Die zero PRAXEN mit Sitz in Schwetzingen sind der größte ambulante Gesundheitsversorger im Rhein-Neckar-Gebiet. Mit über 30 haus- und fachärztlichen Medizinischen Versorgungszentren sowie Dialysezentren deckt ihr Angebot Behandlungen und Therapien in den Bereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin (Nephrologie/Dialyse, Kardiologie, Onkologie, Angiologie und Pneumologie) und Physiotherapie ab. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich hier jährlich um rund 200.000 Patientinnen und Patienten.
Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Katja Heinzelmann, die als Medizinische Fachangestellte (MFA) im Bereich Dialyse tätig ist. Wie dort ihr Alltag aussieht, erzählt sie im Medi-Karriere-Interview mit Sebastian Ofer.
Frau Heinzelmann, herzlich willkommen! Könnten Sie uns eingangs etwas Ihren Werdegang beschreiben?
Katja Heinzelmann: Klar, selbstverständlich. Ich komme ursprünglich aus einem ganz anderen Bereich. Ich habe vor Jahren eine Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten bei einer Krankenkasse gemacht. Dadurch bin ich auf den medizinischen Bereich aufmerksam geworden und habe mir dann gesagt, dass ich lieber etwas in diese Richtung machen will. Daraufhin habe ich eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten gemacht und ein paar Jahre beim Hausarzt gearbeitet. In meiner Ausbildung bin ich bereits auf die Dialyse aufmerksam geworden, da wir von der Berufsschule aus in einem Zentrum waren. Dadurch hat mich das Thema schon länger interessiert.
Ich komme ursprünglich aus dem Schwäbischen und bin dann nach Heidelberg gezogen. Daraufhin hat es sich ergeben, dass ich angefangen habe, in der Dialyse zu arbeiten.
Könnten Sie uns auch beschreiben, was für Sie das Besondere an dem Job ist?
Heinzelmann: Für mich macht die Arbeit in der Dialyse vor allem Menschlichkeit aus. Wir leben heutzutage in so einer schnelllebigen Zeit. Unsere Dialyse-Patienten sind aber Menschen, die Zeit und eine aufwendige Betreuung brauchen. Trotzdem ist es aber wie eine Familie dort. Es ist einfach ein dankbarer Job. Nicht so, wie in anderen Bereichen, in denen Leute oft nur durchgeschleust werden.
Wie hat damals Ihre Einarbeitung ausgesehen?
Heinzelmann: Am Anfang denkt man sich, wenn man in die Dialyse kommt: „Oh Gott, technische Geräte!“ Klar hat man als Medizinische Fachangestellte in einer Arztpraxis viel mit technischen Geräten zu tun – ob man ein EKG schreibt, oder eine Lungenfunktion testet – aber trotzdem steht man erstmal vor einer Dialysemaschine und denkt sich: „Das bekomme ich nie hin!“ Im Endeffekt ist es aber gar nicht so schlimm. Man hat am Anfang einen Mentor, der zur Seite steht und ganz langsam heranführt.
Wenn man das Grundwissen nach der Einarbeitung hat, ist es aber trotzdem noch so, dass man dem Mentor weiterhin jederzeit Fragen stellen kann. Selbst nach jahrelanger Dialyse gibt es Situationen, in denen man froh ist, dass man andere Kollegen hat und man steht eigentlich im ständigen Austausch mit ihnen sowie den Patienten und Ärzten. Es ist ein sehr schönes Miteinander, sodass man keine Angst vor der Einarbeitung haben braucht.
Sie haben uns jetzt schon einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag gegeben. Wie gestaltet sich dieser denn im Detail?
Heinzelmann: Bei uns ist es nicht wie in einer typischen Haus- oder Facharztpraxis. Wir haben keine Sprechzeiten von acht bis zwölf, eine lange Mittagspause und arbeiten danach weiter – das ist ja heutzutage in vielen Arztpraxen noch so. Wir haben ein Schichtsystem. Viele hören das und denken sich „Das will ich nicht.“ Bei uns sind es aber trotzdem mehr oder minder geregelte Arbeitszeiten. Montags, mittwochs und freitags haben wir lange Dialysetage. Das heißt, dann haben wir eine Früh- und Spätschicht. Wir haben dafür aber keine Nachtschicht und an den kurzen Tagen – Dienstag, Donnerstag und Samstag – haben wir nur eine Frühschicht.
