Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) veröffentlicht jährlich das sogenannte “Krankenhausbarometer”. Hierbei handelt es sich um eine Repräsentativumfrage der deutschen Krankenhäuser zu aktuellen Themen der Gesundheits- und Krankenhauspolitik. Die Daten entstammen einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Krankenhauslandschaft (ab 100 Betten), wobei insgesamt 309 Einrichtungen an dieser Erhebung teilgenommen haben.
Vor allem in Bezug auf die Covid-19-Pandemie wurden die deutschen Krankenhäuser in den letzten Jahren vor große Herausforderungen gestellt. Den weitreichenden Folgen davon widmet sich das Krankenhausbarometer gleich zu Beginn. Im Anschluss daran erfolgt eine Analyse der wirtschaftlichen Situation der Versorgungsinstitutionen sowie die aktuelle Lage in der Problematik der Stellenbesetzung. Dieser Artikel stellt eine Übersicht und Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte aus dieser im Jahr 2022 durchgeführten Umfrage dar.
Krankenhausbarometer – Spuren der Covid-19-Pandemie
Auch wenn ganz Deutschland den Auswüchsen des Coronavirus unterworfen war, so gestaltete sich die Situation in Kliniken meist noch deutlich drastischer. Viele neue Konzepte mussten etabliert und durchgesetzt werden, um einen adäquaten Infektionsschutz gewährleisten zu können. Hierzu zählen beispielsweise Einschränkungen von Besuchen im Krankenhaus, welche laut dem Krankenhausbarometer in 95 Prozent aller Einrichtungen verhängt wurden.
Diese besondere Situation sorgte nicht selten für Unmut unter Patienten/-innen, Angehörigen und Besucherschaft: In knapp einem Drittel der Krankenhäuser kam es diesbezüglich zu Beschwerden, in zwölf Prozent erfolgten darüber hinaus sogar Übergriffe verbaler oder körperlicher Art aufgrund der pandemiebedingten Schutzmaßnahmen.
Neben Einschränkungen von Besuchen gab es jedoch noch Restriktionen auf einem weitaus kritischeren Gebiet. So gaben acht von zehn befragten Krankenhäusern an, dass sie ihr elektives Programm (bestehend aus geplanten Operationen/Eingriffen) zugunsten der Behandlung von Corona-Erkrankten einschränken mussten. Hinzu kam in dieser Hinsicht der Aspekt, dass viele Patienten/-innen aus Angst vor einer Ansteckung von sich aus auf geplante Eingriffe verzichteten.
Pflegefachkraft Stellenangebote
Insgesamt stellte die Covid-19-Pandemie also einen schwer überwindbaren Berg an Herausforderungen dar. Über die Hälfte der Krankenhäuser berichteten 2021 demnach von einer Zunahme ihrer Auslastung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Krankenhausbarometer – Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser
Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland lässt sich recht knapp zusammenfassen: ungünstig. In der Erhebung des Krankenhausbarometers berichten 43 Prozent von einer negativen, 44 Prozent von einer positiven und 13 Prozent von einer ausgeglichenen Bilanz für das Jahr 2021. Die Misere dieser Zahlen wird vor allem beim Blick auf die Vorjahreszahlen deutlich, denn 2020 betrug der Anteil an Einrichtungen mit Gewinn noch 60 Prozent. Momentan besteht in dieser Hinsicht auch wenig Hoffnung auf Besserung, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Voraussichtlich wird der Anteil an Einrichtungen mit roten Zahlen 2022 auf 59 Prozent steigen, in großen Häusern mit über 300 Betten Kapazität sogar auf fast 70 Prozent.
Investitionen: Wohin fließt das Geld?
Insgesamt wurden in deutschen Krankenhäusern 2021 Investitionen im Wert von 6,8 Milliarden Euro getätigt. Der Großteil hiervon entfiel vor allem auf den Neu- und Umbau von Gebäuden. Die genaue Aufschlüsselung der Verwendung dieser Gelder zeigt die folgende Grafik:
Was aber soll man nun damit anfangen, wie lassen sich diese Summen einordnen? Geht es nach den befragten Krankenhäusern, so ist die Investitionsfähigkeit eher kritisch. Knapp zehn Prozent waren überhaupt nicht, 60 Prozent nur schwach fähig, Investitionen zu tätigen. Alarmierend ist in dieser Hinsicht vor allem der Blick auf das Insolvenzrisiko, das unter diesen Kliniken von mehr als einem Drittel als erhöht oder sogar deutlich erhöht eingeschätzt wurde.
Bei einem Blick in die Zukunft wird außerdem klar, dass auf diesem Gebiet Handlungsbedarf besteht. Der geschätzte Investitionsbedarf für die Jahre 2023 bis 2027 beträgt laut Krankenhausbarometer rund 51 Milliarden Euro, was heruntergebrochen etwa zehn Milliarden pro Jahr entspricht. Dieser Wert liegt allerdings noch deutlich abseits der 2021 erreichten Investitionssumme.
Pflegebudgets
Ein weiterer finanzieller Punkt, der im Krankenhausbarometer 2022 thematisiert wird, ist die Etablierung des 2020 eingeführten Pflegebudgets. Demnach sollen die Pflegepersonalkosten aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliedert und stattdessen über ein krankenhausindividuelles Pflegebudget finanziert werden. Ein vielversprechendes Konzept, jedoch machten im Bericht des vergangenen Jahres lediglich ein Fünftel der deutschen Krankenhäuser auch wirklich davon Gebrauch.
