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Inhaltsverzeichnis
Laut dem neuen Lieferkettengesetz müssen seit dem 1. Januar 2023 alle Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden zwingend ein Risikomanagement einführen. Ab Januar 2024 soll dies zudem bereits für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten gelten. Hierdurch sollen Risiken frühzeitig erkannt und behoben werden. Da die meisten Krankenhäuser und Kliniken mittlerweile große Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern/-innen sind, spielt die Einführung eines Risikomanagements auch in der Pflege eine wichtige Rolle.
Doch was bedeutet Risikomanagement genau? Welche Chancen bietet es beispielsweise in der Pflege und wie kann es umgesetzt und überprüft werden? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Artikel.
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Risikomanagement – Definition
Ein Risikomanagement dient als Prozess zur Identifizierung, Bewertung und Kontrolle sowie zum Umgang mit Risiken, denen ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter/-innen gegenüber stehen. Hierbei werden zunächst die möglichen Konsequenzen unsicherer Ereignisse analysiert, woraufhin man versucht, Strategien zu ermitteln, um den Einfluss negativer Ereignisse zu minimieren und den Einfluss positiver Ereignisse zu maximieren. Das primäre Ziel ist es hierbei, sicherzustellen, dass die Risiken, denen das Unternehmen schlussendlich dennoch ausgesetzt ist, mit den Gesamtzielen und Werten übereinstimmen.
Das Risikomanagement ist demnach die systematische Erfassung und Beurteilung von Risiken und gehört der strategischen Unternehmensplanung, der Compliance und dem Qualitätsmanagement an.
Risikomanagement – Aufgaben und Ziele
Aufgabe des Risikomanagements ist es in erster Linie, alle möglichen Risiken, denen ein Unternehmen ausgesetzt ist, zu identifizieren. Infolgedessen muss bewertet und bestimmt werden, welche Risiken dabei am höchsten priorisiert werden. Basierend auf dieser Bewertung werden Strategien entwickelt, die diese Risiken minimieren oder zu deren Bewältigung dienen sollen. Damit dies auch langfristig funktioniert, muss das Risikomanagement-Team sicherstellen, dass die entwickelten Strategien wirksam sind und diese dementsprechend kontinuierlich überwachen.
Ziel des Risikomanagements ist es dabei, Verluste, die aus unvorhergesehenen Ereignissen resultieren können, zu minimieren. Gleichzeit soll das Risikomanagement helfen, Gewinnchancen zu maximieren, indem es die möglichen Risiken identifiziert und nutzt. Hierzu soll es zudem sicherstellen, dass Ressourcen effizient eingesetzt werden. Des Weiteren soll das Risikomanagement mehr Transparenz in Bezug auf Risiken und deren Bewältigung schaffen, Auf diese Weise will man sowohl Verantwortung, als auch Kontrolle fördern.
Risikomanagement in der Pflege
In Krankenhäusern, Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen umfasst das Risikomanagement in der Pflege die Erkennung, Analyse und Beurteilung sowie die Bewältigung aller möglichen Risiken bezüglich der Therapie und Pflege, der Methoden und der Patientenversorgung. Auf diese Weise soll nicht nur das Risiko für Pflegepersonal und Patienten/-innen deutlich minimiert, sondern die Sicherheit im Berufsalltag und in der Versorgung gestärkt werden.
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Risiken in der Pflege
Es gibt eine Vielzahl von Risiken in der Pflege. Diese können sich sowohl auf die Pflegebedürftigen, als auch auf das Pflegepersonal beziehen. So besteht in den meisten Krankenhäusern beispielsweise ein erhöhtes Infektionsrisiko. Grund hierfür ist nicht selten die mangelnde Hygiene in vielen Bereichen. Auch die Gefahr, sich durch schweres Heben oder beispielsweise Injektionsnadeln zu verletzen, ist in Kliniken deutlich erhöht.
