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Die Mobilisation in der Pflege dient der Förderung und der Erhaltung der Bewegungsfähigkeit der pflegebedürftigen Menschen. Mit zunehmendem Alter sind viele Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt. Dies ist auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen. Ein erhöhter Bewegungsmangel birgt ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von körperlichen und geistigen Erkrankungen. Pflegekräfte können immobile Patienten/-innen unterstützen und so der Bewegungseinschränkung entgegenwirken.
Welche Maßnahmen hierzu ergriffen werden können und Wissenswertes zum Thema Mobilisation in der Pflege im folgenden Beitrag.
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Mobilisation – Definition
Unter dem Begriff Mobilisation (Synonym: Mobilisierung) werden innerhalb der Krankenpflege und Physiotherapie alle Maßnahmen, die zur Förderung und zum Erhalt der Bewegungsfähigkeit von Patienten/-innen dienen, verstanden. Sie sollen also der Immobilität entgegenwirken. Bei Schwierigkeiten bei der selbstständigen Fortbewegung (auch mit Hilfsmitteln) spricht man in der Medizin von eingeschränkter oder fehlender Mobilität. Die vollständige Immobilität wird auch Bettlägerigkeit bezeichnet.
Hilfsmittel, die zur Mobilisierung genutzt werden können, sind unter anderem Aufsteh- und Umsetzhilfen, Anti-Rutsch-Matten, ein Badewannenlift oder ein verstellbares Pflegebett. Die Hilfsmittel zur Mobilisation in der Pflege erleichtern dem/der Pflegebedürftigen die alltäglichen Bewegungen und die Pflegekräfte können sich unnötigen zusätzlich Kraftaufwand ersparen.
Mobilisation – Ziele
Das Ziel der Mobilisation ist, die Bewegung älterer und pflegebedürftiger Menschen zu erhalten und den Verlust der Bewegungsfähigkeit zu verhindern, um der daraus resultierenden eingeschränkten Selbstständigkeit und sozialen Abhängigkeit vorzubeugen. Die durch Immobilität entstehenden körperlichen Beschwerden wie zum Beispiel Kontrakturen oder Druckgeschwüre (Dekubitus) können durch aktivierende Bewegungsübungen verhindert werden. Die Mobilisationsübungen sind ein Teil der grundpflegerischen Versorgung und werden von ambulanten Pflegediensten und in Heimen angeboten.
In Krankenhäusern findet die Mobilisation in der Pflege häufig in Zusammenarbeit mit der Physiotherapie statt. In Abhängigkeit des Zustands des/der Patienten/-in kann die Mobilisation nach Anleitung selbstständig durchgeführt werden oder nur mit Unterstützung einer Pflegefachkraft erfolgen.
Grundprinzipien der Mobilisation
Für jede Form der Mobilisation gelten allgemeine Prinzipien, die zu berücksichtigen sind. Diese sind unter anderem:
- Vitalzeichenkontrolle vor jeder Mobilisation
- Ressourcen ermitteln und die Motivation fördern
- Krankheitsbedingte Indikationen und Kontraindikationen beachten
- Fachgerechte und angemessene Informationsvermittlung/Anleitung der einzelnen Schritte der Mobilisation an den/die Patienten/-in
- Vorgehensweise der Mobilisation gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin planen
- Prinzipien der Kinästhetik mit einbeziehen
Vorteile für Pflegebedürftige
Bewegung im Alter ist wichtig. Für das Wohlbefinden der Pflegebedürftigen sind Bewegung und Mobilisation essentiell und haben auch einen prophylaktischen Nutzen: Regelmäßiges Bewegungstraining kann die Sturzgefährdung (Sturzprophylaxe) sowie das Risiko körperlicher und geistiger Erkrankungen senken. Darüber hinaus stärk man mit den Übungen auch das Selbstwertgefühl. Die Bewegungen fördern die Mobilität und die Selbstständigkeit, sodass es wieder möglich wird, beispielsweise selbstständig aufzustehen und zur Toilette gehen zu können oder sich selbstständig anzukleiden. Es entsteht das befreiende Gefühl, nicht mehr ganztägig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Auch nach schwerwiegenden Verletzungen profitiert man von einer frühzeitigen Mobilisation. Diese verhilft, Schonhaltungen und falsche Bewegungsmuster zu verhindern und trägt zur schnelleren Genesung bei. Insgesamt kann durch Beweglichkeit sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit gefördert und erhalten bleiben.
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Risiken bei mangelnder Mobilisation
Mit zunehmendem Alter sind viele Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt. Dies ist auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen oder kann als Folge von Erkrankungen oder schwerwiegenden Verletzungen (z.B. Zustand nach Knochenbruch) und Behinderungen resultieren. Ein erhöhter Bewegungsmangel birgt ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von körperlichen und geistigen Erkrankungen.
Neben dem Muskelabbau werden Knochen zunehmend poröser und instabiler. Auch Veränderungen im zentralen Nervensystem, die zur Abnahme der Motorik und des Reaktionsvermögens führen, können die Folge sein.
