
Inhaltsverzeichnis
Das Verabreichen einer Injektion in Form von Spritzen ist aus dem Pflege-Alltag nicht wegzudenken. Vor allem Thrombosespritzen oder Impfungen gehören zu den regelmäßigen Aufgaben in der medizinischen Pflege. Sie werden routinemäßig von geschulten Pflegefachkräften vorgenommen. Andere spezifische Injektionen hingegen dürfen nur von Ärzten/-innen vorgenommen werden. Egal um welche Injektionsart es sich handelt: Um die Injektion für den/die Patienten/-in schmerz- und komplikationslos zu gestalten, sind Übung und theoretisches Wissen rund um Hygiene, Vorbereitung und Durchführung unverzichtbar.
Diese Praxisanleitung klärt daher alle wichtigen Aspekte rund um das Thema Injektion, gibt weitere relevante Informationen und bietet einen hilfreichen Leitfaden zu den notwendigen Schritten der Vorbereitung und Durchführung.
Inhaltsverzeichnis
Injektion – Injektionsmittel
Injektionen beinhalten als Injektionsmittel Wirkstoffe wie zum Beispiel Arzneimittel, die in einer Flüssigkeit gelöst sind und per Spritze verabreicht werden. Soll ein Medikament möglichst schnell wirken (z.B. in akuten Notfallsituationen) wird es zur schnelleren Verstoffwechselung oft direkt in eine Vene gespritzt. Soll das Medikament hingegen langsamer wirken oder nicht direkt in die Blutbahn gelangen, ist die Injektion in einen Muskel oder unter die Haut ins Fettgewebe möglich.
Viele Injektionslösungen sind empfindlich und ohne Kühlung oder nach dem Anbrechen nur kurz haltbar. Daher sollte man alle Injektionsstoffe gesondert auf deren fachgerechte Lagerungs- und Verabreichungsform hin überprüfen und entsprechend behandeln.
Injektionsgründe
Manche Wirkstoffe muss man spritzen, da diese ansonsten im Magen-Darm-Trakt abgebaut werden. Dort entfalten diese nicht die erwünschte Wirkung. Zu diesen Wirkstoffen gehören z.B. Insulin und die meisten gängigen Impfungen.
Injektion – Arten
Grundsätzlich gibt es in der Medizin drei Arten von Injektionen: intramuskuläre, intravenöse und subkutane. Diese drei gängigen Verabreichungsformen unterscheiden sich hinsichtlich der Injektionsstelle, des Stichwinkels der Spritze und des Bereichs, in den diese eingebracht werden. Nachfolgend werden die jeweiligen Injektionsarten genauer geschildert.
Intramuskuläre Injektion
Bei der intramuskulären Injektion erfolgt die Verabreichung des Arzneimittels in einen Muskel. Hierfür eignen sich besonders Oberschenkelmuskel (Musculus gluteus medius), Schultermuskel (Musculus deltoidus) oder Gesäßmuskel (Musculus glutaeus maximus). Bei einer Impfung wählt man bei Erwachsenen meist die Außenseite des Oberarms, bei Kleinkindern die Außenseite des Oberschenkels aus.
Da Muskeln gut durchblutet sind, wird eine intramuskuläre Injektion schneller vom Körper aufgenommen als eine subkutane Injektion. Die Wahl der Kanülenlänge richtet sich dabei nach dem Körperbau des/-r Patienten/-in. Sie kann zwischen 25 und 70 mm betragen, bei Neugeborenen sind es hingegen 15 mm.
Intravenöse Injektion
Bei der intravenösen Injektion injiziert man die Substanz in eine größere Vene, zum Beispiel die Vena mediana cubiti in der Ellenbogengrube. Weitere Injektionsorte sind die Vena cephalica (Oberarm), die Vena jugularis externa (Hals) oder die Vena femoralis (Oberschenkel). Häufig wird als Injektionsstelle auch die Vene auf dem Handrücken genutzt, wenn die Armvenen entweder zu schwach oder unter zu viel Fett verborgen sind. Diese Injektionsart wird gewählt, wenn eine schnelle Wirkung (beispielsweise von Medikamenten) erwünscht ist. Die intravenöse Injektion darf daher nur von einem/-r Arzt/Ärztin vorgenommen werden.
