Inhaltsverzeichnis
Eine Pflegediagnose dient als Basis für die Planung der pflegerischen Maßnahmen, deren Anwendung bei Patienten/-innen zum Erreichen individuell festgelegter Ziele beitragen soll. Im folgenden Artikel werden Chancen und Limitationen der Pflegediagnose vorgestellt und der Prozess der Festlegung einer Pflegediagnose anhand von Beispielen beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Pflegediagnose – Definition
Eine einheitliche Definition für die Pflegediagnose existiert bislang nicht. In der Regel wird sie auf Basis des Erlebens und der Reaktion eines Individuums und dessen Umfelds auf Gesundheitsprobleme oder einen damit verbundenen anspruchsvollen Lebensprozess erstellt. Sie umfasst dabei die körperlichen, psychischen und entwicklungsgeschichtlichen Ressourcen der untersuchten Person oder Personen.
Anhand dieser Beobachtungen können dann im Konsens mit den Betroffenen und dem zugehörigen Umfeld Maßnahmen geplant werden, mittels derer das beabsichtigte Outcome, also der Wusch-Zustand nach Abschluss der Maßnahmen, möglichst gut erreicht wird. Auf dieser Basis baut dann der Pflegeprozess auf und wird vom Pflegepersonal soweit möglich umgesetzt.
Unterschied zwischen Pflegediagnose und medizinischer Diagnose
Die medizinische Diagnose beschreibt auf Basis von Untersuchungsbefunden das vorliegende Krankheitsbild und ordnet dieses systematisch ein mit dem Ziel, den passenden Therapieplan zur Beseitigung der Erkrankung zu finden oder alternative Wege aufzuzeigen.
Die Pflegediagnose legt den Fokus weniger auf das gesundheitliche Problem, sondern auf den Umgang hiermit seitens der Betroffenen, sie folgt also auf die medizinische Diagnose. Eine COPD (Chronisch-obstruktive Bronchitis) führt beispielsweise zur Pflegediagnose der gestörten Atmung, die wiederum auf verschiedenen krankheitsbedingten Problemen beruht.
Medizinische Diagnose | Pflegediagnose |
Von einem/-r Arzt/Ärztin erstellt | Von einer Pflegefachkraft erstellt |
Benennt Krankheiten und Organstörungen | Beschreibt Reaktionen auf Gesundheitsstörungen |
Konzentriert sich auf das gesundheitliche Problem | Bezieht Umfeld des/-r Patienten/-in mit ein |
Bleibt bis zur Heilung unverändert | Kann sich laufend ändern |
Definiert Erkrankung | Beschreibt Symptome |
Fragt nach der passenden Therapie | Fragt nach der passenden Pflege |
Pflegediagnose – Funktion und Ziele
Funktion und Ziele bei der Erstellung einer Pflegediagnose als Teil des Pflegeprozesses sind der Gewinn eines detaillierten und umfassenden Bildes der zu pflegenden Person und der bestehenden Problematik, um auf dieser Basis die pflegerischen Maßnahmen planen und deren optimale Umsetzung kontrollieren zu können. Hierzu wird gleichzeitig die verbindende Fachsprache gefördert, die für einen optimalen Austausch zwingend erforderlich ist, und es ergeben sich Ansätze für die Pflegeforschung.
Vorteile und Schwächen
Vorteile der Pflegediagnosen sind die einheitliche Kommunikation und die klare Formulierung der angestrebten Ziele, die sowohl für die Betroffenen als auch für die Pflege gut nachvollziehbar sind. Gleichzeitig können sie bei der Personalplanung Beachtung finden und sind hilfreich bei der Prozessorganisation und der Argumentation für Kostenübernahmen durch die Krankenkasse.
Probleme entstehen durch die Subjektivität der Einschätzung, da gleiche Symptome bei unterschiedlichem Auslöser unter Umständen grundverschiedene Pflegestrategien erforderlich machen können. Auch die persönlichen Überzeugungen der Pflegenden vor allem zu soziokulturellen Aspekten haben großen Einfluss auf die Diagnose. Daher ist es wichtig, die Anamnese gewissenhaft und gründlich und so objektiv wie möglich zu gestalten.