Folgekrankheiten der Bettlägerigkeit bei Patienten/-innen sind unter anderem:
- Muskelverspannungen
- Kontrakturen (Versteifungen der Gelenke)
- Druckgeschwüre (Dekubitus)
- Thrombosen
- Lungenentzündungen
- Gewichtszunahme
Mobilisation – Expertenstandard
Für professionelle Pflegekräfte gibt es seit 2020 einen Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“. Er steht Pflegefachkräften als Unterstützung bei der Arbeit zur Verfügung. Im Besonderen richtet er sich an Einrichtungen in der ambulanten, teilstationären und stationären Pflege.
Mobilisation wird beschrieben als ein wesentlicher Baustein der körperlichen und seelischen Gesundheitsförderung und bietet für die pflegebedürftige Person unter anderem folgende Vorteile:
- bessere Durchblutung des Gewebes durch die Bewegung (Entgegenwirken von Druckstellen und Hautreizungen)
- Reduktion der Risiken von Bewegungseinschränkungen, Dekubitus, Thrombose etc.
- zunehmende Beweglichkeit durch Mobilisationsübungen
- bessere Belüftung der Lunge durch Positionsänderungen
- Verbesserung des Herz-Kreislauf-Systems und Vorbeugung von Kreislaufproblemen
- das subjektive Krankheitsgefühl nimmt ab und die empfundene Lebensqualität nimmt zu
Der Expertenstandard kann also als ein wertvolles Tool in der Pflege genutzt werden und Pflegekräfte bei ihrer Arbeit mit klaren Handlungsanweisungen unterstützen.
Mobilisation – Übungen
Die Mobilisation in der Pflege beschreibt ein gezieltes Bewegungstraining und umfasst alle Maßnahmen, die die Bewegungsfähigkeit fördern und erhalten. Hierbei können sowohl einzelne Gelenke als auch gesamte Körperbereiche mobilisiert werden.
Beispiele für die Mobilisation in der Pflege sind unter anderem:
- das Aufsetzen des/der Patienten/-in
- Transfer des/der Patienten/-in vom Bett in einen Stuhl oder Rollstuhl
- Gehübungen
- Anregung und Unterstützung der selbstständigen Körperpflege
- Aktive Beteiligung des/der Pflegebedürftigen an der Pflege
In Abhängigkeit des individuellen Gesundheitszustandes und den Fähigkeiten des/der Gepflegten gibt es zahlreiche Mobilisationsübungen, welche man in verschiedenen Positionen (Stehen, Sitzen, Liegen) ausüben kann. Die Häufigkeit der Übungen ist ebenfalls vom individuellen Gesundheitszustand abhängig. Eine mögliche Empfehlung kann zwei- bis dreimal pro Trainingstag sein. Professionelle Pflegekräfte sind für die Anwendung verschiedener Bewegungskonzepte geschult, sodass sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erkrankungen der Patienten/-innen eingehen und diese bei den Maßnahmen zur Mobilisation berücksichtigen.
Übungen für alle Bedürfnisse
Bei der Mobilisation ist Übung nicht gleich Übung. Es kommt dabei besonders auf die individuellen Bedürfnisse der zu pflegenden Personen an. Daher wählt man entsprechend ihrer Fähigkeiten Bewegungsübungen aus, die ihnen helfen, bestimmte Bereiche zu trainieren.
Übungen im Stehen
Ein Beispiel für eine Übung im Stehen ist die Bewegungsausführung des Zehen/-Fersenstandes. Als Hilfsmittel für das Halten der Balance dient ein Stuhl. Der genaue Ablauf gestaltet sich wie folgt:
- hinter einen Stuhl stellen
- festhalten der Stuhllehne mit beiden Händen
- auf eine möglichst aufrechte Haltung achten
- Zehenstand ausführen und anschließend langsam in die Ausgangsposition der aufrechten Haltung begeben
- Hacken- bzw. Fersenstand ausführen und anschließend langsam in die Ausgangsposition der aufrechten Haltung begeben
Übungen im Sitzen
Auch die Mobilisation im Sitzen kann gefördert werden. Ein Beispiel für die Gelenkmobilisation im Sitzen ist das Runden der Lendenwirbelsäule. Im Folgenden wird die Mobilisationsübung in Kürze aufgelistet beschrieben:
- hinsetzen in aufrechter Haltung auf das vordere Drittel der Sitzfläche eines Stuhls
- vorbeugen des Kopfes und anschließend beugen des Rumpfes nach vorne
- langsames Einrollen der Wirbelsäule – Wirbel für Wirbel -, bis man eine tiefe, entspannte Haltung erreicht
- mehrmals bewusst ein und ausatmen
- anschließend wieder langsam nach oben in die aufrechte Sitzhaltung zurückrollen
Übungen im Liegen
Ein Beispiel für eine Übung im Liegen ist das abwechselnde Anziehen der Fußspitzen mit gebeugten Zehen, wodurch Fußgelenk und Wadenmuskulatur gestärkt werden. Die Übung kann folgendermaßen ablaufen:
- Ausgangsposition: liegende Position mit ausgestreckten Beinen
- anziehen der Fußspitzen mit gebeugten Zehen, sodass die Zehen Richtung Knie hinbewegen
- anschließendes Strecken der Zehen
- Bewegungen im Wechsel ausführen
Mobilisation bei Querschnittslähmung
Bei der Lagerung bettlägeriger Patienten/-innen oder Patienten/-innen mit einer Querschnittslähmung ist darauf zu achten, dass der Körper auf einer möglichst großen Körperfläche aufliegt. Dadurch kann sich der Druck gleichmäßig verteilen und die Entstehung von Druckstellen wird so verhindert. Häufig betroffene Körperstellen für die Entwicklung eines Dekubitus sind Haut und Gewebe an sogenannten Knochenvorsprüngen, in Rückenlage beispielsweise die Sitzbeine und das Kreuzbein am Gesäß sowie der Rücken und die Schulterblätter und Ellenbogen, wie auch Fersen und Fußknöchel.
