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Die Mammographie ist ein bildgebendes Verfahren zur Früherkennung von Brustkrebs. Sie nutzt Röntgenstrahlen, um Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig zu erkennen. Besonders im Rahmen von Screening-Programmen hilft sie, Tumore in einem heilbaren Stadium zu entdecken. Dieser Artikel beschreibt das Verfahren, für wen es geeignet ist und wieso es immer wieder in der Kritik steht.
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Mammographie – Definition
Die Mammographie ist ein spezielles Röntgenverfahren zur Untersuchung der weiblichen Brust. Sie dient hauptsächlich der Früherkennung von Brustkrebs, kann aber auch andere Brustveränderungen wie Zysten oder Verkalkungen sichtbar machen. Dabei werden mithilfe niedriger Röntgenstrahlung detaillierte Aufnahmen des Brustgewebes erstellt. Die Untersuchung wird sowohl präventiv im Rahmen von Screening-Programmen als auch diagnostisch bei auffälligen Befunden oder Beschwerden eingesetzt.
Mammographie – Gründe und Funktion
Die Gründe für die Mammographie sind vielfältig. Der allgemein verbreitetste Grund für dieses spezielle Verfahren ist die Röntgenuntersuchung im Rahmen des flächendeckenden Screeningprogramms für Brustkrebs bei weiblichen Personen in Deutschland. Daneben gibt es aber noch die sogenannte kuraktive Mammographie. Diese heilt zwar nicht (wie ihr Name sagt) Erkrankungen, aber dient zumindest der Abklärung. Gründe für die kuraktive Indikation können sein:
- ein unklarer Tastbefund
- Krebsausschluss bei Symptomen
- tastbarer Tumor
- Schmerzen (einseitig oder lokal begrenzt)
- Sekretion aus einer Mammille (Brustwarze)
- Krebsausschluss bei hohem Risiko
- familiäres Risiko (wie HER2/neu)
- Tumornachsorge (Rezidivkontrolle)
Hierbei setzt man zusätzlich noch andere Diagnostikverfahren, wie die Sonografie oder die MR-Mammographie, ein.
MR-Mammographie – die Zukunft der Brustkrebsvorsorge?
Die MR-Mammographie (Bildgebung mittels MRT) ist zuverlässig und erlaubt die Mammadiagnostik ohne Strahlenbelastung. Allerdings ist das Verfahren sehr teuer und hat aktuell keinen einheitlichen Ausbildungsstandard, was das Screening zum aktuellen Zeitpunkt noch unsicherer macht. Deswegen wird es nur in Ausnahmefällen (beispielsweise zur Diagnosesicherung) hinzugezogen. An der Uniklinik in Mannheim arbeitet das interdisziplinäre Brustzentrum an der Verbesserung der MR-Mammographie, bildet interessiertes Personal aus und ermöglich mit der Techniker Krankenkasse zusammen sogar ein „Besonderes Behandlungsangebot“ zur Früherkennung von Brustkrebs mittels MRT. Ob sich das Verfahren flächendeckend durchsetzen könnte, ist ungewiss.
Mammographie – Arten
Wie andere Diagnostikverfahren entwickelt sich die Mammographie in den letzten Jahren immer weiter. In Europa setzt man beim breitflächigen Screeningverfahren noch auf die klassische 2D-Mammographie. In den USA beispielsweise ist die 3D-Mammographie bereits zur Standardmethode etabliert. Die aktuelle Studienlage spricht sich für beide Verfahren, vor allem in Kombination, aus. Die Kombination der Verfahren erhöht zwar die Strahlenbelastung, scheint aber besonders für sehr kleine Tumoren (Carcinoma in situ und lokal begrenzt) effektiver zu sein.
Digitale Medizin: Wie KI die Brustkrebsvorsorge verbessert
Die Mammographie war und ist eine der ersten Bereiche in der Medizin, in der künstliche Intelligenz (KI) bereits im klinischen Alltag eingesetzt wird. Sie hilft bei der Verbesserung der Bildqualität, bei der Detektion von unauffälligen Tumoren und der Charakterisierung verschiedener Malignitätsgrade (also wie aggressiv der Tumor ist oder sein kann).
