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Praxisschließungen könnten die Gesundheitsversorgung in Deutschland in den nächsten Jahren bedrohen. Der Kassenärzte-Chef Andreas Gassen warnte jüngst vor der hohen Belastung von Arztpraxen unter den steigenden Energie- und Stromkosten. Der Betrieb medizinischer Geräte und Heizkosten im Winter könnten zu Kosten, die das fünffache des vorherigen Werts betragen, führen. Kassenärztliche Vereinigungen und Ärztekammern fordern nun eine stärkere Berücksichtigung der ambulanten medizinischen Versorgung.
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Arztpraxen in Entlastungspaket nicht aufgeführt
Am 21.Oktober hatte der Bundestag der Finanzierung der „Gaspreisbremse“ und „Strompreisbremse“ über 200 Milliarden Euro zugestimmt. Das so finanzierte Maßnahmenpaket soll zur Wirtschaftsstabilisierung und zur Entlastung von Unternehmen und Verbrauchern/-innen dienen. Zur Frage, wie Betriebe im Gesundheitsbereich in die Entlastungen mit einbezogen werden sollen, verwiesen die Regierungschefs der Länder bislang auf den Maßnahmenentwurf von September. In diesem liegt der Fokus vor allem auf Krankenhäusern, Universitätskliniken und Pflegeeinrichtungen.
Obwohl sich die Bundesärztekammer und die Bundesärztliche Vereinigung mehrmals dafür aussprachen, auch niedergelassene Ärzte/-innen in ihren Vorschlag aufzunehmen, ist aktuell noch unklar, ob und wie Arztpraxen mit dem Fond abgesichert werden sollen. Falls nicht, könnten Praxisschließungen das Resultat sein.
Kassenärzte-Chef warnt vor Praxisschließungen
Schon im September forderte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), einen Ausgleich für die steigenden Kosten aufgrund der Inflationsrate. Nun betont Gassen, „dass im Zuge dieser Krise Praxen schließen oder ihr Angebot massiv einschränken müssen“. Grund dafür sind vor allem Energiekosten, denn Arztpraxen muss man heizen und technische Untersuchungsgeräte am Laufen halten. Deshalb steigen vor allem in Facharztpraxen, etwa in der Radiologie oder im Dialysebereich, die laufenden Kosten deutlich. Doch auch die Löhne für Angestellte in Arztpraxen, etwa für Medizinische Fachangestellte (MFA), steigen.
Praxisschließungen: Frühe Rente für Hausärzte/-innen
Besonders die Anzahl der Hausarztpraxen könnte im Laufe der nächsten ein bis zwei Jahre deutlich zurückgehen. Knapp ein Drittel der Hausärzte/-innen sind über 60 Jahre alt und stehen ohnehin vor dem Rentenalter. Angesichts der erhöhten Miet- und Betriebskosten rechnet Gassen damit, dass viele ihre Verträge vorzeitig nicht verlängern werden und verfrüht in die Rente eintreten.
Das würde zusätzlich zum ohnehin vorherrschenden Fachkräftemangel zu vielen Praxisschließungen führen, da zum jetzigen Zeitpunkt die Nachbesetzung für Praxen fehle. Als Resultat wäre die wohnortnahe Praxisversorgung noch stärker als ohnehin gefährdet. Der Vorstand der KBV zeigte Enttäuschung über das vermeintliche Fehlen von Interesse an der ambulanten Gesundheitsversorgung.
Ausbildungsplätze als Medizinische Fachangestellte
Kritik an der Warnung vor Praxisschließungen
Kritik an der Äußerung zu möglichen Praxisschließungen kamen von den gesetzlichen Krankenkassen (GVK). Florian Lanz, der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, sprach von Verunsicherung von Millionen von Patienten/-innen. Der Reinertrag von Arztpraxen pro Jahr läge im Durchschnitt über 200.000 Euro, radiologische Arztpraxen nähmen sogar über 400.000 Euro im Jahr ein. Mit dem Ärztehonorar steigen die Krankenkassenbeiträge für Beitragszahler/innen im nächsten Jahr laut Lanz ohnehin.
Der Streit zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Krankenkassen kam bereits im September auf, wobei im Entwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz gefordert wurde, den Inflationsausgleich für niedergelassene Ärzte/-innen und Psychotherapeuten/-innen für 2023 und 2024 zu streichen.
Passende Stellenangebote
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- Gassen warnt vor Praxis-Schließungen, https://www.tagesschau.de/... (Abrufdatum 22.10.2022)
- Opposition übt heftige Kritik an Gaspreisbremse, https://www.bundestag.de/... (Abrufdatum 22.10.2022)
- Kassenärztliche Bundesvereinigung, https://www.kbv.de/... (Abrufdatum 22.10.2022)