Das heißt, man kann im Endeffekt immer schön den Arbeitsalltag planen und man bekommt immer den Dienstplan vorher. Klar arbeiten wir auch am Feiertag, aber das wird gerecht aufgeteilt, sodass man wirklich sagen kann, man hat eine gute „Work-Life-Balance“.
Ich komme ja aus einer Hausarztpraxis und muss sagen, die lange Mittagspause war immer etwas, das mich gestört hat. In der Dialyse dauert die Frühschicht von 6 bis 14 Uhr und kann sich danach noch Termine legen. Man hat auch mal unter der Woche frei und es ist trotz Schichtdienst eine sehr gut geregelte Arbeitszeit.
Wenn sich nun also eine MFA für die Arbeit im Bereich Dialyse interessiert, was sollte sie an persönlichen Eigenschaften dafür mitbringen?
Heinzelmann: Auf alle Fälle Empathie für Menschen. Oftmals ergibt sich aus den Gesprächen mit einem Patienten die Kenntnis eines neuen gesundheitlichen Problems. Man muss sich das so vorstellen: Die Leute kommen dreimal die Woche für mindestens vier Stunde zu uns. Sie sind alle schwerkrank, aber durch die Dialyse geben wir ihnen mit einer Steigerung ihrer Lebensqualität etwas sehr Schönes zurück. Oftmals ist es dann so, dass wenn man nicht empathisch ist und den Leuten nicht zuhört, das ein oder andere untergehen kann. Wenn es sich beispielsweise um einen hohen Blutdruck handelt und der Patient entsprechend Beschwerden hat, kann es auch schonmal sein, dass man viel mehr auf den Patienten eingehen muss, da zeitgleich sehr viel im Hintergrund passiert.
Aber ich denke, dass es für jeden, der im medizinischen Bereich arbeitet, etwas ganz Besonderes ist, für den Patienten Zeit zu haben und sagen zu können: „Ich höre dem Patienten zu.“ Denn in der schnelllebigen Zeit ist das ja eigentlich nicht mehr der Fall. Neben der Empathie braucht man ein technisches Verständnis, weil wir einfach mit Maschinen arbeiten.
Die Tätigkeit ist der einer Krankenschwester gleichgestellt. Das heißt, man hat mehr medizinische Fachpunkte als in einer normalen Praxis. Gerade für junge Leute, die sagen, sie möchten weiterkommen, ist das genau das Richtige.
Welche Vorteile hat denn ein größerer Praxisverbund, wie es die zero PRAXEN sind, für Sie?
Heinzelmann: Ich bin nun das sechste Jahr in der Dialyse. Ich habe fünfeinhalb Jahre in Wieblingen gearbeitet und bin jetzt nach Schwetzingen gewechselt, weil es für mich als junge Mitarbeiterin interessant ist, auch einmal eine andere Perspektive zu sehen. Ich wollte persönlich weiterkommen und habe nun in ein Zentrum mit Krankenhausanbindung gewechselt, weil mich eine Intensivstation interessiert hat. Dadurch habe ich die Möglichkeit bekommen, mir so etwas anzusehen und zu sagen, ich mache noch eine Weiterbildung zur MFA im Fachbereich Dialyse, also sozusagen zum Fachberater und erweitere als junge Mitarbeiterin meinen Horizont.
Ich war vorher in einem kleineren Dialysezentrum und dort war das nicht so möglich. Man merkt schon, dass man sich durch mehrere Standorte auch individuell ein bisschen selbst seinen Weg suchen und schauen kann, wo man reinpasst und was man machen möchte. Als jungem Mitarbeiter stehen einem alle Türen offen.
Wir haben elf Dialysestandorte und man muss sagen, dadurch hat uns die Pandemie auch nicht so stark getroffen wie vielleicht andere Unternehmen, weil wir uns gegenseitig wie eine Familie geholfen haben. Hat im einen Standort jemand gefehlt, hat man sich über einen anderen Standort ausgeholfen. Ich kenne es selbst aus einer kleineren Dialyse, dass man so etwas sonst einfach nicht hat. Daher ist der Verbund Gold wert.
Frau Heinzelmann, vielen Dank für den umfassenden Einblick in Ihr Tätigkeitsfeld bei den zero PRAXEN!