Anders stellt sich die Situation im aktuellen Krankenhausbarometer dar: Mittlerweile geben über die Hälfte an, zumindest für das Jahr 2020 vom Pflegebudget Gebrauch gemacht zu haben. Für das Jahr 2021 wiederum gibt nur weniger als ein Fünftel an (18 Prozent), kein Pflegebudget genutzt zu haben; der restliche Anteil hat es entweder quartalsweise oder sogar für das ganze Jahr (26 Prozent) genutzt.
Wie beurteilen die Krankenhäuser aber überhaupt die Wirkung dieses neu eingeführten Systems? Fast die Hälfte der Befragten berichtet von positiven Auswirkungen des Pflegebudgets auf die Personalausstattung. Dem gegenüber stehen jedoch auch 40 Prozent, die keinen spürbaren Effekt angeben. Hinsichtlich der Auswirkung auf die finanzielle Lage bewerten im aktuellen Bericht 44 Prozent das Pflegebudget als positiv.
Krankenhausbarometer – Stellenbesetzungsproblematik verschärft sich deutlich
Schließlich befasst sich das Krankenhausbarometer auch intensiv mit einem Thema, das in den vergangenen Monaten oft durch die Nachrichtendienste der Bundesrepublik gegangen ist: Personalmangel im Krankenhaus. Abseits des leicht rückläufigen, aber immer noch deutlichen Personalmangels bezüglich der Ärzte/-innen, äußert sich die Situation seitens der Pflege gravierender. Laut dem Bericht haben sich die Probleme der Pflegebesetzung von Allgemeinstationen unverändert verschärft. Hiermit zeigt sich eine Fortführung der Tendenz, die man schon seit einigen Jahren im Krankenhausbarometer beobachten kann.
Während 2016 nur etwas mehr als ein Drittel der befragten Krankenhäuser Probleme bei der Stellenbesetzung äußerte, hat sich diese Zahl zum aktuellen Zeitpunkt nahezu verdreifacht: 89 Prozent klagen nun über Schwierigkeiten bei der Personalbesetzung von der Pflege auf Allgemeinstationen. Dieser Umstand ist bei großen Einrichtungen mit mehr als 600 Betten nochmals kritischer, denn hier berichten 95 Prozent der Krankenhäuser von Besetzungsproblemen.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Quantifiziert man diese Zahlen, so entspricht es ungefähr 21 unbesetzten Stellen in der Allgemeinstationären Pflege je Krankenhaus (in großen Kliniken sogar 46 pro Haus). Diese Tendenz macht auch vor der Intensivpflege nicht halt, wo laut Krankenhausbarometer 2022 10,8 Vollzeitkräfte pro Institution fehlen. Große Krankenhäuser kämpfen mit noch größeren Lücken (hier fehlen im Schnitt 27,8 Vollzeitkräfte je Krankenhaus).
Personalmangel wird schlimmer
2022 gaben 89 Prozent der Krankenhäuser einen Personalmangel an. Das entspricht 21 unbesetzten Vollzeitstellen je Krankenhaus, bei großen Häusern sind es sogar 46 freie Stellen je Klinik.
Einer der auslösenden Faktoren könnte in der Fluktuationsquote bestehen, die sich auch in den letzten Jahren schrittweise erhöht hat. Im Jahr 2022 verloren Krankenhäuser knapp zehn Prozent ihrer Pflegemitarbeiter/-innen auf den Normalstationen.
Des Rätsels Lösung?
Als “Lösung” oder vielmehr Kompensation der klaffenden Lücken in der personellen Besetzung greifen viele Krankenhäuser auf Honorar- und Zeitarbeitskräfte zurück. Zwei Drittel aller befragten Kliniken stellen demnach Zeitarbeitskräfte für den Ärztlichen Dienst an, circa die Hälfte der Häuser greift auf derartige Modelle für die Pflege zurück. Während jedoch dieser Anteil bei der Ärzteschaft vergleichbar gering ist (1,8 Prozent), arbeitet im Bereich der Intensivpflege schon fast jede zehnte Pflegekraft auf Honorar- oder Zeitarbeitsbasis. Diese Kräfte gehören allerdings nicht zum regulären Personalstamm der medizinischen Einrichtung.
Fazit zum Krankenhausbarometer 2022
Die gesamte im Krankenhausbarometer dargestellte Situation zeigt eindrücklich, dass die Lage der Krankenhäuser in Deutschland immer prekärer wird und dringender Handlungsbedarf besteht. Schon aus diesem Bericht geht hervor, dass lediglich ungefähr ein Zehntel der Kliniken die vorhandenen Kapazitäten vollständig ausnutzen kann; alle anderen müssen in dem ein oder anderen Bereich Abstriche bei der Versorgungsleistung machen. Somit besteht auch eine ernstzunehmende Gefahr für das deutsche Gesundheitssystem, denn die Patientenversorgung ist hierzulande maßgeblich auch an die Leistung der Krankenhäuser gekoppelt.
Inwiefern zukünftig Lösungsstrategien für dieses Sammelsurium an kritischen Problemen auftauchen, bleibt abzuwarten – notwendig wären sie nach der Berichterstattung des Krankenhausbarometers 2022 aber auf jeden Fall.
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- Krankenhausbarometer 2022, https://www.dki.de/... (Abrufdatum: 02.06.2023)