Subkutane Injektion
Bei der subkutanen Injektion wird die Flüssigkeit direkt in das Unterhautfettgewebe gespritzt. Am besten lässt sich diese Injektionsart an einer Körperstelle vornehmen, an der die Haut flexibel und durch ausreichend, aber nicht zu viel Fett gepolstert ist. Dies ist z.B. an Bauch oder Oberschenkel der Fall. Eine subkutane Injektion eignet sich für Medikamente, die sich langsam und gleichmäßig abbauen sollen, z.B. Insulin oder Heparin. Für subkutane Injektionen benötigt man eine Kanüle mit einem Außendurchmesser von 0,4 bis 0,5 mm und einer Länge von 12 bis 25 mm.
Weitere Injektionsarten
Die oben genannten drei Arten der Injektion sind die gängigsten Varianten. Es gibt je nach Notwendigkeit jedoch noch weitere Injektionsarten, die wie nachfolgend aufgeführt Anwendung finden.
- Intraarterielle Injektion: Einbringen des Wirkstoffs über die Arterie.
- Intrakardiale Injektion: Spritzen des Wirkstoffs direkt ins Herz, vor allem zur Verabreichung von Adrenalin bei Herzstillstand.
- Intraartikuläre Injektion: Die Injektion in ein Gelenk wird z.B. mit Schmerzmitteln oder Cortison bei Entzündungen vorgenommen.
- Intradermale Injektion: Die Injektion des Wirkstoffs direkt unter die Haut erfolgt meist im Rahmen von Allergietests.
Da diese Varianten jedoch mit teilweise erheblichen Risiken verbunden sind, kommen sie nur in Ausnahmefällen zum Einsatz. Abgesehen davon sollten diese risikobehafteten Injektionsarten ausschließlich von Fachärzten/-innen durchgeführt oder zumindest beaufsichtigt werden.
Injektion – Vorbereitung
Die korrekte Vorbereitung ist das A und O, um Komplikationen bei einer Injektion zu vermeiden. Hierbei ist eine sterile Arbeitsweise essenziell, um Infektionen auszuschließen. Um das zu gewährleisten, müssen nicht nur die Utensilien steril sein, sondern auch die Einstichstelle. Zu den vorbereitenden Maßnahmen zählt außerdem, dass alle Utensilien bereitliegen. Zu diesen zählen:
- sterile Einmalspritzen, Fertigspritzen, Injekts oder Pens
- Injektionslösung, Aufziehkanüle, Injektionskanüle, Zylinderampullen
- Schnellverband, Zellstofftupfer
- Desinfektionsspray
- Einmalhandschuhe
- Kanülensicherheitsbox
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Injektionsvorbereitung ist außerdem die Aufklärung des/-r Patienten/-in. Nicht zuletzt sollte diese/r gefragt werden, inwieweit Injektionen vertragen werden, um eine entsprechende Lagerung vorzunehmen. Manche Patienten/-innen können keine Spritzen sehen und kollabieren. Daher sollte man diese Personen vorsorglich liegend lagern. Kinder sollte man zur besseren Beruhigung auf den Schoß der Eltern setzen. Dort können diese die Kinder z.B. mit einem Spielzeug ablenken. Alle übrigen Patienten/-innen kann man meist problemlos im Sitzen eine Injektion verabreichen.
Benötigte Materialien
Zur Vorbereitung der verschiedenen Injektionsarten werden grundsätzlich bestimmte Materialien benötigt. Desinfektionsmittel werden zur Desinfektion der Hände und der Injektionsstelle eingesetzt. Tupfer dienen nach Durchführung der Injektion der Komprimierung der Einstichstelle. Weiterhin wird eine Ampulle zur Entnahme des Medikaments oder Impfstoffs, ein Pflaster zum Schutz der Einstichstelle und eine Spritze (inklusive steriler Nadel) zur Verabreichung des Injektionsmittels benötigt.
