Mobbing existiert in allen Bereichen und ist auch leider keine Seltenheit im Pflegealltag. Mobbing bedeutet, dass jemand gezielte Angriffe auf eine andere Person mit übler Absicht verübt, über einen längeren Zeitraum. Diese können sehr vielfältig sein, von verbalen und psychischen Angriffen über Cybermobbing bis hin zur körperlichen Tat. Welche Handlungen unter Mobbing fallen, mit welchen gesundheitlichen Folgen Betroffene meist zu kämpfen haben und wie man sich dagegen wehren kann, zeigt der folgende Beitrag.
Mobbing – Was ist das?
Mobbing am Arbeitsplatz ist für jeden Betroffenen Psychoterror, bei dem es wiederholt und regelmäßig zu Schikanen und seelischen Verletzungen kommt – eine negative Handlung mit einer sehr nachhaltig schädigenden Absicht. Diese ist immer personenbezogen und kann jeden treffen.
Häufig haben Mobber dabei das Ziel, jemanden aus dem Job zu ekeln, eine andere Person zu erniedrigen, aus möglicher eigener Unzufriedenheit und Frust. Mobbing kann auch aus Eifersucht und Neid vollzogen werden. Auch Angst, dass die andere Person einem den Job wegnehmen könnte, ist ein häufiges Motiv.
Wichtig hierbei ist, Mobbing von einem Konflikt zu unterscheiden. Mobbing ist immer personenbezogen, mit dem Ziel und der Absicht, jemanden aus dem Team loszuwerden oder zu terrorisieren, während sich ein Konflikt um eine gewisse Sache dreht, bei der man sein Interesse durchsetzen will.
Beim Mobbing sind es gezielte Angriffe über einen längeren Zeitraum. Es zählt daher nicht dazu, wenn man mal an einem Tag nicht gegrüßt wird. Wird man aber dauerhaft ignoriert, gepaart mit anderen Handlungen, kann man von einer Form des Mobbing ausgehen.
Mobbing – Unterschiedliche Arten
Es gibt das verbale Mobbing; dazu gehören Auslachen, Verspotten, üble Nachrede oder Gerüchte verbreiten. Außerdem das physische Mobbing wie körperliche Verletzungen oder Gewaltandrohungen. Auch das mentale Mobbing auf psychischer Ebene, bei dem man ständig kritisiert wird oder sinnlose Arbeitsaufgaben bekommt, zählt dazu.
Darüber hinaus kann auch stummes Mobbing erfolgen, bei dem Betroffene absichtlich ignoriert und isoliert werden sowie das Cybermobbing, das mittlerweile oft in sozialen Netzwerken stattfindet. Dabei wird jemand online beschimpft und beleidigt oder es werden Bilder unerlaubt veröffentlicht und verbreitet.
Typische Mobbing-Handlungen im Pflegealltag
Kolleginnen oder Kollegen hören immer dann plötzlich auf zu sprechen, wenn Betroffene in den Raum kommen – das ist eine ganz klassische Mobbing-Situation. Ebenso wie das Vorführen vor Patienten und Angehörigen. Vielleicht passiert es unerfahrenen Pflegefachkräften oder Azubis zum/r Krankenpfleger/in, dass sie einen Fehler machen, für den sie direkt vor den Patienten angesprochen werden, möglicherweise sogar noch in Anwesenheit eines/einer Vorgesetzten.
Den Patienten und allen Beteiligten wird suggeriert, dass die Pflegekraft nicht beherrscht, was sie tut. Folglich schämt sie sich und wird unsicher. So ein Vorführen ist höchst unprofessionell und löst für niemanden ein gutes Gefühl aus. Am besten wäre natürlich, wenn das Feedback nach dem Patientenkontakt stattfindet und nicht währenddessen. So kann man zusammen in Ruhe besprechen, wo welchen Schritt man hätte anders machen müssen.
Soziale Isolation
Es kann auch vorkommen, dass Kolleginnen oder Kollegen jemanden bei sozialen Aktivitäten im Arbeitskontext ausschließen. Kollegen fragen also beispielsweise nicht, ob man bei Gruppenaktivitäten nach der Schicht dabei sein will. Möglicherweise kommt es auch zu übler Nachrede oder sogar zur Androhung von körperlicher Gewalt. Eine weitere Form des Mobbings ist das Beschädigen des Eigentums, wenn z.B. die Autoreifen aufgestochen werden.
Unangemessene Aufgaben
Ein anderes Szenario könnte sein, wenn Betroffene Arbeit machen müssen, die der Qualifikation nicht angemessen ist. Sie sollen beispielsweise Aufgaben übernehmen, die sie gar nicht bewältigen können, weil sie nicht dem Wissenslevel entsprechen. Das kann etwa unerfahrene Pflegekräfte treffen oder auch Azubis. Möglicherweise sind sie neu auf der Station oder frisch examiniert und bekommen Patienten zugeteilt, die sie überfordern. Dadurch können Fehler passieren, die ihnen dann vorgehalten werden und sie zur Rechtfertigung zwingen.