Pflegediagnose – Formen
Abhängig vom aktuellen Zustand der pflegebedürftigen Person und der Art des Problems werden verschiedene Formen der Pflegediagnosen unterschieden.
Aktuelle Pflegediagnosen
Die aktuelle Pflegediagnose beschreibt objektivierbare Abweichungen des Zustandes eines/-r Patienten/-in von der Norm. Dabei basiert der Zustand der betroffenen Person auf eindeutigen Hauptsymptomen. Eine gestörte Atmung zeigt sich etwa durch zu schnelles Atmen, Atemgeräusche und weitere Symptome.
Risiko-Pflegediagnosen
Risiko-Pflegediagnosen erfassen Zustände und Umstände, die ein gesundheitliches Problem für die Betroffenen zur Folge haben könnten, wenn nicht durch Prophylaxemaßnahmen eingegriffen wird. Infektionsgefahr ist beispielsweise eine Risiko-Pflegediagnose.
Prophylaxen in der Pflege
Um gesundheitlichen Verschlechterungen vorzubeugen, gibt es zahlreiche Prophylaxen. Beispiele dafür sind: Sturzprophylaxe, Dekubitusprophylaxe, Deprivationsprophylaxe und Pneumonie-Prophylaxe.
Gesundheits-Pflegediagnosen
Sie werden auch als Wellness-Pflegediagnosen bezeichnet und erfassen Faktoren, die zum bestmöglichen Erhalt der Gesundheit modifiziert werden könnten und sollten. Es geht hierbei also um die Ressourcen der betreffenden Person. Sie finden sich unter anderem im Themenfeld Ernährung.
Verdachts-Pflegediagnosen
Verdachts-Pflegediagnosen formulieren möglicherweise bestehende Probleme und müssen daher bestätigt oder ausgeschlossen werden.
Syndrom-Pflegediagnosen
Mehrere Pflegediagnosen können sich gegenseitig ergänzen und somit einen typischen Komplex, das Syndrom, bilden. Bei Syndromen bestehen gleichzeitig Einflussmöglichkeiten auf die verschiedenen Bereiche. Ein Beispiel hierfür ist das Immobilitätssyndrom.
Ausbildungsplätze als Pflegefachfrau / Pflegefachmann
Der diagnostische Prozess nach Cox
Für die Erstellung der Pflegediagnosen ist ein systematisches Vorgehen unerlässlich. Beim diagnostischen Prozess nach Cox erfolgen hierzu vier Schritte:
- das Wahrnehmen der vorliegenden Befunde und Daten in Form der strukturierten Erhebung
- die Interpretation der Ergebnisse, Identifikation relevanter Probleme und deren Kategorisierung
- das Beschreiben zunächst in Form mehrerer hypothetischer Diagnosen, die weiter geprüft werden, bis die treffendste Diagnose festgestellt ist. Sie muss dann nochmals validiert werden
- das Mitteilen als Formulierung der diagnostischen Aussage
Klassifikation nach NANDA
Die NANDA (North American Nursing Diagnosis Association) beschreibt die Pflegediagnose als Beurteilung der Reaktion einzelner Betroffener aber auch von Familienverbänden oder Gemeinschaften auf eine bestehende gesundheitliche Problematik oder mögliche anstehende Lebensprozesse. Dabei umfasst sie eine Reihe von Pflegediagnosen, die wiederum auf unterschiedlichen Problemen beruhen können.
Wie erstellt man eine Pflegediagnose?
Die Pflegediagnose fußt auf einer systematischen Anamnese, also einer Erhebung der Ausgangsbefunde und pflegerelevanten Fakten. Diese gelingt durch Beobachtung und gezielte Fragen nach den notwendigen Informationen wie der Reaktion und den Erfahrungen der Betroffenen angesichts eines gesundheitlichen Problems.
