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Inhaltsverzeichnis
Die Sedierung ist eine medizinische Maßnahme zur Beruhigung und Entspannung von Patienten/-innen. Beim genauen Ablauf der Sedierung gibt es verschiedene Dinge zu beachten. Der folgende Artikel erläutert ihre Anwendung, wichtige Substanzen zum Sedieren und Nebenwirkungen und Probleme der Sedierung.
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Sedierung – Bedeutung
Bei der Sedierung erhalten Patienten/-innen Medikamente zum Beruhigen und Dämpfen der Gehirnaktivität. Dies geschieht häufig im Zusammenhang mit unangenehmen oder schmerzhaften Untersuchungen und therapeutischen Maßnahmen. Das Ziel ist meist ein tiefentspannter Wachzustand bis hin zu einem leichten Dämmerschlaf, aus dem die Betroffenen jederzeit spontan erweckt werden können, um beispielsweise Anweisungen unter der Untersuchung zu befolgen.
Die Tiefe einer Sedierung wird mittels Skalen eingestuft. Hierbei ist die gängigste die Richmond Agitation Sedation Scale (RAAS), die den Wachheitsgrad, die Erweckbarkeit und die eigenständige Atmung und Schutzreflexe berücksichtigt. Sind diese nicht mehr gegeben, so geht die Sedierung in die Narkose (Allgemeinanästhesie) über und eine künstliche Beatmung wird erforderlich.
Ohne entsprechende Einwilligungserklärung dürfen Ärztinnen und Ärzte die Betroffenen nur in akuten Notfallsituationen sedieren.
Sedierung – Anwendung
Eine Sedierung kommt häufig bei unangenehmen Routineeingriffen wie Spiegelungen von Magen, Darm oder Bronchien zum Einsatz. Sie sorgt durch die Entspannung des/der Patienten/-in für eine einfachere Durchführung der Untersuchung und verringert so das Verletzungsrisiko. Auch vor Operationen hat es sich bewährt, die Betroffenen leicht zu sedieren.
Bei CT- oder MRT-Untersuchungen sedieren die behandelnden Ärzte/-innen gelegentlich Patienten/-innen zur Verbesserung der Bildqualität, insbesondere wenn eine längere Untersuchungsdauer besteht und Platzangst die Untersuchungsbedingungen erschwert. In Beatmungssituationen auf der Intensivstation müssen die Betroffenen zumeist sediert werden, um Erstickungsangst vorzubeugen und eine erfolgreiche und effektive Atmung mit maschineller Unterstützung zu ermöglichen.
Weitere Anwendungsgebiete sind akute Psychosen oder ein Delir. Hierbei handelt es sich um Akutsituationen, in denen die Wahrnehmung gestört ist und Eigen- oder Fremdgefährdung bzw. Verletzungsgefahr bestehen.
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Substanzen
Die bei der Sedierung eingesetzten Medikamente, Sedativa, haben einen dämpfenden Effekt auf das Gehirn und das zentrale Nervensystem. Hierdurch können sie je nach Dosierung und Wirkung zur Beruhigung bis hin zu einem Dämmerschlaf führen. Es gibt einige regelmäßig zum Sedieren verwendete Medikamentengruppen. Zu diesen zählen in erster Linie die Benzodiazepine, unter anderem der Wirkstoff Midazolam, die zumeist eine kurze Wirkdauer haben. Sie können eine retrograde Amnesie auslösen. Das bedeutet, dass man sich and die Untersuchung nicht mehr erinnert. Zudem gibt es Gegenmittel, die bei einer Überdosierung gespritzt werden können, um die Wirkung aufzuheben.
Auch Hypnotika, allen voran Propofol, werden regelmäßig zur Sedierung eingesetzt. Teils wirken sie nur für wenige Minuten und müssen daher durch eine fortlaufende Gabe oder mehrfache kleine Dosen über die Vene immer wieder neu verabreicht werden, um die Sedierung aufrecht zu erhalten.
Alpha-2-Agonisten wie Clonidin finden unter anderem Einsatz zur Behandlung einer schweren Alkohol-Entzugssymptomatik. Opioide (Schmerzmittel) wie Morphin können eine sedierende Wirkung haben. Bei diesen steht allerdings meist der schmerzlindernde Effekt im Vordergrund. Einige weitere Medikamente besitzen sowohl sedierende als auch schmerzlindernde Wirkung.
Schmerztherapie (Analgesie)
Viele gängige Medikamente zur Sedierung haben keine schmerzhemmende Wirkung. Selbst wenn die Patienten/-innen unter deren Einfluss nicht mehr erweckbar sind, also der Übergang zur Narkose eintritt, kann der Körper somit massiven Stress durch schmerzhafte Prozeduren erfahren. Daher muss immer auch eine angemessene Schmerztherapie erfolgen. Man spricht dann von einer Analgosedierung (Schmerz- und Sedierungstherapie).
Sedierung – Nebenwirkungen und Probleme
Patienten/-innen unter Sedierung sind durch die Dämpfung der Gehirnaktivität häufig in ihrer Reaktion verlangsamt. Daher müssen sie zum Beispiel vor dem Sedieren im Rahmen einer ambulanten Vorsorge-Darmspiegelung auf die anschließende Fahruntauglichkeit hingewiesen werden.
