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Lipödem ist eine häufige Erkrankung, deren Diagnosestellung oft herausfordernd ist. Betroffene wissen häufig lange nichts von ihrer Erkrankung, leiden jedoch dennoch täglich unter Unzufriedenheit mit ihrem Körper und Schmerzen.
Dieser Artikel klärt über die Symptome und die Diagnosestellung des Lipödems auf und bietet einen Überblick über mögliche Therapieoptionen.
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Lipödem – Definition
Beim Lipödem handelt es sich um eine Fehlverteilung des Körperfettes und eine gesteigerte Produktion von Fettgewebe an umschriebenen Körperpartien wie der Hüfte, dem Oberschenkel, der Knieregion, dem Unterschenkel oder auch dem Oberarm.
Im Gegensatz zur Adipositas sind die Prozesse beim Lipödem nicht auf eine Fehlernährung oder Bewegungsmangel zurückzuführen. Da beide Erkrankungen häufig parallel auftreten, kann es herausfordernd sein, sie voneinander abzugrenzen, vor allem bei seitengleichem Auftreten der Beschwerden. Es ist anzunehmen, dass nicht alle Betroffenen über ihre Krankheit Bescheid wissen. Kommt es lediglich auf einer Körperseite oder in einem umschriebenen Bereich des Körpers zur Entwicklung eines Lipödems, so ist es deutlich einfacher festzustellen.
Schätzungsweise sind etwa zehn Prozent der Frauen in Deutschland vom Lipödem betroffen. Es manifestiert sich meist in jungen Jahren und folgt auf Phasen der hormonellen Umstellung, beispielsweise die Pubertät oder eine Schwangerschaft, weswegen ein Zusammenhang mit Schwankungen im Östrogenhaushalt angenommen wird. Zudem besteht oftmals eine familiäre Häufung, was auf genetische Einflüsse hindeutet. Bei Männern stellt das Lipödem eine sehr seltene Erkrankung dar und tritt allenfalls bei schweren Störungen des Hormonhaushalts auf.
Lipödem – Symptome und Diagnose
Die Diagnosestellung beim Lipödem erfolgt durch eine gründliche Anamneseerhebung, die gehäufte Lipödem-Fälle in der Familie der Betroffenen und die zeitliche Verbindung der Symptomentstehung mit hormonellen Umstellungen erfragt sowie eine sorgfältige klinische Untersuchung. Letztere kann durch die Überlappung der Krankheit mit Übergewicht und Adipositas erschwert sein.
Symptome des Lipödems sind zum einen die optische Asymmetrie zwischen den erkrankten und nicht betroffenen Bereichen des Körpers, was die Patientinnen häufig als sehr belastend empfinden. Zudem besteht anfänglich eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit der Körperpartien, die sich im Verlauf in immer stärkere Schmerzen wandelt. Dies führen manche Kliniker auf die vermehrte Einlagerung von Wasser zwischen die Fettzellen zurück, was zu einem starken Druck im Gewebe führt.
Andere nehmen eine gestörte Funktion der Nervenzellen in den betroffenen Körperpartien als Grund für die Schmerzen an. Die verdickten Körperpartien werden schwer, wobei das Gefühl durch langes Stehen oder hitzebedingte Weitung der Blutgefäße noch verstärkt wird. Der Druck auf das Gewebe belastet auch die kleinen Blutgefäße in der Haut, wodurch sich bereits bei Bagatellverletzungen hartnäckige Blutergüsse bilden können.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT-Untersuchung sind für die Diagnostik des Lipödems in der Regel nicht nötig. Sollten Zweifel aufkommen oder der befragte Arzt unsicher in der Diagnosefindung sein, so macht es unter Umständen Sinn, einen auf Lipödem spezialisierten Facharzt für Erkrankungen der Lymphgefäße zu konsultieren.
