Präsentismus – so nennt man es, wenn Beschäftigte krank zur Arbeit erscheinen. Es handelt sich um ein in der Arbeitswelt weit verbreitetes Phänomen. Die Pflege ist davon nicht ausgenommen. Gerade Führungskräfte neigen zum “Präsenzverhalten trotz Krankheit”. Das belegt eine im Juli durchgeführte Umfrage des AOK-Bundesverbandes unter 500 Führungskräften in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die Ergebnisse wurden im Oktober veröffentlicht. Sie machen Handlungsbedarf deutlich.
In der AOK-Umfrage gab mehr als jeder dritte befragte Führungskraft (38 Prozent) an, in den letzten zwölf Monaten krank zur Arbeit erschienen zu sein. Fast jede vierte Pflegefachkraft (23 Prozent) tat dies gegen ausdrücklichen ärztlichen Rat. Viele Pflegeverantwortliche verschieben ihre Genesung aufs Wochenende. Jeder Zehnte nimmt sogar Urlaub, um seine Krankheit auszukurieren.
Die Motive für dieses Verhalten sind vielschichtig. Danach befragt nannten 44 Prozent der Umfrage-Teilnehmer Pflichtbewusstsein, Verantwortungsgefühl und ihre Vorbildfunktion als Führungskraft als Grund. Personalmangel war für 23 Prozent ausschlaggebend und “zu viel zu tun” sagten 16 Prozent. Jeder Achte begründete seine Krankheitsanwesenheit mit “fehlender Vertretung”. Man könnte – negativ ausgedrückt – auch sagen, die Motivlage ist durch eine Mischung aus schlechtem Gewissen und dem Gefühl der eigenen Unersetzlichkeit geprägt.
Warum Präsentismus schädlich und “gesunde” Unternehmenskultur nötig ist
Vernünftig ist Präsentismus sicher nicht. Untersuchungen belegen das. Wer krank zur Arbeit geht, ist in der Regel weniger produktiv. Im Gegenteil: Das Risiko von Fehlern und Unfällen steigt. Falsche Entscheidungen und “Nachlässigkeiten” wegen Krankheit können gerade im Pflegebereich gravierende Folgen haben. Bei Infektionskrankheiten besteht außerdem die Gefahr, Kollegen, Patienten oder Pflegebedürftige anzustecken. Wer (infektions-)krank zur Arbeit geht, handelt alles andere als pflichtbewusst und verantwortlich.
Nicht zu unterschätzen sind die Langzeitfolgen eines fortgesetzten Präsentismus. Wer Erkrankungen nicht vernünftig auskuriert, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann chronisch werden. Dadurch bedingte Arbeitsausfälle dauern wesentlich länger und bewirken mehr Kosten als “gesundes” Fernbleiben von der Arbeit.
Martin Litsch, der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, machte bei der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse auf die Rolle der Unternehmenskultur bei Präsentismus aufmerksam. Eine wertschätzende Unternehmenskultur mit hohem Stellenwert der Gesundheit der Beschäftigten sei die beste Vorbeugung gegen Präsentismus. Ebenfalls hilfreich: Fort- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter und Führungskräfte zum Gesundheitsschutz und zu gesundheitsbewusstem Arbeitsverhalten.
AOK-Initiative für mehr Gesundheitsförderung
Zu diesem Zweck hat die AOK die Initiative: “Pflege.Kräfte.Stärken” für mehr Gesundheitsförderung in der Pflege gestartet. Zentraler Baustein ist eine digitale Lernplattform – die AOK-Pflege-Mediathek – mit kostenlosen multimedialen Schulungen rund um Pflege, Prävention und Betriebliche Gesundheitsförderung. Sie wurde bereits von über 3.200 Pflegeeinrichtungen genutzt. Ein weiteres Element: das AOK-Online-Programm “Gesund führen”, das sich speziell an Pflege-Führungskräfte richtet. Es soll Führungskräften helfen, eine “gesunde” Unternehmenskultur aufzubauen – nicht nur für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch für sich selbst.
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