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Eine Thoraxdrainage kommt bei Verletzungen oder Erkrankungen des Brustkorbes oder der darin befindlichen Organstrukturen zum Einsatz. Wie sie funktioniert und bei welchen Krankheitsbildern die Anlage einer Thoraxdrainage angezeigt ist, erläutert der folgende Artikel.
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Thoraxdrainage – Definition
Bei einer Thoraxdrainage handelt es sich um ein Drainagesystem. Dabei erzeugt man mittels eines Katheter-Schlauchs und eines Behälters ein Vakuum am Brustkorb. Mit diesem Vakuum leitet man Flüssigkeit oder Luft aus dem Brustkorb ab. So können Patienten/-innen wieder freier atmen.
Thoraxdrainage – Pflege
Eine Thoraxdrainage stellt den direkten Zugang in den Brustkorb dar und bietet damit einerseits eine hohe Infektionsgefahr. Außerdem kann ein Leck an der Drainage oder eine fehlerhafte Anlage schwere Verletzungen und Komplikationen mit sich bringen. Daher ist es wichtig, dass man bei der Anbringung der Thoraxdrainage gewissenhaft vorgeht.
Thoraxdrainage legen
Die Anlage der Thoraxdrainage ist eine Aufgabe, die von einem/-r Arzt/Ärztin durchgeführt wird. Sie erfolgt unter sterilen Bedingungen und nach lokaler Betäubung (Analgesie). Dabei wird die umliegende Haut nach Desinfektion mit einem Lochtuch abgedeckt und ein kleiner Hautschnitt angelegt. Durch diesen schiebt man die Drainage zunächst in einen Kanal in der Haut vor und platziert ihn letztlich oberhalb einer Rippe im Brustraum.
Dabei ist die innere Mündungsstelle meist einen Zwischenrippenraum höher als die äußere Einstichstelle. Dies reduziert das Risiko einer Undichtigkeit des Drainagesystems. Der Katheterschlauch wird dann für das Ableiten von Flüssigkeiten eher nach hinten unten und für die Luftableitung eher nach oben ausgerichtet vorgeschoben und im Anschluss an der Hauteinstichstelle festgenäht. Für die spätere Entfernung der Drainage legt der/die Mediziner/in eine Tabaksbeutelnaht (eine chirurgische Nahttechnik, die um eine Öffnung gelegt wird) an.
Je nach Zeit und persönlicher Präferenz erfolgt die Anlage häufig in Form einer „Minithorakotomie“, bei der zunächst der Hautschnitt erfolgt und dann ein Finder in den Kanal im Brustkorb geschoben wird. Beim anschließenden Vorschub des Schlauchs dient der Finger des/-r Operateur/in als Leitschiene für den Katheter.
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Thoraxdrainage entfernen
Eine Thoraxdrainage sollte nur dann wieder entfernt werden, wenn die zugrunde liegende Erkrankung behoben ist und nach der Entfernung nicht mit deren erneutem Auftreten gerechnet werden muss. Daher sollte die Fördermenge der Drainage unter 200 Milliliter Flüssigkeit pro Tag betragen. Zudem sollte im Röntgen– oder CT-Bild die Lunge möglichst zur vollen Ausdehnung zurückgekehrt sein und der/die Patient/in einen stabilen Kreislauf haben. Kleinere Flüssigkeitsmengen in der Drainage können durch die mechanische Reizung am Brustfell bedingt sein. Sie stellen keine Kontraindikation zur Drainageentfernung dar.
Nach Entfernung der Wundverbände wird zunächst die Fixierungsnaht am Katheter durchtrennt und dann der Schlauch unter Sog zurückgezogen, wobei man die Einstichstelle mit sterilen Kompressen fest abdrücken muss, um das Eindringen von Luft in den Spalt zu verhindern. Anschließend wird die Tabaksbeutelnaht zugezogen, wodurch die Wundränder fest verschlossen werden und sich zudem leicht nach innen in die Wunde hineinziehen, was zusätzliche Dichtigkeit mit sich bringt.
Vor allem bei Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten können mit Nachblutungen vorkommen. In jedem Fall sollte nach der Entfernung der Drainage eine engmaschige klinische Überwachung erfolgen. Dazu werden je nach Entwicklung auch Röntgenbilder in unterschiedlichen zeitlichen Intervallen angefertigt.
Thoraxdrainage – Anwendungsbereiche und Arten
Es gibt verschiedene Formen der Thoraxdrainage, die sich je nach Lokalisation geringfügig unterscheiden.
