Ein Thema, das zu jeder Zeit relevant ist, ist der richtige Umgang von Pflegefachkräften mit traumatisierten Personen. Dabei sind die Gründe und Auslöser für ein Trauma genauso vielfältig, wie die damit einhergehenden psychischen Erkrankungen.
Aufgrund des aktuell in der Ukraine herrschenden Krieges sind derzeit rund 730.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert worden. Die Erstuntersuchung finden hierbei oft in Krankenhäusern und Kliniken statt. Der richtige Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen ist angesichts der derzeitigen Situation also besonders wichtig und komplex.
Trauma – Definition
Das Wort kommt ursprünglich aus der griechischen Sprache und hat die Bedeutung „Wunde“. Diese Wunde oder Verletzung kann dabei sowohl psychischer als auch physischer Natur sein. Ist der Auslöser ein belastendes Ereignis oder eine belastende Situation, die von der betroffenen Person nicht bewältigt und verarbeitet werden kann, wird spricht man von einem seelischen Trauma.
Trauma – Auslöser
Ereignisse, bei den das eigene Leben oder die körperliche Unversehrtheit gefährdet waren, hinterlassen häufig ein anhaltendes Gefühl von Angst, Überforderung und Hilflosigkeit. So können schwere Unfälle, Erkrankungen, Naturkatastrophen oder auch Terroranschläge und Kriege zu einem seelischen Trauma führen. Gewaltverbrechen psychischer, körperlicher und sexueller Art sind ebenfalls oft Ursache für Traumata. Aber auch schwerwiegende Verlust – und Vernachlässigungserfahrungen können Auslöser für die Entwicklung von Traumata sein.
Auch Jahre nach dem traumatisierenden Ereignis kann ein Trauma beispielsweise durch neue Lebensumstände oder sogenannte Schlüsselreize ausgelöst werden. Die betroffenen Patienten/-innen leiden dann häufig an „Flashbacks“, in welchen diese das traumatisierende Ereignis noch einmal erleben. Solche Schlüsselreize sind beispielsweise Gerüche, die an den Täter oder die Täterin erinnern, Geräusche, die die erlebte Situationen wieder aufkommen lassen, oder nicht abschließbare Duschen, die an eine Erfahrung sexueller Gewalt denken lassen.
Umgang mit traumatisierten Personen – Psychiatrische Erkrankungen
Doch in welchen psychiatrischen Erkrankungen äußern sich sogenannte Trauma-Folgestörungen? Die Wohl bekannteste ist die posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, welche eine Vielzahl an psychischen Erkrankung umfasst. Häufig geht mit einer PTBS auch eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung, wie Borderline, starke Angstzustände oder eine dissoziative Störung einher. Letzteres bedeutet, dass betroffene Personen für einen Moment nicht mehr geistig anwesend erscheinen, ihre Umgebung nicht richtig wahrnehmen und nicht ansprechbar sind.
Folgen einer nicht behandelten PTBS sind häufig auch Suchterkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber auch Depressionen, Panikattacken und Angstzustände treten in Folge eines Traumas immer wieder auf. Bleibt ein Trauma unerklärt und unbehandelt, führen die psychischen Symptome oft auch zu psychosomatischen Beschwerden. Die traumatisierte Person nimmt also durch psychischen Stress bedingt auch körperliche Beschwerden wahr, beziehungsweise werden diese durch den mentalen Stress bedingt. All diese Symptome können im Einzelnen oder auch gleichzeitig auftreten.
Umgang mit traumatisierten Personen – Erkennen eines Traumas
Doch wie können Pflegefachkräfte bei ihrer Arbeit überhaupt erkennen, ob eine Person unter einem Trauma leidet? Hilfreich zur Erkennung von Traumata sind vor allem die Reaktionen, mit welchen betroffene Personen ihrem Trauma begegnen. Diese können sich sowohl physisch, emotional als auch kognitiv äußern. Traumatisierte Personen zittern häufiger, schwitzen, haben eine erhöhte Herzfrequenz, einen erhöhten Blutdruck oder sogar Atemnot. Sie fühlen sich in der Regel niedergeschlagen, hilf- und orientierungslos, sind leicht reizbar oder reagieren untypisch aggressiv und haben oft weniger Energie.
