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Probleme ansprechen ist bei der Arbeit oft gar nicht so einfach – vor allem, wenn man neu im Beruf als Pflegefachkraft arbeitet. Früher oder später treten bei dieser Tätigkeit aber immer wieder ähnliche Unsicherheiten oder Probleme auf. Insbesondere junge Auszubildende und Neulinge auf der Station haben dabei oft Schwierigkeiten oder Hemmungen, diese anzusprechen, oder wissen nicht, an wen sie sich für Unterstützung wenden sollen. Im folgenden Artikel werden typische herausfordernde Szenarien beschrieben und Tipps zu deren Lösung vermittelt.
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Probleme ansprechen – Belastung und Chance gleichermaßen
Der Pflegeberuf ist für viele der schönste, gleichzeitig aber auch ein sehr anstrengender Beruf. Schließlich haben Pflegende tagtäglich die Möglichkeit, Kranke nicht nur bei der körperlichen Genesung zu unterstützen, sondern auch auf sozialer und emotionaler Ebene Beistand zu leisten, wann immer dies notwendig ist. Gleichzeitig verlangen Personalknappheit, körperliche Belastung durch den Beruf und die unerwartete Konfrontation mit Leid und dem Tod den Mitgliedern des Pflegeteams oft viel ab.
Dabei müssen es gar nicht die Extremsituationen der Hilflosigkeit oder Überforderung sein, wie sie etwa jüngst während der Pandemie aufgetreten sind. Auch subtilere Ereignisse können Verunsicherung, Frust und schlimmstenfalls psychische Erkrankungen nach sich ziehen, wenn sie nicht konstruktiv angegangen werden. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, an Problemen zu wachsen, hierdurch Erfahrungen zu sammeln und dazu beizutragen, Pläne zur Vermeidung von oder für den Umgang mit zukünftigen Ereignissen zu entwickeln, wovon in der Regel das ganze Team profitiert.
Probleme ansprechen – Fehler eingestehen und Hilfe annehmen
Wichtig ist zunächst einmal, sich vor Augen zu führen, dass der Pflegeberuf mit dem intensiven Kontakt zu Menschen sehr anspruchsvoll ist und es wohl kaum ein Mitglied im Team geben wird, das nicht schon einmal eine Grenzerfahrung oder wohlmöglich sogar einen Fehler gemacht hat. Und ungeachtet der Länge der Berufstätigkeit kann jede/r Pflegende erneut mit einer solchen Situation konfrontiert werden.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Wer schon lange im Pflegesektor arbeitet, hat neben diesen Erfahrungen wahrscheinlich viele Kriseninterventionen und Trainings zur Problemlösung hinter sich gebracht. Diesen reichen Erfahrungsschatz sollten sich die nachfolgenden Generationen zu Nutze machen. Zudem schafft es wechselseitiges Vertrauen im Team, Probleme offen und angstfrei zu besprechen. Denn hierdurch zeigen gerade die Neulinge, dass sie reflektiert ihre eigenen Kompetenzen betrachten und sich ihrer Grenzen bewusst sind, was das Risiko für Fehler reduziert und somit zur Patientensicherheit beiträgt. Je verlässlicher und verantwortungsbewusster ein Teammitglied wirkt, desto höher ist meist die Bereitschaft, gerade dieser Person wichtige Aufgaben zu übertragen. Dies bietet wiederum Chancen zum Ausbau der eigenen Fähigkeiten und kommt somit auch der Karriere zugute.
Ein weiterer Vorteil und entscheidend für die Erhaltung der eigenen psychischen und körperlichen Gesundheit ist, dass durch die Inanspruchnahme von Hilfe und Unterstützung Überlastungen vermieden und Strategien zur Stärkung der Resilienz (Widerstandsfähigkeit gegenüber krisenhaften Situationen) entwickelt werden können. Auf diese kann man nicht nur im Beruf, sondern auch außerhalb davon zurückgreifen. Für das Team ist eine offene und niederschwellige Kommunikation auch deswegen hilfreich, weil sie Möglichkeiten zur Verbesserung der Abläufe für alle Beteiligten eröffnen kann.
Probleme ansprechen – Situationen und Lösungen
Welche konkreten Probleme sich für eine Pflegefachkraft ergeben können, findet er/sie meist erst bei der Tätigkeit selbst heraus, denn oft gibt es Dinge, über die man vorher noch gar nicht im Bewusstsein hatte, sofern man noch neu im Beruf ist. In den folgenden Absätzen gibt es konkrete Beispiele und Möglichkeiten, wie man diese Probleme lösen kann.
Probleme mit Ekel und Scham
Gerade sehr junge Pflegekräfte sind oft unsicher bei der intimen Situation der Körperpflege fremder Menschen, sowohl beim morgendlichen Waschen als auch nach dem Toilettengang. Fehlende Routine, Unterbrechungen und Zeitdruck führen zu Stress für alle Beteiligten. Hier helfen gute Vorbereitung und das Einbeziehen der zu pflegenden Person, etwa durch die Frage, welche Unterstützung gewünscht ist (und was die- oder derjenige selbst machen kann und möchte). Hierdurch wird die Autonomie gestärkt und ein etwaiges Gefühl der Hilflosigkeit gemindert.
