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Inhaltsverzeichnis
Der inhalative Provokationstest, auch Methacholintest genannt, ist eine Untersuchungsmethode, mit der festgestellt werden kann, ob eine sogenannte Hyperreagibilität der Bronchien vorliegt. Diese hängt mit der Übererregbarkeit der Atemwege zusammen und kommt etwa bei Asthma vor. Beim Provokationstest kann man dabei verschiedene Reizstoffe zur Provokation geben, um so eine messbare Reaktion hervorzurufen. Da der Test sehr zeitaufwändig ist, wendet man diesen heutzutage selten an.
Welche Indikationen und Kontraindikationen es für die Durchführung dabei genau gibt und wie der Provokationstest abläuft, klärt dieser Artikel.
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Provokationstest – Indikation
Der inhalative Provokationstest wird durchgeführt, wenn im Rahmen der Diagnostik bei Patienten/innen der hochgradige Verdacht auf eine asthmatische Erkrankung vorliegt, jedoch weder mithilfe der Anamnese noch durch die Spirometrie oder Antikörperuntersuchungen eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. In der Arbeitsmedizin kann man mithilfe des Provokationstests außerdem besser diagnostizieren, ob Atemwegsprobleme bei Betroffenen durch den Arbeitsplatz hervorgerufen werden.
Kontraindikationen für die Durchführung
Auch wenn es keine klar definierten Kontraindikationen beim inhalativen Provokationstest gibt, so sollte man bei besonders gefährdeten Patienten/innen darauf verzichten. Beispiele hierfür sind Schwangere, Patienten/innen mit starker, nicht-kontrollierter Hypertonie (Bluthochdruck) und Patienten/innen mit behandlungsbedürftigen Krampfleiden.
Provokationstest – Varianten
Der inhalative Provokationstest kann entsprechend der eingesetzten Reizstoffe in zwei Varianten untergliedert werden. Als Reizstoffe, die inhalativ in die Bronchien gegeben werden können, kommen hierbei zum einen Methacholin als recht unspezifisches Medikament sowie zum anderen aufbereitete Allergene wie Pollen, Hausstaub, Mehl und Tierhaare in Frage. Diese werden als Aerosol vernebelt und so von dem/-r Patienten/ -in inhalativ aufgenommen.
Provokationstest – Durchführung
Der inhalative Provokationstest wird in Stufen durchgeführt. Das bedeutet, dass man je nach örtlicher Gegebenheit vor Beginn der Untersuchung entweder zuerst den spezifischen Atemwegswiderstand (sRAW) oder die Einsekundenkapazität (FEV1) misst. Der ermittelte Wert wird dabei als Referenz für die späteren Messungen festgesetzt. Dann erfolgt die Inhalation des Lösungsmittel-Aerosols, um eine falsch-positive Reaktion auszuschließen. Daran schließt sich im Untersuchungsprotokoll die Exposition gegenüber den Allergenen oder dem Methacholin als Reizstoffe an.
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für die Untersuchung, die entweder ambulant oder stationär durchgeführt werden kann, sind individuell von dem/-r Patienten/-in abhängig. Die Entscheidung darüber trifft man daher nach individuellem Risiko. Wenn schwere Atemnotanfälle in der Vorgeschichte des/-r Patienten/-in bekannt sind oder viele Begleiterkrankungen vorliegen, die das individuelle Risiko erhöhen, erwägt man zur Durchführung des inhalativen Provokationstests beispielsweise eher eine stationäre Aufnahme. Wichtig ist dabei, dass eine kontinuierliche Beobachtung der zu untersuchenden Person möglich ist und bei einer zu schweren Reaktion sofort eingegriffen werden kann.
Da der Provokationstest zwar an sich sehr sicher ist, jedoch zumindest theoretisch die Gefahr einer sehr starken Reaktion birgt, muss er immer in Reanimationsbereitschaft und unter Aufsicht von erfahrenen Ärzten/-innen durchgeführt werden. Erfahrene Fachkräfte können auch Teile der Untersuchung übernehmen, jedoch unter ärztlicher Rücksprache und Leitung.