Besonders die kognitiven Reaktionen auf ein Trauma sind gut von außen zu beobachten. Denn sie zeigen sich in Sprachschwierigkeiten, Gedächtnisverlust, Konzentrationsproblemen und Entscheidungsschwierigkeiten. Bei der Untersuchung eines Patienten oder einer Patientin können Pflegekräfte also auf die beschriebenen Anzeichen achten.
Umgang mit traumatisierten Personen
Sollten nun der Verdacht auf ein Trauma oder das Wissen über ein Trauma vorliegen, stellt sich die Frage, wie Pflegefachkräfte rücksichtsvoll vorgehen können. Ganz grundlegend ist dabei wichtig, der traumatisierten Person, die sich in der Regel hilflos und verängstigt fühlt, ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung zu geben. Das heißt beispielsweise, dass die Pflegefachkraft den/die Patienten/-in nicht einfach ohne Vorwarnung berührt und auch diese auch während der Behandlung über alle Schritte informiert ist. Wenn möglich sollte man sie auch in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen.
Pflegefachkräfte müssen also nicht versuchen, den „Retter“ zu spielen, sondern vielmehr die Fähigkeiten und Stärken der jeweiligen Person erkennen und ihnen als Unterstützung dienen.
Umgang mit traumatisierten Personen – Traumata in Folge von Flucht
Insbesondere im Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen spielt es eine große Rolle den Patienten/-innen mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Dafür ist es natürlich wichtig, eine gegebenenfalls vorhandene Sprachbarriere durch Dolmetscher/innen zu überwinden. Dies ermöglicht es den traumatisierten Geflüchteten, ein wenig Kontrolle über die Situation zu behalten und aktiv an der Behandlung teilzunehmen. Darüber hinaus können sie so auch Fragen und Unsicherheiten aktiv klären.
Auf keinen Fall sollten Pflegefachkräfte jedoch traumatisierte Patienten/-innen zum Reden über das Erlebte zwingen. Ist deutlich, dass die betroffene Person über ihre Erlebnisse sprechen möchte, kann die Pflegefachkraft zunächst selbst zuhören und Verständnis zeigen. Um zu helfen, kann eine Pflegefachkraft nachfragen, ob die traumatisierte Person Unterstützung braucht und diese gegebenenfalls über Einrichtungen, Netzwerke und Beratungsstellen für traumatisierte Geflüchtete informieren.
Trauma – Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie zur Bewältigung eines Traumas erfolgt meistens in drei Phasen. Die Basis der Traumatherapie nennt man Stabilisierungsphase. In dieser erlernt der oder die Patient/in verschiedene Techniken, um akut mit Ängsten und wiederkehrenden Bildern umzugehen. Diese Phase nimmt am meisten Zeit in Anspruch.
Im Anschluss findet die Traumaaufarbeitungsphase statt, in welcher man die Patient/innen gezielt mit ihren Traumata konfrontiert, um diese so verarbeiten zu können. Die letzte Phase dient der Akzeptanz der nicht mehr rückgängig zu machenden Ereignisse. Dies soll dazu dienen, neue Lebensperspektiven zu erkennen und so einem Rückfall vorzubeugen. Diese Phase wird Integrationsphase genannt.
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1. www.psychiatrie.de/buecher/krankheitsbilder/trauma/graebener-traumatisierte-patienten.html (Abrufdatum: 17.05.2022)
2. Traumasensibler und empowernder Umgang mit Geflüchteten, www.baff-zentren.org (Abrufdatum: 17.05.2022)
3. www.deutsche-traumastiftung.de/traumata/behandlung/ (Abrufdatum: 17.05.2022)
4. trauma-akut.de/was-ist-ein-trauma-so-erkennen-sie-es/ (Abrufdatum: 17.05.2022)
5. blog-gestalttherapie-luebeck.de/traumatherapie-die-drei-phasen-der-traumatherapie/ (Abrufdatum: 17.05.2022)
6. mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html (Abrufdatum: 17.05.2022)