Eine Aufziehkanüle dient dazu, die Injektionslösung in die Spritze aufzuziehen (bei einer Fertigspritze unnötig). Außerdem sind eine Injektionskanüle zur Durchführung der Injektion, Einweghandschuhe zum Eigenschutz der Medizinischen Fachangestellten oder des/-r Arztes/Ärztin sowie bei intravenösen Injektionen ein Venenstauer zum Abbinden der Blutzufuhr notwendig.
Erste Schritte
Vor der Injektion sollten einige Schritte beachtet werden. Zuerst erfolgt die Kontrolle des Medikaments auf:
- Verfallsdatum
- Trübungen, Flockungen
- richtigen Aufbewahrungsort, Lagerung, Temperatur etc.
- Unversehrtheit der Ampulle
Das Aufziehen des Medikaments erfolgt unter aseptischen Bedingungen (Keimfreiheit) erst unmittelbar vor der Verwendung. Das ist der Fall, wenn alle übrigen Vorbereitungen bereits abgeschlossen sind. Aufgezogene Spritzen sollte man grundsätzlich nie einfach liegen lassen.
Bei Verwendung von Mehrfachampullen ist außerdem zu beachten, dass die Mehrfachampulle schriftlich mit dem Erstentnahmedatum zu versehen ist. Außerdem darf die Erstentnahme bei Verwendung einer geöffneten Ampulle nicht länger als sieben Tage zurückliegen. Vor der Entnahme sollte ebenfalls die Desinfektion des Einstichpfropfens erfolgen.
Injektion – Durchführung
Bei der Durchführung einer Injektion ist auf bestimmte Punkte zu achten. Hierzu zählen unter anderem die Hygiene, eine gute Vorbereitung, die korrekte Technik und eine gute Nachversorgung. Die korrekte Patientenkommunikation und Beachtung wichtiger rechtlicher Aspekte gehören jedoch ebenfalls dazu.
Patientenkommunikation
Im Rahmen der Patientenkommunikation muss im Vorfeld der Injektion der/die Patient/in über das zu verabreichende Medikament, die korrekte Dosierung und die jeweils gewählte Injektionsart informiert werden. Außerdem muss das mündliche Einverständnis gegeben werden. Achtung: Die Patientenkommunikation entspricht nicht dem Aufklärungsgespräch! Dieses muss zuvor durch den/die Arzt/Ärztin durchgeführt werden.
Schritt für Schritt Anleitung
Im Folgenden wird Schritt für Schritt eine Anleitung für eine generelle Injektion gegeben. Diese einzelnen Schritte sollte man jeweils zusätzlich zu den im Einzelfall anzuwendenden Vorgaben des/-r Arztes/Ärztin beachten.
- Positionierung des/-r Patienten/-in: liegend oder sitzend
- Handdesinfektion
- Injektionsstelle festlegen
- Einweghandschuhe anziehen
- Injektionsstelle mit einem Hautdesinfektionsmittel desinfizieren und dabei die notwendige Einwirkzeit beachten
- Steriles Aufziehen des Medikaments aus Ampulle
- Spritze verabreichen:
Intramuskulär: Spritze schnell und senkrecht zur Hautoberfläche in den Muskel einstechen, eventuell Haut dafür spannen
Subkutan: Mit Zeigefinger und Daumen an der desinfizierten Stelle eine Hautfalte bilden, Kanüle senkrecht in die Hautfalte einführen; Ausnahme: bei einer Injektionskanülenlänge zwischen 12 und 25 mm einen 45-Grad-Winkel wählen
Intravenös: Venenstauer anbringen, heraustretende Vene in einem möglichst flachen Winkel zur Haut entsprechend des natürlichen Verlaufs einstechen - Langsame Injektion der Lösung zur Schmerzvermeidung
- Nach Abschluss Spritze fünf bis zehn Sekunden im Gewebe belassen, um Rückfluss zu vermeiden
- Kanüle entfernen; langsam bei intravenöser Injektion, schnell bei subkutaner und intramuskulärer Injektion
- Injektionsstelle mit Tupfer komprimieren
- Ein Pflaster anbringen, ein Verband ist meist nicht notwendig
- Abschließend nach dem Befinden des/-r Patienten/-in erkundigen und Utensilien richtig entsorgen beziehungsweise lagern.
