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Die Wundheilungsstörung verstehen und behandeln: Die Fähigkeit des Körpers, Wunden zu heilen, ist ein faszinierender Prozess, der eine komplexe Reihe von biologischen Mechanismen umfasst. Doch trotz dieser Selbstheilungskräfte kann es vorkommen, dass der Heilungsprozess gestört wird, was zu Wundheilungsstörungen führt. Sie können zu erheblichen Schmerzen, Infektionen und sogar dauerhaften Schäden führen.
Was bei Wundheilungsstörungen zu beachten ist und wie man sie richtig behandelt, steht in diesem Artikel.
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Wundheilungsstörung – Definition
Eine Wundheilungsstörung tritt auf, wenn der normale Heilungsprozess einer Wunde gestört ist oder verlangsamt wird. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie z.B. Infektionen, schlechte Durchblutung, Diabetes, bestimmte Medikamente oder chronische Erkrankungen. Wundheilungsstörungen können zu verzögerter Heilung, Infektionen, Narbenbildung oder sogar zu chronischen Wunden führen.
Von kleinen Schnitten bis hin zu schweren Verbrennungen können Wunden jede Person in jedem Lebensabschnitt betreffen und erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Wundheilungsstörungen stellen eine Herausforderung für Patienten und medizinisches Fachpersonal dar. Es ist wichtig, sie angemessen zu behandeln, um Komplikationen zu vermeiden.
Wundheilungsstörung – Ursachen
Störungen in der Wundheilung können mehrdimensional erfasst werden und verschiedene Ursachen haben. Je nach diesen lassen sie sich in allgemeine und akute Faktoren teilen. Generell liegt der Grund für eine Wundheilungsstörung so gut wie immer in mehreren Punkten, einschließlich der individuellen Gesundheitsgeschichte, der Art und Schwere der Verletzung, des allgemeinen Gesundheitszustands sowie Umwelt- und Lifestyle-Faktoren.
Allgemeine Faktoren
Die allgemeinen Faktoren als Ursache für die Wundheilungsstörung beziehen sich auf den Allgemeinzustand des Körpers, also systemische Faktoren. Zu diesen gehören unter anderem die folgenden:
- Mangelernährung, Kachexie (starke, krankhafte Abmagerung)
- fortgeschrittenes Alter
- Adipositas
- Immundefizite (durch Erkrankungen wie HIV oder Medikamente)
- konsumierende Erkrankungen (z. B. Tumoren oder Tuberkulose)
- Polytrauma
- Gerinnungsstörungen
- Neuropathien
- Gewebehypoxie
Letztere kann wiederum aus verschiedenen Situationen entstehen. Häufig sind metabolische oder vaskuläre Erkrankungen wie periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Diabetes mellitus oder venöse Insuffizienz beteiligt.
Aber auch bestimmte Verhaltensweisen und Substanzen können eine Rolle spielen, beispielsweise der Konsum von Nikotin, welcher die Durchblutung beeinträchtigen und die Sauerstoffversorgung des Gewebes verringern kann. Ebenso können chronischer Stress oder eine ungesunde Lebensweise die Wundheilung negativ beeinflussen.
Es ist wichtig, die vielfältigen Ursachen von Wundheilungsstörungen zu erkennen und individuell anzugehen, um eine effektive Behandlung zu ermöglichen und langfristige Komplikationen zu vermeiden.
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Akute Faktoren
Natürlich gibt es auch akute Faktoren für die Wundheilungsstörung, die direkt lokal (im Bereich der Wunde) wirken. Dabei muss nicht unbedingt eine Pathologie für die schlechtere Heilung verantwortlich sein, auch die Position der Wunde spielt eine Rolle: An Gelenken oder in Bereichen, wo die Haut viel bewegt oder stark gespannt ist, wird die Wundheilung meistens verlängert.