2D-Mammographie
Die 2D-Mammographie oder digitale Mammographie (DM) gilt als klassisches Verfahren der Brustkrebsdiagnostik. Hierbei erstellt das Gerät Bilder der Brust in zwei Ebenen. Sie bietet mehrere Vorteile: Sie ist weit verbreitet, gut erforscht und ermöglicht die Erkennung von Mikroverkalkungen, die auf frühe Krebsstadien hinweisen können. Zudem ist sie kostengünstiger und schneller durchführbar als modernere Verfahren. Allerdings bringt sie auch Nachteile mit sich: Überlagerungen von Brustgewebe können Tumore verdecken oder zu falsch-positiven Befunden führen, die unnötige Folgeuntersuchungen nach sich ziehen.
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3D-Mammographie/Tomosynthese
Die 3D-Mammographie ist die weiterentwickelte Methode zur Brustdurchleuchtung mit Röntgenstrahlen. Dabei nimmt das Gerät die Brust zweidimensional aus verschiedenen Winkeln auf, wodurch ein dreidimensionales Bild digital konstruiert werden kann. Im Vergleich zur konventionellen Methodik sinkt die Überlagerung einzelner Schichten, was sowohl die Missinterpretation vermindert, als auch die Detektion von pathologischen Verdichtungen verbessert. Gleichzeitig steigt die Strahlenbelastung.
Merkmal | 2D-Mammographie | 3D-Mammographie (Tomosynthese) |
---|---|---|
Vorteile | - Standardverfahren, weit verbreitet - Kostengünstiger und schneller - Erkennung von Mikroverkalkungen | - Bessere Erkennung kleiner Tumore - Reduziert Gewebeüberlagerungen - Höhere Genauigkeit, besonders bei dichtem Brustgewebe |
Nachteile | - Gewebeüberlagerung kann Tumore verdecken - Höhere Rate an falsch-positiven Befunden - Eingeschränkte Genauigkeit bei dichtem Brustgewebe | - Höhere Kosten - Längere Untersuchungsdauer - Nicht überall verfügbar |
Besser als die einzelnen Verfahren scheint die Kombination aus ihnen zu sein. Dadurch steigt die Strahlenbelastung aber noch weiter. Eine mögliche Lösung ist die „synthetische 2D-Mammographie“, bei der aus der 3D-Methode ein zusätzliches zweidimensionales Bild digital konstruiert wird.
Aufnahmetechniken
Das Verfahren der Mammographie ist prinzipiell bei beiden genannten Methoden ähnlich, wobei für die 3D-Konstruktion mehr Aufnahmen verwendet werden. Prinzipiell fertigt man zwei Aufnahmen von jeder Brust an. Dafür klemmt man sie zwischen zwei Platten ein. Dies führt zu einer verminderten Bewegung und damit weniger Bewegungsartefakten (also Störungen im Bild). Darüber hinaus reicht eine geringere Strahlendosis aus, um die gewünschten Bereiche zu durchleuchten. Die zwei Ebenen im Standardverfahren sind:
- Mediolateraler Strahlengang: „Von der Körpermitte zur Seite“, also die Seitenansicht der Brust
- Kraniokaudaler Strahlengang: „Von oben nach unten“, also die Ansicht von oben auf die Brust
Durch anatomische Gegebenheiten, spezielle zu untersuchende Befunde oder individuelle Gewebeeigenschaften können andere Aufnahmeebenen sinnvoll sein. Darüber hinaus kann man Vergrößerungsaufnahmen verwenden, um spezielle Kalkstrukturen zu beurteilen. Auch Spot-Kompression (also die Kompression an speziellen Stellen) ist möglich, beispielsweise wenn sich das Gewebe hier unklar verdichtet zeigt. Generell verwendet das Gerät weichere Röntgenstrahlung als bei einer Untersuchung der Knochen, wodurch man Weichgewebe besser beurteilen kann.
