänder, Uhren und künstliche Fingernägel
Das Tragen von Schmuck, beispielsweise Ringe und Armbänder sowie Uhren ist durch Beschäftigte im Gesundheitswesen nicht zulässig. Ebenfalls sind auch künstliche Fingernägel untersagt. Durch das Tragen von Schmuck können die Voraussetzungen für die hygienische Händedesinfektion nicht erfüllt und folglich die allgemeinen hygienischen Grundprinzipien nicht eingehalten werden. Trotz Desinfektion befinden sich unter Ringen und Uhren weiterhin noch Erreger. Unter langen und künstlichen Fingernägeln lassen sich häufig Bakterien nachweisen – auch hier kann das Desinfektionsmittel die Hautpartien nicht vollständig erreichen, sodass eine Keimreduktion nicht gewährleistet werden kann.
Händehygiene: Hygienische Händedesinfektion
Unter der hygienischen Händedesinfektion versteht man die Abtötung von Keimen auf den Händen mittels Einreibens der Hände durch spezielle Desinfektionsmittel, zum Beispiel mit bakterizider und/oder viruzider Wirkung.
Damit beim Desinfektionsvorgang alle Hautareale an den Händen erreicht und keine Hautbereiche vernachlässigt werden, sind für das Einreiben der Desinfektionsmittellösung spezielle Techniken durchzuführen:
- 3-5 ml Desinfektionsmittellösung in die hohle, trockene Hand geben, beide Handinnenflächen benetzen, Hände dabei aneinander reiben
- mit der linken Hand die rechte Handaußenseite und die Fingerzwischenräume von außen mit Desinfektionsmittellösung benetzen
- mit der linken Hand die Fingerzwischenräume von innen benetzen
- nun wird der Vorgang mit der rechten Hand wiederholt: mit der rechten Hand die linke Handaußenseite und die Fingerzwischenräume von außen mit Desinfektionsmittellösung benetzen; mit der rechten Hand die Fingerzwischenräume von innen benetzen
- mit dem Hakengriff die Hände abwechselnd ineinander krallen
- den linken Daumen mit der rechten Hand komplett verschließen und mit einer kreisenden Bewegung den Daumen vollständig mit Desinfektionsmittellösung benetzen; den Vorgang nun mit der anderen Hand wiederholen
- jede einzelne Fingerkuppe mit einer kreisenden Bewegung mit Desinfektionsmittellösung benetzen
- alle Fingerkuppen der rechten Hand mit einer kreisenden Bewegung in die Handinnenfläche der linken Hand reiben; den Vorgang mit den Fingerkuppen der linken Hand wiederholen
Die hygienische Händedesinfektion ist über einen Zeitraum von mindestens 30 Sekunden durchzuführen; die Einwirkzeit sollte beachtet werden. Während des Desinfektionsvorgangs sollten die Hände in der ganzen Zeit benetzt sein – bei Bedarf evtl. Desinfektionsmittel nachnehmen.
Händehygiene: Chirurgische Händedesinfektion
Die Durchführung einer chirurgischen Händedesinfektion dient ausschließlich dem Schutz der Patientin/ des Patienten und wird vor operativen Eingriffen von der instrumentierenden Kraft und den OperateurInnen durchgeführt. Bei allen operativen Eingriffen mit Haut- oder Schleimhautschnitt sowie bei Endoskopien in primäre sterilen Körperhöhlen (zum Beispiel minimal invasive laparoskopische Eingriffe, Gelenkarthroskopien) ist die Durchführung einer chirurgischen Händedesinfektion indiziert.
Das Ziel der chirurgischen Händedesinfektion: Die Vernichtung der transienten (flüchtigen) Keimflora sowie die Reduktion der residenten (normalen) Keimflora der Haut inklusive Staphylococcus epidermidis, ein Bakterium, das die Haut besiedelt. Die chirurgische Händedesinfektion ist streng von der hygienischen Händedesinfektion zu trennen und ist – je nach Herstellerangabe des Desinfektionsmittels – über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 5 Minuten durchzuführen. Auch hier gilt es, beim Desinfektionsvorgang eine spezielle Technik anzuwenden.
In diesem Zusammenhang wird auch häufig von der sogenannten 3er Regel gesprochen:
- Minute: über eine Minute die Haut von den Fingerspitzen bis zum Ellenbogen mit Hautdesinfektionsmittel desinfizieren
- Minute: für eine Minute über die Handschuhlänge desinfizieren
- Minute: in der letzten Minute ausschließlich den Bereich der Hände desinfizieren
Unterschied zwischen Hygiene im Alltag und Hygiene im Krankenhaus
Der wichtigste Unterschied zwischen Hygiene im Alltag und Hygiene im Krankenhaus besteht darin, dass es im Alltag meist ausreicht, sich die Hände zu waschen. Eine Händedesinfektion im Alltag ist prinzipiell nicht notwendig. Im Krankenhaus sollten die Hände immer desinfiziert werden, um Krankheitskeime erfolgreich abzuwehren – die Händedesinfektion sollte einer Waschung immer vorgezogen werden.