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Inhaltsverzeichnis
Zum besseren Verständnis chronischer Erkrankungen und für eine bedarfsgerechte Betreuung von Betroffenen wurde das Trajekt-Modell entwickelt. Was dieses genau beinhaltet und wie es konkret Anwendung findet, beschreibt der folgende Artikel.
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Trajekt-Modell – Definition
Beim Trajekt-Modell handelt es sich um ein theoretisches Konzept, das die verschiedenen Phasen einer chronischen Erkrankung würdigt. Es hat zum Ziel, die zur jeweiligen Krankheitsphase passende Betreuungssituation zu schaffen.
Das Trajekt-Modell ist nach seinen Entwicklern auch unter dem Namen Corbin-Strauss-Modell oder als Verlaufskurvenmodell bekannt.
Kennzeichen chronischer Krankheiten
Chronische Erkrankungen verlaufen meist nicht linear. Vielmehr weisen sie oft eine hohe Bandbreite an Symptomen und damit einhergehenden Problemen auf, die sich im Krankheitsverlauf immer wieder verändern können. Dabei erfordern vor allem akute Krankheitsschübe mit einer plötzlichen Verschlechterung der klinischen Symptome regelmäßig eine Anpassung der bisherigen Strategien zum Umgang mit der Krankheit.
Die Betroffenen wissen oft nicht, wann sich neue und belastende Aspekte der Krankheit einstellen. Daher schwingt vor allem die Angst vor (künftigen) Schmerzen oft auch in beschwerdefreien Intervallen mit, was alle Beteiligten emotional belastet.
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Trajekt-Modell – Ziele
Neben den Symptomen der einzelnen Erkrankungen wirkt sich auch der Umfang der erforderlichen therapeutischen Maßnahmen auf den Krankheitsverlauf aus. Hierzu zählen unter anderem die Häufigkeit und der Aufwand der einzelnen Therapien und die Nebenwirkungen der erforderlichen Medikamente. Zudem weisen die Betroffenen teils sehr unterschiedliche Ressourcen sowohl auf sozialer sowie finanzieller Ebene als auch im Hinblick auf das Verständnis der Erkrankung und die Möglichkeiten zur Wahrnehmung der Therapien auf.
Bei der Umsetzung des Trajekt-Modells wird zunächst ein Assessment der Betroffenen und ihrer Familien durchgeführt. Hierbei ordnen die Pflegefachkräfte die Krankheit in die entsprechende Phase ein und verschaffen sich einen Überblick über die aktuelle Pflegesituation, die persönlichen Ressourcen und frühere Erfahrungen der Betroffenen. Anhand dieser Basisdaten erfolgt die Formulierung der aktuellen Pflegeziele und eine regelmäßige Anpassung der Interventionen bei einem Wechsel der Krankheitsphase.
Trajekt-Modell – Phasen
Das Trajekt-Modell untergliedert den Krankheitsverlauf in acht einzelne Phasen, die fließend ineinander übergehen, sich abwechseln oder auch übersprungen werden können. Dabei schließt das Modell die präklinische Phase ein, in der noch keine Symptome der Erkrankung vorliegen und präventive Maßnahmen möglich sind.
Mit der diagnostischen Phase chronischer Krankheiten beginnt dann die Verlaufskurve des Krankheitsbildes. Das Ziel der Interventionen ist es, sich die meiste Zeit über in der stabilen Phase zu befinden. Diese zeichnet sich durch eine gute Krankheitskontrolle unter geeigneten therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen aus. Akute Verschlechterungen beginnen häufig mit der unstabilen Phase, in der die Krankheitskontrolle nachlässt, und können in die kritische Phase übergehen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht.
Während die Verschlechterungsphase den kontinuierlichen und langsam ablaufenden Fortschritt der Erkrankung mit zunehmend körperlichem und teils geistigem Verfall beschreibt, stellen sich Krankheitsschübe als akute Phase mit teils lebensbedrohlichen Komplikationen dar. Am Ende der Krankheitshistorie liegt unausweichlich die Sterbephase, die mit dem Tod der betroffenen Person abschließt.