Einflussfaktoren
Das Ergebnis und die Aussagekraft des inhalativen Provokationstests kann von bestimmten Einflussfaktoren abhängen. Zum Beispiel können diese durch eine medikamentöse Vortherapie beeinflusst werden. Medikamente wie Betablocker, Theophyllin, das bei Asthma bronchiale angewendet wird, oder auch Kortikosteroide (Hormongruppe, die in der Nebennierenrinde gebildet wird) sowie Leukotrien-Antagonisten, die in der Langzeittherapie von Asthma genutzt werden, sollte man vorher absetzen. Auch akute Infekte können das Ergebnis verfälschen und sollten vor Untersuchungsbeginn ausgeschlossen werden.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Nach dem Ausschluss von eventuellen Kontraindikationen und einer medikamentösen Vortherapie kann man mit der Basismessung des Ausgangswerts beginnen. Daran schließt sich eine Provokationstestung mit dem Lösungsmittel des Aerosols an, um auszuschließen, dass eine eventuelle spätere Reaktion darauf zurückzuführen ist. Zur Exposition mit dem Allergen wird dieses im Lösungsmittel vernebelt und daraufhin über einen Inhalator mit aufgesetzter Nasenklemme inhaliert. Wichtig bei dieser und den folgenden Stufen mit Allergen oder Methacholin ist die dreimalige Messung entsprechend der folgenden Zeitpunkte:
- Vor Verabreichung des Medikaments
- Nach 10 Minuten
- Nach 20 Minuten
Diese zeitliche Abfolge ist darauf zurückzuführen, dass Reaktionen vom Soforttyp ihr Maximum nach etwa 20 Minuten erreichen. Wenn bis dahin keine messbare Änderung der Lungenfunktion bzw. des spezifischen Atemwegswiderstands (sRAW) feststellbar ist, kann man auf die nächste Stufe erhöhen. Die Stufen folgen dabei einer Verdünnungsreihe. Die Konzentration des Allergens bzw. Methacholins im eingeatmeten Aerosol steigt hierbei kontinuierlich an, bis ein vorher definiertes Maximum erreicht oder eine Hyperreagibilität der Bronchien messbar ist. Zur genauen Durchführung gibt es standardisierte Protokolle, die einen möglichst sicheren Ablauf ermöglichen.
Nachbeobachtung
Die Nachbeobachtung des inhalativen Provokationstest erfolgt bis 24 Stunden nach Ende der Untersuchung mithilfe von stündlichen Peak-Flow-Messungen. Zusätzlich dazu erfolgen eine Messung der Einsekundenkapazität (FEV1) bzw. des spezifischen Atemwegswiderstands (sRAW) nach einer Stunde sowie zwei und fünf bis acht Stunden nach Ende der Inhalationen.
Mit diesen Nachuntersuchungen wird auch eine Spätreaktion erkannt, die noch Stunden nach Exposition des Allergens auftreten kann. Meist kann der/die Patient/in nach der letzten dieser Messung nach Hause entlassen werden, wo dieser die Peak-Flow-Messungen eigenständig durchführen kann und sich bei Auffälligkeiten in ärztliche Betreuung begibt.
Provokationstest – Auswertung
Beim inhalativen Provokationstest wird das Ergebnis als positiv gewertet, wenn eines der nachfolgenden zwei Kriterien erfüllt ist:
- Verdopplung des spezifischen Atemwegswiderstands (sRAW), dieser liegt damit im pathologischen Bereich von größer zwei hPa x s
- Abfall der Einsekundenkapazität (FEV1) um mindestens 20 Prozent vom Ausgangswert
Der Test wird daraufhin abgebrochen und es erfolgt keine weitere Exposition.
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