Neben der teilweise sehr anstrengenden körperlichen Arbeit sind Pflegekräfte in ihrem Job jedoch auch hohen psychischen Belastbarkeiten ausgesetzt. Hierdurch kann schnell ein Risiko der Überlastung entstehen. Unter anderem durch diese Faktoren kann es zu Fehlern in der Pflege, wie beispielsweise eine falsche Dosierung von Medikamenten, kommen. Dies kann durchaus schwerwiegende Folgen haben. Auch das erhöhte Stressrisiko sollte vom Risikomanagement-Team beachtet werden. Denn durch den täglichen Stress, dem Pflegefachkräfte ausgesetzt sind, ist das Risiko für einen Burnout oder eine Depression deutlich erhöht.
Risikomanagement – Bereiche
Das Risikomanagement umfasst verschiedene Bereiche, die der Identifizierung, Bewertung und Bewältigung potentieller Risiken dienen. Sie beziehen sich auf verschiedene Aktivitäten und gestalten sich dabei als kontinuierlicher Prozess, der darauf abzielt, sowohl die Risiken, als auch die Chancen des Unternehmens zu verstehen und zu nutzen. Die folgenden Abschnitte stellen die Risikoidentifikation, -analyse und -bewertung grob vor.
Risiko identifizieren
Bei der Identifizierung der Risiken eines Unternehmens geht es primär darum, diese zunächst überhaupt zu erkennen und zu dokumentieren. Dies kann durch das Team, welches mit dem Risikomanagement betreut ist, selbst oder durch Beschäftigte erfolgen. Jede in einem Unternehmen oder beispielsweise einem Krankenhaus beschäftigte Person, die ein Risiko bemerkt, ist dazu verpflichtet, das Risiko an die verantwortliche Person zu melden. Dies ist in den meisten Fällen durch ein Formular für Risikokommunikation möglich.
Risikoanalyse
Die Risikoanalyse beginnt im Prinzip bereits mit der Risikoidentifikation, woraufhin eine Bewertung des potentiellen Risikos erfolgt. Dies dient dazu, das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit der Risiken zu ermitteln, um so Entscheidungen bezüglich weiterer Maßnahmen treffen zu können.
Hierbei geht es auch darum, die gefundenen Risiken ihrer Bedeutung entsprechend zu priorisieren, wobei vor allem die Eintrittswahrscheinlichkeit des negativen Ereignisses sowie dessen Folgen, erarbeitet werden. In den meisten Fällen geht es hierbei in erster Linie um finanziellen und zeitliche Konsequenzen. Insbesondere im Bereich der Pflege muss auch die Gesundheit der Patienten/-innen, mit einbezogen werden.
Die Analyse ist demnach ein durchaus wichtiger Teil des Risikomanagements, da die potentiellen Risiken ansonsten zwar gefunden, aber nicht weiter verwertet und bewältigt werden könnten.
Gefahren am Arbeitsplatz
Wer als Pflegefachkraft arbeitet, ist vielen Risiken am Arbeitsplatz ausgesetzt. Allein die körperliche Belastung durch häufiges Heben und Bücken kann zu Folgeschäden führen. Dem gilt es, mit einem entsprechenden Risikomanagement so gut als möglich vorzubeugen. Auch bezüglich anderer Verletzungsgefahren kommt dieser spezialisierte Bereich zum Einsatz.
Risiko bewerten
Die Bewertung des Risikos findet als dritter Schritt nach der Identifizierung und der Analyse statt. Auf Basis der vorhergehenden Prozesse soll nun entschieden werden, welche Bedeutung dem jeweiligen Risiko zukommt, ob und wenn ja welche Maßnahmen zu treffen sind oder ob eine grundsätzliche strukturelle Veränderung notwendig ist.
Maßnahmenplan erstellen
Das Erstellen eines Maßnahmenplans ist ein wichtiger Bestandteil des Risikomanagements. Er sollte klare und messbare Ziele, Verantwortlichkeiten und Zeitpläne für die Umsetzung der Strategien beinhalten. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen zur Bewältigung der Risiken systematisch und effektiv ausgeführt und überprüft werden können.
Bei geringen Risiken müssen jedoch nicht zwangsläufig Maßnahmen erfasst werden. Bei mittleren und hohen Risiken sollten allerdings präventive Strategien und Pläne entwickelt werden, deren Wirksamkeit regelmäßig überprüft werden müssen.
