Inhaltsverzeichnis
Ein ausgeglichener Säure Basen Haushalt gehört zu den elementaren Bedingungen für einen regelrecht ablaufenden Zellstoffwechsel. Droht eine Abweichung des Blut-pH-Wertes in den Bereich der Übersäuerung oder des Basenüberschusses, so werden im gesunden Organismus vielfältige Kompensationsmechanismen aktiviert.
Dieser Artikel erklärt, wie der Säure Basen Haushalt reguliert wird, und wie sich Störungen auf dieses empfindliche System auswirken. In diesem Zusammenhang werden auch Möglichkeiten zum Ausgleich des Säure Basen Haushaltes vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Säure Basen Haushalt – Definition
Der Säure Basen Haushalt des Körpers reguliert die Verteilung von Säuren und Basen im Blut und den Geweben. Im Rahmen des Zellstoffwechsels und der Energiegewinnung in der Zelle fallen Kohlenstoffdioxid und weitere Säuren an. Diese müssen vom Körper ausgeschieden oder durch Puffersysteme neutralisiert werden, damit keine Übersäuerung entsteht.
Durch Betrachtung verschiedener Laborwerte, zu denen unter anderem der pH-Wert zählt, ist eine Einschätzung der Stoffwechsellage möglich. Der pH-Wert des Blutes spiegelt dabei den Anteil der Wasserstoffionen im Blut wider. Für einen adäquaten Ablauf der Körperfunktionen muss er stabil innerhalb eines eng gefassten Referenzbereichs liegen.
In der Hauptsache regulieren die Lunge, die Niere, die Leber und kleinere Puffersysteme den Säure Basen Haushalt. Kommt es zu einer Abweichung vom Normbereich, einer sogenannten Entgleisung, so passen sie ihre Aktivität an, um diese zu kompensieren. Gelingt dies nicht, so können lebensgefährliche Situationen wie Krämpfe, Herzrhythmusstörungen oder ein Stoffwechselkoma eintreten.
Säure Basen Haushalt – Einflüsse
Einfluss auf den Säure Basen Haushalt nehmen sowohl die Organsysteme des Körpers als auch von außen zugeführte Substanzen. Um diesen Faktoren begegnen zu können, sind kurzfristige Anpassungen vor allem der Atmung und des Nierenstoffwechsels möglich.
Pflegefachkraft Stellenangebote
Atmung
Die Atmung dient dem Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid zwischen dem Blutkreislauf und der Luft. Dabei wird Sauerstoff als Energielieferant für Organe und Gewebe von der Lunge aufgenommen und über die roten Blutkörperchen zum Zielorgan transportiert. Umgekehrt entsteht unter anderem Kohlendioxid als Abbauprodukt vieler Stoffwechselvorgänge in den Körperzellen. Dieses wird in Form von Hydrogencarbonat ins Blut abgegeben und in der Lunge wieder zurückgebaut, damit es als Gas abgeatmet werden kann.
Stoffwechsel
Darüber hinaus werden weitere Säuren durch den Zellstoffwechsel freigesetzt, zu denen unter anderem Phosphorsäure und Schwefelsäure zählen. Zu deren Elimination und zum Abfangen außergewöhnlich hoher Kohlenstoffdioxidwerte sind weitere Systeme notwendig, die sogenannten Puffer. Hierzu zählt vorrangig das von der Niere gebildete Bicarbonat, außerdem Phosphat und Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff.
Säure Basen Haushalt – Normwerte
Bei ausgeglichenem Säure Basen Haushalt liegt der pH-Wert im Blut zwischen 7,36 und 7,44. Umgekehrt gibt ein normwertiger pH allerdings keinen Aufschluss darüber, ob die Säuren und Basen tatsächlich im Gleichgewicht sind, denn leichte Störungen des Stoffwechsels können durch die Puffersysteme oft kompensiert werden. Daher ist immer eine Betrachtung verschiedener Werte notwendig. Die wichtigsten Parameter mit ihren Normwertgrenzen zeigt die folgende Tabelle auf.
Wert Bedeutung Referenzbereich (Normwert) pH Ergibt sich aus der Wasserstoffionen-Konzentration im Blut 7,36 – 7,44 pCO2 (Kohlenstoffdioxid) Kohlenstoffdioxid-Anteil 36 – 44 mmHg HCO3- (Bicarbonat) Wird als einer der wichtigsten Puffer von der Niere bereitgestellt 21-26 mmol/l BE (Base Excess, Basenüberschuss) Trifft eine Aussage über die Gesamtmenge der Pufferbasen -2 bis +2 mmol/l
Säure Basen Haushalt – Störungen
Der Säure Basen Haushalt kann durch verschiedene Erkrankungen und Störfaktoren beeinflusst werden. Bei drohender Entgleisung des pH-Wertes treten zunächst Kompensationsmechanismen ein. Erst, wenn diese erschöpft sind, zeigt sich eine Abweichung des pH-Wertes.