Bei der klassischen Pleuradrainage befindet sich der Schlauch in der Pleurahöhle. Das ist der Raum, der vom Brustfell ausgekleidet ist und sich zwischen der Innenseite der Rippen und der Lungenoberfläche ausdehnt. Hier finden sich häufig Flüssigkeitsportionen bei Herzschwäche oder Lebererkrankungen, aber auch bei Lungenentzündungen oder der Absiedlung von Krebserkrankungen (Metastasen am Brustfell).
Auch Ansammlungen von Blut im Rahmen einer Rippenserienfraktur oder Luft in der Pleurahöhle können durch eine Pleuradrainage abgeleitet werden. Letztere treten häufig im Fall eines Pneumothorax auf. Das ist ein Krankheitsbild, bei dem die Brusthöhle durch eine Verletzung von außen eröffnet wird oder geplatzte Lungenbläschen die innere Barriere zwischen der Lunge und dem Pleuraraum einreißen. Da in der Pleurahöhle regulär ein Unterdruck vorliegt, wird bei diesen Krankheitsbildern Luft aus dem Inneren der Lunge oder von außen in den Spalt gesogen, was zu einem Kollaps des Lungenflügels der betroffenen Seite führen kann. Die Thoraxdrainage hilft der Lunge, in ihre ursprüngliche Gestalt zurückzukehren.
Spannungspneumothorax
Bei einem Spannungspneumothorax entsteht durch eine äußere Verletzung des Brustkorbes, meist im Rahmen eines Unfalls, ein in den Brustkorb gerichteter Sog. Dadurch sammelt sich mit jedem Atemzug mehr Luft im Pleuraraum an. Hierdurch werden die Lunge, das Herz und die großen Gefäße immer weiter zusammengedrückt, bis die Blutzirkulation zum Erliegen kommt. Bei diesem lebensbedrohlichen Krankheitsbild müssen Rettungskräfte unverzüglich noch am Unfallort eine notfallmäßige Thoraxdrainage anlegen.
Klassischerweise wird mit der Thoraxdrainage die Pleuradrainage bezeichnet, es gibt jedoch auch weitere Drainagen im Brustraum wie die Mediastinaldrainage (im Raum zwischen den beiden Lungenflügeln, in dem sich vorrangig das Herz befindet) und die Perikarddrainage am Herzbeutel.
Zumeist erfolgt die Drainageanlage über den Standard-Zugangsweg als sogenannte Bülau-Drainage, die regulär im vierten Zwischenrippen- bzw. Intercostalraum (ICR) zwischen den Axillarlinien erfolgt. Seltener kommt die höher und weiter mittig gelegene Monaldi-Drainage zum Einsatz.
Thoraxdrainage – Einsatz bei verschiedenen Eingriffen
Nach operativen Eingriffen an der Lunge oder zur Einbringung von Medikamenten in den Pleuraspalt erfolgt die klassische Pleuradrainage. Herzoperationen können mit Blutansammlungen im Mediastinum oder dem Herzbeutel einhergehen und werden entsprechend durch eine Mediastinaldrainage oder Perikarddrainage zur Ableitung von Blut und Wundsekret versorgt.
Thoraxdrainage – Drainagesysteme
Je nach Funktion kann die Thoraxdrainage eine variable Anzahl von Kammern aufweisen. Während frühere Systeme lediglich eine flüssigkeitsgefüllte Kammer besaßen, in die der Drainageschlauch ausschließlich durch die Schwerkraft ableitet, werden heutzutage meist Zweikammersysteme mit einer separaten Sekretkammer eingesetzt. In komplexen Fällen und bei schlechter Steuerbarkeit der Druckverhältnisse können bis zu vier Kammern verwendet werden. Wobei die dritte und vierte der Kontrolle des Sogs und der Registrierung von Druckänderungen im Brustkorb dienen.
Im Falle einer elektronischen Sogsteuerung werden die Druckwerte zur Erzeugung des Vakuums eingestellt und vom Gerät nachjustiert, was einer übermäßigen oder unzureichenden Sogwirkung entgegenwirken kann und zudem verhindert, dass das empfindliche Brustfell durch starke Schwankungen der Druckverhältnisse zusätzlich belastet wird.
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- Thoraxdrainagen. (2018). In R. Larsen, T. Ziegenfuß, & A. Mathes, Beatmung – Indikation, Techniken, Krankheistbilder (S. 215-227). Springer.