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Risikomanagement-Systeme in der Gesundheitsversorgung
Das Risikomanagement in der Gesundheitsversorgung ist grundsätzlich ein vielschichtiges Thema, da verschiedene Parteien unterschiedliche Interessen verfolgen. Das medizinische Personal versucht beispielsweise, die Risiken für Patienten/-innen, durch eine falsche Behandlung zu minimieren. Gleichzeitig ist die Geschäftsführung daran interessiert, gesetzliche und versicherungsrechtliche Risiken zu begrenzen und dabei stets effektiv zu wirtschaften. Die IT und die Medizintechnik fokussieren sich hingegen auf alle Risiken, die durch die Technologien entstehen können.
Risikomanagement – Rechtliche Grundlage
Es gibt verschiedene Gesetze, die als rechtliche Grundlage für das Risikomanagement dienen. So müssen beispielsweise durch das zu Beginn bereits erwähnte Lieferkettengesetz alle größeren Unternehmen zwingend ein Risikomanagement einführen. Auch das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) ist in diesem Zusammenhang prägend.
In Bezug auf das Risikomanagement in der Pflege gibt es zudem drei weitere Gesetze, die eine rechtliche Grundlage bieten. Zum einen das Patientenrechtegesetz, zum anderen der Beschluss des gemeinsamen Bundesausschusses GBA und zu guter Letzt das Medizinproduktegesetz.
Risikomanagement – Anwendung
Die tatsächliche Anwendung, gemeint ist hier primär die Organisation und Überprüfung des Risikomanagements, ist Bestandteil des allgemeinen Qualitätsmanagements. Wie genau es zur Anwendung kommt, ist in den folgenden Absätzen aufgeschlüsselt.
Risikomanagement überprüfen
Um sicherzustellen, dass das Risikomanagement wirksam und effizient arbeitet, muss es regelmäßig überprüft werden. Dies ist unter anderem auch notwendig, da sich die Risiken im zeitlichen Verlauf immer wieder ändern, wodurch es einer entsprechenden Anpassung des Maßnahmenplanes bedarf. Um dabei stets Transparenz über die Risikosituation zu gewährleisten, müssen alle zugehörigen Prozesse und Kommunikationswege dokumentiert werden.
In vielen Bereichen ist das Risikomanagement in den Krankenhäusern bisher nicht immer erfolgreich. Dies hat verschiedene Ursachen, wie beispielsweise die Tatsache, dass die Einhaltung vieler Maßnahmen in der Realität nicht verpflichtend sind. So unter anderem die Norm IEC 80001-1. Diese beschreibt Anforderungen an ein Risikomanagement für medizinische IT-Netzwerke (MIT). Zu diesen gehören laut Norm alle IT-Netzwerke, die mindestens ein Medizinprodukt enthalten. Allerdings ist die Einhaltung dieser Norm nicht obligatorisch.
Risikomanagement organisieren
Bei der Organisation des Risikomanagements geht es primär darum, verschiedene Fragen der Verantwortlichkeit zu klären. Wer übernimmt welche Aufgaben und wer informiert die verantwortlichen Personen? Wie werden die Aufgaben, Prozesse und Erkenntnisse des Risikomanagements sinnvoll dokumentiert? Hierbei ist es wichtig, klare und feste Strukturen zu erarbeiten und deren Effektivität zu überwachen.
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Risikomanagement – Beispiel
Die folgenden Abschnitte sollen Sinn und Zweck des Risikomanagements anhand eines Beispiels aus dem Klinikalltag veranschaulichen. Dabei geht es vordergründig um Ursachen und mögliche Schäden:
In ein Krankenhaus an der Nordsee wurden zwei Patientinnen mit einem fast identischen Namen und in einem ähnlichen Alter eingeliefert – Berta und Beate Schmidt. Berta Schmidt befindet sich derzeit wegen einer Blinddarmentzündung im ärztlicher Behandlung, wohingegen Beate Schmidt auf Grund eines Magengeschwürs das Krankenhaus aufsucht. Aufgrund des ähnlichen Namens besteht hier ein Verwechslungsrisiko.
Ursachen
Da zum Zeitpunkt der Einlieferung in der Notaufnahme viel los war, wurden die beiden Frauen immer wieder verwechselt. Neben der stressigen Situation in der Notaufnahme könnte eine mögliche Ursache auch die Überbelastung des Personals sein. Hierdurch ist eine Verwechslungsgefahr deutlich wahrscheinlicher.
