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Risikofaktoren für Demenz gibt es mehr, als man vielleicht denkt. Schätzungen der WHO zufolge gibt es weltweit rund 55 Millionen Menschen, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind. In Deutschland sind es knapp 1,8 Millionen Patienten.
Für die Mehrzahl der Demenzen ist allerdings keine Heilung möglich. Eine medikamentöse Therapie kann lediglich manche Symptome verbessern oder das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen. Aus diesem Grund gilt es vor allem, die Risikofaktoren für Demenz zu vermeiden. Alles dazu gibt es in diesem Artikel.
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Demenz – Definition
Die Krankheit Demenz ist durch einen fortschreitenden Abbau von intellektuellen und kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet, wobei die Symptome über mindestens mehrere Monate hinweg andauern und die Betroffenen im Alltag beeinträchtigen. Im Gehirn zeigt sich korrelierend dazu eine Rückbildung (Atrophie) von Hirngewebe.
Häufig zeichnet sich die Erkrankung in frühen Stadien durch eine gestörte Merkfähigkeit und Ausfälle des Kurzzeitgedächtnisses aus. Im weiteren Verlauf verschwinden dann auch zunehmend Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis. Patienten mit einer Demenz verlieren zunehmend mehr ihrer geistigen Fähigkeiten, darunter Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn.
Demenzen können entweder als Folgeerscheinung einer Grunderkrankung, beispielsweise Stoffwechselkrankheiten, chronischer Vitaminmangel oder Vergiftungen durch Alkohol, entstehen. Diese Formen bezeichnet man als “sekundäre Demenzen”. Teilweise kann bei dieser Form noch eine Rückbildung der Symptome erreicht werden.
Bei der primären Demenz hingegen ist der Krankheitsverlauf unumkehrbar. 90 Prozent aller Demenzen sind vom primären Typ. Darunter wiederum ist die Alzheimer-Erkrankung (60 bis 65 Prozent) die häufigste Form, gefolgt von vaskulären, also gefäßbedingten Demenzen (20 bis 30 Prozent).
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Häufigste Risikofaktoren für Demenz
Die spezifische Ursache für Demenz ist zwar bisher noch nicht bekannt. Dennoch konnte man bisher klare Risikofaktoren für Demenz identifizieren, die zum Teil das Risiko erheblich in die Höhe treiben können. Manche davon sind über Lifestyle und medizinische Interventionen beeinflussbar, andere hingegen eher weniger, beispielsweise eine genetische Veranlagung.
Die internationale Expertenkommission zur Demenzprävention hat bereits 2020 in der Zeitschrift Lancet eine Studie veröffentlicht, in welcher wichtige Risikofaktoren genannt werden. Manche waren bereits aus früheren Studien bekannt und wurden damit bestätigt, andere waren hingegen neu.
Bewegungsmangel und starkes Übergewicht
Regelmäßige Bewegung führt zu Gewichtsverlust und baut zudem Muskulatur auf. Diese wiederum produziert Hormone, die im Gehirn positive Wachstumsreize auslösen und damit die Arbeit der Nervenzellen verbessert. Starkes Übergewicht und Bewegungsmangel treiben darüber hinaus den Blutdruck nach oben, was vor allem mit vaskulären Demenzen in Verbindung steht. Insgesamt könnte fast jeder fünfte Fall von Demenz auf zu wenig Bewegung zurückgeführt werden.
Um das Risiko des geistigen Abbaus zu reduzieren, empfiehlt die WHO mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Tätigkeit pro Woche. Pro 500 Kalorien zusätzlicher Energieumsatz durch Sport pro Woche sinkt das Demenzrisiko um 13 Prozent. Übergewichtige profitieren besonders von Bewegung zur Demenzprävention, denn es wirkt außerdem einer Verkalkung der Hirngefäße entgegen.
Bluthochdruck und erhöhter Cholesterinspiegel
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck ist ein weiterer Risikofaktor für Demenz, denn dieser Zustand kann zu einer chronischen Durchblutungsstörung des Gehirns führen. Beispielsweise verursacht Hypertension eine Schädigung der Blut-Hirn-Schranke, wodurch schädigende Eiweißpartikel zum Hirngewebe gelangen können.
Ein neuer Vertreter bei den Risikofaktoren für Demenz ist außerdem das LDL-Cholesterin: Berechnungen zufolge gäbe es sieben Prozent weniger Demenzfälle, wenn bei allen Patienten der LDL-Spiegel optimal eingestellt wäre. Hohes LDL führt zu Ablagerungen in den Gefäßen und beeinträchtigt damit die Blutversorgung des Gehirns.