Befundung
Bei der Befundung der Mammographie-Bilder orientieren sich Fachkräfte vor allem an der Gewebedichte, der Heterogenität des Musters (ob das Gewebe gleichmäßig oder unterschiedlich, „fleckig“ wirkt) und Mikroverkalkungen. Nicht jede Verdichtung des Parenchyms muss dabei unbedingt auf einen malignen Befund hindeuten. Zur verbesserten Einteilung gibt es die sogenannten BI-RADS-Kategorien:
BI-RADS Kategorie | Malignomrisiko (%) | Empfehlungen |
---|---|---|
1 | 0 | keine |
2 | 0 | keine |
3 | < 2 | bildgebende Kontrolle |
4 | 2–94 | minimalinvasive Biopsie |
5 | > 94 | minimalinvasive Biopsie |
6 | 100 | Therapieplanung |
Quelle: Checkliste Gynäkologie (Thieme), 2022
Ablauf einer Mammographie-Untersuchung
Bei einer Mammographie erfolgt zunächst die Anmeldung, gefolgt von der Umkleide. Anschließend wird die Brust auf einer speziellen Röntgenplatte positioniert und für wenige Sekunden komprimiert, um eine optimale Bildqualität zu gewährleisten. Diesen Vorgang empfinden einige Patientinnen als unangenehm, er ist jedoch schnell vorbei. Pro Brust macht man in der Regel zwei Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln. Nach der Untersuchung können sich Patientinnen wieder anziehen, während das Untersuchungspersonal die Bilder auswertet. In vielen Fällen erfolgt das Ergebnis innerhalb weniger Tage.
Brustkrebs – Ursachen und Risiken
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei weiblichen Personen, etwa jede 9. ist betroffen. Die Erkrankung ist multifaktoriell, wobei genetische und zufällige Faktoren eine Rolle spielen. Maßnahmen können das Risiko senken, aber nicht vollständig verhindern. Nicht veränderbare Risikofaktoren sind Alter (erhöht ab 50), familiäre Belastung und genetische Mutationen (BRCA1/2). Ein früheres Karzinom erhöht das Erkrankungsrisiko. Schützende Faktoren sind eine späte Menarche und frühe Menopause.
Exkurs: BRCA1/BRCA2-Mutationen
BRCA1/2-Mutationen beeinträchtigen die DNA-Reparatur, was zu unkontrolliertem Zellwachstum führen kann. Betroffene haben ein bis zu 80 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko. Auch das Risiko eines Ovarialkarzinoms (Eierstock-Krebs) steigt. Männliche Personen mit BRCA1/2-Mutationen haben ein erhöhtes Risiko für Karzinome der Prostata.
Der Konsum von Alkohol (vor allem ab 20g pro Tag), Zigaretten und viel fett- und fleischreicher Kost gilt ebenfalls als Risikofaktor. Diese gehören zu den sogenannten modifizierbaren Risikofaktoren, also diejenigen, die sich durch eine Anpassung des Lebensstils beeinflussen lassen. Dazu gehört unter anderem auch Übergewicht (insbesondere Adipositas), sowie eine postmenopausale Hormontherapie über mindestens fünf Jahre. Eine frühe Schwangerschaft (vor dem 35. Lebensjahr) und lange Stillzeiten gelten als protektiv.
Brustkrebs, die Frauenerkrankung – oder doch nicht?
Brustkrebs wird als typische „Frauenkrankheit“ gehandelt, kann aber auch in der männlichen Brust entstehen (Verhältnis etwa 99:1). Besonders Adipositas erhöht das Risiko. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Anabolikamissbrauch („Doping“) die Entstehung dieser Krebserkrankung fördern kann. Bei Schmerzen, suspekten Tastbefunden oder Sekretabsonderung der männlichen Brust sollte eine gynäkologische Abklärung erfolgen.
