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Über 50 Prozent der Heimbewohner stürzen mindestens einmal pro Jahr – durch Sturzprophylaxe lässt sich das verhindern. Was sind die Risikofaktoren für Stürze und welche Maßnahmen kann man ergreifen, um Stürzen und ihren schwerwiegenden Folgen wie Hüftfrakturen vorzubeugen? Ein Überblick über die Sturzprävention.
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Sturzprophylaxe – Definition
Die Sturzprophylaxe ist eine der wichtigsten Prophylaxen in der Pflege. 50 Prozent der über 65-Jährigen in Deutschland erleiden nach einem Sturz Bewegungseinschränkungen, jeder fünfte bedarf dauerhafter Pflege. Sturzfolgen können also auch lange nachwirkende Verletzungen sein. Daher ist es wichtig, das Sturzrisiko älterer Menschen aktiv zu verringern, indem konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Dabei sollte man die Vielzahl der möglichen Risikofaktoren berücksichtigen.
Sturzprophylaxe – Risikofaktoren
Zu den größten Risikofaktoren zählen Risiken in der Umwelt wie Stolperfallen, schlechte Beleuchtung oder ein rutschiger Fußboden. Diese Faktoren führen zu 30 bis 50 Prozent der Stürze bei älteren Menschen.
Jedoch gibt es auch personenbezogene Faktoren, die zu einem erhöhten Sturzrisiko führen. Mit jedem zutreffenden personenbezogenen Risikofaktor erhöht sich das Sturzrisiko drastisch. Zu diesen Faktoren zählen neben Muskelschwäche, einer eingeschränkten Sehfähigkeit und Demenz auch Kreislaufprobleme, Mangelernährung und Osteoporose. Wird die Orientierung im Alltag allgemein beeinträchtigt, so besteht eine erhöhte Gefahr, zu stürzen.
Auch die Medikation stellt einen Risikofaktor dar. Die Einnahme von Benzodiazepinen erhöht das nächtliche Sturz- und Hüftverletzungsrisiko um 44 Prozent. Da Menschen im Alter oftmals mehrere Medikamente einnehmen müssen, kommt es wahrscheinlicher zu Neben- und Wechselwirkungen, die sich ebenfalls negativ auf das Sturzrisiko auswirken.
Sturzprophylaxe – Maßnahmen
Um den vielfältigen Risikofaktoren entgegenzuwirken, gibt es diverse Maßnahmen, die Altenpflegerinnen und Altenpfleger bei der Sturzprophylaxe ergreifen können. Dabei ist es wichtig, keine Angst vor Stürzen zu verursachen. Hauptsächlich sollte man über die Vielzahl an Maßnahmen, die man an der Umwelt und der Medikation durchführen kann, aufklären und beraten.
Personenbezogene Maßnahmen
Das Risiko für Stürze lässt sich unter anderem durch personenbezogene Maßnahmen verringern, die die Kleidung, Hilfsmittel und die Bewegung betreffen. Zudem sollte man auch auf die Gesundheit der Patientinnen und Patienten achten. So kann man mögliche Risikofaktoren wie Osteoporose abwenden, beziehungsweise sie richtig behandeln.
Bewegung fördern
Statt aufgrund von Sturzangst körperliche Betätigung zu vermeiden, sollte man regelmäßiges Training fördern – denn das halbiert das Sturzrisiko. Dabei sind sowohl Krafttraining zur Stärkung der Muskulatur wichtig. Koordinationsübungen dienen dazu, den Gleichgewichtssinn und damit den Gang sicherer zu machen. Die Bewegung kann man durch simple Aktivitäten wie Spaziergänge fördern, oder aber auch durch speziellere Übungen wie Tai-Chi. Dieses hilft durch sanfte Bewegungen, die Koordination, Balance und Flexibilität zu verbessern.
Die Aufnahme eines Trainings sollte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden.
Praktische Kleidung wählen
Im Sinne der Sturzprävention sollte man darauf achten, dass Bewohnerinnen und Bewohner gut sitzende Kleidung tragen, die nicht herunterrutscht und zum Stolpern führt. Liegt eine Blasen-, bzw. Darmschwäche vor, so ist es ebenfalls von Vorteil, wenn die Kleidung einfach an- und auszuziehen ist, um Stürze im Bad zu vermeiden.
Festes, geschlossenes Schuhwerk fördert einen sicheren Gang. Im Winter können Schuhspikes genutzt werden, um das Sturzrisiko durch Schnee und Eis zu vermindern. Falls es doch zum Sturz kommt, kann dieser durch Hüftprotektoren, die in spezielle Unterwäsche gesteckt werden und waschbar sind, gedämpft werden.
Bewegung für Körper und Geist
Regelmäßige Bewegung hat nicht nur positive Effekte auf die körperliche Konstitution. Auch für die Psyche sind bereits kurze Spaziergänge enorm förderlich. Sie helfen bei Depressionen und halten zudem den Verstand länger fit.