Was ist sauer und was ist basisch?
Ein Gewebe oder eine Körperflüssigkeit ist sauer, wenn darin ein sehr hoher Anteil von Wasserstoffionen vorliegt. Einige Gewebe benötigen einen besonders sauren, also niedrigen pH-Wert. Im Magen, wo der Speisebrei gespalten und Erreger aus der Nahrung abgetötet werden müssen, besteht regelhaft ein pH-Wert um 1.
Umgekehrt ist eine Flüssigkeit oder ein Gewebe basisch, wenn im Verhältnis zu den sauren Anteilen ein erhöhter Anteil neutralisierender Basen vorliegt. Dies ist unter anderem im Sekret der Bauchspeicheldrüse der Fall, das den sauren Nahrungsbrei aus dem Magen abpuffern muss. Ein neutraler pH-Wert liegt bei 7. Die Grenzen für die Lebensfähigkeit des Körpers werden etwa bei einem pH unter 6,8 bzw. über 8 gesehen.
Azidose (Übersäuerung)
Eine Übersäuerung wird im medizinischen Sprachgebrauch als Azidose bezeichnet. Sie zeichnet sich durch einen pH-Wert unter 7,35 aus.
Es gibt zwei Arten der Azidose: die respiratorische und die metabolische Form.
- Respiratorische Azidose: Ihre Ursache ist ein Anstieg des Kohlenstoffdioxids im Blut, der meist aus einer unzureichenden Länge und Tiefe der Ausatmung resultiert. Typische Krankheitsbilder, bei denen es zu einer verminderten Atemleistung kommt, sind Asthma bronchiale oder Chronische Bronchitis (COPD). Um die Azidose abzufangen, setzt die Niere unter anderem Bicarbonat frei, welches CO2 binden und abbauen kann. Hierdurch steigt der pH-Wert wieder an. Weitere Puffersysteme können unterstützend eingreifen.
- Metabolische Azidose: Sie entsteht durch eine Anhäufung von Säuren infolge eines entgleisten Stoffwechsels. Dies ist häufig bei Nierenfunktionsstörungen oder einer unkontrollierten Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) der Fall. Letztere führt zu einer Verwertungsstörung des Zuckers durch Insulinmangel. Trotz hoher Blutzuckerwerte muss der Körper auf eine andere Energiequelle zurückgreifen und baut hierzu massenhaft Fett ab. Dabei entsteht die diabetische Ketoazidose mit erniedrigtem pH-Wert und zunehmender Bewusstseinseintrübung des Patienten. Um die Säurelast zu reduzieren, hyperventilieren die Betroffenen und atmen so saures Kohlenstoffdioxid ab.
Weitere Ursachen der metabolischen Azidose sind eine Anhäufung von Laktat (Milchsäure) durch extreme Sporteinheiten, die unzureichende Bildung von Bicarbonat bei Nierenerkrankungen oder ein Basenverlust durch anhaltende Durchfälle. Auch verschiedene Medikamente, vor allem Antidiabetika, und Alkohol können eine metabolische Azidose verursachen.
Ausbildungsplätze als Pflegefachkraft
Alkalose (Basenüberschuss)
Die Alkalose bezeichnet eine Stoffwechselentgleisung, bei der ein erhöhte pH-Wert jenseits 7,45 auftritt. Auch die Alkalose kann respiratorisch oder metabolisch bedingt sein.
- Respiratorische Alkalose: Sie entsteht durch eine übermäßige Abatmung von Kohlenstoffdioxid. Stressbedingte Hyperventilation ist die Hauptursache dieser Störung. Betroffene sollten beruhigt werden und in eine Tüte einatmen, damit sie beim Einatmen wieder vermehrt Kohlenstoffdioxid aufnehmen.
- Metabolische Alkalose: Sie entsteht durch eine Anhäufung von Basen, die den Anteil an Säuren im Körper übersteigt. Sowohl starkes Erbrechen mit Verlust von viel Magensäure als auch ein Salzverlust über die Niere führen zu dieser Störung.