Mammographie – Altersempfehlung
Die Altersempfehlung für die Mammographie variiert je nach Land und individuellen Risikofaktoren. In Deutschland wurde die Altersspanne kürzlich für Personen mit weiblicher Brust auf 50 bis 75 Jahre erweitert. Sie findet zweijährlich statt. Bei erhöhtem Risiko kann eine frühere und häufigere Untersuchung sinnvoll sein.
Brustkrebsvorsorge bei Jüngeren
Bei jüngeren Menschen ist die Mammographie nicht empfohlen, andere Brustkrebsvorsorge jedoch schon. Dazu gehört vor allem die Tastuntersuchung, bei der die weibliche Brust vorsichtig in kreisenden Bewegungen im Stehen und im Liegen nach Veränderungen abgesucht wird. Ab etwa 30 Jahren erfolgt bei gynäkologischen Untersuchungen eine ärztliche Tastuntersuchung.
Mammographie – Kritik
Als Screeningverfahren steht die Mammographie auch innerhalb wissenschaftlicher Kreise in der Kritik. Den größten Teil machen hierbei die falsch positiven Befunde aus, die Patientinnen belasten und zu unnötiger Diagnostik führen können. Gleichzeitig können etwa zehn Prozent der Tumoren nicht durch das Verfahren entdeckt werden. Immer wieder wird auch die Strahlenbelastung kritisiert. Studien zufolge benötigt es etwa 10.000 Untersuchte zwischen 50 und 69 Jahren, um 29 Patientinnen das Leben zu retten. Gleichzeitig ist eine Heilung bei den entdeckten Tumoren in etwa 90 Prozent der Fälle möglich. Ob man zum Screening geht, muss also jede Eingeladene für sich selbst entscheiden – im Schnitt tut das etwa jede Zweite.
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Häufige Fragen
- Kann ich ohne Einladung zur Mammographie?
- Was sollte man vor einer Mammographie nicht tun?
- Wie lange dauert ein Termin bei der Mammographie?
- Warum ab 70 keine Mammographie mehr?
Ja, eine Mammographie ist auch ohne Einladung möglich. Sie kann nach ärztlicher Empfehlung oder auf eigene Initiative durchgeführt werden.
Vor einer Mammographie sollte kein Deo, Parfüm oder Körperpuder im Brust- und Achselbereich verwendet werden, da sie die Bilder verfälschen können. Enge Kleidung kann den Ablauf erschweren, daher ist bequeme Kleidung empfehlenswert. Zudem kann Koffein die Brustempfindlichkeit erhöhen, weswegen man sich überlegen kann, darauf zu verzichten.
Ein Mammographie-Termin dauert in der Regel etwa 15 bis 30 Minuten. Die eigentliche Röntgenaufnahme dauert nur wenige Minuten, während der restliche Termin für Vorbereitung, Positionierung und eventuelle Wartezeiten eingeplant wird.
Ab 70 Jahren wurde die Mammographie bis 2022 nicht mehr standardmäßig empfohlen, da der Nutzen des Screenings im Verhältnis zu den Risiken abnimmt. Mittlerweile ist die Empfehlung bis 75 erweitert. Die Abwägung zwischen Risiko, Möglichkeiten der Behandlung und eventueller Lebenszeit- oder Lebensqualitätsverbesserung muss für ein breitflächiges Screeningverfahren sinnvoll sein. Die Entscheidung für eine Mammographie sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden.
- Chen et al., AI in Breast Cancer Imaging: An Update and Future Trends, erschien in: Seminars in Nuclear Medicine 2025
- Lorenz, Mammakarzinom des Mannes: Brusterhalt vs. Mastektomie, erschien in: Frauenheilkunde up2date, Ausgabe 17, 2023
- Pattacini et al., Digital Mammography versus Digital Mammography Plus Tomosynthesis for Breast Cancer Screening: The Reggio Emilia Tomosynthesis Randomized Trial, Online Research Article, Radiology, 2018
- Zhang et al., Recent advancements in artificial intelligence for breast cancer: Image augmentation, segmentation, diagnosis, and prognosis approaches, erschien in: Seminars in Cancer Biology, Ausgabe 96, 2023
- Mammakarzinom, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 28.02.2025)