Die Corona-Pandemie verlangt Ärzten und Pflegekräften überall auf der Welt Höchstleistungen ab. Wie sieht es da mit der Arbeitszufriedenheit aus? Wie belastet fühlen sich Krankenschwestern und -pfleger? Welche Sorgen treiben sie um? In einer Online-Umfrage hat Medscape 10.424 Pflegekräfte nach ihrer Zufriedenheit befragt. Die Ergebnisse sind im Medscape Nurse Career Satisfaction Report 2020 zusammengefasst.
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Arbeitszufriedenheit aus?
Wie die Umfrage zeigt, hat die Corona-Pandemie durchaus Einfluss darauf, wie zufrieden Pflegekräfte mit ihrer Arbeit sind. Zwar geben je nach Berufsgruppe zwischen 93 und 98 Prozent der Befragten an, sie seien froh, einen Beruf in der Krankenpflege ergriffen zu haben. Ein Drittel aller Pflegekräfte bestätigt jedoch, dass COVID-19 sich negativ auf ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz auswirke. Nur vier bis 14 Prozent gaben an, dass die Pandemie ihre Arbeitszufriedenheit sogar gesteigert habe.
Die höhere Arbeitsbelastung führt unter anderem dazu, dass die Zahl der Burnout-Fälle unter den Pflegekräften steigt. Die Medscape Umfrage zeigt, dass sich die Anzahl der von Burnout betroffenen Beschäftigten sechs Monate nach Beginn der Pandemie in einigen Berufsgruppen vervierfacht hat.
Die Mehrheit aller Pflegekräfte hat Corona-Patienten behandelt
Die Online-Umfrage fand im Sommer 2020 statt, noch vor dem Höchststand der Corona-Fallzahlen im Herbst. Dennoch berichtete die Mehrheit der befragten Pflegekräfte, dass sie bereits COVID-19 Patienten behandelt haben. Am größten war der Anteil unter den Pflegekräften aus der Anästhesie. 73 Prozent von ihnen hatten mit COVID-19 Patienten zu tun. Unter den Fachpflegekräften waren es nur 38 Prozent. Ob Pflegekräfte Kontakt mit COVID-19 Patienten hatten, hängt auch vom Arbeitsort ab. Von den Beschäftigten in der stationären Pflege hatten so zum Zeitpunkt der Umfrage bereits 76 Prozent Corona-Patienten behandelt.
Beim Kontakt mit COVID-19 Patienten steigt auch das Risiko einer eigenen Ansteckung. Insgesamt geben jedoch nur zwei bis sechs Prozent der Befragten an, positiv auf Corona getestet worden zu sein. Aus dieser Gruppe mussten zwischen drei und sechs Prozent im Krankenhaus behandelt werden.
Mangelnde Schutzausrüstung, mehr Telearbeit
Zu den Herausforderungen, mit denen sich Pflegekräfte während der Pandemie befassen müssen, gehört unter anderem mangelnde Schutzausrüstung. Fast die Hälfte aller Beschäftigten in der Krankenpflege beklagte sich in der Umfrage darüber, dass keine ausreichende Schutzausrüstung zur Verfügung stehe. Pflegekräfte, die einer gewerkschaftlichen Verhandlungseinheit angehören, haben sich der Studie zufolge häufiger über fehlende Schutzausrüstung beschwert als Pflegekräfte ohne gewerkschaftliche Repräsentation.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, in der Pflegekräfte ihre Arbeit durchführen können. So nahm etwa die Zahl der telemedizinischen Behandlungen deutlich zu. 78 Prozent der Pflegekräfte in der nicht-stationären Pflege und in den Notfallkliniken behandelten Patienten auf diese Weise.
Trotz der gestiegenen Herausforderungen machen sich nur wenige Pflegekräfte Hoffnungen, dass die Corona-Pandemie zu einem höheren Gehalt führt. Je nach Berufsgruppe glauben 35 bis 59 Prozent der Befragten, dass sich ihr Einkommen durch die Pandemie nicht verändern wird. 33 bis 59 Prozent gehen davon aus, dass sich ihr Einkommen sogar verringert. Pflegekräfte in der Anästhesie sind hier besonders pessimistisch. Von allen Pflegekräften glauben lediglich sechs bis 17 Prozent, dass mit Einkommenssteigerungen zu rechnen ist.
Welche Ängste beschäftigten Pflegekräfte während der Corona-Pandemie?
Medscape hat Pflegekräfte auch danach gefragt, welche Ängste und Sorgen sie während der Corona-Pandemie umtreiben. 66 Prozent aller Befragten machen sich vor allem Sorgen, ihre Familie anstecken zu können. 47 Prozent haben in erster Linie Angst davor, sich selbst mit COVID-19 zu infizieren. 38 Prozent fühlen sich mit der Schutzausrüstung unwohl, 37 Prozent sorgen sich, da adäquate Schutzausrüstung fehlt. 25 Prozent befürchten einen Einkommensverlust, 23 Prozent haben vor allem Angst vor einer steigenden Anzahl an behandlungsbedürftigen Patienten. 16 Prozent sorgen sich, in ungewohnten Situationen nicht richtig zu reagieren und Fehler zu machen. Neun Prozent fürchten sich vor der hohen Belastung durch Überstunden.