Langwierig und komplex waren die Verhandlungen des Geschäftsführers des Klinikums Region Hannover (KRH) mit dem ver.di Landesleiter. Doch der “Tarifvertrag Entlastung – Entlastungstage und Mobilteamzulagen” ist nun unterzeichnet. Dies findet das erste Mal in dieser Form in Niedersachsen statt.
Was macht den Tarifvertrag notwendig?
Das KRH ermittelte, dass eine Vielzahl der PflegerInnen vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter aus dem Beruf ausscheiden. In diesem Zusammenhang nannten einige Gründe wie die psychischen und körperlichen Belastungen, die der Pflegeberuf mit sich bringt.
Oftmals wirke sich das zuerst in einer Arbeitszeitreduktion aus, um eine individuelle Entlastung zu erreichen. Obwohl finanzielle Einbußen mit der Reduzierung der Arbeitsstunden einhergehen, gibt es für viele keine andere Option. Danach erfolgt dann der Ausstieg.
Zusätzlicher Handlungsbedarf besteht in der hohen Fluktuationsrate. Auslöser sind nach frisch übernommenen SchülerInnen die ungenügende Praxisanleitung und unzureichende Einarbeitung.
Die Ziele des Tarifvertrags
Ein Ziel des Vertrags liegt hierbei in der Optimierung zur Steigerung der Attraktivität der Gesundheitsberufe. Darüber hinaus soll der Vertrag die Leiharbeit reduzieren. Inwieweit die Zeitarbeit in der Pflege in der Zukunft allerdings überhaupt noch bestehen bleibt, ist umstritten.
Nach der Berliner Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) soll es Zeitarbeit, auch Leiharbeit genannt, bald nicht mehr so geben. Lediglich bei kurzfristigen Personalausfällen in Kliniken soll Zeitarbeit erlaubt sein.
Des Weiteren soll die Gesundheit der Mitarbeitenden des KRHs, welche hohe Belastungen durch ihre Arbeit erfahren, eine Förderung erfahren. Damit verbunden sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die Umsetzung soll mit einfallsreichen und effektiven Lösungen erfolgen.
Der Entlastungs-Tarifvertrag gilt ferner für zwei Jahre. Darauffolgend soll sowohl eine Auswertung des Pilotprojekts als auch ein Gespräch über die Maßnahmen stattfinden.
Entlastungstage und Einrichtung von “Mobilteams”
Die Maßnahmen des Tarifvertrages umfassen mitunter drei zusätzliche freie Arbeitstage im Jahr für Mitarbeitende, welche über 45 bzw. über 50 Jahre alt sind. Dies ist auf die Altersgruppe beschränkt, da es sich um die Gruppe von Personen handelt, welche unter der Arbeitsverdichtung in den letzten Jahrzehnten zu kämpfen hatten. Aus diesem Grund ist es bedeutend, dass sie von dieser Maßnahme profitieren.
Darüber hinaus soll die Einrichtung eines sogenannten “Mobilteams” erfolgen, welches aus 100 Vollzeitstellen besteht. Diese können bei kurzfristigen Ausfällen einspringen. Für die in dem Team Beschäftigten soll es 300 € brutto geben, da sie flexibel in verschiedenen Stationen und Standorten einsetzbar sind. Diejenigen, welche sich bereit erklären, in allen KRH-Häusern eingesetzt zu werden, erhalten pro Monat 500 €.
Einrichtung zusätzlicher Vollzeitstellen
Eine weitere wichtige Regelung des Tarifvertrages ist es, 200 zusätzliche Vollkraftstellen (VK) zur Stärkung des Pflege- und Funktionsdienstes einzurichten. Diese beinhalten:
- 100 VK für das Mobil-Team
- 20 VK, um Entlastungstage zu ermöglichen
- 20 VK für besonders belastete Bereiche
- 30 VK, damit keine Schicht mehr allein gearbeitet werden muss; dient der Attraktivitätssteigerung, da manche KollegInnen bei der Alleinarbeit nachts Angst haben, den Anforderungen nicht zu genügen
- 30 VK zur Erhöhung der Ausbildungskapazität und -qualität; dazu gehört eine bessere Ausbildungsbegleitung und Praxisanleitung während der Ausbildung. Zudem sollen Einarbeitungsphasen einen strukturieren Ablauf haben, sodass man die Auszubildenden “sanft” an neue Herausforderungen heranführt.
Außerdem legt der Tarifvertrag dar, dass die Austrittsgründe systematisch erfasst werden und in direkte Dialoge mit dem Vorgesetzten gegangen werden sollte. Überdies soll die Übernahme von Auszubildenden generell unbefristet stattfinden.