Oft kann das Stationsteam bereits im Vorfeld Tipps für den Umgang mit dem/-r Patienten/-in geben und auf mögliche Probleme vorbereiten. Meist gelingt es durch eine freundliche Vorstellung und ein lockeres Gespräch, ein wenig Entspannung in diese für beide Seiten herausfordernde Situation zu bringen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen von Ekel, Scham und Angst. Auch hierzu wissen erfahrene Pflegende häufig Rat und kennen Hilfsmittel für unangenehme Aufgaben. Dies ist auch für die zu pflegenden Personen essenziell, deren Empfinden von Würde stark abhängig ist vom Erleben der Situation.
Unsicherheiten gegenüber Schwerkranken und Sterbenden
Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit Schwerkranken oder Sterbenden sind absolut normal und können durch die Individualität der Situationen auch nach mehrjähriger Berufstätigkeit noch auftreten. Auch für diesen Fall gibt es regelhaft Hilfestellung durch das Team. Oftmals ist es für die Betreffenden und ihre Angehörigen bereits tröstlich, die reine und ehrliche Anteilnahme des Pflegepersonals und deren bewusste Präsenz in der Situation wahrzunehmen.
Auch die Frage „Warum ich?“ kann und muss nicht explizit beantwortet werden. Wichtiger ist der angebotene Beistand und die würdevolle und Leiden lindernde Begleitung. Ob ein Händedruck oder das Berühren der Schulter als Nähe spendende Geste angemessen ist, hängt von der Situation und dem bestehenden Vertrauensverhältnis ab. Hier erlaubt das Ablegen der Hand in Reichweite der sterbenden oder trauernden Person, diese dankend zu ergreifen oder Distanz zu wahren. In jedem Fall sollten die Pflegenden in sich hinein hören und sich ehrlich beantworten, ob sie der Betreuung gewachsen sind oder diese im Zweifelsfalle doch an eine andere Person übertragen werden sollte.
Problematische Angehörige
Schwierige Gespräche mit unzufriedenen oder verunsicherten Patienten/-innen beziehungsweise deren Angehörigen treffen häufig die jüngeren Teammitglieder, da hier oft weniger Hemmungen zur Kritikäußerung bestehen als gegenüber erfahrenem Pflegepersonal. Dies sollte grundsätzlich nicht persönlich genommen und frühzeitig ein routiniertes Teammitglied hinzugezogen werden. Im Zweifel übernimmt die Stationsleitung das Gespräch.
Pflegefachkraft Stellenangebote
Viele Situationen und Probleme können nach einer Nacht des Darüber-Schlafens in Ruhe mit einem vertrauten Mitglied des Teams besprochen werden. In anderen Fällen, beispielsweise bei personellen oder kommunikativen Schwierigkeiten mit der Stationsbesetzung als solcher, kann die Pflegedienstleitung zur Vermittlung hinzugezogen und bei unüberwindbaren Problemen auch ein Wechsel der Station erwogen werden.
In diesem Fall sollte trotz allem wenn möglich eine friedliche Lösung gefunden werden, denn die Strukturen vor allem in kleinen Krankenhäusern sind oft miteinander verwoben und der Start an anderer Stelle kann nach einem ungelösten Konflikt erschwert sein.
Rücksprache bei Medikamenten
Unabdingbar ist die sofortige und vollumfängliche Rücksprache mit einem erfahrenen Teammitglied, wenn – durch welchen Auslöser auch immer – ein Behandlungsfehler droht oder bereits eingetreten ist, etwa die Verabreichung falscher Medikamente oder fehlerhafter Dosierung, auch wenn dies nur vermutet wird. Denn in diesem Fall kann durch eine verzögerte Reaktion oder gar das Verschweigen des Ereignisses eine Gefahr für die Gesundheit oder des Lebens der betroffenen Person bestehen, was auch strafrechtlich schwer wiegt. Es besteht daher die Verpflichtung zu unverzüglichem Handeln und einer Schadensabwehr soweit möglich.
Viele Kliniken erarbeiten hieraus Fallbeispiele zu Lehrzwecken für M&M-Konferenzen (Morbidität und Mortalität), die dann einem möglichst großen Personalstamm vorgestellt werden, um künftig derartige Ereignisse so gut es geht zu vermeiden.
CIRS (Critical Incident Reporting-System)
Sowohl klinikintern als auch übergreifend existieren viele sogenannte CIRS-Systeme, bei denen Behandlungsfehler und auch sogenannte „Beinahe-Ereignisse“ gemeldet werden können. Diese Meldungen erfolgen ausschließlich in anonymisierter Form, sei es klinikintern oder bei zentralen Stellen wie Berufsfeuerwehren, und werden an das CIRS-Hauptnetz (cirsmedical.de) der Bundesärztekammer weitergeleitet, wo sie beispielsweise als „Fehler des Monats“ aufgearbeitet werden und somit einer großen Breite von Mitarbeitenden der Gesundheitsberufe zur Verfügung stehen.
Fazit
Viele Probleme von Pflegenden zu Beginn der Berufsausbildung stellen sich bei distanzierter Betrachtung als teils unvermeidliche aber oftmals gut lösbare Situationen dar. Niemand startet als Profi in den Beruf. Daher kann ein reger Austausch mit dem Team über herausfordernde Situationen gleichzeitig zur Problemlösung beitragen und der Erweiterung der eigenen berufsbezogenen aber auch im Alltag hilfreichen Kompetenzen dienen.
Stellenangebote für Pflegekräfte
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