Der Pflegemangel in Deutschland spitzt sich immer weiter zu. 2019 fehlte es in der Krankenpflege an rund 17.000 Fachkräften. In der Altenpflege ist die Personallücke mit 24.000 fehlenden Pflegefachkräften noch viel größer.
Dabei kommen den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern unbesetzte Stellen teuer zu stehen. Denn die Kosten für eine offene Pflege Stelle liegen weit über dem Jahresgehalt einer examinierten Pflegekraft. Doch wie hoch sind die Kosten für eine offene Stelle in der Pflege tatsächlich?
Pflege Stellen rund 170 Tage vakant
Neben der Zahl an offenen Stellen kann auch die durchschnittliche Vakanzzeit, also die Zeit vom geplanten Besetzungszeitpunkt bis zur tatsächlichen Einstellung von Pflegepersonal, Aufschluss über die aktuelle Lage in der Pflege geben. Diese Kennzahl ist auch ein Indikator dafür, wie problematisch die Stellenbesetzung in der Pflege wirklich ist.
Während die durchschnittliche Vakanzzeit in Deutschland laut Bundesagentur für Arbeit in allen Berufen 2019 bei insgesamt 118 Tagen lag, dauert es in der Krankenpflege 154 Tage bis eine offene Pflege Stelle besetzt werden konnte.
Noch gravierender ist die Situation allerdings in der Altenpflege. Hier betrug die Vakanzzeit im vergangenen Jahr insgesamt 184 Tage. Dies macht deutlich wie bedrohlich die Lage in der Pflege schon jetzt ist und lässt nur erahnen, welche Ausmaße die Stellenbesetzungsproblematik weiterhin annehmen wird.
Personallücke in der Pflege wird immer größer
Der Bedarf an Pflegeleistungen wird aufgrund des fortschreitenden Alters und der steigenden Pflegebedürftigkeit der Bevölkerung aller Voraussicht nach immer weiter ansteigen. Gleichzeitig stehen aber für eine angemessene und bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung zu wenig Pflegefachkräfte zur Verfügung.
Es ist daher zu befürchten, dass sich die Situation in Zukunft aufgrund des Pflegemangels immer weiter verschlimmern wird und eine Unterversorgung fast schon unumgänglich erscheint.
Schuld daran sind nach wie vor die unattraktiven Arbeitsbedingungen: unregelmäßige Arbeitszeiten, eine schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, schlechtes Gehalt, mangelnde Wertschätzung und eine hohe körperliche Belastung. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen.
Das schlechte Image des Pflegeberufs hat schließlich zur Folge, dass immer weniger Jugendliche eine Ausbildung in der Pflege absolvieren möchten. So gibt es schon jetzt 25.000 “Leerstellen”. Weiter wird die diese Entwicklung dadurch verstärkt, dass auch viele gelernte Pflegekräfte den Beruf aufgrund der hohen Arbeitsbelastung aufgeben.
Offene Stellen sind ein Risiko für jede Pflegeeinrichtung
Bleiben Stellen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern unbesetzt, müssen die Aufgaben des fehlenden Personals auf die übrigen Pflegekräfte verteilt werden. Die höhere Arbeitsbelastung führt zu Stress, Überarbeitung und nicht selten zu weiteren Arbeitsausfällen, etwa durch Burnout.
In manchen Krankenhäusern ist die Situation so ernst, dass Betten leer bleiben müssen. Grund hierfür liegt aber nicht allein daran, dass Pflegeleistungen nicht erbracht werden können. Auch um das Personal nicht noch mehr zu belasten und möglichen Kündigungen vorzubeugen, kommt es teilweise sogar zu Sperrungen von Stationen oder sogar zur Schließung ganzer Abteilungen.
Dabei gilt: Je länger eine Stelle also vakant bleibt, umso mehr kostet sie auch. Denn Umsätze und Gewinne gehen verloren.