Auch die Form der Wunde kann eine Auswirkung haben – Schnittwunden mit glatten Rändern klaffen beispielsweise oft auseinander und heilen damit schwieriger. Tiefe Wunden benötigen meist längere Zeit für die Heilung. Weitere akute Faktoren bei Wunderheilungsstörung können sein:
- Wundinfektion
- große Wundhämatome (Blutansammlung unter der Haut)
- Verunreinigung und Fremdkörper
- Implantate im Bereich
- Serombildung (Entstehung eines Hohlraums, wenn erst die obere Hautschicht zusammenwächst)
- Austrocknung oder Unterkühlung
- Nekrose
- Vorschädigung (bspw. durch Bestrahlung)
Außerdem können auch iatrogene (ärztlich verursachte) Gründe vorliegen, beispielsweise bei einer genähten Wunde eine zu hohe Spannung. Patienten/-innen, die zu viel an der Wunde manipulieren (Schorf wieder abkratzen, reiben, …) beeinträchtigen ebenfalls die Wundheilung.
Wundheilungsstörung – Symptome
Die Symptome der Wundheilungsstörung variieren und können sich mit deren Ursachen überschneiden. Typischerweise gehören die bekannten Entzündungszeichen zu den Hinweisen auf gestörte Wundheilung:
- Rötung (rubor)
- Schwellung (tumor)
- Schmerz (dolor)
- Überwärmung (calor)
- Eingeschränkte Funktion (functio laesa)
Dazu können systematische Entzündungszeichen, wie Fieber, Nachtschweiß oder ein allgemeines Krankheitsgefühl kommen. Der Hinweis auf eine Entzündung kann durch Laborparameter bestätigt werden. Auch die folgenden Faktoren können Hinweis auf eine gestörte Wundheilung sein:
- Serom
- Hämatome
- Wundrandnekrosen
Darüber hinaus ist eine überschüssige Narbenbildung ein geläufiges Symptom. Hierbei entsteht Keloid, das nicht nur eine ästhetische Einschränkung mit sich bringt, sondern auch die Funktion der betroffen Stelle beeinträchtigen kann. Es entsteht über eine übermäßige Bildung von Bindegewebe.
Oft merken aber auch die Betroffenen selbst die gestörte Wundheilung: Wenn Schmerzen bestehen bleiben oder zurückkommen. Als nicht-medizinisches Personal sollte man bei Auftreten dieser Faktoren möglichst einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um die Situation abklären zu lassen und gegebenenfalls eine Behandlung einleiten zu können.
Wann heilt eine Wunde nicht mehr richtig?
Normalerweise heilt eine Wunde in einem Zeitraum von etwa drei bis vier Wochen ab. Bei der Heilungsdauer von über einem Monat spricht man von chronischen Wunden. Deren Regeneration kann sich über mehrere Monate und sogar Jahre ziehen.
Da sie eine Eintrittspforte für Erreger und Fremdkörper in den Körper bieten und die Lebensqualität häufig einschränken, sollte man bei jedem Verbandswechsel die Wunde auf Zeichen einer gestörten Wundheilung überprüfen.
Wundheilungsstörung – Behandlung
Die Behandlung von Wundheilungsstörungen hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Störung ab. In vielen Fällen umfasst die Behandlung die Beseitigung von Faktoren, die die Heilung behindern können, wie z.B. Infektionen oder schlechte Durchblutung. Dies kann die Verwendung von Antibiotika zur Behandlung von Infektionen, die Verbesserung der Wundreinigung und -pflege, die Förderung einer gesunden Ernährung und die Optimierung der Blutzuckerwerte bei Diabetes umfassen.
In einigen Fällen können invasivere Behandlungsmethoden erforderlich sein, wie z.B. die Entfernung von abgestorbenem Gewebe (Débridement), die Verwendung von Wundauflagen oder -verbänden zur Förderung der Heilung, die Vakuumtherapie zur Förderung des Gewebewachstums oder sogar chirurgische Eingriffe, um die Wunde zu schließen oder zu reparieren.
Eine frühzeitige Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und eine optimale Heilung zu fördern.
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- Röthlin M. Wundheilungsstörungen. In: Largiadèr F, Saeger H, Keel M, Hrsg. Checkliste Chirurgie. 11., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2016
- Bode T, Horn T, Schüning A. Wundheilungsstörung. In: Bode T, Horn T, Schüning A, Hrsg. Wundmanagement – Wundversorgung in der täglichen Praxis. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021
- Niethard F, Pfeil J, Biberthaler P. Wundheilungsstörungen. In: Niethard F, Pfeil J, Biberthaler P, Hrsg. Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. 9., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2022