Im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung ist das Ziel meist, den/die Patienten/-in in einen Schlafzustand zu versetzen, aus dem er/sie jederzeit erweckbar ist. Die genaue Dosierung des Medikaments kann unter anderem durch Stoffwechselstörungen erschwert sein. Hierdurch kann die Sedierung zu oberflächlich oder zu tief ausfallen. Letzteres führt unter Umständen zu einer Reduktion des Atemantriebs und einem Ausfall der Schutzreflexe des Körpers wie dem Husten, wodurch Komplikationen auftreten können.
Wenn Medikamente zur Sedierung über längere Zeit zum Einsatz kommen, können sie eine Abhängigkeit erzeugen. Zudem reduziert sich ihre Wirkung im Verlauf der Anwendungszeit. Durch die euphorisierende und angstlösende Wirkung werden einige der sedierenden Medikamente gerne als Drogen verwendet, wobei in diesem Zusammenhang nicht von einer Sedierung im eigentlichen Sinne gesprochen wird.
Palliative Sedierung
Bei der palliativen Sedierung erhalten schwerkranke Patienten/-innen Medikamente zum Sedieren, wenn die Symptome der zugrunde liegenden Erkrankung und ihrer Begleiterscheinungen mit anderen Maßnahmen nicht mehr beherrschbar sind. Allen voran sind dies Angst vor dem Ersticken oder unerträglichen Schmerzen. Zuvor sollten alle übrigen Methoden zur Linderung herangezogen und mehrere Personen in die Entscheidung für die Sedierung einbezogen werden. Bei tiefer Sedierung, die jedoch nur in der akuten Sterbephase angezeigt ist, kann unter Umständen ein lebensverkürzender Effekt eintreten.
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Sedierung beim Zahnarzt
Auch bei Zahnärztlichen Behandlungen kommt die Sedierung gelegentlich zum Einsatz. Hierbei versetzt ein/e Narkosearzt/-ärztin die Betroffenen vor dem Eingriff in einen Dämmerschlaf. Je nach dessen Tiefe sind Bewegungen und Kommunikation eingeschränkt möglich, an die Untersuchung erinnert man sich im Nachhinein jedoch nicht mehr und verschläft diese somit mehr oder weniger. Da die Sedierung bei zahnärztlichen Eingriffen keine Standardbehandlung darstellt, sollte eine gute Aufklärung hierüber erfolgen. Zudem muss die Kostenübernahme durch die Krankenkasse geklärt werden. Letztere ist allerdings meist nur bei Angstpatienten/-innen möglich.
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Häufige Fragen
- Was ist der Unterschied zwischen Sedierung und Narkose?
- Was ist eine Sedierung beim Zahnarzt?
- Was ist eine Propofol-Sedierung?
- Was ist eine Sedierung bei einer Darmspiegelung?
Bei der Sedierung sind die Patienten/-innen spontan oder wenigstens durch Schmerzreize erweckbar und die Schutzreflexe wie das Husten sowie die eigenständige Atmung sind erhalten. Beim fließenden Übergang zur Narkose lassen diese immer weiter nach, das Erwecken ist spontan nicht mehr möglich und eine künstliche Beatmung wird erforderlich.
Eine Sedierung beim Zahnarzt ist ein durch einen Narkosearzt bzw. eine Narkoseärztin eingeleiteter und überwachter Dämmerschlaf, in dem die Patienten/-innen die Untersuchung als solche nicht mehr bewusst miterleben. Es handelt sich aber nicht um eine Vollnarkose, eine Beatmung ist daher nicht notwendig. In der Regel muss die Sedierung beim Zahnarzt selbst bezahlt werden. Eine Ausnahme bilden Menschen mit ärztlich festgestellter Angsterkrankung.
Eine Sedierung mit Propofol ist ein durch das Halluzinogen Propofol erzeugter Dämmerschlaf, in dem die Wahrnehmung ausgeschaltet ist. Je nach Dosierung des Medikaments sind die Patienten/-innen spontan oder wenigstens durch Schmerzreize erweckbar. Propofol ist sehr kurz wirksam und muss daher durchgehend oder in häufig wiederholten Intervallen über die Vene verabreicht werden. Es besitzt keine schmerzlindernde Wirkung.
Eine Sedierung bei einer Darmspiegelung entspricht einem Dämmerschlaf, in dem die Betroffenen die Untersuchung nicht bewusst erleben, jedoch grundsätzlich ansprechbar sind. So können sie beispielsweise nach ärztlicher Aufforderung ihre Position auf der Untersuchungsliege ändern, sich jedoch im Anschluss an die Untersuchung an nichts erinnern. Dies ermöglicht eine risikoarme und für die Betroffenen angenehmere Untersuchung.
- Analgesie, Sedierung und Narkose. (2021). In D. Reitgruber, & J. Auer, Internistische Intensivmedizin für Einsteiger (S. 413 ff.). berlin: Springer.
- Sedierung, https://www.zentralklinik.de/... (Abrufdatum: 08.11.2023)