Mögliche Schäden
Durch eine Verwechslung könnte es passieren, dass eine der beiden Frauen oder eventuell auch beide, das falsche Medikament bekommen oder die falsche Untersuchung durchgeführt wird. Dies könnte einerseits für die Patientinnen erhebliche gesundheitliche Schäden zur Folge haben und andererseits einen zusätzlichen Zeit- und Kostenaufwand für das Krankenhaus bedeuten. Trägt eine der beiden Patientinnen durch die Verwechslung einen erheblichen Schaden davon, könnte sie das Krankenhaus zudem verklagen, was mit erneuten Kosten verbunden wäre.
Wahrscheinlichkeit
Die Berechnung verschiedener Wahrscheinlichkeiten ist ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements. Hierbei geht es darum, die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses, das ein Risiko für das Unternehmen darstellt, zu ermitteln. Auf Basis dessen können Maßnahmenpläne erstellt werden.
Fazit
Um unnötige Kosten, Fehler und gesundheitliche Schäden zu vermeiden, ist ein funktionierendes Risikomanagement in großen Unternehmen im Prinzip unabdingbar. Allerdings soll es dabei in der Praxis nicht nur um das Minimieren negativer Konsequenzen gehen, sondern vielmehr auch um die Nutzung potentieller Chancen.
In vielen Unternehmen ist das Risikomanagement bereits fest integriert. Insbesondere im Bereich der Pflege ist dies allerdings oft nur ein Risikomanagement pro forma, da die Einhaltung verschiedener Normen nicht immer verpflichtend ist.
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Häufige Fragen
- Was versteht man unter Risikomanagement?
- Was sind die wichtigsten KPIs?
- Identifizierte Risiken
- Tatsächliche Risiken
- Nicht-identifizierte Risiken
- Häufigkeit der Risiken
- Schweregrad der Risiken
- Was macht man im Bereich Risikomanagement?
- Was ist Risikomanagement in der Pflege?
- Welche Risiken gibt es in der Pflege?
- Infektionsrisiko
- Stressrisiko
- Überlastungsrisiko
- Fehlerrisiko
Als Risikomanagement versteht man einen Prozess zur Identifizierung, Bewertung und Kontrolle von Risiken, denen ein Unternehmen und dessen Beschäftigte ausgesetzt sind. Dabei sollen mögliche Folgen identifiziert, analysiert und Strategien zur Bewältigung entwickelt werden. Hierdurch soll der Einfluss negativer Ereignisse minimiert und der Einfluss positiver Ereignisse maximiert werden. Um dies erfolgreich umsetzen, muss die Wirksamkeit regalmäßig von einem Risikomanagement-Team überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Die wichtigsten Key Performance Indicators, kurz KPI, des Risikomanagements dienen primär der Kategorisierung. Hier einige Beispiele:
Im Bereich Risikomanagement identifiziert, analysiert, überprüft und bewältigt man mögliche beziehungsweise reale Risiken. Dabei müssen verschiedene Bereiche und Aufgaben klar verteilt werden.
Das Risikomanagement in der Pflege umfasst alle Prozesse zur Identifizierung, Analyse und Bewertung verschiedener Risiken in Bezug auf den Beruf der Pflege. Hierzu gehören sowohl Gefahren, denen die Patienten/-innen ausgesetzt sind, als auch Risiken, die die Pflegekraft selbst betreffen.
In der Pflege gibt es einige Risiken, die es zu bewältigen gilt, um sowohl eine effektive Patientenversorgung, als auch eine sichere Arbeitsumgebung für Pflegekräfte sicherzustellen. Die folgende Auflistung nennt hierzu ein paar Beispiele:
- Die Norm zum Risikomanagement bei vernetzter Medizintechnik, https://www.johner-institut.de/... (Abrufdatum: 08.02.2023)
- Risikomanagement im Krankenhaus, https://www.johner-institut.de/... (Abrufdatum: 08.02.2023)
- Risikomanagement, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/... (Abrufdatum: 08.02.2023)