In welchem Ausmaß es zur Schädigung von Haut und Gewebe kommt, hängt sowohl von der Höhe des Drucks und der Schwerkräfte, ab als auch von der Dauer ihres Einwirkens auf die Körperstelle. Pflegekräfte sowie Angehörige und Bezugspersonen von Pflegebedürftigen mit Querschnittslähmung können dabei helfen, einen Dekubitus aktiv zu vermeiden.
Zu empfehlen ist unter anderem:
- Druckentlastung durch Lagerungsmaßnahmen
- tägliche Hautbeobachtung
- passive Mobilisation und Bewegungsförderung
- Auswahl und Anwendung von Hilfsmitteln
- sanfte Hautreinigung, intensive Hautpflege
- ausgewogene Ernährung
Mobilisation für pflegende Angehörige
Da die wenigsten pflegenden Angehörigen auch ausgebildete Pflegekräfte sind, aber trotz allem der Wunsch besteht, die Angehörigen bestmöglich zu pflegen, bedarf es einer Schulung. Damit stellt man sicher, dass man die richtigen Übungen macht und diese auch korrekt ausführt. Die Pflegeversicherung bietet beispielsweise Pflegekurse für Angehörige an. Hier können Grundlagen der Pflege erlernt werden und praktische Anleitungen sowie Tipps für den Pflegealltag vermittelt werden.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer aktuell noch nach passenden Stellenangeboten im Bereich Pflege sucht, findet bei Medi-Karriere eine große Auswahl, beispielsweise Jobs für Krankenpfleger/innen, Stellenangebote für Altenpfleger/innen und Kinderkrankenpflege-Jobs.
Häufige Fragen
- Was bedeutet Mobilisation?
- Welche Hilfsmittel zur Mobilisation gibt es?
- Warum ist Mobilisation nach der OP wichtig?
- Was ist Mobilsation im Sport?
Unter dem Begriff Mobilisation (Synonym: Mobilisierung) werden innerhalb der Krankenpflege und Physiotherapie alle Maßnahmen, die zur Förderung und zum Erhalt der Bewegungsfähigkeit von Patienten/-innen dienen, verstanden. So will man der Immobilität entgegenwirken. Die Mobilisation in der Pflege beschreibt ein gezieltes Bewegungstraining. Hierbei können sowohl einzelne Gelenke als auch gesamte Körperbereiche mobilisiert werden.
Hilfsmittel zur Mobilisation sind unter anderem Aufsteh- und Umsetzhilfen, Anti-Rutsch-Matten, ein Badewannenlift oder verstellbare Pflegebetten. Die Hilfsmittel zur Mobilisation in der Pflege erleichtern dem/der Pflegebedürftigen die alltäglichen Bewegungen und die Pflegekräfte können sich unnötigen zusätzlich Kraftaufwand ersparen.
Auch nach Operationen und schwerwiegenden Verletzungen profitiert man von einer frühzeitigen Mobilisation. Diese hilft dabei, Schonhaltungen und falsche Bewegungsmuster zu verhindern und trägt zur schnelleren Genesung bei. Darüber hinaus kann insbesondere nach einer Operation das Risiko für die Entstehung einer Thrombose und Lungenembolie reduziert werden.
Ziele der Mobilisation im Sport bzw. Fitnesstraining sind es, die gelenkumgebende Muskulatur beweglicher zu machen. Dafür gibt es wiederum spezielle Übungen, die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten sind.
1. eref.thieme.de/ebooks/2447100#/ebook_2447100_SL91386211 (Abrufdatum: 01.09.2022)
2. www.aktiv-dahoam.de/mobilisation/ (Abrufdatum: 01.09.2022)
3. Gelenkmobilisation im Sitzen, www.tk.de (Abrufdatum: 01.09.2022)