Alternatives Phasenmodell nach Corbin-Strauss
Einige Autoren/-innen komprimieren das Trajekt-Modell auf insgesamt 5 Phasen. Hierbei bilden die präklinische und die diagnostische Phase gemeinsam die Vorphase. Diesen folgt die akute Phase mit erstmaliger Eskalation der Erkrankung. Im Verlauf wechseln sich dann stabile und instabile Phasen ab, bis letztlich die abnehmende Phase, bestehend aus Verfall und Sterbephase, eingeläutet wird.
Trajekt-Modell – Fallbeispiel
Das Trajekt-Modell findet unter anderem Anwendung in der Betreuung von Patienten/-innen mit demenziellen Erkrankungen. Deren Entwicklung kann in vielen Fällen durch präventive Maßnahmen verzögert oder unter Umständen auch abgewendet werden. Hierzu gehören geistige und körperliche Aktivität und die Optimierung von Risikofaktoren.
Meist kommt es im Rahmen einer anderen Erkrankung oder Maßnahme, etwa einem Infekt oder einer Operation, zu einem Verwirrungszustand (Delir), der als akute Phase die Demenz-Diagnostik einleitet. Nach umfassender Erhebung der Begleitfaktoren und Ressourcen einschließlich beruflicher, finanzieller und sozialer Aspekte kann häufig durch angemessene Maßnahmen eine stabile Krankheitsphase erreicht werden. Die Betroffenen gestalten aktiv ihren Alltag mit, um die Orientierung und die Funktion im Alltag möglichst lange zu erhalten.
Trotz aller Bemühungen kommt es im Verlauf zu einer abnehmenden Kontrolle der Erkrankung und weiteren akuten Eskalationen. Diese sind sehr herausfordernd für alle Beteiligten und haben häufig eine Einweisung ins Krankenhaus zur Folge. Auch die dauerhafte Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung ist möglich.
Im Rahmen der Verschlechterungsphase nehmen Appetit und Durstgefühl immer weiter ab, die Körperfunktionen werden zunehmend zurückgefahren. Begleiterscheinungen wie Druckgeschwüre durch Immobilität und verminderte Fettpolster der Haut stellen neue pflegerische Probleme dar, denen angemessen begegnet werden muss. Allmählich findet ein schleichender Übergang zur Sterbephase statt.
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Häufige Fragen
- Was ist das Trajekt-Modell?
- Wann wurde das Trajekt-Modell entwickelt?
- Welches Ziel verfolgt das Trajekt-Modell?
- Wie viele Phasen hat das Trajekt-Modell?
Das Trajekt-Modell ist ein theoretisches Konzept, das helfen soll, chronisch kranke Menschen und ihr Umfeld in jeder Phase ihrer Erkrankung bestmöglich zu unterstützen. Hierzu untergliedert es den Krankheitsverlauf in verschiedene Phasen.
Das Trajekt-Modell wurde von der Krankenschwester Juliet Corbin und dem Soziologen Anselm Strauss im Jahr 1998 entwickelt.
Das Trajekt-Modell soll dazu beitragen, im gesamten Verlauf einer chronischen Erkrankung so zielgerichtet wie möglich auf Beschwerden und krankheitsbedingte Probleme der Betroffenen einzugehen. Hierdurch soll zu jedem Zeitpunkt die maximal mögliche Autonomie und Lebensqualität im jeweiligen Abschnitt der Erkrankung erzielt werden.
Das Trajekt-Modell umfasst acht verschiedene Krankheitsphasen, die teils überlappen oder auch ausgelassen werden können. Dabei mündet es in der Regel immer in der letzten Phase, die als Sterbephase den Tod der oder des Betroffenen einleitet (sofern nicht eine andere akute Erkrankung den Tod herbeiführt).