Es kann aber auch genau andersherum sein – man hat vielleicht schon viel Berufserfahrung, bekommt aber ständig Aufgaben, die Schüler im ersten Lehrjahr machen. Oder die Kolleginnen sorgen dafür, dass man unfaire Patientengänge machen muss, die besonders viel Zeit in Anspruch nehmen.
Mobbing – Auswirkungen
Mobbing ist eine starke Stresssituation, unter der Betroffene sehr leiden. Nach und nach können sich verschiedene psychische und auch körperliche Symptome entwickeln. Dazu gehören Magenverstimmungen, Kopfschmerzen, permanente Anspannung, Angstzustände oder depressive Verstimmungen sowie Interessenverlust bei der Arbeit und im Privatleben.
Auch eine Art Ohnmachtsgefühl und Hilflosigkeit können sich einstellen. Es kann dazu führen, dass Betroffene Angst vor den Mobbern haben und täglich vermehrt mit diesen Ängsten zu kämpfen haben. Ebenso kann Mobbing starke Traurigkeit und Aggressivität auslösen und in schweren Depressionen und Burnout enden.
Was macht man als Betroffene/r tun kann
Betroffene von Mobbingangriffen sollten sich nicht in die Opferrolle begeben, sondern sich klar machen, dass sich das niemand gefallen lassen muss und man etwas dagegen tun kann. Es kann hilfreich sein, ein Mobbingtagebuch zu führen, in dem die Angriffe festgehalten werden. Darin sollte der Name des Mobbers, die Art des Angriffs, Datum, Uhrzeit und Ort sowie Zeugen der Tat erwähnt sein und gesammelt werden.
Danach sollte man den oder die Mobber darauf ansprechen, mit ihnen über die Situation reden und schildern, wie es einem damit geht. Sie fragen, warum er oder sie das machen und direkt sagen, dass sie damit aufhören sollen. Es ist ratsam, diese erste Ansprache möglichst frühzeitig anzugehen und nicht zu warten, bis es unerträglich wird. Die Situation sollte sich nicht monatelang hinziehen bis sie zur Eskalation führt. Sind die Fronten schon sehr verhärtet, kann man auch immer den Arbeitgeber hinzuziehen, der zur Fürsorge verpflichtet ist. Ist der Arbeitgeber selbst der Mobber, sollte man den Betriebsrat einschalten.
Mit anderen sprechen
Vielleicht können die Vorfälle auch im Team besprochen werden oder man erwähnt bei anderen Kollegen, dass man sich von jemandem aus dem Team gemobbt fühlt und beobachtet, wie sie reagieren. Möglicherweise finden Betroffene dort Unterstützung und Rat.
Darüber hinaus können Betroffene auch mit Außenstehenden über die Situation sprechen. Häufig ist man in einer Art Opferrolle gefangen und betrachtet die Dinge nur noch sehr subjektiv. Da kann es helfen, nochmals objektiv jemand anderen auf die Situation schauen zu lassen.
Stationswechsel in Betracht ziehen
Sollte das alles nichts bringen, sollte man eventuell über einen Stationswechsel nachdenken oder die Einrichtung wechseln. Besonders dann, wenn Betroffene merken, dass sie komplett unerwünscht sind. Selbst der beste Job der Welt ist es nicht wert, dass man leidet und sich schlecht behandeln lassen muss.
Man darf sich nicht nur auf das reduzieren, was am Arbeitsplatz geschieht und sollte, so oft es möglich ist, etwas Sinnvolles und Schönes in der Freizeit unternehmen. Es kann helfen, positive Sozialkontakte außerhalb der Arbeit zu pflegen.
Wie man rechtlich vorgehen kann
Belastet die Situation so sehr, dass man sich vermehrt krankschreiben lässt und aufgrund der vielen Fehl- und Ausfallzeiten die Kündigung bekommt, sollte man sich dagegen wehren, einen Anwalt nehmen und klagen.
Werden Betroffene tätlich angegriffen und körperlich verletzt, können sie Strafanzeige stellen und sollten sich ebenfalls juristischen Beistand holen. Sollten der oder die Mobber absichtlich eine gefährliche Situation für den Betroffenen herbeiführen, kann das auch zur Anzeige gebracht werden. Denn schon der Versuch einer Verletzung ist strafbar. Ebenso sind Beleidigungen und Verleumdungen eine Straftat sowie jede Form von Nötigung und Gewaltandrohungen.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer derzeit noch auf der Suche nach passenden Stellenangeboten im Bereich Pflege ist, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl, beispielsweise Krankenpfleger/innen-Jobs, Altenpfleger/innen-Jobs oder Jobs für Kinderkrankenpfleger/innen.
1. www.betriebsrat.com/mobbing-am-arbeitsplatz (Abrufdatum: 28.11.2021)
2. Raus aus der Opferrolle! Mobbing am Arbeitsplatz, www.dgb.de (Abrufdatum: 28.11.2021)