Rechtliche Situation
In Deutschland ist die Injektion ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, weshalb hier zusätzlich die rechtliche Situation abzuklären ist. Sie berührt damit die Straftatbestände der §§ 223 bis 230 StGB. Vorab muss daher zwingend die Einwilligung des/-r Patienten/-in eingeholt werden. Sind mit der Injektion besondere Risiken verbunden, besteht außerdem eine Aufklärungspflicht des/-r behandelnden Arztes/Ärztin. Liegt ein akuter Notfall vor (z.B. Insulinschock) und der/die Patient/in ist nicht ansprechbar, ist die Injektion entsprechend des vermutlichen Willens durchzuführen oder zu unterlassen.
Juristisch und medizinisch verantwortlich für die Injektion ist prinzipiell der/die behandelnde Arzt/Ärztin. Es besteht jedoch die Möglichkeit, diese an qualifiziertes medizinisches Fachpersonal wie eine Pflegefachkraft zu delegieren. Die finale Verantwortung verbleibt juristisch gesehen dennoch bei dem/der Arzt/Ärztin.
Bei telefonischer Anordnung muss außerdem folgender Ablauf eingehalten werden:
- Name des/-r anordnenden Arztes/Ärztin mit Uhrzeit notieren
- Injektionsart, Dosierung und Zeitpunkt der Injektion schriftlich erfassen
- Anordnung wiederholen und mündlich bestätigen lassen
- Anordnung ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt händisch durch den/die Arzt/Ärztin abzeichnen zu lassen
- Verantwortung für die Abzeichnung liegt bei dem/der Arzt/Ärztin
Injektion – Dokumentation
Die abschließende Dokumentation der Injektion besteht aus zwei Schritten. Zunächst muss der Eintrag im Durchführungsnachweis mit Handzeichen und Uhrzeit erfolgen. Im zweiten Schritt sind evtl. Beobachtungen in den Pflegebericht mit Handzeichen und Uhrzeit zu notieren. Handelt es sich um eine Impfung, ist außerdem ein entsprechender Eintrag im Impfausweis durchzuführen. Dieser muss an der korrekten Stelle erfolgen, abgestempelt und mit Datum abgezeichnet werden.
Stellenangebote für Pflegefachkräfte
Wer aktuell noch auf der Suche nach einer neuen Stelle in der Pflege ist, findet bei Medi-Karriere zahlreiche Stellenangebote. Wir haben eine große Auswahl an Stellen als Pflegefachfrau / Pflegefachmann, Jobs als Gesundheits- und Krankenpfleger/in oder Stellenangebote in der Altenpflege.
1. Koch, T. und Schubert, A.: Infusionen und Injektionen, Urban & Fischer, 2. Auflage (Abrufdatum: 07.09.2022)
2. Anforderungen an die Hygiene bei Punktionen und Injektionen, www.rki.de/DE/Content/ (Abrufdatum: 07.09.2022)
3. www.ema.europa.eu/en/documents/referral/gadolinium-article-31-referral-annex-i-ii-iii-iv_de.pdf (Abrufdatum: 08.09.2022)
4. Praxis der subkutanen Gabe von Medikamenten und Flüssigkeit, edoc.ub.uni-muenchen.de (Abrufdatum: 08.09.2022)
5. Spritzen, Zäpfchen und weitere Darreichungsformen, www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 08.09.2022)