Lipödem – Stadien
Das Lipödem verläuft üblicherweise in Stadien und kann sich schleichend entwickeln. Liegt begleitend ein ungünstiger Lebenswandel mit Fehlernährung und Bewegungsmangel vor, so ist es möglich, die Symptome zunächst als Ausdruck von Übergewicht und Adipositas fehlzudeuten.
Stadium 1
Die Erkrankung beginnt mit einem ersten leichten Stadium, bei dem sich die Haut üblicherweise noch glatt anfühlt und allenfalls geringe Unebenheiten aufweist. Oftmals sind die betroffenen Körperpartien bereits betont und vergrößert, gelegentlich kann es auch zu Schwellungen kommen, die sich jedoch rasch zurückbilden. Schmerzen liegen in diesem Stadium noch nicht vor.
Stadium 2
Im zweiten Stadium, dem moderaten Lipödem, entstehen die für das Lipödem klassischen Beulen und tastbaren Knoten in der Haut und die Berührungsempfindlichkeit nimmt zu. Die Gewebeschwellung führt zu ersten leichten Beeinträchtigungen der Beweglichkeit.
Stadium 3
Im letzten Stadium der Erkrankung zeigt sich das schwere Lipödem mit ausgeprägten knotigen Veränderungen des Fettgewebes und Schwellungen, die zu einer massiven Bewegungseinschränkung führen und die Betroffenen stark belasten. Begleitend treten häufig Ödeme des Lymphsystems und Cellulitis, eine entzündlich-infektiöse Erkrankung der Unterhaut, auf.
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Lipödem – Behandlung
Für das Lipödem existiert derzeit keine zielgerichtete Therapie. Der Fokus liegt daher vor allem in frühen Stadien der Erkrankung auf einer Optimierung der begleitenden Faktoren. So lässt sich unter Umständen das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und Beschwerden können gelindert werden. Im Stadium des schweren Lipödems bietet oftmals die operative Behandlung die einzige wirksame Therapieoption.
Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPT)
Die Fettansammlung beim Lipödem lässt sich durch eine manuelle Entstauungstherapie nicht beheben. Jedoch können Lymphdrainage und das Tragen von Kompressionskleidung helfen, die Wasseransammlung zwischen den Fettzellen zu verringen und somit das Schweregefühl und den Schmerz in den betroffenen Körperpartien zu lindern. Bei der Bewegungstherapie und gezielten Krankengymnastik lernen die Betroffenen, welche Übungen den Lymphabfluss und die Durchblutung verbessern können. Auch die Hautpflege erfordert ein besonderes Augenmerk und kann neben der Beschwerdelinderung und der Vorbeugung von Entzündungen dazu beitragen, das Körpergefühl zu verbessern.
Gewichtsabnahme und Sport
Gewichtsabnahme und Sport können die Fetteinlagerung beim Lipödem weder verhindern noch bestehende Veränderungen verschwinden lassen. Während übrige Körperpartien bei einer reduzierten Kalorienzufuhr und einem gesteigerten Gesamtumsatz schlanker werden, bleibt der Umfang der betroffenen Partien meist stabil. Dennoch sollten die Betroffenen versuchen, ihre Ernährung und tägliche Bewegung zu optimieren, um den Energiestoffwechsel zu aktivieren und einer zusätzlichen Adipositas vorzubeugen. Dies reguliert auch den Hormonhaushalt und unterstützt die psychische Gesundheit, was Erkrankten hilft, die emotionale Belastung durch das negative Körpergefühl beim Lipödem besser zu verarbeiten.
Operation (Liposuktion und Debulking)
Ab dem zweiten Krankheitsstadium bietet die Liposuktion, umgangssprachlich „Fettabsaugung“, eine Therapieoption. Sie kommt zum Einsatz, wenn durch die übrigen Methoden keine zufriedenstellende Beschwerdelinderung erzielt werden kann. Während die Liposuktion bei Adipositas als rein kosmetischer Eingriff von den Patienten selbst zu zahlen ist, übernehmen die Krankenkassen beim Lipödem im dritten Stadium und einem BMI unter 35 gelegentlich die Kosten für den Eingriff. Dies sind allerdings immer Einzelfallentscheidungen.