Neben den isolierten Störungen der Azidose oder Alkalose mit und ohne Kompensation können bei schwerwiegenden Krankheitsbildern auch komplexe Mischformen auftreten. Diese erfordern eine gewissenhafte und gründliche Diagnosestellung und in der Regel einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus.
Säure Basen Haushalt regulieren
Abgesehen von den soeben erläuterten schweren Störungen kann auch eine permanente leichte Übersäuerung des Körpers den Säure Basen Haushalt belasten. Dies lässt sich durch eine gesunde Lebensweise reduzieren.
Symptome erkennen
Eine intensive Säurebelastung des Körpers tritt auf bei einer unausgewogenen Ernährung mit einem hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln, tierischem Eiweiß und Fett sowie Zucker. Auch chronischer Stress, entzündliche Prozesse, unzureichende Erholung und eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme stören die Körperfunktionen. Die Symptome einer solchen latenten Übersäuerung, die nicht mit einer manifesten Azidose im Blut verwechselt werden darf, umfassen daher Verdauungsstörungen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, eine verringerte körperliche Belastbarkeit und gehäufte Infekte.
Test
Einen Hinweis auf eine hohe Säurebelastung des Körpers kann der Urin-Streifentest zur pH-Bestimmung sein. Der Urin-pH ist vor allem kurz nach der Nahrungsaufnahme sauer, wobei der Normwertbereich sehr weit gefasst ist. Liegen besonders niedrige, also saure, pH-Werte bei gleichzeitig ungünstiger Lebensweise vor, so kann eine Optimierung der Ernährung und des Verhaltens sinnvoll sein.
Maßnahmen
Eine basische Ernährung, zu der vor allem Obst und Gemüse gehören, ist ein erster wichtiger Schritt, um der Übersäuerung zu begegnen. Trotz ihres sauren Geschmacks werden die meisten pflanzlichen Lebensmittel basisch verstoffwechselt. Eine Orientierung hierüber ermöglich der PRAL-Wert des Lebensmittels. Auch Stressreduktion, Schlafhygiene und eine angemessene körperliche Aktivität ohne muskuläre Überlastung sind förderlich für einen effizienten Stoffwechsel.
Passende Stellenangebote für Pflegekräfte
Wer auf der Suche nach einem guten Job im Gesundheitsbereich ist, findet bei Medi-Karriere zahlreiche Positionen als Physiotherapeut/in, Stellenanzeigen für Pflegefachkräfte und weitere Jobs in der Pflege.
Häufige Fragen
- Was ist der Säure Basen Haushalt im Körper?
- Wie regulieren die Nieren den Säure Basen Haushalt?
- Wie kann ich meinen Säure Basen Haushalt messen?
- Was beeinflusst den Säure Basen Haushalt?
Der Säure Basen Haushalt ist ein hochkomplexes Regulierungssystem, das für die Aufrechterhaltung eines stabilen Blut-pH-Wertes durch Ausgleich von Säuren und Basen im Körper verantwortlich ist. Entgleist der Säure Basen Haushalt, so können schwere Stoffwechselstörungen bis hin zum Koma und Herztod die Folge sein.
Die Nieren scheiden Säuren aus und bilden einen Puffer, das Bicarbonat, welcher Säure abfangen und neutralisieren kann.
Eine direkte Messung und Auswertung des Säure Basen Haushaltes ist nur durch eine Blutgasanalyse nach (idealerweise arterieller) Blutabnahme möglich. Jedoch kann ein Urin-Teststreifen einen ersten Hinweis auf eine chronische Übersäuerung geben. Zur Diagnostik schwerer Stoffwechselstörungen ist eine ärztliche Vorstellung notwendig.
Der Säure Basen Haushalt wird durch den Stoffwechsel im Körper mit Säuren belastet, die über Kompensationsmechanismen der Lunge, der Niere, der Leber und weiterer Puffersysteme neutralisiert oder ausgeschieden werden. Eine eiweiß- und fettreiche Ernährung, intensive Muskelaktivität, Medikamente und Alkoholgenuss steigern ebenfalls die Säurelast des Körpers.
- Hahn, R. L. (2022). Säure-Basen-Haushalt und Stewart-Konzept. Der Anaesthesist, 150-158.
- Heinrich, P., Müller, M., Graeve, L., & Koch, H.-G. (2022). Der Säure-Basen-Haushalt. In Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie (S. 1113 ff.). Berlin: Springer.
- Herold, G. (2019). Säure-Basen-Haushalt. In G. Herold, Innere Medizin (S. 590-594). Köln: Herold, Gerd.