Die einzelnen Symptome werden bestmöglich beschrieben, Ursachen werden gesucht. Im Anschluss erfolgt ein Assessment zur Informationssammlung und Suche nach Prozeduren oder auch präventiven Maßnahmen zum Erreichen des individuell entwickelten Ziels. Die Pflegediagnosen nach NANDA werden unter verschiedenen Oberbegriffen aufgelistet, zum Beispiel zum Thema Luft (Atmung) oder Wasser (Herz-Kreislauf).
Gleichzeitig werden Beurteilungskriterien entwickelt, anhand derer die Effizienz der Prozesse und das Ergebnis beurteilt werden können. Hiernach beginnt man mit den geplanten Pflegemaßnahmen und evaluiert sie regelmäßig.
Pflegediagnosen – Beispiele
Liegt beispielsweise die medizinische Diagnose Speiseröhrenkrebs vor, so können hieraus sowohl Schmerzen beim Schlucken als auch mechanische Behinderungen des Schluckaktes oder Übelkeit durch die Therapie oder Medikamente resultieren. Sie alle können die Basis der Pflegediagnose Mangelernährung bilden.
Stellenangebote in der Pflege
Interessiert an einem Job in der Pflege? Bei Medi-Karriere gibt es zahlreiche Stellenangebote in der Krankenpflege, z.B. Stellen für Pflegefachmänner/-frauen, Jobs für Fachkrankenpfleger/innen oder Stellen für Kinderkrankenpfleger/innen. Wir haben auch viele offene Stellen in der Altenpflege.
Häufige Fragen
- Was ist der Unterschied zwischen Pflegediagnose und medizinischer Diagnose?
- Was ist eine Pflegediagnose nach NANDA?
- Was ist der Unterschied zwischen Pflegediagnose und Pflegeproblem?
- Was ist ein Beispiel für eine Pflegediagnose?
Die Pflegediagnose ergibt sich aus der Betrachtung und Auswertung eines Problems im pflegerischen Bereich und dient der Entwicklung von Strategien zu dessen Behebung oder zumindest bestmöglicher Versorgung der betroffenen Person. Somit fließen Erfahrungen und Wertvorstellungen aller Beteiligten mit ein.
Demgegenüber stützt sich eine medizinische Diagnose viel mehr auf objektiv erhobene Befunde im Vergleich mit Normwerten. Hieraus definieren sie ein möglichst genau festgelegtes Krankheitsbild und führen meist zu einem eng eingefassten Therapieschema (wobei natürlich auch dieses an die Situation angepasst wird).
Laut Definition der NANDA ist eine Pflegediagnose die klinische Beurteilung der Reaktion einer Person oder eines Personenkreises auf gesundheitliche Probleme oder eine besondere Lebenssituation und erfüllt den Zweck, die Planung von pflegerischen Abläufen zur Problembehebung oder zum Erreichen individuell festzulegender Ziele zu entwickeln. Hierzu wurde von der NANDA eine Liste von Pflegediagnosen erstellt, in denen die Pflegeprobleme zusammengefasst sind und aus denen die treffendste Diagnose herausgesucht werden kann.
Eine Pflegediagnose bezeichnet die Reaktion auf Krankheiten oder Lebensumstände und wird zur Planung der Pflegeprozesse genutzt. Sie beruht auf Pflegeproblemen, somit kann die gleiche Pflegediagnose unterschiedliche Probleme zur Ursache haben.
Eine Pflegediagnose nach NANDA aus dem Bereich Nahrung ist beispielsweise die Mangelernährung. Diese kann auf verschiedene Pflegeprobleme zurückgeführt werden, etwa auf mechanische Störungen der Nahrungsaufnahme oder eine unzureichende Resorption aufgrund einer Darmerkrankung.
- Pflegediagnose, https://www.socialnet.de/... (Abrufdatum: 31.08.2023)