Traumatische Kopfverletzungen
Schädel-Hirn-Traumata bei Unfällen und Schläge auf den Kopf stellen weitere Risikofaktoren für Demenz dar. Je größer die Anzahl traumatischer Ereignisse, desto höher das Risiko. Eine Gehirnerschütterung erhöht beispielsweise das Demenzrisiko um 17 Prozent, zwei bis drei schwere Unfälle sogar um 30 Prozent.
Depression
Depressionen treten im Alter häufig in Kombination mit einer Demenz auf. Jeder fünfte Mensch mit Demenz leidet auch an einer depressiven Störung. Dabei beeinträchtigt eine Depression ebenfalls kognitive Fähigkeiten, Alltagsfunktionen und soziale Kompetenzen. Dementsprechend lässt sich daraus schließen, dass eine Depression die Demenz-Symptome noch “stärker” erscheinen lässt. Darüber hinaus erhöhen Depressionen das Risiko für Demenz um das bis zu sechsfache.
Diabetes
Der Zusammenhang zwischen Diabetes und Demenz ist noch nicht vollständig geklärt. Vor allem Alzheimer zeichnet sich durch einen niedrigen Insulinspiegel im Blut sowie eine Insulinresistenz im Gehirn aus. Allerdings scheint eher ein niedriger Blutzuckerspiegel, der mit einem schlecht kontrollierten Diabetes einhergeht, das Risiko für Demenz zu erhöhen. Damit bildet sich gewissermaßen ein Teufelskreis aus, denn Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen sind weniger in der Lage, ihren Diabetes und den Blutzucker adäquat zu kontrollieren.
Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum
Rauchen und das Trinken von Alkohol gehören zu den beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz. Hinsichtlich des Rauchens steigt das Risiko mit der Anzahl an Zigaretten pro Tag. Vor allem ab einer täglichen Menge, die über eine halbe Packung hinausgeht, ist eine deutliche Risikozunahme von 34 Prozent erkennbar.
In einer französischen Studie wurde zudem Alkohol als der wichtigste Grund für eine früh beginnende Demenz identifiziert. Mehr als die Hälfte aller Demenzkranken unter 65 Jahren hatte ein Alkoholproblem. Außerdem wird Alkohol als der am stärksten modifizierbare Faktor angesehen, denn Alkoholkranke haben eine 4,5-fach erhöhtes Demenzrisiko.
Soziale Isolation und geringe Bildung
Menschen, die ungewollt alleine sind, haben ein bis zu doppelt so hohes Risiko für eine Alzheimer-Demenz. Soziale Kontakte sorgen für geistige Aktivität und reduzieren somit die Wahrscheinlichkeit einer Demenz. Bildung hingegen scheint der einzige relevante Risikofaktor im Alter unter 45 Jahren zu sein: Geringe Bildung erklärt weltweit rund sieben Prozent aller Demenzerkrankungen. Dieses Problem könnte man besonders durch politische Entscheidungen stark verringern.
Soziale Isolation durch abnehmende Sinneseindrücke
Viele ältere Menschen haben im Alter mit einer abnehmenden Seh- und Hörfähigkeit zu kämpfen. Beide Faktoren stehen oftmals einer sozialen Interaktion im Weg. Die Einbußen sollten schnellstmöglich behandelt und ausgeglichen werden, denn eine gleichzeitige Einschränkung von Hör- und Sehvermögen geht mit einem um 160 Prozent erhöhten Demenzrisiko einher.
Risikofaktoren für Demenz – Vorbeugen
Demenzerkrankungen sind bisher noch nicht heilbar. Wirksame Therapien sind auch für die nahe Zukunft noch nicht in Sicht. Dementsprechend spielen die Prävention und das Vermeiden von Risikofaktoren für Demenz eine bedeutende Rolle. Ein gesundes / aktives Leben mit regelmäßiger Bewegung und viel sozialem Kontakt zu führen und medizinische Risiken, wie zum Beispiel Seh- und Hörschwächen, Bluthochdruck und hohes Cholesterin, behandeln zu lassen, senken das Risiko bereits stark.
Dabei ergeben sich außerdem synergistische Effekte, wenn man mehrere Risikofaktoren gleichzeitig beeinflusst. Mit der Eliminierung aller von der Expertenkommission identifizierten Risikofaktoren ließe sich theoretisch fast die Hälfte aller weltweiten Demenzerkrankungen verhindern. Das macht Hoffnung!
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- Demenzen: Überblick, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum: 21.08.2024)
- Demenz, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abrufdatum: 21.08.2024)
- Dementia, https://www.thelancet.com/... (Abrufdatum: 21.08.2024)