Ist die Erkrankung weit fortgeschritten und das Gewebe schwer geschädigt, so bringt oftmals auch die Liposuktion keine Erleichterung mehr für die Betroffenen. Der einzige Weg zur Therapie besteht dann in einer großflächigen operativen Entfernung der Fettpartien, einem Debulking.
Studie zur Liposuktion als mögliche zukünftige Kassenleistung
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) initiierte 2017 die Erprobungsstudie „LIPLEG – Liposuktion bei Lipödem in den Stadien I, II oder III“, um abzubilden, welchen Zusatznutzen die Liposuktion beim Lipödem gegenüber den konservativen Behandlungsverfahren bietet. Die Studie läuft seit 2021. Ihre Ergebnisse sollen als Entscheidungsgrundlage dienen, ob die Liposuktion künftig regelhaft als Therapiemaßnahme durch die gesetzlichen Krankenkassen finanziert wird.
Lipödem – Heilungschancen
Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die derzeit in ihrer Ursache nicht behandelbar ist. Betroffene sollten versuchen, so gesund wie möglich zu leben und sich viel zu bewegen, um die Krankheitssymptome so gut wie möglich kompensieren zu können und klassischen Volkskrankheiten vorzubeugen. In ausgeprägten Stadien der Erkrankung kann eine operative Fettabsaugung den ursprünglichen Zustand des Körpers für einen Zeitraum von wenigen Jahren wieder herstellen. Die Erkrankung wird hierdurch jedoch nicht geheilt und kann im späteren Leben erneut auftreten.
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Häufige Fragen
- Was darf man bei Lipödem nicht machen?
- Was entwässert den Körper bei Lipödem?
- Was kostet eine Lipödem-Behandlung?
- Kann sich ein Lipödem zurückbilden?
Langes Stehen oder Sitzen und starker Druck auf die betroffenen Körperpartien führen beim Lipödem zu zusätzlichen Beschwerden und sollten vermieden werden. Auch Übergewicht und Bewegungsmangel wirken sich ungünstig aus. Idealerweise sollte eine Therapie mit dem Erlernen von Übungen einhergehen, die auch zu Hause durchführbar sind und die Beschwerden lindern.
Die Entwässerung ist ein zentraler Aspekt in der Therapie des Lipödems. Sie gelingt durch eine Kombination von Lymphdrainage und manueller Therapie, Kompressionskleidung und regelmäßiger Bewegung, wodurch der Lymphabfluss erleichtert wird.
Die Kosten für eine Liposuktion, die nicht immer von den Krankenkassen finanziert wird, können sich auf mehrere Tausend Euro belaufen. Hinzu kommen Folgekosten, falls es zu Komplikationen bei der Behandlung oder im postoperativen Verlauf kommt. Betroffene sollten die Kostenübernahme durch ihre Krankenkasse im Vorfeld abklären und Ablehnungsbescheide genau prüfen. Hilfreich ist für viele Betroffene auch die Möglichkeit, die Operation als außergewöhnliche Belastung bei der Steuererklärung berücksichtigen zu lassen.
Ein Lipödem bildet sich nicht zurück und trotz optimaler konservativer Therapie kann im Verlauf eine Liposuktion oder ein operatives Debulking erforderlich werden. Die übrigen Maßnahmen dienen vorrangig einer Verlangsamung des Krankheitsgeschehens und der Beschwerdelinderung.
- Liposuktion des Lipödems, https://www.lipoedemportal.de/... (Abrufdatum: 17.03.2025)
- LIPLEG, https://www.g-ba.de/... (Abrufdatum: 17.03.2025)
- Lipödem, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/... (Abrufdatum: 17.03.2025)