Pflegekräfte bekommen im Vergleich zur restlichen Bevölkerung laut einem Gesundheitsreport der Techniker-Krankenkasse (TK) im Schnitt 28 % mehr Medikamente verschrieben als der Durchschnitt der Berufstätigen. Hierbei erhalten Angehörige der Pflegeberufe 314 Tagesdosen im Kontrast zu 244 Tagesdosen bei anderen Arbeitnehmern. Doch welche Medikamente sind am weitesten verbreitet und weshalb? Und wie kann man dem entgegenwirken?
Altenpflegekräfte: ACE-Hemmer und Antidepressiva verbreitet
ACE-Hemmer werden laut der TK im Zuge dessen von Alten- und Krankenpflegern, in absoluten Zahlen, am meisten verbraucht. Die Pillen gegen zu hohen Blutdruck (Hypertonie) erhalten vorwiegend Altenpfleger mit 36 Tagesdosen pro Jahr. Dies ist ein Viertel mehr als bei der Gesamtheit der arbeitenden Bevölkerung und ebenso ein Viertel mehr als bei den Krankenpflegern.
Darüber hinaus verbrauchen Altenpflegekräfte 80 % mehr Medikamente gegen Depressionen im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern aus der Pflegebranche. Während Krankenpfleger 51 % mehr Antidepressiva als andere Mitarbeiter in Pflegeberufen bekommen, nehmen erschreckenderweise die Angehörigen der Altenpflege sogar 79 % mehr Antidepressiva.
Insgesamt zeigt der Gesundheitsreport auf, dass Pflegepersonen insgesamt 59 % mehr Tagesdosen als ein durchschnittlicher Deutscher erhalten. Demnach greife ein durchschnittlicher Deutscher zu 14 Tagesdosen im Jahr, bei den Pflegepersonen seien es 22 Dosen.
Fehltage und Erkrankungen bei Pflegekräften häufiger
Doch weshalb benötigen Pfleger mehr Medikamente? Allgemein fehlen Menschen aus Pflegeberufen 8 Tage mehr als Arbeitnehmer, welche andere Jobs ausführen. Die Gründe hierfür liegen nicht nur bei körperlichen Beschwerden, sondern ebenso in psychischen Belastungen. Aufgrund Muskelskeletterkrankungen fehlte jeder Beschäftigte beispielsweise im Statistikjahr 2018 durchschnittlich 2,61 Tage wegen einer psychischen Diagnose. Die Fehltage in den Pflegeberufen waren im Gegenzug bei durchschnittlich 4,78 Tagen. Das sind ganze 83 % mehr.
Bei den psychischen Erkrankungen ist das Resultat noch gravierender. Berufsübergreifend fehlte jeder Arbeitnehmer 2018 2,47 Tage wegen einer psychischen Erkrankung. Personen, die in der Pflege tätig waren, wiesen 4,63 Tage auf. Somit fehlen Angehörige in Pflegeberufen 87% mehr aufgrund psychischer Diagnosen als andere Arbeitnehmer Deutschlands.
Männer und Frauen: unterschiedliche Belastungsschwerpunkte
Während viele männliche Pfleger häufiger wegen seelischen Belastungen auf der Arbeit fehlen, sind es bei Frauen körperliche Probleme, die ihnen Schwierigkeiten bereiten und öfter zu Fehlzeiten auf der Arbeit führen. In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass männliche Kollegen zu 50 % mehr Antidepressiva konsumieren als die männlichen Durchschnittsdeutschen.
Die häufigste Ursache für die Fehlzeiten bei weiblichen Pflegekräften sind hingegen Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie es der Gesundheitsreport feststellt. Dies stellt ein Indiz für die körperliche Überlastung in Pflegeberufen dar. Mitunter fehlen Frauen jedoch ebenso anlässlich psychischen Belastungen. Nichtsdestotrotz sind die körperlichen Beschwerden meist Ursache für Fehlzeiten.
TK möchte Prävention von berufsbedingten Erkrankungen betreiben
Der Vorstandschef der Techniker-Krankenkasse empört sich über die hohen Anforderungen des Pflegeberufes, welche die Mitarbeiter krank machen. Deswegen unterstützt die TK die Gesundheit der Menschen in Pflegeberufen, sodass bereits im Voraus mögliche berufsbedingte Krankheiten aufgehalten werden können.
Die TK fördert bundesweit außerdem einerseits Projekte in Pflege- und Krankenhäusern. Essenziell für die Prävention sei andererseits ein professionelles Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM). Am wichtigsten sei allerdings ein gesunder Berufsalltag, welcher einen Berufsausstieg kranker Mitarbeiter verhindere. Befunde des Gesundheitsreports aus dem Jahr 2017 des BKK Dachverbandes zeigen hingegen, dass dies eher ein Wunschtraum bleibt. Denn in der besonders gefährdeten Altenpflege gebe es zum Großteil mit 57 % keine betriebliche Gesundheitsförderung.