Hilfsmittel zur Verfügung stellen
Um Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko zu unterstützen, können ihnen einige Hilfsmittel zur Seite gestellt werden. Besteht aufgrund von Seh- oder Hörschwäche ein Bedarf, sollten Brillen, bzw. Hörgeräte genutzt werden, um die Orientierung im Alltag zu erleichtern. Außerdem kann man Gehhilfen wie Rollatoren oder Gehstöcke zur Sturzprophylaxe einsetzen – diese sollten jedoch richtig angepasst werden, da sich sonst das Sturzrisiko erhöht.
Generell gilt, dass man bei dem Einsatz von Hilfsmitteln eine umfassende Einweisung bieten sollte. Die Hilfsmittel müssen außerdem einfach in der Handhabung sein, um den Alltag zu erleichtern, statt zu verkomplizieren.
Medikamentenbezogene Maßnahmen
Insbesondere ältere Menschen müssen oftmals täglich mehrere Medikamente einnehmen, die Neben- und Wechselwirkungen mit sich bringen können. Werden neue Medikamente verschrieben, sollte man genau überwachen, ob z.B. Schwindel oder eine allgemeine Gangunsicherheit auftreten und dies gegebenenfalls mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen. Allgemein sollte man bei einem erhöhten Sturzrisiko die Medikation vierteljährlich überprüfen, um das Nutzen-Risiko-Verhältnis zu beurteilen.
Umweltbezogene Maßnahmen
Auch in der direkten Umwelt der Sturzgefährdeten kann einiges zur Sturzprophylaxe geleistet werden. Stolperfallen wie Kabel, Teppichkanten oder Möbelkanten sollte man möglichst beseitigen, um die Laufwege frei und sicher zu halten. Außerdem sollte für eine ausreichende Beleuchtung gesorgt sein, beispielsweise durch Nachtlampen oder Lichter mit Bewegungsmelder, sodass sich die Patientinnen und Patienten auch bei Nacht gut orientieren können.
Insbesondere im Badezimmer gibt es diverse mögliche Maßnahmen zur Sturzprävention. Neben Sitzgelegenheiten und Haltegriffen sollte man vor allem eine rutschsichere Bodenunterlage anbringen, um Stürze zu vermeiden.
Ausbildungsplätze als Altenpfleger/in
Sturzprophylaxe für Menschen mit Demenz
Demenz führt zu einem erhöhten Sturzrisiko, da die Betroffenen durch ihr beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis oft Orientierungsschwierigkeiten haben und sich nur schwer an veränderte Bewegungsabläufe gewöhnen. Daher ist es sinnvoll, möglichst viel Ordnung und Routine beizubehalten und wichtige Gegenstände an gewohnte, leicht erreichbare Orte zu legen.
Im Sinne der Sturzprävention ist es außerdem ratsam, Spiegelungen und Schatten zu vermeiden, da diese an Demenz erkrankte Personen verwirren können. Hängt man beispielsweise Spiegel mit einem Tuch ab und leuchtet dunkle Ecken ausreichend aus, so wird das Sturzrisiko verringert. Es gibt außerdem die Möglichkeit, sich von Fachleuten zu kognitiven Trainings für Menschen mit Demenz beraten zu lassen, um die Bewältigung des Alltags zu erleichtern.
Sturzprophylaxe – Professionelle Beratung suchen
Um eine ausreichende und kontinuierliche Sturzprophylaxe leisten zu können, sollte man sich Beratung suchen. Ärztinnen und Ärzte sollten bezüglich der Medikation in regelmäßigen Abständen zu Rate gezogen werden. Ebenso sollte man mögliche Sturzursachen wie Schwindel, Sehschwäche, Nährstoffmangel, etc frühstmöglich abklären. Man kann auch gemeinsam einen Bewegungsplan erstellen, um die Beweglichkeit zu unterstützen und aufzubauen. Zu Gehhilfen wie einem Rollator oder einem Gehstock kann man sich durch die Krankenkasse, den Pflegedienst oder von einem Sanitätshaus beraten lassen.
Sturzprophylaxe – Stürze protokollieren
Kommt es doch zu einem Sturz, so sollte man diesen ausreichend protokollieren, um die möglichen Ursachen zu behandeln. Es ist sinnvoll, eine Checkliste zur Ermittlung des jeweils individuellen Sturzrisikos zu führen, diese regelmäßig zu überprüfen und mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt zu besprechen. Mögliche Punkte dieser Checkliste sind die Anzahl und Art der Medikamente, das Vorhandensein körperlicher Einschränkungen und vorherige Stürze. Außerdem sollte man die durchgeführten Maßnahmen protokollieren, um ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
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1. Sturzprävention im Pflegeheim, https://docplayer.org/... (Abrufdatum: 05.02.2022)
2. Tipps gegen Stürze, https://www.pflege-praevention.de/... (Abrufdatum: 6.02.2022)
3. Sturzprophylaxe, https://www.osteoporose.de/... (Abrufdatum: 07.02.2022)
4. Fall prevention in the elderly, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abrufdatum: 07.02.2022)
5. Fall prevention: Simple tips to prevent falls, https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 07.02.2022)