Cost of Vacancy – So viel kostet eine unbesetzte Pflege Stelle
Dass eine offene Pflegestelle teuer ist, mag auf den ersten Blick widersinnig erscheinen, immerhin muss für eine offene Stelle kein Gehalt gezahlt werden. Allerdings erwirtschaften fehlende Mitarbeiter auch keinen Umsatz und die Kosten liegen weit über dem, was eine Pflegekraft verdient. Dieser wirtschaftliche Verlust wird mit dem Begriff “Cost of Vacancy” umschrieben.
Anhand einer einfach Formel lässt sich berechnen, wie viel Geld Pflegeeinrichtungen durch nicht besetzte Stellen tatsächlich verlieren:
Jahresgehalt : Ø Arbeitstage * Faktor * Ø Recruitingzeit = COV
Hierzu teilt man das Jahresgehalt der jeweiligen Position mit der Anzahl der Arbeitstage im Jahr. Anschließend multipliziert man das Ergebnis mit der Anzahl an Tagen, die es durchschnittlich dauert, die offene Stelle zu besetzen und mit einem Faktor, welcher die Wichtigkeit des Mitarbeiters angibt:
- 1 = notwendig
- 2 = wichtig
- 3 = sehr wichtig
Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, sollten Pflegeeinrichtungen und Kliniken hierfür ihre Unternehmensdaten zur Berechnung heranziehen, also das genaue Jahresgehalt und die entsprechende Jahresarbeitszeit.
So berechnen sich die Kosten für eine offene Stelle als examinierte Pflegefachkraft
Das folgende Rechenbeispiel geht von einer examinierten Pflegefachkraft mit 36.000 Euro Jahresgehalt aus. Die Zahl der Jahresarbeitstage liegt bei 250. Die Vakanzzeit in der Krankenpflege beträgt laut Bundesagentur für Arbeit 154 Tage. Da examinierte Pflegekräfte für Krankenhäuser und Kliniken sehr wichtig sind, am Arbeitsmarkt aber rar sind, wird zur Multiplikation der Faktor 3 verwendet.
Rechenbeispiel für eine offene Stelle als examinierte Pflegefachkraft:
36.000 Euro Jahresgehalt/250 Arbeitstage = 144 Euro Verdienst pro Tag
144 Euro/Tag * Faktor 3 = 432 Euro/Tag
432 Euro/Tag * 154 Tage Vakanzzeit = 66.528 Euro Cost of Vacancy
Eine offene Stelle im Pflegebereich kostet demnach 66.528 Euro im Jahr. Das ist fast doppelt so viel, wie eine examinierte Pflegekraft in diesem Zeitraum verdienen würde. Für Pflegeeinrichtungen bedeuten unbesetzte Stellen daher immense Umsatzeinbußen.
Lösungsmöglichkeiten gegen Pflegenotstand
Doch wie kann nun gegen den Pflegemangel und den damit einhergehenden steigenden Kosten für Vakanzen und Umsatzverlusten entgegengewirkt werden? Die Politik hat bereits einige Maßnahmen ergriffen, um gegen den Personalengpass und zunehmende Unzufriedenheit der Pflegekräfte anzukämpfen. Hier ist zum Beispiel die Einführung der Personaluntergrenzen oder die Erhöhung des Pflegemindestlohns zu nennen.
Wenn Kliniken und Pflegeeinrichtungen eine Chance haben möchten, sich im hart umkämpften “War for talents” gegenüber Wettbewerbern durchzusetzen, müssen auch sie mit besseren Rahmenbedingungen, die sich an den geänderten Bedürfnissen der Pflegekräfte orientieren, nachhelfen. Dazu gehört der Abbau von Überstunden, die Vereinbarkeit von Familie und Freizeit oder aber auch die Gestaltung flexibleren Arbeitszeiten.
Eine hohe Arbeitgeberattraktivität kann also ein echter Wettbewerbsvorteil sein um sowohl Mitarbeiter zu binden als auch neues Pflegepersonal zu finden.
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