Ist der Beruf der Kinderkrankenschwester ein Auslaufmodell? Das neue Pflegeberufegesetz, das einen beliebigen Einsatz von Pflegepersonal begünstigt, soll schuld daran sein. Wissenswerte Dinge zum Thema „Kinderkrankenschwerster als Auslaufmodell“ im Überblick hier zum Nachlesen.
Pflegeausbildung: Neue Ordnung seit dem 1. Januar 2020
Die Pflege stellt die größte Berufsgruppe in jedem Krankenhaus dar. Zu den medizinischen Berufsgruppen zählen unter anderem die Gesundheits- und Krankenpflege (frühere Bezeichnung: Krankenschwester/Krankenpfleger), die Altenpflege, und die Kinderkrankenpflege.
Im Hinblick auf die Pflegeausbildung ist eine neue Ordnung in Kraft getreten, sodass die bisherigen Ausbildungen in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengelegt wurden. Hierbei man spricht von einer „generalistischen Ausbildung“. Nur das dritte Ausbildungsjahr soll künftig über den Schwerpunkt des Abschlusses der Ausbildung und die Abschlussbezeichnung entscheiden.
Mögliche Abschlüsse in der Pflege
Die Neuerung der Pflegeberufe bringt seit Anfang 2020 folgende mögliche Abschlüsse nach dreijähriger Ausbildung in der Pflege mit sich:
- Pflegefachfrau/mann
- Kinderkrankenpfleger/in (bislang Kinderkrankenschwester)
- Pflegefachkraft mit pädiatrischer Vertiefung (neu)
- Altenpfleger/in
- Pflegefachkraft mit Vertiefung Altenpflege (neu)
Die Gemeinsamkeit der Berufe besteht in der Betreuung und Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Patienten, Assistenz bei ärztlichen Maßnahmen bzw. das Erledigen medizinischer Dokumentation.
Kritik an der Neuerung der Pflegeberufe
Im Zuge der Neuordnung der Pflegeberufe besteht Kritik, dass dadurch die Anforderungen sinken und die Qualität in der Pflege leiden wird.
Kritische Stimmen zur Reform kommen sowohl aus der Pädiatrie (Pflegekraft mit pädiatrischer Vertiefung) als auch aus der Altenpflege (Pflegekraft mit Vertiefung Altenpflege).
Kinderkrankenschwester als Auslaufmodell: Die Verwässerung der Qualifizierung der Kinderkrankenschwester
Der 63-jährige Kinderarzt Wolfgang Kölfen bedauert, dass schon bald die Karriere als Kinderkrankenschwester der Vergangenheit angehört und betrachtet folgende Situation kritisch:
Ein Kind, das von den Eltern in eine Kinderklinik gebracht wird, kann auf eine Kinderkrankenpflegerin mit 2800 Stunden pädiatrischer Theorie und Praxis treffen. Gleichermaßen kann es auf eine „Generalistin“ mit maximal 120 Stunden pädiatrischer Ausbildung treffen. Demnach entscheide der Zufall, von wem man behandelt werde.
Beide Werte – 2800 Stunden pädiatrischer Theorie und Praxis und maximal 120 Stunden pädiatrische Ausbildung – liegen unter den Anforderungen an die klassischen Kinderkrankenschwestern, von denen es laut Kölfen nur noch insgesamt 38.000 gäbe.
„Diese Verwässerung der Qualifizierung der Kinderkrankenschwester ist ein Skandal“ so die Worte des Kinderarztes. Damit gehört Kölfen zu einem von vielen deutschen Kinderärzten, die den „schleichenden Tod der Kinderkrankenschwester“ diagnostizieren und sehr große Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Abschlüssen in der Pflege sehen und mit Sorge betrachten.
Gründe für das neue Pflegeberufegesetz
Gründe für das Inkrafttreten des neuen Pflegeberufegesetzes ist der große Mangel an Pflegefachkräften mit dem Ziel die Tätigkeiten in der Pflege attraktiver zu machen.
Die Bundesregierung möchte mit der generalistischen Ausbildung mit breitem Einsatzspektrum den Pflegenotstand bekämpfen, Personalengpässe abbauen und künftige Versorgungslücken verhindern.
Bis zum Jahr 2023 soll die Zahl der Auszubildenden in der Pflege um zehn Prozent erhöht werden, so der Wunsch der Bundesregierung. Dies sei auch dringend nötig, denn während es an Pflegefachkräften mangelt, steigt die Zahl der Pflegebedürftigen rasch an.
Das neue Pflegeberufegesetz: Nicht nur Kritik
Während kritische Stimmen zur Reform sowohl aus der Pädiatrie als auch aus der Altenpflege kommen, scheint es aber auch positive Resonanz zu geben:
Pflegedirektorin des Klinikums Darmstadt, Sabine Brase, ist von der generalistischen Ausbildung angetan: “Ich bin überzeugt, dass damit mehr Auszubildende für die Pflege gewonnen werden und sich für die Arbeitnehmer wie die Arbeitgeber mehr Chancen als Risiken eröffnen. Erstmals umfasst die Ausbildung alle Lebenslagen und Versorgungsformen – vom Kind bis hin zu älteren Kranken.” so ihre Worte.
Wie viele junge Menschen die neue Reform tatsächlich für die Pflege begeistern kann und dazu beiträgt, dass man sich mehr für Pflegeberufe entscheidet, steht noch nicht fest und bleibt abzuwarten, da die meisten Pflegeschulen erst im April oder Oktober mit den neuen Kursen startet. Erste Anzeichen: Ein erhöhtes Interesse ist erkennbar.
1. Streit um Pflegeberufe: Ist die Kinderkrankenschwester ein Auslaufmodell? www.t-online.de (Abrufdatum: 12.03.2020)
2. Ist der Beruf der Kinderkrankenschwester ein Auslaufmodell? wwww.morgenpost.de (Abrufdatum: 12.03.2020)
3. Neue Pflegeausbildung. Auslaufmodell Kinderkrankenschwester? www.aerztezeitung.de (Abrufdatum: 12.03.2020)